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Während der Fahrt zum nächsten Geschäftstermin noch schnell die letzten E-Mails abfragen und die dringende Anfrage vom Chef gleich beantworten, einen Tisch für das Mittagessen mit dem Kunden im angesagten Restaurant reservieren, sich über die News der Automobilindustrie informieren und natürlich auch erfahren, wie das Wimbledon-Spiel gestern Abend ausgegangen ist, das man verpasst hat – wer wünscht sich das nicht? Ach ja, und im Stau gelassen bleiben, da meine App mich schon vor der Fahrt über die Verkehrssituation informiert hat, ich eine halbe Stunde früher losgefahren bin und mich jetzt freue, dass ich Zeit (und die Ruhe) habe, meine Lieblingsmusik zu hören, die ich ins Auto streame. Die Wunschliste lässt sich beliebig fortsetzen.

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Nuance

Zur Beantwortung dieser Fragen haben die Automobilhersteller grundsätzlich drei zentrale Fragestellungen zu klären: Die Frage nach der Auswahl der Dienste, der Art der Vernetzung und der Gestaltung der Bedienung.

Auswahl der Dienste

Aus der unübersichtlichen und schier unbegrenzten Auswahl an Apps und Diensten, die im Internet und über das Smartphone verfügbar sind, gilt es diejenigen zu identifizieren, die Autofahrern wirklich wichtig sind. Es überrascht nicht, dass Autofahrer insbesondere an Diensten interessiert sind, die sie schneller und ohne Stress ans Ziel bringen, die die Fahrt unterhaltsamer gestalten oder es ihnen ermöglichen, längere Fahrtzeiten zu nutzen und in dieser Zeit andere Dinge zu erledigen.

Aus der kürzlich vom Marktanalyse-Unternehmen Strategy Analytics veröffentlichten Untersuchung „Consumer Interest in Connected Services“ geht hervor, dass Autofahrer sich vor allem solche Dienste wünschen, die mit der Fahrsituation zusammenhängen. Besonders beliebt sind Dienste, die die Navigation und das Auffinden eines Zieles erleichtern – beispielsweise das Navigieren zu Sonderzielen und das Auffinden von Parkplätzen – oder Informationen bieten, die für die Fahrt relevant sind, wie zum Beispiel Treibstoffpreise oder Wetterinformationen. Die zweite Kategorie betrifft die Unterhaltung während der Fahrt: Internetradio, Musikstreaming oder Nachrichten- und Informationsdienste. Die dritte Kategorie umfasst die Vernetzung mit sozialen Netzen, wie Facebook und Twitter, die zwar im Allgemeinen sehr beliebt sind, während der Fahrt jedoch weniger relevant scheinen.

Bild 1: Präferenzen der Autofahrer.

Bild 1: Präferenzen der Autofahrer.Nuance

Idealerweise bietet das vernetzte Auto die Funktion eines persönlichen Assistenten, der dem Fahrer die für ihn wichtigen Informationen aktiv bereitstellt, bei Bedarf schon bevor man losfährt. Ein persönlicher Auto-Assistent kennt das Profil des Fahrers, seine Präferenzen, Termine und geplanten Routen. Die Information, dass die voraussichtliche Fahrtzeit zu seinem ersten Termin sich wegen einer Autobahnsperrung um 30 Minuten verzögert, wünscht man sich natürlich rechtzeitig, gerne aufs Smartphone mit einer vorgeschlagenen alternativen Route. Und wenn man ins Auto steigt, freut man sich über eine persönliche Begrüßung mit Wettervoraussage, dem Vorlesen der aktuellen Nachrichten aus dem gewählten Nachrichtenkanal, der Zusammenfassung der Sportnachrichten sowie der persönlichen Nachrichten, gefolgt von einer individuell zusammengestellten Playlist.

Die Präferenzen und Erwartungen der Fahrer ändern sich mit der Zeit und dem Erscheinen neuer Dienste und Apps. Daher ist es wichtig, dass die Plattform flexibel ist, um neue Dienste ohne großen Aufwand und Kosten anbieten zu können. Außerdem sollte die Plattform dem Hersteller Einblicke in die Nutzung der Dienste bieten und damit zu einer Entscheidungsgrundlage für die Gestaltung des Dienste-Portfolios oder für die Entwicklung von Monetarisierungsstrategien werden.

Die Art der Vernetzung

Bild 2: Vernetzung des Fahrzeugs mit dem Smartphone und der Cloud.

Bild 2: Vernetzung des Fahrzeugs mit dem Smartphone und der Cloud.Nuance

Die Vernetzung im Auto hat aus Sicht des Infotainment zwei wichtige Aspekte: Die Vernetzung des Fahrzeugs mit dem Internet beziehungsweise der Cloud und die Vernetzung des Fahrzeugs mit dem Smartphone.

Der Automobilhersteller hat bei der Wahl der Vernetzungsstrategie und Architektur zunächst die grundsätzliche Frage zu klären, ob die Vernetzung von der Headunit oder vom Smartphone gesteuert werden soll.

Die Headunit-gesteuerte Vernetzung bietet sowohl aus Sicht der Hersteller als auch aus Sicht der Anwender eine Reihe von Vorteilen. Sie unterstützt eine optimale Integration von internetbasierten Diensten und Apps mit den Anwendungen im Fahrzeug, beispielsweise die Kombination von Onboard- und Offboard-Navigation sowie die optimale Integration mit dem Fahrzeugdisplay und der Audioumgebung. Dies ermöglicht dem Fahrer eine einheitliche Bedienung sämtlicher Anwendungen, unabhängig davon, ob sie im Fahrzeug verbaut sind oder vernetzt. Die enge Abstimmung von Inhalten und Apps, haptischer und Sprach-Bedienung sowie der Konnektivität sorgt für eine optimale Bedienung.

Die Steuerung der vernetzten Dienste durch das Smartphone bietet den Vorteil, dass rechenintensive Aufgaben auf das Smartphone verlagert werden können und damit Hardwarekosten und Integrationsaufwand reduziert werden können.

Hybride Ansätze ermöglichen es, einerseits auf Funktionen im Auto und im Netz zuzugreifen, und andererseits die Vorteile der Headunit mit den Möglichkeiten des Smartphones zu kombinieren.

Innovationszyklen im Einklang

Bild 3: Die Verwaltung von Kunden- und Fahrzeugdaten im vernetzten Auto.

Bild 3: Die Verwaltung von Kunden- und Fahrzeugdaten im vernetzten Auto. Nuance

Um die unterschiedlichen Innovationszyklen der Mobil- und der Autoindustrie in Einklang zu bringen und das Angebot an vernetzten Diensten aktuell zu halten, ist es wichtig, dass die Plattform flexibel ist und Over-the-Air-Updates unterstützt. Damit lassen sich über die Lebensdauer des Fahrzeugs Service-Updates oder neue Dienste auch ohne aufwändige und kostenintensive Werkstattbesuche hinzufügen. Für die einfache und dynamische Vernetzung von Inhalten im Auto ist es sinnvoll, dass die Plattform die Inhalte von der Headunit abschirmt – und zwar in Form einer Transformation-Engine, die die Inhalte abstrahiert. Dadurch können beispielsweise Änderungen der Schnittstellen der Anbieter abgefangen werden, ohne dass es für den Anwender zu einer Unterbrechung des Dienstes kommt.

Natürlich möchten Autofahrer ihre bereits vorhandenen Accounts auch im Auto nutzen und von dort auf ihre Daten zurückgreifen. Daher ist die Verwaltung der Nutzerdaten und vorhandener Abonnements ein weiterer wichtiger Aspekt. Festgelegte Präferenzen sollten auch im Auto Gültigkeit haben. Dies setzt voraus, dass der Anwender eindeutig identifiziert werden kann. In der Regel findet die Identifizierung über die SIM-Karte des verbundenen Telefons statt. Eine sichere und bequeme Alternative ist die Identifizierung über Sprachbiometrie wie sie beispielsweise Dragon Drive von Nuance ermöglicht. Hierbei legt der Anwender ein Stimmprofil an und identifiziert sich anhand der einzigartigen Merkmale seiner Stimme. Idealerweise ermöglicht die Plattform sogar die Verwaltung mehrerer Personen, die das gleiche Auto benutzen. Ein nutzerfreundliches User-Portal, über das der Anwender seine Daten (inklusive Fahrzeugdaten) bequem eingeben kann, macht die Nutzung und Verwaltung für den Fahrer nicht nur bequemer sondern auch transparenter. Die Analyse und Auswertung der Nutzungsdaten gibt dem Hersteller wichtige Informationen darüber, welche Dienste bei den Kunden gut ankommen und genutzt werden, und welche Dienste ersetzt werden können.

Das Infotainment-Angebot wird zunehmend ein wichtiges Differenzierungsmerkmal zwischen verschiedenen Marken und im Allgemeinen als Indikator für die Innovationsstärke einer Automarke gesehen. Umso wichtiger ist es, dass die Wahl der Plattform dem Hersteller Differenzierungsmöglichkeiten bietet. Dazu zählt die Möglichkeit, die Auswahl an vernetzten Diensten und Apps zu gestalten und die Option, zwischen verschiedenen Anbietern zu wählen, die dem eigenen Markenbild nahe sind. Dazu zählt aber insbesondere auch die Möglichkeit, das User Interface dem jeweiligen Design der Marke anpassen zu können.

Das vernetzte Auto von morgen

Das vernetzte Auto von morgen ist nicht nur mit dem Smartphone und der Cloud verbunden, sondern mit den übrigen Verkehrsteilnehmern und Verkehrsleitsystemen, mit der persönlichen Umgebung und weiteren Geräten des Anwenders, vom vernetzten Haus bis zu den neuen „Wearable Devices“, intelligenten Uhren und anderen intelligenten Geräten. Damit kann der Anwender immer und überall auf die gleichen Apps und Daten zugreifen. Persönliche, virtuelle Assistenten, die über verschiedene Umgebungen und Geräte hinweg den Anwender, sein Profil, Präferenzen und Historie kennen, bringen die Informationen und Dienste zusammen und ermöglichen eine einheitliche Bedienung und einen reibungslosen Übergang von einer Umgebung zur nächsten. Und natürlich hören sie aufs Wort: per NLU.

Bei der Bedienung des Infotainment-Systems interagiert der Fahrer unmittelbar mit dem Fahrzeug. Dessen Gestaltung bestimmt ganz entscheidend die Wahrnehmung und das Erlebnis der Marke. Alle Elemente des User Interface sollten dem Markenbild angepasst sein und die Marke widerspiegeln, von der grafischen Gestaltung der Bedienoberfläche und der Verwendung von Markensymbolen bis zum Dialogablauf und der Auswahl der angebotenen Apps. Automarken gehören zu den stärksten und wertvollsten Marken überhaupt, und die emotionale Bindung von Autobesitzern zu ihren Fahrzeugen und Automarken ist allgemein sehr hoch. Umso wichtiger ist eine einheitliche aber auch einzigartige, mit der Marke identifizierbare Gestaltung des Infotainment-Systems – sowohl der Elemente, die im Auto verbaut sind, als auch der vernetzten Funktionen.

Bedienung von vernetzten Funktionen im Auto

Die besten Funktionen sind nutzlos, wenn der Fahrer sie nicht bedienen kann. Der Fahrer muss während der Bedienung in der Lage sein, den Verkehr und seine Umgebung im Blick zu behalten und die Hände am Steuer lassen. Eine im Jahr 2013 vom US Department of Transportation veröffentlichte Studie hat gezeigt, dass die größte Ursache für ein erhöhtes Unfallrisiko in der visuellen und manuellen Ablenkung des Fahrers liegt. Sprachbedienung ist eine wichtige Voraussetzung für die Nutzung der umfangreichen Infotainment-Optionen während der Fahrt – optimal kombiniert mit anderen innovativen Bedienmodalitäten wie Touchscreen mit übersichtlich gestalteten Oberflächen, Bedientasten am Lenkrad, Bedienfeldern, die auf Fingergesten reagieren und Handschrift erkennen. Dabei ist es wichtig, dass die Sprachsteuerung und der Dialog so gestaltet sind, dass sie sich intuitiv bedienen lassen und selbst möglichst wenig ablenken.

Das Verstehen von natürlichsprachlichen Äußerungen, so genanntes Natural Language Understanding (NLU) setzt sich dabei immer mehr durch. Bei Lösungen, die auf NLU-Technologie basieren, werden nicht nur die Wörter erkannt, die gesagt wurden, sondern die Intention des Sprechers interpretiert und die entsprechende Aktion ausgeführt. Der Anwender kann direkt zum Punkt kommen, ohne durch ein mehrschichtiges Menü navigieren zu müssen. Dadurch sinkt die kognitive Anforderung an den Anwender, wodurch nicht nur die Akzeptanz der Sprachbedienung steigt sondern auch die Sicherheit. Das ist insbesondere bei neuen oder unregelmäßigen Anwendern wichtig, die oftmals nicht mit der Funktionsweise der Systeme vertraut sind. Der Sprecher braucht sich nicht an einen vorgegebenen Dialogablauf mit definiertem Wortschatz und Grammatik zu halten, da er stets auf sämtliche Funktionen in Umgangssprache zugreifen kann. Er kann beispielsweise sagen: „Hallo Dragon, ich möchte auf schnellstem Wege zu Nuance in Aachen fahren.“ In herkömmlichen Systemen müsste der Anwender zunächst das Navigationsmenü auswählen und anschließend die Adresse sprechen, meist in einem vorgegebenen Format: „Jülicher Straße 376, Aachen“.

Fatima Vital

ist Director Marketing, Automotive & Consumer Electronics bei Nuance Communications.

(av)

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