Falk Senger, Geschäftsführer, Messe München

"Um Messen sicher durchzuführen, geht es im Wesentlichen um drei Dinge: Abstandsgebot, Hygiene und Nachverfolgbarkeit aller Teilnehmer." (Bild: Falk Senger, Geschäftsführer, Messe München)

Ende Mai frohlockte der CEO der Messe München, Klaus Dittrich, auf Linkedin, dass er sich freue, im Herbst Besucher auf den Messen begrüßen zu dürfen. Hintergrund war die Entscheidung der bayerischen Staatsregierung, dass ab dem 1. September Messen in Bayern wieder stattfinden können.

Daher wollte die Redaktion von der Messe München wissen, ob und unter welchen Bedingungen die electronica beziehungsweise automatica stattfinden werden, wie sich die Situation bis Herbst entwickeln wird und wie ein Hygienekonzept umgesetzt werden soll.

Ich habe Ihr PDF zum umfangreichen Hygienekonzept gelesen und frage mich, wie realistisch die Durchsetzung ist. Gerade die Abstandsregelung halte ich für schwierig umzusetzen, wenn mit denselben Besucherzahlen gerechnet wird, wie in den letzten Jahren.

Falk Senger, Geschäftsführer, Messe München: Wir erarbeiten aktuell in enger Abstimmung mit der Bayerischen Staatsregierung und den zuständigen Behörden im finalen Schritt die Auflagen, die erfüllt werden müssen, um Messen wie die electronica und automatica sicher durchzuführen. Im Wesentlichen geht es dabei um drei Dinge – Abstandsgebot, Hygiene und Nachverfolgbarkeit aller Teilnehmer. Falls es zu einer Situation kommt, in der es eng wird, etwa im Eingangsbereich oder in den Gängen, muss zeitweise zur Maske gegriffen werden – wie wir das ja in anderen Lebenssituationen bereits gewöhnt sind.

Ein Blick auf die letzte electronica aber zeigt, dass sich selbst am besucherstärksten Messetag maximal 25.000 Besucher gleichzeitig auf einer Fläche von 200.000 Quadratmeter befunden haben. Es besteht also grundsätzlich die Möglichkeit, ausreichend Abstand zu halten. Das gleiche gilt umso mehr für die automatica. Hier ist die Umsetzung aufgrund der geringeren Veranstaltungsgröße sogar noch einfacher.

Rechnen Sie denn mit ähnlichen Besucherzahlen oder gehen Sie davon aus, dass durch Einschränkungen der Reisetätigkeit oder Angst vor Infektionen weniger Besucher kommen werden?

Falk Senger: In diesem Jahr sind wir abhängig von äußeren Umständen wie Grenzschließungen und sonstigen Reisebeschränkungen. Natürlich wirken sich diese Szenarien auf weltweit führende Messen mit einem hohen internationalem Besucheranteil wie bei der automatica und der electronica aus. Mit einem gewissen Rückgang der Besucherzahlen wird daher zu rechnen sein. Gleichzeitig kommt ein Großteil der Messebesucher aus Europa. Wenn sich der aktuell positive Trend hier weiter fortsetzt, gehen wir davon aus, dass sich die Situation bis zum Herbst wieder weitgehend normalisiert hat.

Gehen Sie davon aus, dass die Corona-bedingten Beschränkungen bis zum November bzw. Dezember abgeschwächt oder gar rückgängig gemacht werden und damit auch das Hygienekonzept obsolet werden würde?

Falk Senger: Wir haben für die Messe München bereits ein schlüssiges, den Messebetrieb nicht wesentlich einschränkendes Schutz- und Hygienekonzept ausgearbeitet, das derzeit mit der Bayerischen Staatsregierung und den Gesundheitsbehörden erörtert wird. Dieses Konzept beruht auf der Covid-19-Situation wie sie sich aktuell darstellt. Selbstverständlich werden wir im Einvernehmen mit den staatlichen Stellen Lockerungen an den Vorgaben vornehmen, wenn es die gesundheitlichen Rahmenbedingungen im November und Dezember zulassen.

Wird es eine Umfrage unter den Ausstellern geben, ähnlich der, die die Messe Stuttgart zur AMB durchgeführt hat?

Falk Senger: Wir sind mit den Ausstellern unserer jeweiligen Messen in einem kontinuierlichen und intensiven Austausch. Sowohl mit dem jeweiligen Fachbeirat als auch in zahlreichen persönlichen Einzelgesprächen. Bei der electronica befinden wir uns aktuell in der Phase der Platzierungsbestätigung in den Hallen. Deshalb sind wir mit nahezu allen Ausstellern im persönlichen Gespräch und haben einen guten Überblick über die Stimmungslage in der Branche. Neben einzelnen kritischen Stimmen erfahren wir gerade bei den mittelständischen Unternehmen eine positive Resonanz. Grundsätzlich begrüßt die überwiegende Zahl der Aussteller beider Veranstaltungen die Entscheidung der Bayerischen Staatsregierung, dass Messen ab Herbst 2020 in München wieder stattfinden können.

Die Elektronikindustrie sowie die Automatisierungsbranche erwarten sich ein positives Signal von unseren Messen, um auf den führenden Branchenplattformen ihre Geschäftspartner persönlich zu treffen. Messen sind ein besonders effektives Instrument zur Unterstützung einer Konjunkturerholung und sind sehr zielführend, wenn es um neue Kundenkontakte und konkrete Abschlüsse geht.

Falls die Messen doch nicht wie geplant stattfinden könnten. Was wären Ihre Alternativen?

Falk Senger: Im Moment arbeiten wir mit Hochdruck an der Organisation von sicheren und erfolgreichen Veranstaltungen für alle Beteiligten, so wie es Aussteller und Besucher von electronica und automatica seit vielen Jahrzehnten gewöhnt sind. Tatsächlich gibt es in einer derart ungewöhnlichen Lage auf so einen langen Zeitraum gesehen keine hundertprozentige Sicherheit.

Falls sich die Lage wider Erwarten doch anders entwickelt, werden wir die Veranstaltungen rechtzeitig absagen und über alternative Formate informieren. Den Beteiligungspreis erstatten wir den Ausstellern dann selbstverständlich zurück. Auch die Münchener Hotellerie hat uns für diesen Fall Flexibilität hinsichtlich etwaiger Stornokosten zugesichert.

Das Interview führte Dr. Martin Large, Redakteur IEE

 

 

(ml)

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