Die Zeichen standen schlecht bei Philips, als sich fünf Mitarbeiter anschickten, ein eigenes Unternehmen zu gründen. Von Anfang an stand fest: Man wollte global und vor allem unabhängig agieren. Um dies zu erreichen, kündigten Huub Baren, Vladimir Dobosch, Gilbert Nulens, Luc Switten und Gaston Moonen bei Philips, die sich mit Auslagerungen und Veräußerungen von Geschäftseinheiten auf ihre Kernkompetenzen besinnen wollte, um zum 1. Oktober 1992 mit ITE durchzustarten.
Das Produkt- und Leistungsangebot der Belgier ist seit 1992 kontinuierlich und wesentlich erweitert worden. „Wir wollten aus eigener Kraft wachsen“, erinnert sich Hubert Baren, Geschäftsführer von IPTE FA und Sohn von Huub Baren, einer der Firmengründer. „Dabei sahen wir die sich ändernden Kundenanforderungen als Signal, unser Portfolio sukzessive zu erweitern.“ Akquisitionen und strategische Partnerschaften sorgten für den notwendigen Wissenstransfer. Überdies fungierten sie auch als Türöffner um sich in verschiedenen Branchen und Ländern verdient zu machen. Schon früh erkannten die ITE-Chefs, dass eine enge Zusammenarbeit mit dem Kunden auch eine räumliche Nähe erforderte. Und so dauerte es nicht lange – genau drei Jahre – als die erste Niederlassung im Ausland gegründet wurde. Das war im Jahr 1995 in Großbritannien und bereits 1997 gab es weitere Niederlassungen in den USA, Deutschland und Frankreich. Für die fünf Entrepreneure schloss sich der Kreis, als sie sich im Jahr 1998 den Geschäftsbereich Automation of Test (AoT) von Philips unter den Nagel rissen. Plötzlich waren aus ehemaligen Kollegen nun motivierte Mitarbeiter mit fundiertem Know-how geworden.
Neue Ausrichtung erweitert das Portfolio
1998 erfolgte der Einstieg in der Produktionsautomatisierung – aus ITE wurde IPTE. Zwischenzeitlich agierte die IPTE NV von 1999 bis 2009 auch als Dienstleiter der Elektronikindustrie (EMS, Electronic Manufacturing Service). Mit Wirkung zum 1. Januar 2010 wurde der Geschäftsbereich Automatisierung aus der IPTE-Gruppe ausgegliedert und an die beiden IPTE-Gründer Huub Baren und Vladimir Dobosch verkauft. Seither firmiert das Unternehmen als IPTE Factory Automation (FA). IPTE FA betreibt eine globale Vertriebs- und Service-Organisation für die Kunden mit aktuell mehr als 15 Standorten in Europa, Amerika und Asien.
Im Bereich der Fabrikautomatisierung und Produktionsausrüstung für die Elektronikindustrie reiht sich IPTE FA selbstbewusst unter die globalen Marktführer ein. Das Unternehmen entwickelt schlüsselfertige Automatisierungssysteme für Produktion, Test und Bearbeitung von Leiterplatten und Baugruppen sowie für Endmontage und Test elektrischer, elektronischer und anderer, auch sehr komplexer Geräte. Dieses umfangreiche Portfolio ist zugleich ein Alleinstellungsmerkmal, sind sich die IPTE-Chefs einig. Im Zuge der Expansionsbestrebungen hat IPTE FA derzeit zwölf Engineering- und Produktionsstandorte in Belgien, Deutschland, Frankreich, Portugal, Spanien, Mexiko, Estland, Rumänien und China. Zu den Kunden zählen namhafte Hersteller der Telekommunikation, Unterhaltungselektronik, der Industrie- und Kfz-Elektronik, der Kfz-Zulieferindustrie sowie aus allen Bereichen der Montagetechnik und des verarbeitenden Gewerbes. Die Referenzliste der IPTE umfasst Unternehmen wie Autoliv, Bosch, Continental, Delphi, Ericsson, Hella, Jabil, Johnson Controls, Lear, Leoni, Siemens, TE Connectivity, TechniSat, TP Vision, TRW, Vaillant, Valeo, Visteon und Yazaki.
IPTE auf Einkaufstour
Das prosperierende Unternehmen wollte zügig expandieren und sich auf diese Weise stetig Marktanteile weltweit sichern. Dafür straffte man die Organisation: Der einheitliche Name IPTE galt ab der Jahrtausendwende für alle Unternehmensteile. Der Börsengang in Brüssel sollte zusätzlich Geld in die Kasse spülen, um im großen Stil auf Einkaufstour zu gehen. In den Jahren zwischen 1999 und 2008 vollzogen die Belgier zehn Akquisitionen. Namhafte Unternehmen reihen sich in der Übernahmeliste ein: Connect Systems in Deutschland (1999), die französischen Unternehmen ARF Test (2000) und And Elec (2001), Autoveyor in Singapur (2001), Ratio Slovakia (2002), AnTest und Prodel in Frankreich (2003), Infotron in Deutschland (2004), Barco in Belgien (2007), Platzgummer in Deutschland (2008) und TAF3 in Estland (2008).
Parallel dazu erweiterte sich der Schwerpunkt des Geschäfts neben Europa ab 1997 auf die USA, 2002 kam auch der asiatische Raum hinzu. In den Zentren der chinesischen Elektronikindustrie Shenzhen (in der Region Hongkong) und Shanghai wurden Vertriebsbüros eröffnet. Mit einem Anteil von mehr als 20 Prozent am Gesamtumsatz hat 2011 das außereuropäische Geschäft der IPTE FA weiter an Bedeutung gewonnen. In den Märkten China und Mexiko wurde der Umsatz verdoppelt. In Brasilien hat das Unternehmen 2011 ein Service Center eröffnet, das die Kunden in dieser Region betreut.
Hauptstandorte der IPTE FA sind in Belgien, Frankreich und Deutschland. Schlüsselfertige Lösungen für den automatisierten Leiterplattentest, Automatisierung für In-Circuit-Test und Funktionstest, Komponenten für Boardhandling (alle Arten von automatischen Handlings-Einheiten für Leiterplatten, Transport- und Zwischenlagerlösungen) und Produktionslinien sowie Test- und Applikationsentwicklungen nach Maß werden im belgischen Genk entwickelt und produziert.
Seit dem Jahr 2005 hat die IPTE Germany ihren Sitz Heroldsberg – in der Metropolregion Nürnberg. Dort entwickelt und produziert der Lösungsanbieter Nutzentrenner für Leiterplatten, Bestückungsautomaten für Sonderbauteile sowie Test-Applikationen nebst Produktions- und Montagezellen für kundenspezifische Fertigungslinien. Produkt-Design und Prototypenentwicklung an diesem Standort kommen hinzu. Operativ ist zudem die IPTE-Platzgummer in Karlsfeld bei München an den Standort Heroldsberg angegliedert. Schwerpunkt der Aktivitäten dort sind die Entwicklung und der Bau von kundenspezifischen Montageanlagen. Zu den Kunden im In- und Ausland zählen die Automobilindustrie und deren Zulieferer.
In Frankreich werden Kontaktierungen und spezielle mechanische Aufnahmeelemente für Leiterplatten in Testautomaten hergestellt. Ebenfalls in Frankreich befindet sich der Firmensitz der im Jahr 2003 von der IPTE übernommenen Automatisierungsgruppe Prodel. Die Prodel-Aktivitäten umfassen primär die mechanische Automatisierung und entsprechende Test-Applikationen.
Relativ jung sind die Engineering- und Produktionsstandorte in Portugal, China und Mexiko. In diesen Regionen steht aber bereits das komplette IPTE Produkt- und Leistungsangebot inklusive Service zur Verfügung.
Universelle Lösungen zur Fabrik- und Produktionsautomatisierung
Anfänglich stand die Idee, universelle Lösungen für die Testautomatisierung anzubieten, im Mittelpunkt. Im Laufe der Jahre wurde das Unternehmen wesentlich breiter aufgestellt. „Die Idee, universelle Lösungen zu bieten, stand und steht bei uns im Vordergrund“, erläutert Vladimier Dobosch, Managing Director und Gründungsmitglied der ITE. „Durch gezielte Investitionen in Forschung und Entwicklung konnten wir uns einen festen Platz als bevorzugter Partner erarbeiten“, betont er. Das Unternehmen liefert seine Automatisierungs- und Testlösungen an führende Elektronikproduzenten vieler Branchen in aller Welt. „Unsere Präsenz auf dem Weltmarkt wird von unseren Kunden honoriert und bestätigt unsere Prämisse, gemeinsam mit unseren Kunden überall auf dem Globus mit eigenen Aktivitäten vertreten zu sein“, konstatiert Hubert Baren.
Die Entwicklung der IPTE NV war von einem rasanten Wachstum begleitet. Ausgehend von 0,8 Millionen Euro im Jahr 1993 konnte der Umsatz anfangs fast jedes Jahr durch eigene Leistungen und gezielte Akquisition neuer Unternehmensteile verdoppelt werden. Die allgemein schwache Wirtschaftsentwicklung, im Wesentlichen die Marktschwächen im Bereich Telekommunikation sowie im PC-Segment, bremsten um die Jahrtausendwende das Umsatzwachstum. Nicht zuletzt sicherten die Eröffnung der Vertriebsbüros in China sowie der Ausbau der Präsenz in Asien und Amerika das weitere Wachstum. Mit einer Umsatzsteigerung um 35 Prozent auf 79,4 Millionen Euro hat die IPTE Factory Automation (FA) das Geschäftsjahr 2011 abgeschlossen – geplant war ein Umsatz von 65 Millionen Euro. Stark am Erfolg beteiligt war die in Heroldsberg ansässige IPTE Germany, die für die Vertriebsgebiete Deutschland, Österreich und Schweiz verantwortlich zeichnet: Sie übertraf ihr Vorjahresergebnis. Auch die noch junge Branchensparte Elektromobilität hat 2011 bereits rund acht Prozent zum Gesamtergebnis beigetragen. Attraktive Aufträge und die direkte Belieferung von OEM-Kunden aus der Automobilindustrie stellen einen Meilenstein in der Entwicklung der IPTE FA dar. „Das Vertrauen dieser Kunden ehrt uns und spornt uns zugleich an“, erklärt Baren. „Es zeigt, dass wir als globaler Systemlieferant für Automatisierungslösungen in der Elektronikindustrie anerkannt und etabliert sind.“
Seit dem Neustart nach der Ausgliederung zum 1. März 2010 ist die IPTE FA auf Erfolgskurs. Mit derzeit 550 Mitarbeitern weltweit strebt das Unternehmen für das Geschäftsjahr 2012 einen Umsatz von 80 Millionen Euro an. Erreichen will man das mit einem „besseren Value Added“, kündigt Dobosch an: „Wir wollen küftig mehr Umsatz mit den gleichen Kunden erzielen.“ Wie das geht verrät er auch: „Dazu gehört es, kontinuierlich die bereits hohe Fertigungsqualität weiter zu steigern und parallel dazu den Kundensupport zu verbessern.“ Immerhin: 80 Prozent des Umsatzes erzielen die Belgier mit den gleichen – langjährigen – Key Accounts. Auch in Zukunft werden die Unternehmensziele, die Huub Baren, einer der Gründer und Mehrheitseigner der IPTE FA definiert hat, Geltung haben: „Wir wollen der führende, unabhängige und globale Partner für die Elektronikindustrie sein. Dabei begleiten wir unsere Kunden weltweit an ihren Standorten.“
IPTE auf Erfolgskurs
Anfänglich stand die Idee, universelle Lösungen für die Testautomatisierung anzubieten im Mittelpunkt. Im Laufe der Jahre wurde das Unternehmen wesentlich breiter aufgestellt. Dabei hat man die Idee der universellen Lösungen jedoch beibehalten. Das Angebot umfasst seit 1998 auch den Bereich der Produktionsautomatisierung.
(mrc)