Wenn die großen TV-Stationen ihre mobilen Übertragungswagen zu wichtigen Veranstaltungen oder Ereignissen schicken, um das Event live zu übertragen oder einen Nachrichtenbeitrag via Satellit zu senden, dann fahren meist Fahrzeuge mit Kommunikationstechnik von ND Satcom los. Das junge Unternehmen entwickelt in Immenstaad am Bodensee innovative Lösungen der Satellitenkommunikation, nicht nur für Fernsehsender, sondern auch für große Industrieunternehmen, für staatliche Stellen, militärische Anwender oder Telekom-Firmen.

Um die starke Position auf ihren anspruchsvollen Märkten zu halten, arbeiten die Immenstaader nicht nur an der Verbesserung ihrer Produkte, sie optimieren auch ihre internen Abläufe. In der Vergangenheit verwendeten sie aus historischen Gründen in den verschiedenen Abteilungen unterschiedliche Softwarelösungen für die Planungs- und Entwicklungsaufgaben. Diese Situation war unbefriedigend, weil die uneinheitlichen Systeme weder intern gut miteinander kommunizierten, noch extern gegenüber dem Kunden eine stimmige Gesamtlösung präsentieren konnten. Das Management verlangte nach einer abteilungsübergreifenden, einheitlichen Lösung.

Bild 7: Schema der Autocad-Ecscad-Anwendung bei ND Satcom.

Bild 7: Schema der Autocad-Ecscad-Anwendung bei ND Satcom.ND Satcom

Einheitliche Werkzeuge für die Planer

Ein Auswahlteam analysierte daraufhin die Anforderungen und sondierte die Angebote auf dem Markt. Am Ende fiel die Wahl auf Autocad Ecscad: dabei handelt es sich um die datenbankorientierte Lösung für die Elektroplanung von Autodesk.

Ausschlaggebend für die Entscheidung war ein Zusatztool zur Audio- und Video-Technik, das der Autodesk-Partner MuM (Mensch und Maschine) entwickelt hatte. Es entsprach weitestgehend den Bedürfnissen der ND-Satcom-Ingenieure. „Für uns ist hauptsächlich die Planung auf der Kabelebene entscheidend, weniger die Planung auf der Drahtebene, wie sie in vielen anderen Anwendungen notwendig ist. Deshalb sind einige Systeme bei der Auswahl herausgefallen, die auf diese Anforderungen nicht eingehen konnten“, erklärt Martin Sauter, System-Ingenieur der Abteilung Mobile Stationen, erfahrener Planer und Key-User des neuen Systems.

Bild 8: Spezifisch angepasste Projektverwaltung für ND Satcom.

Bild 8: Spezifisch angepasste Projektverwaltung für ND Satcom.ND Satcom

Ein weiteres wichtiges Kriterium war die DWG-Kompatibilität der Autocad-basierten Software, um damit auch die Rack-Layouts für die Systeme zu entwerfen. Zudem fasste die Firma langfristig die Einführung einer PDM-Lösung ins Auge und versprach sich von Autodesk Vault eine effizientere Verwaltung der Konstruktionsdaten, auch im Zusammenspiel mit Autodesk Inventor, der Software für mechanische Konstruktionen, mit der die Abteilung Infrastruktur bereits arbeitet.

In erster Linie wollten die ND-Satcom-Konstrukteure ihre Kabelpläne mit Hilfe des AV-Aufsatzes der Ecscad-Software erstellen. Ein Anschluss ist bei ihnen in der Regel kein Draht, sondern ein mehradriges Kabel mit Stecker. „Nur im Bereich der Elektroverteilung und wenn wir aus technischen Gründen einen Anschluss auf die Drahtebene herunterbrechen müssen, gibt es zusätzliche Zeichnungen mit diesen Details“, erläutert der System-Ingenieur Martin Sauter. Weitere wichtige Funktionen sind die Auswertungen in Kabellisten, Materiallisten, Inhaltsverzeichnissen, aber auch die Definition der Geräte mit ihren Anschlüssen im Symbolkatalog. Diese Definitionen sind wichtig, um falsche Anschlüsse in der späteren Anwendung zu vermeiden.

Auf einen Blick

Ein historisch gewachsener Zoo an verschiedenen Tools für Konstruktion und Entwicklung verhindert, dass Mitarbeiter in Projekten anderer Abteilungen aushelfen können. Um das zu ändert, suchte ND Satcom ein einheitliches Werkzeug und fand es in Autocad Ecscad. Dank einer sorgfältigen Auswahl und Einführung arbeiten heute fünf Abteilungen mit der neuen Software.

Softwareeinführung mit System

Ein fünfköpfiges Key-User-Team sollte die Einführung vorbereiten und dazu Unterlagen sowie ein Video-Tutorial erstellen. Da die Konstrukteure der ND Satcom nur einen Ausschnitt der komplexen Autocad-Ecscad-Software brauchen, stellten sie die Einführungsunterlagen und Video-Funktionsbeschreibungen speziell auf die firmenspezifischen Anforderungen ab. Ende 2010 begann schließlich die Systemeinführung in mehreren Schritten, Abteilung für Abteilung.

Die Mitarbeiterschulung lief mehrstufig ab. Zu Beginn einer Woche erfolgte eine allgemeine Einführung. Im Laufe der Woche konnten sich die Mitarbeiter mithilfe der Video-Tutorials selbstständig in die Software einarbeiten. Die Video-Tutorials bestanden im Prinzip aus kommentierten Bildschirmaufzeichnungen der einzelnen benötigten Funktionsabläufe. Bei Fragen standen die Key-User zur Verfügung. Am Ende der Woche gab es eine abschließende Zusammenkunft der neuen Anwender, um Fragen und Probleme in der Runde zu besprechen und zu klären.

Gute Planung hilft auch bei der Schulung

Diese Vorgehensweise mit intensiver Vorbereitung bewährte sich. „Selten ist die Umstellung einer Software-Anwendung so gut gelaufen. Die Vorbereitungszeit von über einem Jahr hat sich gelohnt. Wir haben versucht, eine perfekte Lösung zu schaffen, und möglichst viele Probleme im Vorfeld abzufangen“, betont Sauter. „Die Anpassung der Menüs und der Arbeitsabläufe, die Erstellung von Makros zur Arbeitserleichterung, die Zusatzprogrammierung durch MuM, die Benutzeroberfläche, die Dialoge und ihre Verknüpfung mit dem Programm und der Access-Datenbank hatten Hand und Fuß. Das Video-Tutorial kam gut an. Wir konnten dadurch sehr viel Schulungs- und Supportaufwand einsparen.“

Heute ist die Autocad Ecscad in den vier Abteilungen Mobile Stations, Fixed Stations, Networks und Presales produktiv im Einsatz. Zwölf Lizenzen der Software stehen im Netzwerk zur Verfügung, rund 25 Mitarbeiter sind eingewiesen und benutzen das Programm. „Inzwischen gibt es fünf Key-User in den verschiedenen Abteilungen, die in der Lage sind, einen großen Teil der Fragestellungen und Probleme sofort zu lösen. Sie sind auch berechtigt, neue Geräte im Symbolkatalog anzulegen“, erläutert Martin Sauter, der nach wie vor als interner Hotline-Kontakt fungiert, wenn Hilfe nötig ist.

Mehr Effizienz und Sicherheit

Bild 9: Beispiel-Blockdiagramm.

Bild 9: Beispiel-Blockdiagramm.ND Satcom

Noch fehlt den neuen Anwendern etwas Routine, aber mit zunehmender Übung sollte sich ein deutlicher Zeitgewinn einstellen. Eine professionellere und einheitliche Dokumentation bei abteilungsübergreifenden Projekten ist schon jetzt als Vorteil erkennbar. Als weiteres Plus der einheitlichen Anwendung stellt sich heraus, dass Mitarbeiter über Abteilungsgrenzen hinweg in den Projekten mithelfen können. Wenn die Einführung abgeschlossen sein wird, arbeiten fünf Abteilungen mit dem gleichen System. „Unsere Mitarbeiter sind dadurch breiter und flexibler einsetzbar. Aber auch im Arbeitsablauf reduzieren wir Doppelarbeit. Die Informationen aus den Blockdiagrammen und Angebotsplänen des Vertriebs sind in der Folge nutzbar für die Kabelpläne und Rack-Layouts in der Systemplanung“, berichtet Sauter.

Bild 10: Beispiel-Steckerbelegung.

Bild 10: Beispiel-Steckerbelegung.ND Satcom

Die neue Software erleichtert die Arbeit mit den oft auf unterschiedlichen Blättern eines Planes dargestellten Komponenten, den so genannten „verteilt dargestellten Bauelementen“ (VDB) in den Rack-Layouts, Blockdiagrammen und Kabelplänen. Autocad Ecscad unterstützt eine komfortable Navigation in solchen Plänen und das Springen per Mausklick von Gerät zu Gerät oder von Anschluss zu Anschluss. Das gilt sowohl für die Planungsphase innerhalb der Software, als auch in den endgültigen und ausgegebenen PDF-Dateien, die Autocad Ecscad Publisher auf Knopfdruck erzeugt.

Über die Firma

ND Satcom entstand aus einer Abteilung des geschichtsträchtigen Flugzeugbauers Dornier, und wurde nach zwischenzeitlicher Zugehörigkeit zu Nortel Dasa im Jahr 2000 selbstständig. Heute beschäftigt ND Satcom über 300 Mitarbeiter, davon rund 250 in Immenstaad. Seit März 2011 ist sie als Tochter von Astrium Services Bestandteil des EADS-Konzerns.

Bei der ND Satcom sind die Pläne bis etwa 50 Blätter pro Projekt lang. Bei der Verwaltung der rasch wachsenden Zahl von Plänen hilft die integrierte Projektverwaltung den Überblick zu behalten. Das Check-out/Check-in-Verfahren stellt sicher, dass ein Plan während der Bearbeitung für die Kollegen gesperrt ist. So kann es unter den Anwendern keine Konflikte bei der Bearbeitung von Plänen geben. Im Übrigen verhindern die abteilungsbezogen vergebenen Gruppenberechtigungen des Betriebssystems unberechtigte Zugriffe.

Weniger Fehlerquellen

Autocad Ecscad hilft, Fehler zu vermeiden. Es stellt beispielsweise beim Kopieren eines Betriebsmittels sicher, dass eine eindeutige Kennzeichnung erfolgt und lässt bei Kabeln die Vergabe einer Kabelnummer nur einmal zu. Viele Automatismen und Erleichterungen für die Planer sind in der neuen Anwendung schon realisiert, entweder durch Standardfunktionen oder durch Anpassungen an die spezifischen Wünsche der Immenstaader vor der Einführung. Komplexere Anpassungen wurden beim Autodesk-Partner Mensch und Maschine in Auftrag gegeben. „MuM hat einen guten Job gemacht und es geschafft, alle gewünschten Funktionen sauber zu realisieren“, lobt Sauter. Auch die Geschäftsleitung ist zufrieden mit der neuen Anwendung. 

Dr. Philipp Grieb

: Freier Fachjournalist, unter dem Namen IT-Redaktion in Taufkirchen bei München tätig.

(lei)

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