Gründer, geschäftsführender Gesellschafter und Inhaber Wolfgang Wiedemann fragt zum 30-jährigen STW-Firmenjubiläum schmunzelnd: „Passt der Name noch?“

Gründer, geschäftsführender Gesellschafter und Inhaber Wolfgang Wiedemann fragt zum 30-jährigen STW-Firmenjubiläum schmunzelnd: „Passt der Name noch?“Achim Leitner

STW-Gründer, geschäftsführender Gesellschafter und Inhaber Wolfgang Wiedemann fragt zum 30-jährigen Firmenjubiläum schmunzelnd: „Passt der Name noch?“ Da die Sensor-Technik Wiedemann meist unter der Abkürzung STW auftritt, ist der Name aber kein Hindernis. Schließlich ist die Sensorik längst nur eines von vielen Geschäftsfeldern: Schon seit 1989 zählen elektronischen Steuerungen für mobile Arbeitsmaschinen dazu, damals für die Traktoren und Mähdrescher von Fendt.

Den Unternehmensgeist betont die Tochter des Gründers, Sonja Wiedemann: „Wir haben eine starke Partnerschaft mit unseren Kunden. Die entwickeln ihre neuen Maschinen gemeinsam mit uns.“ Maschinen sind dabei vorrangig Traktoren und andere Arbeitsgeräte für die Landwirtschaft sowie Sondermaschinen jeder Couleur. Kurz, „alles was mit Elektrik und Elektronik auf einer Straßenwalze zu tun hat, da sind wir mit dabei“, erklärt Sonja Wiedemann, die heute zum Vorstand des Unternehmens gehört und hier die Bereiche Vertrieb und Marketing, sowie Materialwirtschaft und Produktion verantwortet. Dabei geht es zusehends um die Elektrifizierung, nicht nur der „Dampfwalze“, auch von Traktoren bis hin zum Schiffsbau. Um das zu stemmen, hat STW eine starke Entwicklungsabteilung aufgebaut: 110 der 430 Mitarbeiter arbeiten in diesem Bereich, dazu kommen 200 Kollegen in der Produktion von Sensoren und kompletten Baugruppen. Letztere ist so flexibel aufgestellt, dass von der Einzelanfertigung bis zur 100.000er-Serie alles möglich ist. „Mein Vater sagt immer, wir beginnen bei Losgröße 1/12 Dutzend“, verrät Sonja Wiedemann. Die typische Losgröße liegt bei 50 Stück.

Im Vorstand der STW verantwortet Sonja Wiedemann die Bereiche Vertrieb und Marketing, sowie Materialwirtschaft und Produktion.

Im Vorstand der STW verantwortet Sonja Wiedemann die Bereiche Vertrieb und Marketing, sowie Materialwirtschaft und Produktion.Achim Leitner

Qualität in Serie

Ihr Vorstandskollege Dr. Michael P. Schmitt erklärt den wesentlichen Unterschied zur klassischen industriellen Automatisierung: „Hier gibt es keinen Betriebselektriker, der mal schnell zum Schaltschrank radelt.“ Schmitt verantwortet die Bereiche Systeme, Lösungen, Produkte und deren Entwicklung und Projektumsetzung, sowie das Qualitätsmanagement. „Wir operieren mit 700 V in Bereichen, in denen auch mal mit dem Hammer repariert wird.“ Da gerät sogar eine profane Steckdose zur Herausforderung, um die Sicherheit zu gewährleisten. Als neuen Kooperationspartner in diesem Bereich konnte STW die Firma Erni gewinnen: Gerade bei den komplexen Zentralelektriken ist robuste Verbindungstechnik nötig. Versorgt werden diese Power-Boards typischerweise über einen M8-Gewindebolzen. Die Anschlüsse an die Peripherie erfolgen über robuste, mobiltaugliche Erni-Stecker.

Das IoT ist bei STW längst Realität: Vorstandsmitglied Dr. Michael Schmitt zeigt hier das Telematik-, Datenmanagement- und Gateway-Modul TC3G und dessen Anwendung.

Das IoT ist bei STW längst Realität: Vorstandsmitglied Dr. Michael Schmitt zeigt hier das Telematik-, Datenmanagement- und Gateway-Modul TC3G und dessen Anwendung.Achim Leitner

Ebenso entscheidend für STW ist die Zukunftsfähigkeit: Automatisierung, Elektrifizierung und Connectivity sind nicht nur im klassischen Kfz heiße Themen, sondern auch bei den vergleichsweise kleinen Serien in den Traktoren und Arbeitsmaschinen. Hier fungiert STW quasi als Tier-1-Zulieferer und Entwicklungspartner. „Nur die E-Mechanik machen unsere Kunden selbst“, berichtet Michael Schmitt. „Die teuerste Einzelkomponente ist der Kabelbaum“, erläutert er, und begründet damit warum auch STW auf neue Bussysteme setzt. Als Zulieferer setzt das Unternehmen auch auf Standardisierung: Allein durch die Obsoleszenzen von Bauteilen werden immer mehr Redesigns nötig. Wenn mehr Kunden ein identisches Steuergerät einsetzen, sinkt pro Kunde der entsprechende Aufwand.

Software immer wichtiger

Traditionell war die Entwicklung bei STW sehr an der Hardware ausgerichtet; inzwischen ist Software aber immer wichtiger. Hier setzt STW einerseits auf das aus der Automatisierung bekannte Codesys, hat aber auch Kefex entwickelt. Mit diesem Protokoll und den dazugehörenden Bibliotheken und GUI-Anwendungen soll es in der Programmiersprache C viel einfacher sein, Sicherheitsfunktionalitäten zu implementieren und sie zu zertifizieren, Parameter strukturiert abzulegen und Diagnosefunktionen einzuführen. Außerdem ermöglicht Kefex den Einsatz von Matlab. Aber auch jenseits des Fahrzeugs ist Software gefragt: Das Internet der Dinge hat längst die Landwirtschafft erfasst. Neben seiner eigenen Connectivity-Lösung mit einem Paket aus Embedded-Linux und Web-Anwendungssoftware arbeitet STW hier mit Cumulocity zusammen: STWs Telematik-, Datenmanagement- und Gateway-Modul TC3G unterstützt die Cloud-basierte M2M-Anwendungsplattform von Cumulocity.

Die Sensor-Technik Wiedemann ist heute auf verblüffend vielen Geschäftsfeldern aktiv.

Die Sensor-Technik Wiedemann ist heute auf verblüffend vielen Geschäftsfeldern aktiv.Achim Leitner

Neben all den neuen Geschäftsbereichen forscht und entwickelt STW auch weiter in der Sensorik, und findet für die hauseigene Dünnschichttechnologie auch immer neue Anwendungsfelder. Da der Sensor direkt am Messpunkt sitzt, gibt es beispielsweise in der Medizintechnik interessante Aufgaben, aber auch bei Messungen am Federbein und am Kugellager von Fahrwerken. Neben der Produktion im eigenen Reinraum kooperiert STW aber auch mit Fremdherstellern: Beispielsweise integriert Wiedemann die Drehmomentsensoren von NTCE; diese arbeiten nach dem Prinzip der Magnetostriktion.

Dr. Achim Leitner

ist Chefredakteur von all-electronics.

(lei)

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Unternehmen

Sensor-Technik Wiedemann GmbH

Am Bärenwald 6
87600 Kaufbeuren
Germany