Auch wenn man glaubt, dass die eigene Fertigungslinie optimal ausgelastet ist – wie sicher kann man da wirklich sein? Erst eine systematische Aufzeichnung des Materialflusses kann wirklich aufzeigen, wo die Möglichkeiten für eine Verbesserung liegen. Eine Fertigungslinie, genauso wie andere verkettete Anlagen auch, produziert dann am effektivsten, wenn vor jedem System immer eine Baugruppe wartet, jedes System die fertige Baugruppe sofort abgeben kann und alle Bauteile, Materialien und Komponenten ausreichend vorhanden sind.

Aus der praktischen Erfahrung, dass diese Bedingen nicht immer zutreffen, ergeben sich folgende Fragen:

  • Wo, wann, wie lange treten Störungen bzw. Unterbrechungen auf?
  • Wer wartet auf wen?
  • Wo liegen die Engpässe?
  • Wie exakt arbeitet die Materialflusssteuerung? Wie steht es um die Prozesssicherheit?
  • Wo geht Zeit verloren?

Die Antwort auf solche Fragen führte 2006 zur Gründung der Promatix GmbH durch den Physiker und erfahrenen Produktionsexperten Dr. Holm Baeger und der Entwicklung des Hard- und Softwaresystem Linealyzer. Ursprünglich als Expertensystem zur Unterstützung von Projekten im Rahmen seiner Unternehmensberatung gedacht, wurde das System in den vergangenen Monaten zu einem Werkzeug weiterentwickelt, mit dem der Anwender direkt vor Ort seine Organisation steuern kann. Es ist inzwischen bei einer Vielzahl von Anwendern erfolgreich im Einsatz.

Die Grundidee des damals als Fertigungsverantwortlichen für ein großes Elektronik-Unternehmen tätigen Dr. Baeger war, ein Konzept zu entwickeln, das die Fertigung transparent und durchsichtig macht. Also gilt es, systematisch Schwachstellen im Fertigungsfluss zu detektieren, indem Daten über Stillstandszeiten und punktuellen Durchsatz automatisch gesammelt und ausgewertet werden.

Der Linealyzer wurde seitdem stetig weiter entwickelt, die Bedienoberfläche verbessert, die Analysetools optimiert. Als Dr. Baeger die Promatix GmbH 2010 zum Verkauf anbot, haben Jochen Alt und Hubert Schönle die Gelegenheit genutzt und sind seit 1.1.2011 die neuen Gesellschafter und führenden Köpfe von Promatix. Am Standort in Laupheim nahe Ulm wird noch in diesem Jahr eine Live-Demolinie mit dem Linealyzer installiert. Und auch das Büro Nord mit Jürgen Brag als Fachmann für Lösungen rund um den Linealyzer ist weiter mit im Boot.

Die viele Jahre zurückreichenden Erfahrungen des Promatix-Teams in der Elektronikfertigungsbranche zogen es natürlich ebenso nach sich, dass schon jetzt an langfristige Kooperationen und sinnvolle Ergänzungen des Produktportfolios gedacht wird. Deshalb haben die IPTE Factory Automation (FA) und die Promatix GmbH eine strategische Partnerschaft geschlossen. Promatix übernimmt im Rahmen dieser Kooperation den Vertrieb der Traceability und Boardhandling Produktlinien der IPTE FA.

Transparenz schaffen

Wenn ein Unternehmen die Entscheidung getroffen hat, das Thema Transparenz und Optimierung in der Produktion anzugehen, werden im ersten Schritt die Verantwortlichkeiten zugewiesen und eine Arbeitsgruppe gegründet.

Der zweite Schritt dient zur Definition der Ziele und der Ermittlung der Ausgangslage, wobei bereits konkrete Informationen benötigt werden. Diese sollten über die IT-Struktur verfügbar sein. Als Quelle dient hier meist das jeweils eingesetzte ERP-System.

„Eine echte Herausforderung stellt die Ermittlung von verlässlichen Daten aus der Prozessebene dar. Da wird oft noch mit Stoppuhr und Excel-Tabelle gearbeitet, um wenigstens ein paar Basis Daten zu erhalten“, erläutert Hubert Schönle, geschäftsführender Gesellschafter der Promatix GmbH. „Beim Einsatz unseres Systems entfällt die mühsame Datenerfassung. Der Linealyzer ermittelt die Daten selbständig aktuell und ohne jeglichen Aufwand für den Anwender. Wir achten dabei darauf, nur solche Daten zu generieren, deren Informationsgehalt zur Entscheidungsfindung dienen“, meint Schönle.

„Wir kommen beide aus der Fertigungsautomatisierung im Elektronikbereich und kennen die „wirklichen“ Probleme nur zu gut,“ betont Jochen Alt, Gesellschafter der Promatix GmbH. „Deshalb bringen wir zum Thema der Automatisierung und Softwarelösungen mit dem Ziel, die Produktivität zu steigern, eine Menge an übergeordnetem Wissen mit.“

Dazu kommt ein überschaubarer Invest in den Linealyzer, der skalierbare Angebote umfasst, bis hin zur Miete des kompletten Systems.

Systematisch gegen den „Stillstand“

Der Linealyzer von Promatix ist eine Komplettlösung aus speziellen Sensoren und Mess-Controllern, die sich schnell und problemlos in beinahe jede verkettete Fertigungslinie und selbst in manuelle Arbeitsplätze integrieren lassen. Dabei ist es unerheblich, ob es sich um standardisierte Schnittstellen oder um „gewachsene“ Lösungen zur Materialübergabe zwischen Fertigungsprozessen handelt.

Da zur Signalgewinnung absolut kein Eingriff in die Maschinen-Software notwendig ist, werden auf diese Weise selbst ältere Anlagen in kürzester Zeit in den Linealyzer integriert.

Die Mess-Controller stellen mit der integrierten Signalaufbereitung sicher, dass nur valide Signale ihren Weg in das nachgeschaltete Auswertungssystem finden. Auf diese Weise wird gewährleistet, dass die Integration des Linealyzers absolut störungsfrei und ohne Produktionsausfall innerhalb kürzester Zeit durchführbar ist, um bereits innerhalb einer Schicht die ersten Ergebnisse mit den Anwendern verifizieren zu können.

Dass die ermittelten Signale vom ersten Moment an nachvollziehbar und klar ausgewertet werden können, ist die Basis für die schnelle Akzeptanz des Systems durch Bediener und Produktions-Verantwortliche, was bisher von allen Promatix-Kunden bestätigt wurde. Nachvollziehbarkeit und Klarheit sind daher auch der Maßstab für die Auswertemodule, die das Kernstück des Linealyzers bilden.

Wo bisher kurzzeitig die Stoppuhr und langfristig nur das Gefühl der Anwender und Verantwortlichen eine schmale Basis für Entscheidungen hergaben, wird jetzt eine Transparenz der Produktionsabläufe hergestellt, die selbst für „alte Hasen“ an der Produktionslinie oft überraschend ist:

  • Welche Produkte erreichen welche Taktzeiten?
  • Wie unterscheiden sich langfristig gemittelte Taktzeiten von den wirklich erreichbaren?
  • Wie lange warten wertschöpfende Prozesse auf Material von vor- oder nachgelagerten Prozessen?
  • Wie lange wird ein neues Produkt gerüstet?
  • Welche kurzfristigen Störungen verursachen einen Linienstillstand?

Alle diese Informationen werden automatisch  mit einem Zeitstempel versehen und stehen zur Auswertung innerhalb kürzester Zeit zur Verfügung. Unabhängig davon, ob die Auswertungen quasi online vom Bediener oder als Report über einen festgelegten Zeitraum automatisch generiert werden, das Ziel heißt Transparenz.

Transparenz für die Mitarbeiter

Da die Daten für jedermann klar und nachvollziehbar aus dem Materialfluss innerhalb der Produktionslinie gewonnen werden, bleibt kein Raum für Schätzungen oder Vermutungen. Stillstände werden vom Linealyzer ab einer gemeinsam festgelegten Zeit automatisch detektiert, einer Störungsursache zugeordnet und dem Operator auf einem Dashboard signalisiert (Bild 3). Mit diesem Tool kann der Operator dann entsprechende Bemerkungen zu den Gründen von Störungen und Stillständen eingeben, um somit die Grundlage für die zukünftige Vermeidung dieser Störungen zu hinterlegen.

Die bisherige Erfahrung zeigt, dass auf diese Weise Informationen gesammelt werden, die für Bediener und Verantwortliche die Basis für zielführende Verbesserungsmaßnahmen darstellen, wo vorher oft Anspruch und Wirklichkeit nicht in Übereinstimmung gebracht werden konnten.

Die Productivity Map (Bild 4) zeigt auf einem Blick, was pro Schicht an einem Tag oder auch auf einen größeren Zeitraum bezogen gelaufen ist. Mit farblicher Hervorhebung entsteht eine konkrete Aussagekraft über den Schichtverlauf, und liefert so eine Möglichkeit für die Mitarbeiter das aktuelle Geschehen in der Statistik zu reflektieren.

Schlussbemerkung

„Es zeigt sich, dass die Störungen oft unerkannt als Produktionsbremse wirken. Bevor man also über den Neukauf schnellere Maschinen nachdenkt, sollte man sich überlegen, inwieweit unser Linealyzer weiterhelfen könnte,“ betont Jochen Alt.

Hilmar Beine

: Chefredakteur der productronic

(hb)

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88471 Laupheim
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