Der Auftragseingang des deutschen Maschinenbaus

Der Auftragseingang des deutschen Maschinenbaus (Bild: VDMA)

Geht es nach dem VDMA, dann erwarten die deutschen Hersteller von Komponenten, Maschinen und Anlagen für die Elektronikproduktion für das laufende Jahr ein Umsatzplus von 6,4 Prozent. „Damit konnten die Werte zum Vorjahreszeitpunkt exakt gehalten werden“, erläutert Thilo Brückner, Geschäftsführer des Fachverbandes Electronics, Micro and Nano Technologies im VDMA. Er beschreibt die Grundstimmung anhand der aktuellen VDMA-Geschäftsklimaumfrage, wofür im Oktober die deutschen Hersteller von Komponenten, Maschinen und Anlagen für die Elektronikproduktion befragt wurden: „Die deutsche Elektronikproduktion ist im Vorfeld der Weltleitmesse productronica 2019 weiterhin positiv gestimmt. Im Vergleich zum Maschinenbau insgesamt steht die Elektronikproduktionsbranche sehr gut da, unsere Firmen gehen für 2019 von einem Umsatzwachstum von 6,4 Prozent, im nächsten Jahr noch von 5,1 Prozent.“

Immerhin konnte der Maschinenbau allgemein seit dem Jahr 2010 einen leicht wachsenden Umsatz aufweisen. Dass sich nun dunkle Wolken am Horizont abzeichnen, erläutert Rainer Kurtz, Fachbeiratsvorsitzender der productronica und Vorsitzender der Geschäftsführung der Kurtz Holding so: „Die leicht wachsende Konjunktur nahm Mitte 2018 ein Ende, denn seither geht es, was den Auftragseingang anbelangt, bergab.“ Der VDMA geht von einem durchschnittlichen Auftragsrückgang von 8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum aus. Die Bandbreite bei den im VDMA organisierten Mitgliedern ist mit zwischen weiterhin prosperierend und sattem Minus von über 30 Prozent ziemlich groß. Leicht zeitversetzt zum allgemeinem Maschinenbaumarkt ging es bei den im Fachbereich Productronic registrierten VDMA-Mitgliedern erst zum Jahresende 2018 leicht bergab.

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„Im Vergleich zum Maschinenbau insgesamt steht die Elektronikproduktionsbranche sehr gut da, unsere Firmen gehen für 2019 von einem Umsatzwachstum von 6,4 Prozent, im nächsten Jahr noch von 5,1 Prozent.“ Archivbild

Wie sieht die Umsatzverteilung der hiesigen Maschinen- und Anlagenbauer im Fachbereich Productronic aus? Überraschend habe sich Nordamerika gut entwickelt und sei besonders in der ersten Jahreshälfte gut gewachsen. Jedoch sei der weltweite Markt insgesamt recht verhalten: „Es gibt Faktoren, wie technische aber auch handelspolitische Themen, die für Verunsicherung sorgen. Damit werden wir noch eine Weile leben müssen.“ Mit Blick auf den Umsatzanteil hat mittlerweile Asien mit 33 Prozent die Nase vorn, gefolgt von Deutschland mit 29 Prozent und Europa mit 22 Prozent. Nord-, Süd- und Mittel-Amerika teilen sich die verbleibenden 15 Prozent. Allerdings ist die Branche laut Rainer Kurtz in den letzten Jahrzehnten mit durchschnittlichen 7 Prozent stabil gewachsen. „Dieses Wachstum erwarten wir mindestens für die nächsten Jahre – selbst mit kräftigen Auf- und Abwärtstrends“, prognostiziert er und merkt weiter an: „In unserer Branche ist so viel los, da brauchen wir nicht bange zu werden.“

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„Es gibt Faktoren, wie technische, aber auch handelspolitische Themen, die für Verunsicherung sorgen. Damit werden wir noch eine Weile leben müssen.“ Messe München

Die Geschäftsklimaumfrage zur Auftragssituation ergab, dass gut zwei Drittel der befragten Mitglieder eine schlechtere Auftragssituation verbuchen mussten als noch im Vorjahr. Allerdings nicht mit gleich hohen Einschlägen, erläutert Rainer Kurtz: „Die verstärkten Rückgänge sehe ich in den Segmenten, die Maschinen für die Automobilzulieferindustrie herstellen. Da ist eine Verunsicherung aufgrund der Marktsituation für das Automobil als solches und auch eine technische Verunsicherung erkennbar, weil nicht klar ist, wohin die Reise in der Antriebstechnik geht.“ Jedoch könne sich diese Prognose im Zuge dessen, wie schnell sich die technischen Unsicherheiten gelegt haben werden, rasch ändern, denn: „Die Nachfrage nach Autos ist weltweit ungebrochen.“ Hingegen sieht ein Drittel der befragten Unternehmen, dass das Jahr 2019 bislang besser als der Vergleich zum Vorjahr gelaufen ist. Für das kommende Jahr rechnet Rainer Kurtz bei der Umsatzentwicklung damit, dass „es seitwärts geht“.

Wachstum mit Autos und Vernetzung

Zweifelsfrei reflektiert die productronica 2019 die anhaltend bejahende Grundstimmung, attestiert Falk Senger, Geschäftsführer der Messe München. Bei den insgesamt 1500 Ausstellern aus 43 Ländern herrsche immer noch Sektlaune: „Die Stimmung im Vorfeld war positiv abwartend und die Branche blickt positiv in die Zukunft.“

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„Die Stimmung im Vorfeld war positiv abwartend, die Zahlen des VDMA der Elektronikfertigung sind besser als die vom Maschinenbau insgesamt, daher blickt die Branche auch positiv in die Zukunft.“ Messe München

Ob Elektromobilität, Industrie 4.0 oder Cloudsysteme – all das machen Halbleiter, Sensoren oder elektronische Baugruppen erst möglich. Weiterhin beflügelt die Automobilindustrie mit ihren Entwicklungen, weshalb Thilo Brückner vom VDMA betont: „Insgesamt ist die Stimmung gut, es sind die Themen Elektromobilität, Connectivity, die die Branche pushen. Aber der verhaltene Ausblick liegt an der angespannten politischen Weltlage und der Investitionszurückhaltung der Automobilindustrie.“ Die Themen rund um Industrie 4.0 – also Digitalisierung und Smart Factory – habe die Branche voll erfasst, bekräftigt Falk Senger von Messe München: „Das ist nach wie vor das Megathema und daher auch das große Thema hier auf der diesjährigen productronica.“

Junge Talente begeistern

Rainer Kurtz spricht von einem stabilen Beschäftigungsstand innerhalb des Maschinenbaus: „Die Unternehmen versuchen ihre Mitarbeiter zu halten, weil es doch recht schwierig ist, wieder Fachkräfte zu bekommen.“ Trotz der sich abzeichnenden Rezession, wollen einige Maschinenbauer die Zahl der Beschäftigten noch weiter aufbauen, weil „neue Skills dies einfach erfordern“. Zu den Skills zählt Rainer Kurtz etwa die Bildverarbeitung und spezielle Programmiersprachen. „Die productronica ist aber eine sehr gute Plattform um zu zeigen, wie sexy die Elektronikfertigung ist und wie vielfältig die Technologien sind, die hier gezeigt werden.“

Mehr junge Menschen für die Elektronikbranche begeistern, das wollte Veranstalter Messe München erreichen und hat deshalb in Zusammenarbeit mit dem VDMA und dem Fraunhofer IZM die Plattform „Accelerating Talents“ auf der productronica 2019 aus der Taufe gehoben. Auf dieser Plattform wurde das von den Sponsoren Komax und Schleuniger unterstützte Hackathon@productronica ausgetragen. Ein Thema ist der Mangel an Fach-und Nachwuchskräften, weshalb Falk Senger anmerkt: „In Zeiten des Nachwuchsmangels wollen wir versuchen, wieder mehr junge Menschen für die Branche zu begeistern. Dafür haben wir einen eigenen Ausstellungsbereich geschaffen. Ziel ist es, die Industrie mit dem Nachwuchs zusammenzubringen und erste geschäftliche Kontakte zu schaffen.“ In der Halle B2 konnten Studenten, Absolventen und Young Professionals erste Einblicke in die Elektronikfertigung gewinnen und gleichzeitig die unterschiedlichen Angebote nutzen, um Konzerne und Start-Ups besser kennenzulernen.

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Dass in der Branche noch mehr getan werden muss, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, dem pflichtete Rainer Kurtz bei: „Da wächst eine Generation heran, die Lust darauf hat, in der Elektronikfertigung etwas zu lernen.“ Auf der Messe hätten sie viele Möglichkeiten geboten bekommen: „Es ist eine Freude, wenn jemand, der ein bisschen Begeisterung für die MINT-Berufe zeigt, leuchtende Augen bekommt.“

Bereits am ersten Messetag wurden die unterschiedlichen Angebote auf der Accelerating Plattform gut angenommen: Eine Umfrage unter jungen Besuchern auf der productronica 2019 zeigte, dass sie die Weltleitmesse dafür nutzten, um den Stand der Technik zu erfahren und auch zu erfahren, welche Unternehmen in welchen Bereichen arbeiten. Auf der Accelerating-Plattform gab es auch ein Talent Gateway: Hier durchliefen die Teilnehmer einen Parcours, in dem sie ihre Fähigkeiten beweisen sollten, erklärt Lutz Leichsenring, Creative Consultant vom Unternehmen Young Targets, das den Parcours entwickelt hat: „Im Parcours gibt es bestimmte Aufgaben, die man lösen muss.“ So gab es etwa einen Escape-Truck, bei dem man innerhalb von 33 min Aufgaben lösen musste, um den Truck wieder verlassen zu können. Auch wurde eine Software auf einen Barista-Prozess übertragen, bei dem ein Cappuccino als Teil des Parcours als Belohnung winkte. „Das ist gerade im technischen Umfeld eine spannende Art und Weise sich mit einer Branche auseinanderzusetzen und zwar spielerisch. Im nächsten Schritt sollen hier auch Unternehmensmitarbeiter eingebunden werden, damit man die auch interaktiv kennenlernen kann.“

Marisa Robles

Chefredakteurin productronic

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