Weil das Cruise Terminal im Dubaier Tiefseehafen Port Rashid erweitert wurde, musste der dazugehörige Containerhafen den touristischen Ozeanriesen weichen. Die dort bislang eingesetzte Krantechnik wurde modernisiert und im Hafen von Dakar neu aufgebaut. Bei der Überholung der Ship-to-Shore-Krane kam der Rail Cable Carrier (RCC) von Kabelschlepp zum Einsatz – als Ersatz für die bislang verwendeten Festoon-Systeme, welche die Krankatze in luftigen Höhen zum Transport des Frachtguts verfahren. Die Energieführung, ursprünglich für bodenständige Kranapplikationen mit langen Verfahrwegen von 500 m und mehr entwickelt, bietet verschiedene Vorteile gegenüber den Hängekabeln, wie Uwe Kemper aus der Abteilung Forschung und Entwicklung bei Kabelschlepp erläutert: „Mit einer Umrüstung nach dem Stand der Technik können Betreiber nicht nur die Systemzuverlässigkeit steigern, sondern auch erhebliche Einsparungen erzielen.“

Zum einen lässt sich der Zyklus des Leitungsaustauschs verlängern. Diese unterliegen in Festoon-Lösungen nicht nur witterungsbedingtem Verschleiß. Noch stärkeren Abrieb verursacht das heftige Zusammenschlagen am Endpunkt des Verfahrwegs. Angesichts der vergleichsweise langen Leitungen – 130 m für einen Verfahrweg der Krankatze von 70,5 m – entstehen bei jedem Austausch hohe Kosten.

Anwendung im Detail

Dakar
Dakar, die Hauptstadt Senegals, ist die am weitesten westlich gelegene Stadt Afrikas. Dakar ist am Ostufer einer Halbinsel entstanden. Durch diese Halbinsel liegt der Hafen, von Atlantikstürmen abgeschirmt, in einer relativ geschützten Bucht. Der Hafen Dakar zählt zu den bedeutendsten Umschlagplätzen in der Region. Er bietet Platz für Schiffe bis zu 20 m Tiefgang. Insgesamt verfügt der Hafen über  mehr als 30 ha Hafenfläche und annähernd 60.000 Quadratmeter Fläche in den Hangars, mit einer Kapazität von 150.000 Quadratmeter. Mehr als 10 km Quais, hiervon die Hälfte mit einer Tiefe zwischen 8 und 11 m, bieten Platz für etwa 40 große Schiffe. Feste Verbindungen bestehen für den Warentransport zu den wichtigsten Häfen in Westafrika, West- und Nordeuropa, im westlichen Mittelmeer sowie nach New York, Houston, Bangkok und Honk Kong.

Quelle: botschaft-senegal.de, wikipedia.org

Zum anderen lassen sich durch Wartungsarbeiten bedingte Ausfallzeiten verringern, die nicht nur im Hafenumschlag Unsummen verursachen können. „Dagegen sind die Kosten für Material und Wartungsaufwand vergleichsweise gering“, stellt Kemper fest. Auch starker Wind – in einer Hafenstadt wie Dakar gang und gäbe – würde den Betrieb mit Festoon-Systemen, der bei zu hohen Windlasten eingestellt werden muss, beeinträchtigen.

Schnell auf Rollen

Die Besonderheit des Energieführungssystems: Es ist als Rollenkette konzipiert. Die Energieführungskette fährt mittels seitlich daran befestigter, kugelgelagerter Rollen in einer einfach zu montierenden Stützkonstruktion mit zwei Ebenen. Was für lange Verfahrwege erdacht wurde, bietet sich auch als Ersatz für Festoon-Systeme an. Das Gestell wurde unter den Kranträger gesetzt; das Prinzip der Bodenapplikation bleibt gleich: Die Rollen an der Energieführungskette passen sich in U-förmig ausgesparte Halterungen des Gestells ein, was die Energieführung in Position hält. Diese gestützte Führung in der oberen und unteren Ebene vermeidet auch bei Dauereinsatz ein Aufeinandergleiten des Kettenobertrums auf dem Kettenuntertrum. Dies war bei Produkten, bei denen die Rollen in die Kettenglieder integriert sind, bislang nicht möglich. Zug- und Schubkräfte werden im Vergleich zur gleitenden Anordnung um circa 90 % verringert, auch die erforderliche Antriebsleistung ist niedriger. „Ähnlich war es auch bei dem Projekt in Dubai. Bei langen Festoon-Systemen müssen zum Teil mehrere Kabelwagen angetrieben werden; RCC verfährt mit der Katze und kann per Hand verschoben werden – so wenig Kraftaufwand ist nötig“, berichtet Kemper. Der verschleißarme Betrieb verlängert die Standzeiten. Zudem ließ sich die benötigte Leitungslänge im Vergleich zu dem Festoon-System um zwei Drittel verkürzen. Die Leitungslänge im neuen Energieführungssystem beträgt nun 52 m. „Auch das spart Kosten – Kupfer ist teuer“, bilanziert der Entwicklungsingenieur. Der RCC lässt sich mit Standard-Energieführungen aus dem Kabelschlepp-Programm realisieren – in Dubai kommt beispielsweise eine Hybridkette der Typenreihe MC 1250 mit verschraubten Aluminiumstegen in Massivausführung zum Einsatz. Diese Kettenausführung mit einer Materialkombination aus Kunststoff für die Kettenbänder und Aluminium für die Stege kennzeichnet sich durch Passgenauigkeit auf den Millimeter, hohe Stabilität und leitungsschonende Eigenschaften.

Unabhängig von der eingesetzten Kette verfügt das System über einen leisen, vibrationsarmen Lauf und ermöglicht hohe Geschwindigkeiten sowie Zusatzlasten von über 50 kg/m. „Eine rundum optimale Lösung für diese Krananwendung“, bilanziert Andy Rhodes, Projects Manager-World Crane Services FZE, der die Arbeiten vor Ort im Auftrag des Betreibers betreut hat. „Und die Realisierung ab der Auftragserteilung dauerte gerade mal zwei Monate.“ Die Lösung überzeugte nicht nur in Dubai; Kabelschlepp rüstet inzwischen weltweit Krane aller Art auf das Energieführungssystem um und neue Anlagen damit aus.

Notfallsystem gegen Crashkurs

Als Erweiterung des RCC bietet der Emergency Cable Carrier (ECC) hohe Sicherheit für Bodenapplikationen. Denn hier können Gegenstände auf den Verfahrweg des Energieführungssystems gelangen. Dadurch könnte das System nicht ordnungsgemäß mit dem dynamischen Verbraucher verfahren, der Widerstand beim Zug oder Schub würde zu groß, das System könnte reißen oder sich stauchen und kaputtgehen. Damit läge die gesamte Anlage lahm. ECC ist ein Entkopplungssystem mit einer Not-Aus-Funktion, das dies verhindert. Der Hauptenergieführung ist eine Notfallkette angegliedert. Wird eine Blockade von dem System durch Kraftmessung erkannt, schaltet es die Energiezufuhr für das weitere Verfahren sofort ab. Damit die Energieführung den Bremsweg unbeschadet übersteht, wird die Hauptkette sofort ausgekoppelt. Die in applikationsgerechter Länge ausgelegte Notfallkette überbrückt die Distanz bis zum Stillstand. Nach Beseitigung des Hindernisses lässt sich das Notfallsystem schnell wieder an die intakte Hauptkette ankoppeln. Die Anlage ist sofort wieder betriebsbereit und muss nicht repariert werden. Das bietet nicht nur Hafenbetreibern hohe Sicherheit bei geringen Ausfallzeiten und Folgekosten. 

Ingelore Roth-Stahl

: Manager International Exhibitions & PR bei der Kabelschlepp GmbH in Wenden-Gerlingen.

(mf)

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