Beim Automobilzulieferer Mubea dient die am Standort Attendorn implementierte MES-Lösung als Blaupause für alle künftigen Projekte.

Beim Automobilzulieferer Mubea dient die am Standort Attendorn implementierte MES-Lösung als Blaupause für alle künftigen Projekte.Industrie Informatik

In erster Linie wollte die Firma Mubea in Attendorn eine zeitnahe Datenerfassung und -auswertung in der Fertigung umsetzen. „Vor der Einführung des Manufacturing Execution Systems (MES) Cronetwork von Industrie Informatik hatten wir keine befriedigende Situation“, fasst Elmar Krenzler, Industrial Engineering Mubea und Projektleiter der MES-Einführung, die wesentlichen Gründe für die Neuanschaffung der integrierten Lösung beim Automobilzulieferer Mubea, Muhr und Bender Attendorn, zusammen. Zu viel musste bis dato per Hand erledigt und an das ERP-System gemeldet werden.

Ein aufwändiges Unterfangen bei der Unternehmensgröße: Der Automobilzulieferer Mubea ist weltweiter Partner der Automobilindustrie und Leichtbauspezialist für hochbeanspruchbare Federkomponenten und verwandte Produkte. Heute beschäftigt das Unternehmen über 7.300 Mitarbeiter an 20 Produktions- und Entwicklungsstandorten und erzielt einen Umsatz von 1,16 Milliarden Euro. Zu den Kunden zählen OEMs wie Audi, BMW, Chrysler oder Tier-1-Systemlieferanten Benteler, Delphi und Edscha.

Mittlerweile stehen dem Unternehmen verlässliche, in Echtzeit verfügbare Daten zur Verfügung inklusive einer soliden Störgrunderfassung, Stillstandzeitenerfassung. „Die MES-Lösung dient als Basis zur Ermittlung der Gesamtanlageneffizienz in der Serienfertigung und unterstützt die Überwachung von Prozessvorgaben“, zeigt Krenzler die strategische Bedeutung der MES-Einführung auf. Neben Cronetwork sind noch SAP im Rechnungswesen und Infor ERP Xpert in der Produktionsplanung und -steuerung im Einsatz. Die Integrationsfähigkeit in diese IT-Architekturen war mit ausschlaggebend bei der Entscheidung für die Lösung von Industrie Informatik. Weitere Anforderungen waren der Einsatz von Standard-Hardware (IBM) – besonders im Hinblick auf einen möglichen Anbieter-Wechsel – sowie ein modularer Software-Aufbau.

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Elmar Krenzler, Projektleiter MES-Einführung bei Mubea: "Wir können inzwischen viel bessere Aussagen über den Status von Produktion und Aufträgen machen und wissen sehr schnell, warum unsere Maschinen wie oft stehen."Industrie Informatik

Vor der Einführung fand eine Marktsondierung mit eindeutigen Vorgaben der Geschäftsleitung statt, insbesondere hinsichtlich der Größe des IT-Lieferanten, der damit verbundenen Investitionssicherheit sowie der Schnittstellen und Auswertungsmöglichkeiten des MES. Der Implementierung startete mit einem kleinen Pilotprojekt im Wachstumsbereich Federbandschellen: Bei einer Automatengruppe mit 70 Maschinen wurden die Takte und Hubzahlen erfasst. Dieser Schritt war nötig, da bei dieser Maschinenanzahl und über 300 verschiedenen Artikeln eine manuelle Erfassung nicht mehr zu bewerkstelligen gewesen wäre. „Mittels des MES kann man jetzt auf einen Blick erkennen, ob eine Maschine steht oder mit der vorgeschriebenen Hubzahl läuft“, zeigt Krenzler den Detailgrad der vom MES ausgewerteten Informationen auf. Diese ebenso einfache wie praxistaugliche Pilotinstallation war der Startschuss für die weitere Implementierung des MES an anderen Standorten und Unternehmensbereichen.

Modularer Aufbau unterstützt flexible Implementierung

Mittlerweile sind insgesamt vier komplett getrennte Cronetwork-Installationen bei Muhr und Bender in Betrieb, in den Geschäftsbereichen: Federbandschellen und im Zentral-Bereich Fertigungstechnologien (ZBF) sowie bei den Mubea-Töchtern Tailor Rolled Blanks (TRB: flexibel gewalzte Platinen) und Fahrwerksfedern (Stabilisatoren). Abhängig von der Aufgabenstellung sind dort unterschiedliche Module im Einsatz:

Die Konzernmutter und Tailor Rolled Blanks nutzen die Betriebsdatenerfassung (BDE), Maschinendatenerfassung (MDE), das Auswertetool ‚Produktionsinfo‘, die Kennzahlenübersicht ‚Arbeitsplatzmonitor‘ sowie die OPC-Anbindung.

Die mobile Zugriff auf Daten ist ein wichtiger Aspekt, um flexibel auf Ereignisse reagieren zu können.

Die mobile Zugriff auf Daten ist ein wichtiger Aspekt, um flexibel auf Ereignisse reagieren zu können.Industrie Informatik

Der Zentralbereich Blechfertigung hat wiederum die Feinplanung, BDE, Produktionsinfo und den Arbeitsplatzmonitor installiert. Der Bereich Fahrwerksfedern greift auf die Module BDE, MDE, Produktionsinfo und den Arbeitsplatzmonitor zurück.

Alle vier Bereiche kommunizieren über die Infor-Schnittstelle bidirektional: Aufträge vom ERP-System gehen ans MES, das laufend entsprechende Meldungen zurückmeldet. Am Standort Attendorn und bei TRB wird der Arbeitsplatz-Monitor stark genutzt und ist umfangreich mit Bildern von der Produktionshalle und den einzelnen Maschinen konfiguriert. Krenzler nutzt beispielsweise das Tool Produktionsinfo sehr häufig: „Anhand der Rückmeldungen kann ich zum einen eigene Auswertungen generieren, um bestimmte Kennzahlen auszuwerten, zum anderen wird anhand der Rückmeldungen die unternehmensweite Gesamtanlageneffizienz (GEFF) ermittelt.“ Diese Auswertungen sind essentieller Bestandteil von Meistertreffen oder Abteilungsmeetings und dienen den Verantwortlichen als Basis für ihre Entscheidungen.

Standard-Implementierung für globale Roll-outs

Die MES-Installationen in Attendorn sind heute Standard bei Mubea. Bei künftigen Rollouts – sowohl in Deutschland als auch weltweit – wird darauf zurückgegriffen. „Cronetwork soll in allen Werken rund um den Globus installiert werden“, so Jürgen Bruns, IT-Manager bei Mubea.

Schneller Überblick: Der Arbeitsplatzmonitor fasst die wichtigsten Stati der einzelnen Maschinen zusammen.

Schneller Überblick: Der Arbeitsplatzmonitor fasst die wichtigsten Stati der einzelnen Maschinen zusammen.Mubea

Interessanter Nebeneffekt des MES-Einsatzes: Die langwierigen, früher häufig geführten Diskussionen unter den Mitarbeitern über die Gründe von Maschinen-Stillstandzeiten sind passé. Wenn man damals einen Mitarbeiter darauf angesprochen hat, wie oft ein Fehler an einem bestimmten Tag aufgetreten ist, bekam man lediglich den aktuellen, subjektiven Eindruck, aber keine verlässliche Daten. „Heute dagegen haben wir mit einer Tages-, Wochen- oder Monatsauswertung eine zuverlässige und eindeutige Informationsquelle“, schildert der Projektleiter die gegenwärtige Situation. Auch das häufig vom Betriebsrat an dieser Stelle ins Spiel gebrachte Thema „Mitarbeiter-Überwachung“ mit MES ist bei Mubea nicht relevant. „Die Anlage steht im Fokus, nicht der Mitarbeiter“, so Krenzler. Für die Leistungserfassung der Maschinen sind die aktuellen Daten wie etwa produzierter Artikel, Hubzahlen, Maschinentakte, Geschwindigkeiten und Störgründe ein hervorragendes Instrument. Hinzu kommen die vielfältigen Auswertungsmöglichkeiten, beispielsweise nach Maschine, einzelnen Artikeln, Tagen oder nach Schichten.

Was die quantitative Verbesserung anbelangt, sorgt das MES ebenfalls für Verbesserungen: Im Bereich Federbandschellen wurde 2011 eine große, verkettete Beschichtungsanlage angeschlossen. Hier erfasst Mubea über eine OPC-Schnittstelle die Daten. Nach nicht einmal einem Jahr wurden dort mithilfe des MES deutlich weniger Stillstände verzeichnet. Daraus resultierte eine Effektivitätssteigerung von 10 %. „Wir können inzwischen viel bessere Aussagen machen und wissen sehr schnell, warum Maschinen wie oft stehen“, sagt Krenzler. Der positive Effekt: Man hat Zeit für andere, wichtigere Tätigkeiten. Hinzu kommt die Aktualität und 24/7-Verfügbarkeit der Informationen – überall auf der Welt. Denn ein weiterer, großer Vorteil des MES ist die Webfähigkeit mit einer smarten Browseroberfläche und damit sein uneingeschränkter Einsatz auf allen mobilen Geräten wie Smartphones oder Tablets.

(sk)

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