Wichtigster Trend in der globalen Energieindustrie ist das Wachstum des Energiebedarfs. Laut Energy Information Administration (EIA) von 2009 wird der weltweite Energieverbrauch von 2006 bis 2030 um 44 % ansteigen. Frost & Sullivan schätzt, dass Europa mit seinen veralteten Kraftwerksanlagen bis zum Jahr 2020 jährlich rund 25 GW zusätzliche Erzeugungskapazität benötigen wird. In Afrika, China und Indien wird die Stromnachfrage durch die fortschreitende Elektrifizierung von ländlichen Gebieten stark ansteigen. Bis zum Jahr 2020 wird die weltweite Elektrifizierung einen Anteil von 80 % erreichen. In den Industrieländern wird die Nachfrage hingegen durch die forcierte Verbreitung von Elektro- und Hybridfahrzeugen in die Höhe getrieben werden.

Größter Energieverbraucher wird laut der Internationalen Energieagentur (IEA) in 25 Jahren weiterhin China sein. Der Energiebedarf soll in dem Land zwischen 2008 und 2035 um 75 % steigen. Indiens Energieverbrauch wird sich in den nächsten 25 Jahren demnach mehr als verdoppeln. Dennoch bleiben die USA, die bis 2009 die Liste der Energieverbraucher anführten, laut IEA hinter China auch 2035 auf dem zweiten Platz.

Deutlicher Zuwachs bei regenerativen Energien

Ein weiterer von Frost & Sullivan aufgezeigter Energietrend sind natürlich die regenerativen Energien. Denn auf der ganzen Welt haben Regierungen energiepolitische Maßnahmen zur verstärkten Nutzung regenerativer Energiequellen gesetzt. Die EU plant, bis zum Jahr 2020 einen Anteil von 20 % der Energieerzeugung aus regenerativen Energiequellen zu erreichen. 22 Bundesstaaten der USA haben Ziele von 10 bis 20 % regenerative Energie und China zielt darauf ab, bis zum Jahr 2020 100 GW aus regenerativen Energiequellen zu erzeugen.

Diese Entwicklungen werden zusammen mit den Fortschritten in der Technologie letztendlich zur Netzparität führen, also dem Punkt, an dem die Produktionskosten von Elektrizität aus erneuerbaren Energiequellen gleich oder billiger sind als die Produktionskosten von Energie aus fossilen Brennstoffen. Dies wird voraussichtlich in Ländern eintreten, in denen erneuerbare Energiequellen einen großen Anteil am Energiemix haben.

Die IEA rechnet damit, dass in den kommenden 25 Jahren die erneuerbaren Energien wie Windkraft und Sonnenenergie deutlich zulegen werden. Ihr Anteil am Energiemix werde bis 2035 von sieben auf 14 % steigen. Die IEA machte deutlich, dass das Potenzial der erneuerbaren Energien zwar immens sei, ihr Anteil bei der Deckung des globalen Energiebedarfs aber entscheidend von staatlichen Unterstützungsmaßnahmen abhänge.

Netze Intelligenter machen

Die Nachfrage nach Elektrizität übersteigt die bestehende Netzkapazität inzwischen um vieles und zwingt zusammen mit der steigenden Anzahl von dezentralisierten Energieerzeugungsanlagen die meisten Anlagen dazu, ihre Netzwerkstruktur zur Messung und Überwachung durch die Einführung von intelligenten Technologien zu verbessern. Smart Meters sind ein wichtiger Bestandteil der umfassenderen Bemühungen in Richtung

eines intelligenten Stromnetzes, des so genannten Smart-Grid. Die USA und Europa haben bereits damit begonnen Smart Meters einzuführen, allen voran Italien. „Das Smart-Grid ist im Begriff, zu einem mehrere Millionen US-Dollar schweren Markt zu werden und dürfte in der näheren Zukunft nie zuvor da gewesene Höhen erklimmen,“ fügt Beatrice Shepherd, Leiterin der Bereiche Mittel- und Osteuropa, Russland & GUS bei Frost & Sullivan hinzu.

Nicht nur erzeugen, sondern auch speichern

Elektro- und Hybridautos und auch die Nutzung erneuerbarer Energiequellen erfordern indes effiziente Energiespeichersysteme und darin besteht laut Frost & Sullivan eine weitere sich entwickelnde Schlüsseltechnologie. Faktoren, die das zukünftige Potenzial von Energiesystemen beeinflussen, sind die grundlegenden Eigenschaften und die Beschaffenheit der Speichersysteme sowie die Art der verwendeten Materialien. Das größte Potenzial wird bei Brennstoffzellen mit ihrer flexiblen Kapazität gesehen und bei Schwungscheiben für einen bestimmten, engeren Kreis von Anwendungen. Der weltweite Markt für Energiespeicherung lag im Jahr 2008 bei einem Volumen von 43,5 Milliarden US-Dollar und soll bis 2013 auf 61 Milliarden anwachsen.

Effizient nutzen

Ein weiterer wichtiger Motor im Energiesektor ist die Energieeffizienz. Die meisten Industrieländer beschäftigen sich zurzeit energiepolitischen Maßnahmen im Bereich der Energieeffizienz von elektronischen Geräten und Vorrichtungen zu erstellen und umzusetzen, indem sie Mindesteffizienznormen festsetzen sowie die entsprechende Etikettierung von einer zunehmenden Anzahl von Geräten und Vorrichtungen. Technologien für die Reduzierung des Treibstoffverbrauchs und des CO2-Ausstoßes, wie Energiemanagement-Tools, grüne energieeffiziente Gebäude und umweltfreundlicher Transport sind Schlüsselbereiche, mit denen sich Energieeffizienz erhöhen und CO2-Emissionen reduzieren lassen.

Gas und Kohle noch lange nicht am Ende

Aufgrund der wachsenden Verfügbarkeit von Flüssigerdgas (LNG) steht eine neue Erdgas-Ära bevor. „Eine wirklich interessante Entwicklung ist das wachsende Interesse an unkonventionellen Gasressourcen“, erklärt Shepherd. „Die USA haben Russland bereits in 2009 überholt und wurden durch die stark ansteigende Produktion von Schiefergas und Kohleflözgas zum größten Gasproduzenten der Welt.“ Die Suche nach unkonventionellen Gasen nimmt auch in China und Europa zu.

Ein weiterer wichtiger Trend besteht in der Vermarktung von ‘sauberer Kohle‘. „Die Entwicklung von umweltfreundlichen Kohletechnologien wird durch verstärkte Investitionen in den nächsten Jahren eine wichtige Rolle in der Stromerzeugung durch Kohlekraftwerke spielen“, bemerkt Shepherd. Technologien mit langfristigem Potenzial sind die Kohlendioxidabscheidung und der Kombi-Prozess mit integrierter Vergasung (IGCC). Diese Verfahren sind bei Umweltschützern jedoch umstritten. Ein weiteres zentrales Thema der Energieindustrie ist das vor allem durch China, Indien und Russland vorangetriebene Revival der Kernenergie. Der letzte von Frost & Sullivan angeführte Trend ist die Liberalisierung des Energiemarktes, wodurch die Aktivität von großen monopolistischen Versorgungsunternehmen eingeschränkt und der Markt für den Wettbewerb geöffnet werden soll.

 

Melanie Feldmann

: Redakteurin IEE

(mf)

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