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(Bild: Redaktion IEE)

Bietrinker, die es ganz genau wissen wollen, können jetzt den Füllstand ihres 5-l-Partyfasses via Radarmesstechnik im Auge behalten. Bei 80 GHz ist der Radarkegel so eng, dass ein 3/4"-Prozessanschluss ausreicht.

Bietrinker, die es ganz genau wissen wollen, können jetzt den Füllstand ihres 5-l-Partyfasses via Radarmesstechnik im Auge behalten. Bei 80 GHz ist der Radarkegel so eng, dass ein 3/4"-Prozessanschluss ausreicht. Bild: Redaktion IEE

Herr Skowaisa, welche Vorteile bringt die höhere Radarfrequenz konkret?

Jürgen Skowaisa: Der höhere Frequenzbereich bietet im Wesentlichen zwei Vorteile: Zum einen wird bei einer gleich großen Antenne eine wesentlich präzisere Signalfokussierung erreicht, was den Einsatz bei komplexen Anlagen mit vielen Einbauten oder Rührwerken einfacher macht. Zum anderen können sogar Anwendungen mit sehr kleinen Prozessanschlüssen realisiert werden. Uns reicht bereits ein ¾“ Einschraubgewinde als Prozessanschluss. Dies erschließt der Radarmesstechnik völlig neue Einsatzmöglichkeiten.

Welche technischen Hürden sind zu überwinden, wenn man die 80 GHz beherrschen will?

Jürgen Skowaisa: Die Entwicklung der Elektronik ist zunächst natürlich eine Herausforderung. Neben dem Know-how müssen die Entwicklungstools an den Frequenzbereich angepasst werden. Hier sind Investitionen im sechsstelligen Bereich erforderlich. Aber auch an die Mechanik werden deutlich höhere Genauigkeitsanforderungen gestellt. Deswegen fertigen wir unsere Antennensysteme in speziellen Reinräumen.

Wie groß schätzen Sie Ihren Vorsprung zum Wettbewerb?

Jürgen Skowaisa: Die Nullserie ist seit gut einem Jahr im Einsatz. Die Seriengeräte gibt es seit Mai. Schon jetzt haben wir mehr als 5000 Flüssigkeitssensoren im Feld. Innerhalb kurzer Zeit haben wir somit bereits sehr viel praktische Erfahrung gesammelt. Dies sehen wir als unseren größten Vorteil. Wir erwarten, dass uns im nächsten Jahr weitere Anbieter mit der 80 GHz-Technik folgen.

Die 80-GHz-Sensoren stecken auch Anhaftungen weg: hier Honig.

Die 80-GHz-Sensoren stecken auch Anhaftungen weg: hier Honig. Redaktion IEE

In der Verfahrenstechnik sind die Behälter größer als im industriellen, hybriden Produktionsumfeld. Wo liegen die Einsatzgrenzen?

Jürgen Skowaisa: Bisher war der Einsatz von Radarsensoren in kleinen Behältern wegen der großen Antennensysteme schwierig. Das ist durch die kleinen Prozessanschlüsse ab ¾“ jetzt deutlich einfacher. Im Moment liegen die Grenzen bei Temperaturen ab 200°C und 20 bar Druck. Es gibt also noch Potential für die Zukunft, aber 95% der Anwendungen decken wir heute schon ab.

Bei der Radartechnik spielt das Relexionsverhalten eine wichtige Rolle. Welche Flüssigkeiten kann der Sensor detektieren?

Jürgen Skowaisa: Durch den großen Dynamikbereich können praktisch alle Flüssigkeiten gemessen werden. Das Einsatzspektrum reicht von wasserhaltigen Medien über sämtliche Kohlenwasserstoffe bis hin zu Flüssiggasen. Die Frage nach der Dielektrizitätszahl gehört damit der Vergangenheit an.

Wie sieht es bei Sensoren für den Wasserbereich aus, gibt es hier etwas Neues?

Jürgen Skowaisa: Unseren Radarsensor für den Wasser- und Abwasserbereich, haben wir nun schon sechs Jahre am Markt. Nun haben wir mit dem Vegapuls WL S 61einen Sensor für die einfachen Anwendungen in dieser Branche entwickelt – zum Ultraschallpreis.

Welches Feedback und Ergänzungswünsche bekommen Sie vom Markt?

Jürgen Skowaisa: Der Anwender möchte ein möglichst einfaches und vor allem zuverlässiges Messgerät. Dem haben wir Rechnung getragen, indem wir die Bluetooth-Funktion in unser Anzeige- und Bedienmodul Plicscom integriert haben. Damit können alle Sensoren von Vega über Smartphone oder Tablet bedient werden. Sogar Sensoren, die seit mehr als zehn Jahren im Einsatz sind.

Woran arbeiten Sie gerade?

Jürgen Skowaisa: Durch den Erfolg der 80 GHz-Sensoren ist unsere Entwicklung im Moment dabei spezielle Prozessanschlüssen für den Pharma- und Lebensmittelbereich zu konstruieren. Das Design ist deutlich aufwendiger, als bei der bisherigen 26 GHz-Technologie. Das kostet viel Zeit, bringt aber weitere Einsatzmöglichkeiten für die Radarmesstechnik. In den nächsten Jahren wird die 80 GHz-Technologie sicher noch für einige Überraschungen sorgen.

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Stefan Kuppinger

Chefredakteur IEE

(sk)

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