AS-i: Désirée Oestreicher, Produktmanagerin bei Bihl+Wiedemann erklärt: „Die Diagnose funktioniert über Safe Link, auch bei verketteten Sicherheitskreisen."

Désirée Oestreicher, Produktmanagerin bei Bihl+Wiedemann erklärt: „Die Diagnose funktioniert über Safe Link, auch bei verketteten Sicherheitskreisen." (Bild: Redaktion IEE)

Frau Oestreicher, welche Problemfelder adressieren Sie mit dem Update der Diagnose-Software?

Désirée Oestreicher: Die Diagnose-Software hat mehrere Aufgaben. Bei der Abnahme der Anlage lässt sich die Installation auf etwaige Fehler prüfen. Darüber hinaus unterstützt sie bei einer Störung auch die Fehlersuche. Soweit ist das nichts Neues. Wir haben diesen Vorgang jetzt aber deutlich vereinfacht und stellen mehr Diagnosedaten zur Verfügung, beispielsweise auch für den sicherheitsgerichteten Teil des Netzwerks.

Also haben Sie eine Art Expertensystem über die bisherigen Diagnosefunktionen gelegt?

Désirée Oestreicher: Nicht nur, wir nutzen jetzt auch mehr Daten für die Netzwerkanalyse als vorher und das System an sich ist intelligenter geworden. Bislang hatten wir die Standardinformationen über Spannung, Strom und Symmetrie zur Verfügung. Zusätzlich ließen sich verschiedene Ungereimtheiten aufspüren, beispielsweise Konfigura­tionsfehler, Peripheriefehler oder Telegrammfehler. Dies bezog sich aber alles auf Standard AS-i; der Safety-Bereich war bisher außen vor. Jetzt können wir auch Auswertungen für Safety at Work fahren.

Was detektieren Sie genau?

AS-i: Ursache und Wirkung werden transparent.

"Ursache und Wirkung werden transparent." Redaktion IEE

Désirée Oestreicher: Wir sehen die Diagnoseinformationen zu sicheren Eingängen, deren sichere Codefolgen und die sicheren Ausgänge, sogar über die Safe Link Verbindungen in den AS-i Strängen anderer Sicherheits­monitore.

Worin besteht denn im Wesentlichen der Unterschied zwischen der Diagnose in einem Safety-Umfeld und dem Standardumfeld?

Désirée Oestreicher: Die Informationen über Spannung, Strom und Symmetrie sind bei Standard- und Safety-Teilnehmern identisch und liefern die bekannten Informationen über die Slaves. Wir können darüber hinaus jetzt aber noch Aussagen zur Qualität im Safety-Bereich machen: Welchen Zustand hat der sichere Eingang? Ist er gedrückt? Hat er einen Fehler, wenn ja, was für einen?

Die Diagnoseerweiterung kommt sicher nicht von ungefähr. Ihr Support hat bestimmt eine Menge Input dazu geliefert. Was sind denn die häufigsten Fehlerursachen in AS-i Strängen?

AS-i: Wir werten jetzt auch die Safety-Kommunikation aus.

"Wir werten jetzt auch die Safety-Kommunikation aus." Redaktion IEE

Désirée Oestreicher: Ganz häufig treten Konfigurationsfehler infolge einer falschen Verdrahtung auf. Ohne die Diagnose-Software kann man dann nur erkennen, dass ein Slave-Teilnehmer fehlt beziehungsweise die Kommunikation gestört ist oder einen Wackelkontakt hat.

Wie funktioniert die Diagnose, wie muss man sich das vorstellen?

AS-i: Bei den harten Nüssen hilft unser Support.

"Bei den harten Nüssen hilft unser Support." Redaktion IEE

Désirée Oestreicher: Die Diagnose-Software an sich funktioniert ganz einfach. Man verbindet den Laptop vor Ort oder über Netzwerk mit dem AS-i Master, stellt die Überwachungszeitdauer ein und drückt auf Start. Bei einem permanent anstehenden Fehler reicht bereits eine kurze Messung aus. Bei sporadischen Fehlern kann man bis zu 24 Stunden messen. Am Ende meldet die Software ‚Netzwerk ist okay‘ oder ‚ist nicht okay‘. Außerdem erstellt das Tool einen Prüfbericht als PDF, in dem detailliert alles aufgeführt ist.

Die Diagnose läuft also nicht permanent im Hintergrund mit?

Désirée Oestreicher: Da AS-i im Normalfall nicht störanfällig ist, braucht es keine kontinuierliche Kontrolle. Diagnose ist auch nicht der einzige Zweck. Die Software kann auch für Freigabemessungen bei der Abnahme eingesetzt werden. Damit lässt sich bei der Inbetriebnahme sicherstellen, dass die Anlage fehlerfrei übergeben wurde.

Die Software läuft also wo?

Désirée Oestreicher: Die Diagnose-Intelligenz ist schon im AS-i Master beziehungsweise im Safety Monitor integriert. Prinzipiell könnte man die Diagnose auch über deren Displays – wenn vorhanden – ablesen. Zusammenhänge lassen sich darüber aber nicht auf einen Blick erkennen. Die PC-Software ermöglicht es, viele Teilnehmer gemeinsam auszuwerten und dann eben Rückschlüsse ziehen zu können auf Ursache und Wirkung eines Fehlers. Der Anwender sieht zum Beispiel, dass es immer, wenn ein bestimmter Ausgang schaltet, an anderer Stelle ein Problem gibt.

Zum Beispiel?

Désirée Oestreicher: Wir hatten einen Kunden, der immer nur die Wirkung gespürt hat: sporadische Abschaltungen eines Slaves. Eigentlich geht man dann zunächst einmal davon aus, dass der Slave an sich ein Problem hat oder defekt ist. Tatsächlich war es aber der angeschlossene Sensor, der für sporadische Erdschlüsse verantwortlich war. Und diese Erdschlüsse haben zu den Abschaltungen des Slaves geführt. Das konnte der Kunde dann mit der Diagnose-Software auf einen Blick erkennen und den Fehler beseitigen.

Für solche Analysen ist in der Regel immer noch Expertenwissen notwendig. Ist das in die Diagnose mit eingeflossen?

AS-i: Zeitdiagramme und Farbkodierung decken Zusammenhänge auf.

"Zeitdiagramme und Farbkodierung decken Zusammenhänge auf." Redaktion IEE

Désirée Oestreicher: Solche Zusammenhänge sind tatsächlich im PDF-File der Diagnose-Software sehr schön zu erkennen, auch ohne tiefes AS-i Know-how. Der Grund: Die Daten der AS-i Teilnehmer sind im Protokoll untereinander auf einer Zeitachse angeordnet. Die unterschiedlichen Signalzustände sind zudem farblich kodiert. So lassen sich Zusammenhänge oft auf einen Blick erkennen. Wenn der Kunde damit trotzdem nicht alleine klarkommt, kann er unserem Support seine Diagnosedaten senden. Wir sind dann gewissermaßen die Werkstatt, die das Diagnose-Protokoll auswertet. Die übertragenen Informationen sind dann nochmals detaillierter, das heißt, unsere Experten können noch viel tiefer in die Daten schauen.

Und die Diagnose-Software ist nachrüstbar?

Désirée Oestreicher: Ja, mit einem Klick sowohl in der Safety-Suite, unserem großen Softwarepaket, das auch die Konfigurations-Software umfasst. Kunden, die die Diagnose-Software separat erworben haben, können ebenfalls updaten, natürlich kostenlos.

Lässt sich ihre Software in ein vorbeugendes Wartungskonzept einbinden?

Désirée Oestreicher: Da die meisten AS-i Gateways an ein Netzwerk angeschlossen sind, können die Tests auch aus dem Büro gestartet werden, entweder bei Bedarf oder eben geplant nach definierten Prüf- oder Wartungszyklen.

Gibt es Unterschiede im Diagnosegrad bei gemischten Installationen, bei denen nicht nur Komponenten von Bihl+Wiedemann im Einsatz sind?

Désirée Oestreicher: Die Diagnose-Software funktioniert mit allen AS-i Slaves, da jeder von ihnen seine Diagnosedaten übermittelt. Manche unserer Slaves, vor allem die komplexeren, zeigen zusätzliche Informationen an. Entsprechend mehr an Aussagen können wir bei diesen Slaves treffen.

Gibt es eine Datenbank mit typischen Fehlerbildern, wo der Instandhalter aus den Fehlerprotokollen anderer Anlagen lernen kann und Rückschlüsse auf seine Maschine ziehen kann?

Désirée Oestreicher: Wir haben ganz viele Fehlerbilder, auch solche, die in Kombination miteinander auftreten, ausgewertet und in die Diagnose einfließen lassen. Darauf basieren beispielsweise die Spontan-Meldungen der Gateways während der laufenden Diagnose-Messung. Diese Hinweise nennen nicht nur den Fehler, sondern geben Tipps für mögliche Abhilfemaßnahmen: zum Beispiel, wie man einen Erdschluss am besten lokalisieren und beseitigen kann.
Wir stellen dazu auch die passenden Dokumente im Netz bereit, auf die der Anwender direkt aus der Software heraus Zugriff hat.

Falls ein Problem bis zum Support weiterläuft, dann können die Kollegen natürlich von ihrer jahrelangen Erfahrung profitieren. Aber wir erfassen und speichern keine Daten von Kunden, beispielsweise wie deren Anlagen aufgebaut sind. Für die meisten sind das Interna, und das können sie dank unserer Diagnose-Software auch bleiben. Schließlich kann sich jeder Anwender selbst helfen. Nur wenn er es für notwendig hält, kann er jederzeit unseren Support zu Rate ziehen.

Ab wann ist diese Diagnoseupgradefunktion verfügbar?

Désirée Oestreicher: Die ist bereits verfügbar und mit einem Klick upzudaten.

Das Interview führte Chefredakteur Stefan Kuppinger.

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