Klaus_Wammes_Portrait_2013

Klaus Wammes, Geschäftsführer Wammes & Partner (Bild: Wammes)

Die lange Aushärtungszeit steht in direkter Konkurrenz zum Motto – Zeit ist Geld. Zwangsläufig ergibt sich ein Spannungsfeld zwischen Kosten und Technik. Problematisch kann es dann werden, wenn das Bonding nicht funktioniert. Hinzu kommt die Devise der Physik, dass sie sich nun mal nicht zwingen lässt. Prozesse, die hier funktionieren, funktionieren in anderer Konstellation nicht unbedingt. Unternehmen erkennen daher zunehmend die Notwendigkeit der Informationsbeschaffung und gehen verstärkt dazu über, sich bereits vorab über potenzielle Probleme und Hindernisse zu informieren. Der Troubleshooter wird zum Berater, der alle Parameter des Verfahrens aufzeigt.

Neue Herangehensweise gefragt

Neu beim Optical Bonding sind in erster Linie daher nicht diverse technische Verfahren. Es geht mittlerweile vielmehr darum, dass Distributoren/VARs und Integratoren neu an die Sache herangehen. Entlang der gesamten Prozesskette und bei den meisten Beteiligten ist inzwischen angekommen, dass zwischen Wunsch und Wirklichkeit eine große Lücke besteht. Nicht umsonst werden Veranstaltungen, bei denen Erfahrungen ausgetauscht werden, immer populärer. Die Erkenntnis setzt sich durch, dass die Worte und Zahlen einer vorliegenden Spezifikation nicht vollständig und allein aussagekräftig für die Anwendung und Umsetzung sind. Um sich ein komplettes Bild der Situation machen zu können, werden mehr Informationen benötigt.

Expertenrat

Wammes ist mit seinem Netzwerk spezialisiert auf die Forschung und Produktion im Bereich der Optoelektronik, mit Schwerpunkten in den Bereichen elektronische Flachdisplays sowie Lichterzeugung und -verteilung. Mit mehr als 25 Jahren Erfahrung in Entwicklung und Herstellung von Flachbildschirmen und Displays für extreme Anwendungsbereiche ist es auch einer der Ansprechpartner im Electronic-Displays-Center (www.EDCG.center) in Gundersheim, die Anlaufstelle für alle Fragen rund um elektronische Displays – in allen Applikationen und für alle Hersteller.

Das Problem dahinter ist allerdings, dass Optical Bonding nur vermeintlich ein eindeutiger technischer Terminus eines Vorgangs ist. Es ist vielmehr ein Sammelbegriff für individuell aufeinander abgestimmte Komponenten, Materialien und Prozesse. Wie immer gibt es daher ein Spannungsfeld zwischen Geld und Technik. Es geht um Geschäft. Zudem wird zusätzlich Zeit benötigt, bis zum Beispiel auch der Kleber ausgehärtet ist. Je schneller es gehen soll, umso mehr Probleme entstehen. Auch die Bonding-Fachkraft muss ausgebildet werden, weil Maschinen, Prozesse und Set-Up komplexer werden. Die Idee ist aber zunächst, das Projekt ins Haus zu bekommen. Da muss das Device erstmal nur funktionieren.

80/20-Regel nicht optimal

Mit der 80/20-Regel werden Aufwand und Kosten meist nochmal größer. Denn, mit 20 Prozent Aufwand kann 80 Prozent Funktionalität und Perfektion erreicht werden und die restlichen 20 Prozent Perfektion kosten weitere 80 Prozent Aufwand – oft genug viel zu viel, um Kostenvorgeben einhalten zu können. Besteht beispielsweise ein Produkt aus 10 Komponenten/Arbeitsschritten, die alle nach der 80/20 Regel umgesetzt werden, heißt das 10 Mal nur 80 Prozent Funktion/Stabilität – dann sind es in Summe nur gut 10 Prozent der Produkte die voll-funktionsfähig wären. Um in Summe die 80 Prozent-Marke zu erreichen, müssten alle einzelnen Prozess-Schritte jeweils zu 99 Prozent perfekt sein.

Natürlich sind alle Bonds deswegen nicht automatisch minderwertig. Oft sind sie aber unpassend für die geforderte Anwendung und nur für eine ganz bestimmte Kondition sehr gut geeignet. Zum Beispiel: In einem Wohnzimmer herrschen 25 Grad bei 55 Prozent Luftfeuchtigkeit, keine Vibrationen, keine Kondensation. Je weiter weg das tatsächliche Einsatzgebiet von diesen anvisierten Idealbedingungen ist, desto schlechter ist dann die Dauerhaftigkeit des gebondeten Devices.

Um herauszufinden, ob mit Problemen im Echt-Betrieb gerechnet werden muss oder ob sie gar zu vorsichtig sind und das gewählte Display respektive Bonding-Prozess für die vorgegebene Anwendung überspezifiziert beziehungsweise zu teuer ist, verließen sich Systementwickler bislang nur auf die einfach von den Herstellern erhältlichen Spezifikation für die benötigten Komponenten und Prozesse – meist am Beispiel einer idealisierten Beispielanwendung. Eine One-fits-all-Lösung existiert aber nicht. Fehlende oder falsche Informationen können jedoch zu Problemen im Feld führen und unüberschaubare Kosten entstehen lassen. Daher wird der Erfahrungsaustausch mit Experten, auch von Wammes, nicht nur beim Optical Bonding immer wichtiger.

 

(hw)

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