Vorführen statt Roboter programmieren – mit dem Trace Pen von Wandelbots

Vorführen statt Roboter programmieren – mit dem Trace Pen von Wandelbots (Bild: Wandelbots)

Wandelbots liefert eine Plattform, die es ermöglicht, jeden Roboter in kurzer Zeit einzulernen, umzuprogrammieren und dessen Daten bereitzustellen – so zumindest lautet das Versprechen des jungen Unternehmens, das 2017 aus der Exzellenzuniversität TU Dresden ausgegründet wurde. Zudem soll durch das Zusammenspiel von Roboter, intuitiv bedienbarer App und Teaching Device das Programmieren einfacher, kostengünstiger und flexibler werden.

Das Besondere dabei ist das drahtlose Teaching Device, das unter dem Namen Trace Pen noch in diesem Jahr verfügbar sein wird. Bei dem TracePen handelt es sich – wie der Name bereits vermuten lässt – um einen Stift. Mit diesem in der Hand, führt der Bediener dem Roboter den zu erlernenden Weg („Pfad“) einfach direkt am Werkstück vor. Diese Bewegung visualisiert nahezu zeitgleich die Software von Wandelbots in der zugehörigen App. Nutzer können dann den Pfad am iPad im Submillimeterbereich weiter verfeinern.

Zusammengefasst: Funktionsprinzip des TracePens

Ein Mensch führt einem Roboter mit dem Trace Pen direkt am zu bearbeitenden Werkstück den späteren Bewegungsablauf des Roboters vor. Die Sensoren im Trace Pen erfassen die Abläufe in Echtzeit und übertragen sie an die von Wandelbots entwickelte komplementäre Software auf dem iPad, wo sie bearbeitet, gespeichert und zur Steuerung des Roboters genutzt werden. Anschließend erzeugt die App den roboterspezifischen Code und exportiert ihn auf den Controller des Roboters. Ausführlichere Informationen mit Bildern finden Sie hier

App übersetzt Bewegungen in Programmcode

Der digitale Zwilling des Roboters visualisiert den zuvor per Trace Pen angelernten Pfad in der iPad-App. Das Setzen der Wegpunkte entlang eines Pfades – sog. Keyframes – kann am iPad manuell erfolgen oder wird dem User mittels der integrierten AI-Lösung vorgeschlagen.

Der digitale Zwilling des Roboters visualisiert den zuvor per Trace Pen angelernten Pfad in der iPad-App. Das Setzen der Wegpunkte entlang eines Pfades – sog. Keyframes – kann am iPad manuell erfolgen oder wird dem User mittels der integrierten AI-Lösung vorgeschlagen. Wandelbots

Dabei lässt sich applikationsspezifisch definieren, ob sich der Roboter von Punkt zu Punkt, linear oder kreisförmig zwischen den festgelegten Punkten bewegen soll. Durch eine integrierte Gelenksteuerung kann der Anwender die einzelnen Robotergelenke direkt beeinflussen sowie Beschleunigungen und Geschwindigkeiten festlegen. Er kann zudem einen spezifischen Sicherheitsbereich festlegen, in dem es dem Roboter erlaubt ist, zu agieren. Entspricht der Pfad den Anforderungen an den Prozessschritt, überträgt der Bediener der App diesen an den Roboter. Die Software von Wandelbots übersetzt dazu den Pfad in die jeweilige roboterspezifische Programmiersprache. Kurze Zeit später führt der Roboter die neu „erlernten“ Bewegungen am zu bearbeitenden Werkstück aus und ist damit in Betrieb genommen.

Im Video: Der Trace pen im Vergleich zu einer üblichen Programmierung

Software von Wandelbots funktioniert herstellerunabhängig

Neben dem Trace Pen gehören zum Angebot: verschiedene Spitzen für die jeweilige Applikation, zwei Lighthouses für die Kalibrierung , ein Industrie-PC, ein iPad inklusive eigener App sowie Ladekabel und Adapter

Neben dem Trace Pen gehören zum Angebot: verschiedene Spitzen für die jeweilige Applikation, zwei Lighthouses für die Kalibrierung , ein Industrie-PC, ein iPad inklusive eigener App sowie Ladekabel und Adapter Wandelbots

Der Clou: Anwender können den erlernten Prozessschritt einfach auf weitere Roboter anderer Hersteller übertragen. Diese Möglichkeit gab es in der Automatisierungswelt bisher nicht, setzt doch jeder Roboterhersteller auf seine eigene proprietäre Programmiersprache.  Die App von Wandelbots tritt nun an die Stelle der Programmierexperten.

Einsatzmöglichkeiten für den TracePen sieht Wandelbots vor allem für bahngeführte Applikationen wie Schweißen, Entgraten, Kleben oder Sprühen. In ersten Pilotprojekten mit namhaften Automobilherstellern konnte das Unternehmen bereits zeigen, dass der Wechsel zu einem neuen Prozessschritt unter Verwendung des Trace Pens 70-mal schneller gelingt als mit herkömmlicher Programmierung – bei einer Kostenreduktion um bis zu 90 %. Die Zielgruppe für den Trace Pen reicht vom Hersteller bis zum Anwender von Robotern. Besonderes Augenmerk richtet Wandelbots auf Systemintegratoren.

Bereits im August 2020 soll die Auslieferung des Trace Pens beginnen. „Wir sind sehr stolz darauf, denn der Trace Pen ist das erste in größeren Stückzahlen verfügbare Produkt von Wandelbots“, sagt CEO Christian Piechnick und ergänzt: „Die Nachfrage ist groß. Erste Kunden haben bereits Verträge unterschrieben.“

Webinaren helfen Interessierten

Trace Pen von Wandelbots

Tiptoi-Stift, Insulinspritze oder anderes – der Anblick des Trace Pen erweckt viele Assoziationen. Womöglich wird er in Zukunft häufiger in Unternehmen zu sehen sein. Wandelbots

Die Produkteinführung begleitet Wandelbots mit einer Serie von Webinaren zu den ursprünglichen Terminen der Messe „automatica“ (17.06. bis 20.06.2020). Aufgrund der Corona-bedingten Verschiebung der Messe erfolgt die Vorführung dieser revolutionären Technologie nun digital; Interessenten können sich auf der Website von Wandelbots für eines der Webinare registrieren. Demonstriert werden eine Klebeapplikation mit einem Roboter des Herstellers Universal Robots sowie ein Entgratvorgang mit einem Roboter von ABB.

Jeder kann zum Roboterprogrammierer werden

Satya Nadella, CEO Microsoft, verwendet die Wandelbots Technologie, um einem 8.000 km entfernten Roboter eine Klebeapplikation beizubringen. Das Bild enstand, als Microsoft Wandelbots einlud, um Satya Nadella die Lösung vorzustellen.

Satya Nadella, CEO Microsoft, verwendet die Wandelbots Technologie, um einem 8.000 km entfernten Roboter eine Klebeapplikation beizubringen. Das Bild enstand, als Microsoft Wandelbots einlud, um Satya Nadella die Lösung vorzustellen. Wandelbots

Motiviert hat das Unternehmen die Tatsache, dass Programmieren von Robotern bisher Expertensache war – unflexibel, kostenintensiv und langwierig. Fast 75 % der Kosten für den Einsatz eines Roboters entfielen auf Anpassung oder Neuprogrammierung der Software, um den Roboter einen neuen oder veränderten Prozessschritt ausführen zu lassen. „Der Zugang zu Automatisierung von Prozessen durch Roboter war dadurch vor allem großen Unternehmen vorbehalten“, erläutert Christian Piechnick. Auch Unternehmen, die kleine Losgrößen produzieren oder aus anderen Gründen Produktionsprozesse häufig verändern, eröffnet Wandelbots neue Möglichkeiten zur Effizienzsteigerung. Denn mit dem Trace Pen sollen nun auch Laien Roboter für eine Tätigkeit anlernen können.

Das sagt VW als Industriepartner von Wandelbots

„Ein Anlagenführer kann mittels intuitiver Bedienung ohne besondere Programmierkenntnisse seine Robotik-Applikation auf veränderte Anforderungen anpassen und damit höchst flexibel, agil und kostenschonend umsetzen. Das ist vergleichbar mit dem „Microsoft Windows“ für Personal Computer. Aus diesem Grund unterstützt Volkswagen die Entwicklung von Wandelbots und arbeitet bereits seit März 2018 in unterschiedlichen Projekten zusammen. Das jüngste Projekt einer automatisierten und flexiblen visuellen Inspektion von Bauzuständen beweist das Potenzial der Wandelbots Technologie“, sagt Marco Weiß, Head of New Mobility & Innovations at Die gläserne Manufaktur – Volkswagens „Center for Future Mobility“.

Dr. Martin Large

Redakteur IEE nach Unterlagen von Wandelbots

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