Intelligente Überwachungssysteme für das Rechenzentrum

Bei dem jetzt vorgestellten Rechenzentrum-Überwachungssystem CMC III hat Rittal den Wechsel zu intelligenten CAN-Bussen vollzogen. Zwei Beispiel aus der Liste der zahlreichen Neuerungen: Während der Differenzdruck-Sensor anhand der kleinen Luftdruckunterschiede prüft, ob der Kaltgang des Rechenzentrums ordnungsgemäß abgeschottet ist, unterstützt die S0-Schnittstelle Energiezähler.

Um die „Vitalfunktionen“ eines Rechenzentrums kontinuierlich zu überwachen können Administratoren zum Beispiel auf intelligente Überwachungssysteme wie dem CMC von Rittal zurückgreifen. Die Funktionsweise ist dabei im Grunde einfach: Sensoren sammeln in den Server-Racks und im Rechenzentrum Daten zu Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Luftgeschwindigkeit und vielem mehr. Die Messwerte werden in einer zentralen Einheit konsolidiert und verarbeitet. Anschließend stehen sie über ein Web-Interface zur Verfügung oder können, über das Simple Network Management Protocol (SNMP), in Rechenzentrums-Management-Lösungen wie Rittal Ri Zone eingebunden werden. Ausgeklügelte Alarmsysteme sorgen zudem dafür, dass die Administratoren bei Messdaten außerhalb des grünen Bereichs frühzeitig informiert werden, auch an Wochenenden.

Zur CeBIT hat der hessische Systemanbieter die dritte und komplett neu entwickelte Generation des CMC vorgestellt, das CMC III.

Beschränkung auf das Wesentliche bei vergrößertem Funktionsangebot

Die wichtigste Neuerung ist der Wechsel zu intelligenten CAN-Bussen: Diese standardisierten und sehr robusten Feldbusse sind in die Zentraleinheit (Processing Unit) und in die intelligenten Rittal-Sensoren integriert; sie ersetzen die sogenannten I/O-Units. Diese sind damit überflüssig, wodurch die Komplexität des gesamten Monitoring-Systems deutlich reduziert wird. So sind die CAN-Busse nicht wie herkömmliche I/O-Units jeweils einzeln mit der zentralen Recheneinheit verbunden, sondern untereinander seriell: In jedem Serverschrank befindet sich ein CAN-Bus, der mit den Bussen in den angrenzenden Schränken verbunden ist. Die Daten werden so einfach „durchgereicht“, bis sie in der Zentraleinheit ankommen. Dies erspart bei Installation, Wartung und Modifikation des Systems viel unerwünschten Kabelsalat. Da deutlich weniger Module benötigt werden, sinken zudem die Kosten des Systems.

Auch bei den Sensoren hat Rittal eine neue Richtung eingeschlagen. So sind die beiden wichtigen Funktionen – der Temperatursensor für die Kaltluftzufuhr an der Servervorderseite und ein Infrarotsensor, der „ermittelt“, ob die Schranktür offen oder geschlossen ist – bereits standardmäßig in der zentralen Recheneinheit integriert. Dabei ist CMC III flexibel und modular erweiterbar: Optional sind beispielsweise Sensoren für Energie, Vandalismus oder eine Steuereinheit mit acht digitalen Eingängen und vier Relais-Ausgängen verfügbar. Es können bis zu 32 Sensoren angebunden werden. Rittal führt mit CMC III zudem zwei neue Funktionen ein: Während der Differenzdruck-Sensor anhand der kleinen Luftdruckunterschiede prüft, ob der Kaltgang des Rechenzentrums ordnungsgemäß abgeschottet ist, unterstützt die S0-Schnittstelle Energiezähler. In der IT ist es oft notwendig, den Energieverbrauch von einzelnen Kunden bzw. Racks zu ermitteln und diesen abzurechnen. Durch die S0-Schnittstelle können geeichte Messsysteme über CMC III dargestellt und abgelesen werden.

Platzersparnis und Stromversorgung

Im Hinblick auf den stetig steigenden Bedarf an Rechenleistung muss der meist sehr begrenzte Raum im Rechenzentrum (RZ) optimal genutzt werden. Rittal hat daher auch das Gehäuse des CMC neu entworfen: Die Processing Unit der dritten CMC-Generation kommt mit lediglich einer Drittel-Höheneinheit aus, da keine Sensor Units mehr notwendig sind. Zudem ist das neue Netzteil in einem identischen Gehäuse untergebracht, das einfach in der gleichen Höheneinheit installiert und über eine Kabelverbindung verbunden wird. Zur Erhöhung der Ausfallsicherheit kann auch ein zweites Netzteil verwendet werden – selbst dann wird nur eine einzige Höheneinheit benötigt. Das redundante Energieversorgungskonzept ist in jeder Processing Unit enthalten. Aufgrund des niedrigen Energieverbrauchs von CMC III ist alternativ auch Power over Ethernet möglich, sofern ein PoE-Netzwerk-Switch eingebunden ist.

Komfortabel: Installation, Konfiguration, Überwachung

Neben der physischen Installation im Schrank spielt natürlich auch die Einbindung ins Netzwerk eine zentrale Rolle. Während früher das CMC-Netzwerk-Menü über eine serielle Schnittstelle aufgerufen wurde, lassen sich Konfigurierung und Inbetriebnahme bei CMC III einfach per Laptop und USB-Anschluss bewerkstelligen.

Als Netzwerkprotokoll kann der Anwender zwischen TCP/IPv4 und TCP/IPv6 wählen. Ist das System erstmal im Netzwerk eingebunden, erfolgt die Konfiguration über einen komfortabel integrierten Web-Server. Ebenfalls per USB-Stick oder SD-Speicherkarte lassen sich Firmwareupdates durchführen oder Längsschnittdaten, wie zum Beispiel der Temperaturverlauf im Schrank, über einen längeren Zeitraum aufzeichnen und über einen Web-Browser darstellen.

Auch bei der User-Verwaltung geht CMC III neue Wege: Verließ früher ein IT-Mitarbeiter das Unternehmen, mussten seine Zugriffsrechte auf das Monitoring-System an jedem CMC separat gelöscht werden. Bei bis zu 1.000 CMC bei großen Anwendern ein zeitraubender Prozess. CMC III dagegen ermöglicht über das Lightweight Directory Access Protocol (LDAP) eine zentrale Bearbeitung, was viel Zeit einspart.

CMC III in industriellen Anwendungen

Das von CMC III verwendete SNMP hat sich durch seine Einfachheit, Modularität und Vielseitigkeit vielerorts zum Standard entwickelt, beispielsweise in IT-Unternehmen. Im produzierenden Gewerbe und der Industrie hingegen ist SNMP deutlich weniger verbreitet. Dies wird zu einem Problem, wenn der Anwender seine Gebäude und Industrieanlagen mit Building Management Systemen bzw. Leitständen überwachen will, die nicht auf dem technischen Stand von SNMP sind. Um hier Abhilfe zu schaffen, ist im CMC III ein OPC-Server (Open Packaging Convention) von Microsoft integriert, was in der Leitstandtechnik Standard ist.

Für industrielle Anwendungsfälle, die häufig ein reduziertes Anforderungsprofil aufweisen, bietet Rittal mit der Variante „CMC III PU Compact“ ein auf optimale Wirtschaftlichkeit ausgelegtes System. Die Funktionen konzentrieren sich dabei auf das Wesentliche: Neben den Standardfunktionen Temperaturmessung und Schranktürüberwachung lassen sich die Kühlgeräte von Rittal anbinden und remote überwachen. Das Monitoring-System versendet beispielsweise Textnachrichten an die Verantwortlichen, wenn die Temperatur im Schrank zu hoch wird oder wenn Wartungsarbeiten wie der Austausch verschmutzter Filtermatten anstehen. Weiterhin kann das CMC III PU Compact die Schaltschrankbeleuchtung und -klimatisierung automatisch steuern: Wird die Tür geöffnet, schaltet sich das Licht an und die Schrankkühlung aus. So werden Wartungsarbeiten vereinfacht, während gleichzeitig Energie gespart wird.

Automatisiertes Havarie-Management

CMC III ist im Zusammenspiel mit der IT-Infrastruktur-Management-Software Ri Zone und dem Microsoft System Center Operations Manager (SCOM) in der Lage, automatisiert Gegenmaßnahmen einzuleiten. Havariesituationen werden so ohne Zutun des Personals umgehend entschärft, während die zuständigen Mitarbeiter per SMS oder Email alarmiert werden. Der Administrator erhält mit der Kombination aus CMC III, Ri Zone und SCOM ein umfassendes Managementpaket, welches das RZ auch dann lückenlos überwacht, wenn kein Mitarbeiter vor Ort ist.

Sven Laurösch

: Sven Laurösch ist Experte für Überwachungssysteme im Produktmanagement IT bei Rittal.

(jj)

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