Normalerweise bewegen sich Fahrerlose Transportfahrzeuge nur auf vorgegebenen Wegen durch ein Lager. Das wollen die Forscher des IPH Hannover jetzt ändern.

Normalerweise bewegen sich Fahrerlose Transportfahrzeuge nur auf vorgegebenen Wegen durch ein Lager. Das wollen die Forscher des IPH Hannover jetzt ändern.SEW-Eurodrive

„Bring diese Palette zu Regal 12, Fach 3“ – so könnte künftig der Lagerarbeiter mit seiner Maschine sprechen. Er zeigt auf die Palette, das Fahrzeug versteht die Geste und erledigt den Auftrag. Um diese Idee in die Realität umzusetzen, arbeitet das Institut für Integrierte Produktion Hannover (IPH) in einem Gemeinschaftsprojekt mit Projektpartnern aus Wissenschaft und Industrie zusammen. Die Ingenieure des Instituts entwickeln dabei die Sprach- und Gestensteuerung für das Fahrzeug. Damit soll es möglich sein, auf die Palette zu zeigen, die das Fahrzeug bewegen soll – oder das Fahrzeug heranzuwinken, um ihm den nächsten Auftrag zu erteilen. Außerdem soll sich das Fahrzeug allein in seiner Umgebung zurechtfinden. Bisher fahren autonome Transportfahrzeuge nur auf vorgegebenen Wegen durch ein Lager. Um sich zurechtzufinden, benötigen sie beispielsweise Führungslinien auf dem Boden oder Magnetsensoren, an denen sie sich orientieren können. Normalerweise ist es daher zeitaufwendig und teuer, ein fahrerloses Transportsystem (FTS) einzurichten.

Wissen wo‘s lang geht

In Zukunft sollen sich die Fahrzeuge wie ein Mensch orientieren: Indem sie sich markante Punkte im Raum merken. Damit werden fahrerlose Transportsysteme auch für kleinere Unternehmen interessant – weil nicht das gesamte Lager umgebaut werden muss, damit sich die Fahrzeuge orientieren können. ‚FTF out of the box‘ (FTF, Fahrerloses Transportfahrzeug) lautet der Titel des Forschungsprojekts, denn die Fahrzeuge sollen ohne langwierige Vorbereitung sofort einsatzbereit sein – eben out of the Box, direkt nach dem Auspacken. Die Einarbeitungsphase soll im Vergleich zu anderen Systemen weniger aufwendig sein. Das Fahrzeug erfasst eigenständig seine Umgebung, speichert eine Art Landkarte ab und findet sich anschließend allein zurecht. Und es lernt ständig dazu, etwa wenn im Lager umgeräumt und ein Regal zur Seite gerückt wird.

Dr. Sebastian Behling (links) von der Firma Götting und Geschäftsführer Hans-Heinrich Götting mit ‚Kate‘, der ‚kleinen automatischen Transport-Einheit‘. Sie wurde von der Firma Götting entwickelt und soll jetzt Sehen, Hören und Denken lernen.

Dr. Sebastian Behling (links) von der Firma Götting und Geschäftsführer Hans-Heinrich Götting mit ‚Kate‘, der ‚kleinen automatischen Transport-Einheit‘. Sie wurde von der Firma Götting entwickelt und soll jetzt Sehen, Hören und Denken lernen. Susann Reichert/IPH

Das IPH in Hannover entwickelt die Sprach- und Gestensteuerung. Das Institut für technische Informatik der Universität zu Lübeck (ITI) erarbeitet das kamerabasierte Navigationssystem für das fahrerlose Transportfahrzeug. Auch Industrieunternehmen beteiligen sich an dem Projekt: Für die Sicherheitstechnik ist das Unternehmen Götting verantwortlich, die Gesamtprojektkoordination übernimmt der Hersteller von Flurförderfahrzeugen Jungheinrich. Das Hamburger Unternehmen entwickelt ein System zur automatischen Palettenein- und -auslagerung und integriert zudem alle Komponenten in zwei Schubmast-Stapler, die dann in einer Lagerhalle nahe Hamburg getestet und kontinuierlich verbessert werden sollen.

Anschließend kommen die Prototypen bei den Anwendungspartnern des Projekts zum Einsatz. Bisher haben vier Logistik- und Produktionsunternehmen Interesse bekundet, das Fahrzeug unter realen Bedingungen zu testen. Weitere Anwendungspartner – vornehmlich aus dem Logistik- und Produktionsumfeld – sind willkommen. Das Forschungsprojekt ‚FTF out of the box‘ ist zum 1. Oktober 2013 gestartet und läuft drei Jahre. Gefördert wird es im Rahmen des Forschungsprogramms ‚Autonomik für Industrie 4.0‘ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi), Projektträger ist das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR).

(mf)

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