Im Zeitalter des Internets ist die Informationsbereitstellung, unabhängig von Ort, Zeit und Endgerät, eine Selbstverständlichkeit. Das sollte auch für Anlagen- und Maschinen sowie für industrielle Prozesse gelten. Für einen eingeschränkten Kreis von Anlagen und Anwendern, der möglichst aus firmeninternen Mitarbeitern besteht, ist das relativ leicht zu bewerkstelligen, vorausgesetzt es handelt sich um ein HMI oder Scada-System, das in reiner Webtechnik umgesetzt wurde. Wenn nun aber unter anderem Informationen aus einem großen, internen Daten-Reservoir von vielen verteilten Anlagen für unterschiedlichste Gruppen und Anwendern bereitgestellt werden sollen, stößt man bald an Grenzen. Um eine saubere Interaktion für die Anwender zu ermöglichen, muss ein Engineering unterschiedlicher Projekte von einfachen bis komplexen Visualisierungen durchführbar sein. Das HMI-Frontend muss endgeräte-unabhängig zur Verfügung stehen. Zudem muss sich die Darstellung inhaltlich unterschiedlichen Displaygrößen automatisch anpassen – spätestens jetzt wird es offensichtlich, dass es neuer Wege bedarf. Da als Client nur ein Standard-Webbrowser in Frage kommt, also ohne individuelle Sonderzusätze, wie Plug-ins, ActiveX, Java oder Silverlight, muss solch eine industriefähige Portallösung zwangsläufig in reiner Webtechnik umgesetzt werden. Denn nur so lässt sich eine entsprechende Gruppen/User/Rechteverwaltung mit web-nahen Techniken sauber umsetzen.
Abgrenzung zum Portfolio
Wenn man HMI und Scada-Lösungen im Programm hat, die bereits durchgängig auf reiner Webtechnologie basieren, ist der Schritt zu einer industriellen Portallösung ein logischer Schritt – zumindest technisch. Anfangs mussten einige marketing-technische Punkte geklärt werden, wenn es um die Abgrenzung zu den bestehenden Produkten geht. Man war der Ansicht, für jede Anforderung könne eine der etablierten Lösungen aus dem Atvise-Portfolio verwendet werden. „Das ist zwar richtig,“ betont Michael Haas, Geschäftsführer der Bachmann-Tochter Certec, „allerdings gilt es, immer die Anwenderfreundlichkeit im Zusammenhang mit den tatsächlichen Anforderungen zu beachten. Gerade bei nicht echtzeitbedingten Projekten besteht der Wunsch, einer Vielzahl von Gruppen und Anwendern einen sicheren Zugriff auf verteilte Anlagen zu gewähren. Bei solchen Szenarien ändern sich die Vorzeichen: Anstatt einer mehrfach kaskadierten Scada-Lösung sorgt eine Portallösung für eine viel bessere Administrierbarkeit und Informationsdarstellung.“ Zur Klarstellung: „Es war nie unser Ziel, mit unserer Portallösung ein vollwertiges Scada-System mit seinem klar definierten Einsatzbereich zu ersetzen“, betont Haas.
Viele Projekte, ein Zugang
Das Atvise Portal in der Version 1.0, welches final auf der SPS IPC Drives in Nürnberg vorgestellt wird, ermöglicht es, kundenspezifisch unterschiedliche Atvise-HMI-Projekte auf einem zentralen Webserver zu betreiben. Aufgrund der Mandantenfähigkeit können Webbereiche separat organisiert werden. Das Portal umfasst bereits alle dafür notwendigen Betriebs- und Konfigurations-Webseiten. Unterschiedliche Anwender können, basierend auf entsprechender Nutzer- und Rechteverwaltung, ihren Webbereich wiederum für ihre Kunden erweitern und individuelle HMIs zur Verfügung stellen – Multi-Level-Portal-Hierarchien sind einfach umsetzbar. Für das Engineering der Visualisierung kommt wie bei der gesamten Produktlinie üblich, der Atvise-Builder zur Anwendung. Die damit erstellten Bedienoberflächen sind ohne Anpassung sofort einsetzbar – unabhängig von Bildschirmauflösung, Betriebssystem oder Webbrowser. Ein weiteres zentrales Element der Portallösung ist die integrierte Datenbank, die das Entkoppeln der Anlagen vom direkten Zugriff der vielen Anwender sicherstellt. Die Datenbank wird vom Portal-Administrator eingerichtet, in die der Anwender seine eigenen Daten in den vom Portal definierten Tabellen einträgt und aktualisiert.
SPS IPC Drives 2014
Halle 7, Stand 391
(sk)