Pink 03-Sinter-Anlage

(Bild: Pink)

Erfolgreiche Unternehmerin: Mit der Neugierde auf Neues bewahrt Andrea Althaus den visionären Weitblick. Sie sieht in der Sintertechnik eine weitreichende Zukunftstechnologie.

Erfolgreiche Unternehmerin: Mit der Neugierde auf Neues bewahrt Andrea Althaus den visionären Weitblick. Sie sieht in der Sintertechnik eine weitreichende Zukunftstechnologie. Pink

Mit einer Neugründung fing alles an. Damals ging Friedrich Pink mit 10 Mitarbeitern an den Start und gründete im Jahr 1986 sein Unternehmen Pink Vakuum. Seither sind die Fahnen kontinuierlich auf Wachstum gerichtet: Heute teilt sich das einstige Unternehmen in die Firmenzweige Pink Vakuumtechnik und Pink Thermosysteme mit insgesamt gut 320 Mitarbeitern. Im Januar 2015 expandierte das in zweiter Generation familiengeführte Unternehmen, mit Andrea Althaus an der Spitze, auch nach Japan. Der visionäre Weitblick hatte sich also bezahlt gemacht: „Für meinen Vater ist die Vakuumtechnik etwas Spannendes gewesen, etwas Neues bei dem man noch etwas bewegen konnte. Er erkannte sehr, sehr früh, dass die Vakuumtechnik in der Zukunft nicht mehr wegzudenken sei. Und er hat Recht behalten“, bestätigt Andrea Althaus, Geschäftsführerin von Pink Thermosysteme. Damals war die Vakuumtechnik noch gar nicht im Fokus der Industrie, hielt aber in den letzten 30 Jahren immer stärker Einzug: Etwa in der Elektronik, um immer kleinere Strukturen besser zu verarbeiten oder in der Trocknungstechnik, um eine schonende Trocknung der Güter sicherzustellen oder auch in der Plasmatechnik, um gewisse Reinigungs- und Ätzprozesse überhaupt durchführen zu können.

Zum Produktspektrum gehören daher Systeme für vakuumgestütztes Löten, Niederdruckplasma-Anlagen für die Oberflächenbehandlung sowie Anlagen für die Trocknungs- und Prozesstechnik. Damit deckt Pink einen weiten Bogen in der Elektronikfertigung ab. Die zum Teil recht außergewöhnlichen anlagentechnischen Lösungen reichen von der Beratung, Planung und Projektierung über die Konstruktion und Produktion bis hin zur Lieferung, Montage und einem zuverlässigen Vor-Ort-Service. Schließlich geht es zum großen Teil um einzeln, also kundenspezifisch gefertigte Komponenten, Geräte und Systeme, deren Know-how nicht nur in der Vakuum-Prozesstechnologie, sondern auch in deren Umsetzung in der Präzisionsfertigung liegt. „Wir haben zwar Komponenten und Module, die man als standardisiert bezeichnen könnte, aber bei den Endprodukten gibt es nur wenig Serienprodukte“, erläutert sie weiter, die ihre Kunden in Elektronik-, Halbleiter- und Automobilzulieferindustrie sowie der Medizintechnik und der Pharma- und Chemiebranche sieht. Diese Industriezweige haben häufig Anforderungen, die über die Standardprodukte hinausgehen.

Auf der productronica 2015 stellte Pink erstmals die inlinefähige Sinteranlage SIN200  vor. Damit will das Unternehmen den Anforderungen der Leistungselektronik Rechnung tragen.

Auf der productronica 2015 stellte Pink erstmals die inlinefähige Sinteranlage SIN200+ vor. Damit will das Unternehmen den Anforderungen der Leistungselektronik Rechnung tragen. Pink

Trends zeitig erkennen

„Ein Beispiel für die extrem gut ausgeprägte Weitsicht meines Vaters ist, dass wir seit vielen Jahren Baugruppen für Elektronen-Mikroskope liefern“, veranschaulicht sie und merkt weiter an: „Irgendwann stellte er die Notwendigkeit von Reinräumen fest.“ Zunächst winkte der Kunde noch ab, doch Friedrich Pink insistierte, war er doch davon überzeugt, dass binnen zwei Jahren diese Anforderung im Raum stehen würde: „Heute wird nur noch unter Reinraum-Bedingungen montiert“, berichtet Althaus. „Das ist unsere Aufgabe, rechtzeitig zu erkennen, was der Kunde in beispielsweise zwei Jahren benötigt“, beschreibt sie das Erfolgsgeheimnis ihres Unternehmens, die durchaus mit großen Investitionen verbunden sind. Im Jahr 2012 wurden neue Reinräume in Betrieb genommen mit Reinraum-Klassen 1000 und 10.000, in denen kundenspezifische Systeme montiert werden. „Das ist heute absolut notwendig, um dem Kunden die Produkte so zu liefern, wie er sie benötigt. Wir fertigen Präzisionsteile im µm-Bereich in der Vakuumtechnik. Da darf keine Verunreinigung dazu kommen, auch nicht in der Montage.“

Auch dass sich mit der Vakuumtechnik noch mehr erzielen lässt, hat man früh erkannt und mit der Vadu-Plattform eine flexibel einsetzbare Vakuumlöttechnik entwickelt. Dem voraus gegangen war eine Anfrage eines leidgeplagten Elektronikfertigers: Er wollte seine elektronische Baugruppe von den vielen Gaseinschlüssen in der Lötstelle befreien und musste in Serie produzieren: Mit Vakuumtechnik könnte dies gelingen, kam man schnell zum Schluss. Die Vadu-Lötanlage (Vadu 300) sorgte dann auch im Jahr 2001 für Furore: Durch ein lunkerfreies Löten mittels dem Einsatz von Vakuum und Prozessgasen konnte Pink ein Alleinstellungsmerkmal für sich verbuchen. „Wir können uns zu Recht als Pioniere der Vakuum-gestützten Löttechnik bezeichnen, denn andere Anbieter konnten damals mit der Vakuumtechnik noch nicht umgehen. Unsere Vakuumtechnik war schon dafür ausgelegt – das war ein klarer Wettbewerbsvorteil.“

Lunkerfrei mit Vakuumtechnik

Auch, weil alle lötrelevanten Parameter wie Heizen und Trocknen ebenfalls vorhanden waren: „Das ist ja sozusagen der Überbegriff für alle unsere Systeme, egal ob wir Löten, Plasmabehandeln oder Trocknen: Wir brauchen eine Vakuum-Umgebung, um entweder schonend zu trocknen oder eine Niederdruckplasma-Reinigung durchzuführen oder um eben Voids aus dem flüssigen Lot zu ziehen.“ Wesentlicher Vorteil ist dabei die Heizplattentechnik, wodurch es möglich ist, das Lot flüssig zu halten während das Vakuum aufgebaut wird. Ein weiteres Thema sind flussmittelhaltige Lote, die extreme Verunreinigungen in Anlagen verursachen. Mit einem integrierten Kondensat-Management bleiben die Kammern sauber.

Mit der Vadu-Plattform adressiert das Unternehmen vor allem die Leistungselektronik mit ihren Hybrid- und Multichip-Komponenten. Bei Prozesstemperaturen bis zu 400 °C verfügen die Vadu-Systeme über kurze Aufheiz- und Abkühlzeiten bei geregelten Gradienten. Außerdem ist die Temperaturstabilität während des Evakuierens gesichert. Die intelligente Temperaturregelung erfolgt über eine andockbare Heiz- und Kühlplatte, wobei die Substrattemperatur stetig überwacht und geregelt wird. Dieses patentierte Verfahren liefert sehr gute Lötprozesse mit kurzen Zykluszeiten, schnelle Lötergebnisse und hohen Durchsatz. Während die Lötanlage Vadu 100 für die Labor- oder Kleinserienfertigung geeignet ist, ist die Vadu 200 für den Batch-Betrieb ausgelegt. Mit der Vadu 300 steht ein automatisiertes Inline-System für die Serienfertigung zur Verfügung. . Alle diese Vakuum-Lötsysteme für Preform- und /oder Pastenlötungen unter inerter Lötatmosphäre lassen sich entsprechend individueller Kundenanforderungen mit verschieden maßgeschneiderten Optionen wie Ameisensäureequipment, Transfersystem oder Handlingseinrichtung ausstatten.

Durchstarten mit Sintertechnologie

Die Firma auszurichten und Trends richtig zu erkennen und zu deuten – das ist das, was Andrea Althaus vorantreibt: „Das ergibt sich auch oft, aus den Gesprächen mit den eigenen Mitarbeitern oder mit dem Kunden. Das Geheimnis ist es, rechtzeitig zu erkennen, wie man dem Kunden und dem Markt einen Schritt voraus sein kann. Abgesehen davon legen wir großen Wert auf eine kooperative Zusammenarbeit mit unseren Kunden. Daraus ergeben sich die besten Entwicklungen.“ Mit dem Konzept tritt die dynamische Unternehmerin an dedizierte Kunden heran, um aus der Idee neue Technologien auszuarbeiten: „Wir haben erkannt, dass wenn wir etwas tun, dann muss es eigentlich das Sintern sein – diese Technik passt einfach zu uns und zu unserer grundsätzlichen Produkttechnologie, da es sich dabei um eine Technik handelt, die wir schon im Hause haben“, argumentiert sie. Also dachte man bei Pink einen Schritt weiter, indem man die etablierte Sintertechnik mit der hauseigenen Expertise der Vakuumtechnik miteinander verband: „Da haben wir die Sinter-Technologie mit der Vadu-Technologie zu verheiratet, wodurch wir unseren Kunden einen Mehrwert bieten können. Das Unternehmen ist in der Lage, die Prozessschritte entsprechend zu splitten: vorheizen, sintern, softkühlen mit Ameisensäure – und das Ganze dann im als inlinefähige Anlage im Linientakt. Transportbänder, Mittelstationen und die Anbindung an MES-Systeme runden das Angebotsspektrum ab.

Zur Messe Productronica 2015 stellte Pink mit dem Sintering-System SIN200+ eine Innovation vor, die sicherlich einen Meilenstein in der Löttechnik setzen wird. Und auch da zeigt sich der unternehmerische Weitblick, den die Tochter vom Vater geerbt hat: „Wir haben schon sehr früh erkannt, dass die Anforderungen der Leistungselektronik an die Lötverbindungen sehr hoch sind und immer höher werden: Daher sind besonders niedrige Lunkerraten bei solch hohen Leistungsdichten zwingend erforderlich. Mit der Sintering-System SIN200+ tragen wir diesen steigenden Anforderungen Rechnung.“ Weil sich die Gaskomposition innerhalb der Kammer verändern lässt, um nicht nur unter inerter, sondern auch reduzierender Atmosphäre zu arbeiten, ist es auch möglich, Substrate zu verwenden, die eine unedle Oberfläche aufweisen. „Wir können also auch auf blankem Kupfer sintern“, merkt sie ergänzend an. Derzeit werden nur Oberflächen aus Silber oder Gold gesintert, denn bei Kupferoberflächen bildet sich eine Oxidation aus. Diese lässt sich zwar mit Zitronensäure entfernen, allerdings bedeutet das einen extra Prozessschritt, nämlich eine Reiniungsstation nach dem Sintern. Das ist nach der Sinteranlage von Pink nicht mehr nötig.

„Mit unserer Sinteranlage ermöglichen wir das Silber-Sintern im industriellen Maßstab.“ Die Sinteranlage SIN200+ basiert auf dem Prinzip der Vakuum-gestützten Löttechnik der Vadu-Lötanlagen. Das Sintermodul ist eine Presse, die mit hoher Kraft und Temperatur auf das Produkt drücken kann, um so die Sinterverbindung zu erzeugen. „Unsere Sinterpresse ist in der Lage, den Weg, die Zeit, die Temperatur und den Druck von zwischen 0,5 MPascal und 35 MPascal – also in einem wirklich sehr feinen Bereich – steuern zu können. Dadurch zerstören wir auch kein Produkt“, versichert sie. Die Pressse fühlt, wenn irgendwas vielleicht nicht in der richtigen Position liegen sollte und gibt Meldung an die Steuerung, die dann den Prozess sofort stoppt. „Und auch da möchte ich behaupten, können wir mit einer dynamischen Anpassungsfähigkeit der Presskraft von mehr als 2000 kN unter definierter Atmosphäre einen Mehrwert für den Kunden bieten können“, bekräftigt sie weiter, bewegt von der Zuversicht: „Das kann sonst so keiner. Das schlägt ein wie eine Bombe!“

Andrea Althaus, Geschäftsführerin von Pink

Andrea Althaus, Geschäftsführerin von Pink Pink

Interview:

5 Fragen an Andrea Althaus, Geschäftsführerin der Pink GmbH Thermosysteme

Wie sieht Ihre strategische Ausrichtung für Pink Thermosysteme aus?

Sie ist sehr vertriebslastig, weshalb wir auch einen Exportanteil von 50 Prozent haben. Unsere Hauptmärkte sind neben Deutschland vor allem Asien, insbesondere China und Japan. Es sind standardisierte Produkte und Anlagen, die wir immer kundenspezifisch entsprechend anpassen.

Ist der hohe Exportanteil nach Asien mit ein Grund, weshalb Sie nach Japan expandiert haben?

Für Pink ist Japan der zweitwichtigste Markt der Welt für den Bereich Leistungselektronik und somit für den Produktbereich der Vakuum-Lötanlagen. Seit über zehn Jahren bearbeiten wir nun aktiv den japanischen Markt, mit dem Erfolg, dass wir im Januar 2015 eine Tochterfirma in Tokyo gründen konnten. Das war ein notwendiger und logischer Schritt, da der japanische Markt ein sehr anspruchsvoller ist, der direkt betreut werden muss. Seitdem bin ich zusätzlich zu meinen hiesigen Aufgaben auch Chairwoman of the Board von Pink Japan.

Hauptproduktionsstandort ist Wertheim. Kommt für Sie eine weitere Produktionslandschaft im Ausland in Frage?

Wir sind in der Lage, stabile Anlagen zu bauen und uns auf Kundenspezifikationen einstellen. Und weil Konstruktion und Fertigung eng zusammenarbeiten müssen, um zu qualitativ hochwertigen Ergebnissen zu kommen, haben wir auch keinerlei Ambitionen an unserem Standort Wertheim etwas zu ändern. Ich bin viel in der Welt unterwegs und sehe viele Fertigungsstandorte – ich sehe da keinen Mehrwert. Denn die Kosten, die man vielleicht kurzfristig spart, holen einen schnell ein, weil man einerseits sein Fertigungs-Know-how preisgibt und andererseits sehr viel Logistik zu berücksichtigen ist – etwas, was oftmals unterschätzt wird. Außerdem haben wir hierzulande hervorragend ausgebildete Fachkräfte, die für ein innovatives Unternehmen wie Pink, das in höchster Qualität produziert, von enormer Bedeutung sind.

Wie nähren Sie Ihren Forscher-Spirit?

Das kann ich so nicht beantworten. Was mich antreibt ist der Spaß an der Arbeit. An dem was wir tun und wie wir es tun. Wir haben tolle und ideenreiche Mitarbeiter und anspruchsvolle Kunden. Daraus ergeben sich einfach Gespräche und Situationen, die einen auf wieder neue Ideen bringen. Und zu sehen, dass man an neuen Entwicklungen der Industrie mit seinen Produkten teilnimmt ist so spannend, dass es für mich Antrieb genug ist.

Wo sehen Sie sich in den nächsten drei bis fünfJahren?

Aus heutiger Sicht gehe ich davon aus, dass die Sintertechnologie bis in fünf Jahren einen wichtigen Stellenwert in der Leistungselektronik eingenommen haben wird. Somit sehe ich gute Wachstumschancen für unser Unternehmen und damit auch für mich. Denn man wächst mit seinen Aufgaben. Abgesehen davon werden wir natürlich versuchen unsere Marktstellung weiter auszubauen und auch neue Entwicklungen voran zu treiben.

Leistungselektronik als Wachstumsmotor

Produzierte Pink bislang kundenspezifische Anlagen und Systeme für die Bereiche Löttechnik, Trocknungstechnik und Plasmatechnik, so hat das Unternehmen auf der productronica 2015 mit der inlinefähigen Sinteranlage SIN200+ Premiere gefeiert. Mit diesem neuen Produktbereich „Sintertechnik“ als Alternative zur Löttechnik will Pink künftig die eigene Marktposition weiter ausbauen und so auf die stetig wachsenden Anforderungen der Leistungselektronik reagieren.

SMT Hybrid Packaging 2016: Halle 7, Stand 355

Marisa Robles Consée

Marisa Robles Consée
Chefredakteurin Productronic

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