Jörg Packeiser, Produktmanager bei Leuze Electronic: "Die neuen Sicherheits-Steuerungen der Baureihe MSI 400 zielen auf Anwendungen in Werkzeug- und Verpackungsmaschinen, Fertigungsanlagen der Automobilindustrie sowie der Intralogistik."

Jörg Packeiser, Produktmanager bei Leuze Electronic: "Die neuen Sicherheits-Steuerungen der Baureihe MSI 400 zielen auf Anwendungen in Werkzeug- und Verpackungsmaschinen, Fertigungsanlagen der Automobilindustrie sowie der Intralogistik." (Bild: Leuze Electronic)

Herr Packeiser, wo und wie fügt sich die neue Generation Safety-Steuerungen in ihre bestehende Produktlandschaft ein?

Packeiser: Die modulare Safety-Steuerung rundet unsere bisherigen Sicherheits-Relais und -Steuerungen nach oben hin ab. Mit der Baureihe erweitern wir unseren Applikations-Radius im interessanten Marktsegment der kompakten Sicherheits-Steuerungen deutlich.

Zwischen der Sicherheits-Steuerung MSI 200 und der MSI 400 wäre Namens-technisch noch Platz für eine weitere Gerätereihe.

Packeiser: Bei Leuze bezeichnen wir die Produktlinien entsprechend ihrer Funktionen und Leistungsfähigkeit aufsteigend in 100er-Klassen. Mit dem Sicherheits-Laserscanner RSL 400 oder dem Sicherheits-Lichtgitter MLC 500 haben wir hier wettbewerbsfähige Lösungen im Portfolio. Die MSI 400 bildet die passende Ergänzung bei den Sicherheits-Steuerungen.

Was kann die neue Generation denn mehr als das bisherige Flaggschiff?

Packeiser: Einiges, aber wo anfangen? Ein wichtiges Feature ist erweiterte Kommunikationsfähigkeit. Wir nennen es integrated connectivity. Bereits das Basismodul hat ein Ethernet-Interface an Board für die Protokolle Profinet-IO, Ethernet-IP und Modbus. Zusätzlich gibt es Gateways für die gängigsten Feldbusse, also Profibus, Ethercat, CANopen. Auch zum Prozess hin besteht nun mehr Flexibilität. Bis zu 116 sichere Eingänge und 56 sichere Ausgänge in Kombination mit den bis zu 300 Funktionsblöcken in einem Projekt zeigen unsere Stoßrichtung: Genügend Leistung für große Projekte einerseits und Flexibilität für modulare Sicherheitskonzepte andererseits.

Die modulare Sicherheitssteuerung MSI 400 in den drei Basis-Varianten 410, 420 und 430 (links) sowie I/O-Module zur Erweiterung und Gateways für verschiedene Feldbusse.

Die modulare Sicherheitssteuerung MSI 400 in den drei Basis-Varianten 410, 420 und 430 (links) sowie I/O-Module zur Erweiterung und Gateways für verschiedene Feldbusse. Leuze Electronic

Welche Applikationen deckt die Baureihe ab?

Packeiser: Wir bei Leuze fokussieren auf die Zielbranchen Werkzeugmaschinen, Automotive, Verpackungsindustrie und Intralogistik. Folglich sind alle dort eingesetzten Maschinen, Montagezellen oder Fördereinrichtungen für uns interessant.

Und funktional?

Packeiser: Die Funktionen decken vor allem die Einsatzbereiche unserer Sicherheits-Schalter und -Sensoren ab. Damit bieten wir dem Kunden sichere Komplettlösungen zur Absicherung seiner Maschinen und Anlagen.

Was heißt für Leuze einfache Handhabung der Geräte?

Packeiser: Für Leuze Electronic spielt smarte product usability eine wichtige Rolle. Bezogen auf die Steuerung bedeutet dies: alles was der Kunde braucht ist im Tool enthalten, angefangen bei der komfortablen Hardware-Konfiguration, der einfachen Logik-Programmierung, Simulation und Logik-Analyse zur Prüfung der Sicherheitsfunktion schon am PC, Force-Modus für detaillierte Funktionsprüfungen, konfigurierbarer Bericht für professionelle und übersichtlichere Dokumentation, Online-Diagnose für schnelle Zustands-Übersicht auch per Fernwartung.

Sie betonen die einfache Programmierung. Wie werden die Steuerungen denn programmiert?

Packeiser: Mit dem neuen Programmiertool MSI.designer lassen sich Projekte für die Sicherheits-Steuerungen effizient erstellen. Die lizenzfreie Software unterstützt beim Erstellen, Prüfen und Dokumentieren der Projekte. In wenigen Schritten sind die Hardwarekonfiguration erstellt sowie die vordefinierten Sensoren und Aktoren den Ein- und Ausgängen zugeordnet. Für die Programmierung der Safety-Logik steht eine umfassende Bibliothek zertifizierter Funktionsblöcke zur Verfügung. Diese können per Drag & Drop frei angeordnet und eingebunden werden. Zudem bietet das Programmiertool Flexibilität für die Erstellung und Verwaltung eigener Elemente beziehungsweise individueller Funktionsbausteine. Neben der Simulation am PC verfügt die MSI 400 auch über einen Force-Modus, mit dem Sie den Eingängen feste Zustandswerte zuweisen können. Dies erlaubt die gezielte Prüfung von Safety-Funktionen und Abläufen direkt an der Maschine.

In der Steuerungsvariante MSI 430 sind eine USB- und Ethernet-Schnittstelle sowie verschiedene Industrial-Ethernet Protokolle – wahlweise Profinet, Ethernet-IP und Modbus – integriert.

In der Steuerungsvariante MSI 430 sind eine USB- und Ethernet-Schnittstelle sowie verschiedene Industrial-Ethernet Protokolle – wahlweise Profinet, Ethernet-IP und Modbus – integriert. Leuze Electronic

Bis zu 512 MB Applikationsspeicher sind viel Holz. Warum muss der so groß sein?

Packeiser: Die Programme selbst haben eine marktübliche Größe. Die Größe des Speichers ergibt sich durch die Verwendung von Programmspeichern im SD-Format. 512MB ist in diesem Umfeld eine preiswerte Lösung.

Neben der Anzahl ist mir der Ausgangsstrom von 4 A aufgefallen. Wozu diese hohe Ausgangsleistung?

Packeiser: Ja, ein hoher Wert. 4 A entsprechen bei 24 V etwa 100 W Schaltleistung. Für Standard-Schütze würden auch geringere Schaltleistungen ausreichen. In speziellen Fällen machen die Leistungsausgänge zusätzliche Steuerungs-Relais überflüssig. Das wirkt sich positiv in vielerlei Hinsicht aus: beim Platz, bei der Verdrahtung und natürlich bei den Kosten.

Viele Steuerungskomponenten sind in IP67 verfügbar. Stichwort: Schaltschranklose Maschinen. Ist das auch bei Sicherheitssteuerungen denkbar, oder sind die Stückzahlen dafür einfach zu gering?

Packeiser: Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es bei speziellen Anwendungen, zum Beispiel Muting, sinnvoll ist, die Funktionalität als IP67-Modul direkt in der Nähe der Sensoren zu installieren. Das Ziel ist, den Verdrahtungsaufwand zu verringern. Bei einer Steuerung in der Funktionalität einer MSI400, die üblicherweise auf mehrere I/Os zugreift, sehen wir momentan keinen Bedarf.

Drei Gateway-Module erweitern den Einsatzbereich der Sicherheits-Steuerung auf die Integration in EtherCAT, Profibus und CANopen-Feldbusse.

Drei Gateway-Module erweitern den Einsatzbereich der Sicherheits-Steuerung auf die Integration in EtherCAT, Profibus und CANopen-Feldbusse. Leuze Electronic

Ist in den Betrieben die Sicherheitstechnik immer noch Sache einzelner Spezialisten oder übernehmen das inzwischen auch die ‚normalen‘ Projekteure mit?

Packeiser: Sicherheits-Steuerungen wie die MSI 400 machen die Erstellung von Sicherheits-Programmen immer einfacher und komfortabler. Dies entbindet aber nicht von dem Know-how zur Einhaltung der notwendigen Sicherheitsnormen und -standards. Dies macht die Programmierung von Sicherheits-Anwendungen immer noch zu einem Spezialisten-Thema.

Gehen wir etwas weg von den Steuerungen. Industrie 4.0 ist allgegenwärtig. Strahlt das Thema auch auf die Sicherheitstechnik aus?

Packeiser: Industrie 4.0 ist allgegenwärtig und macht auch vor der Sicherheitstechnik keinen Halt. Überall wo Daten erzeugt und verarbeitet werden ist Industrie 4.0 ein Thema mit dem wir uns intensiv auseinander setzen.

Werden Anlagen flexibel konzipiert, muss die Sicherheitstechnik dem Schritt halten können. Wie lässt sich ihr System denn skalieren, bis zu welchen Grenzen?

Packeiser: Die flexible Ausbaubarkeit ist für uns ein wichtiges Kriterium bei der MSI-400-Baureihe. Bis zu zwölf Erweiterungsmodule können an ein Grundmodul angeschlossen werden. Jedes Modul verfügt wahlweise über acht Eingänge oder acht Eingänge plus vier Ausgänge. Alternativ steht auch ein kosteneffizientes Modul mit nicht-sicheren Ein-/Ausgängen zur Verfügung.

Das Interview führte Stefan Kuppinger, Chefredakteur IEE

Stefan Kuppinger, Chefredakteur IEE

(sk)

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