Die PLCnext-Plattform bildet die Basis für eine zweite Säule unseres Steuerungs-Portfolios. Dies sagte Armin Schlenk bei seinem Interview mit der Fachzeitschrift IEE.

(Bild: Yaskawa)

rmin Schlenk, Director Marketing EMEA bei Yaskawa Europe in Eschborn.

"Die PLCnext-Plattform bildet die Basis für eine zweite Säule unseres Steuerungs-Portfolios." Armin Schlenk, Director Marketing EMEA bei Yaskawa Europe in Eschborn. Yaskawa

Gemeinsames Ziel von Phoenix Contact und Yaskawa ist es, ein offenes und zukunftssicheres Ökosystem für die industrielle Automatisierung anzubieten.

Gemeinsames Ziel von Phoenix Contact und Yaskawa ist es, ein offenes und zukunftssicheres Ökosystem für die industrielle Automatisierung anzubieten. Yaskawa/Phoenix Contact

Herr Schlenk, wird die S7-kompatible Automatisierungslösung mittelfristig abgelöst?

Armin Schlenk: Wir werden unsere S7-kompatiblen Produkte, etwa das modulare SLIO-System oder das High-Speed-Steuerungssystem 300S weiterhin unterstützen. Unsere Kunden können auch in Zukunft auf einen umfassenden Support zugrückgreifen und über viele weitere Jahre auf die Lieferfähigkeit ihrer gewohnten Automatisierungslösung setzen.

Was passiert dann mit dem Vipa-Portfolio?

Armin Schlenk: Das Controls-Portfolio – das die eben erwähnten Systeme 300S und SLIO PLC, das SLIO I/O-System und die Kompakt SPS sowie die HMIs umfasst – ist unser aktuelles Produkt-Portfolio, das von der Partnerschaft mit Phoenix Contact nicht betroffen ist. Diese Komponenten werden weiterhin unterstützt und auch gemäß den technologischen Anforderungen des Marktes weiterentwickelt.

Bekommen die Controller eine optionale PLCnext-Runtime?

Armin Schlenk: Wir werden bei der nächsten Generation unserer Maschinensteuerungen die PLCnext-Technologie nutzen. Durch deren Kombination mit der Motion-Control-Engine und der robusten Hardware von Yaskawa entsteht eine flexible und offene Steuerungsplattform, die auf bewährten PLCopen-Lösungen für Logiksteuerung, Maschinensteuerung und Handhabungsroboter basiert.

Wird auch die Phoenix-Contact-Hardware, etwa deren Controller oder Remote-I/Os, künftig von Yaskawa übernommen?

Armin Schlenk: Nein, Yaskawa wird die eigene Hardware sowie Software wie die Motion-Control-Engine und PLCopen-Bausteine für die nächste Generation der SPS- und Maschinensteuerungen entwickeln. Diese Plattform wird ASICs unserer Tochter Profichip nutzen.

Wird es zwei parallele Engineering-Plattformen geben?

Armin Schlenk: Wir werden PLCnext bei der nächsten Generation Steuerungen als Plattform unseres Engineerings-Tools nutzen. Unsere eigenen Tools und Funktionalitäten werden dort inte­griert. Parallel dazu bleiben unsere bestehenden Engineering-Tools weiterhin verfügbar.

Phoenix Contact stemmt sich gegen den Corona-Trend

Automatisierungsanbieter stemmen sich gegen die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung – mit Macht und durchaus erfolgreich, wie Ulrich Leidecker, CEO von Phoenix Contact betont. Wachstum versprechen interessante Entwicklungen und die Kooperation mit dem Antriebs- und Roboteranbieter Yaskawa.

Wird mit der Kooperation die S7-kompatible Automatisierung nicht ad acta gelegt?

Armin Schlenk: Nein, überhaupt nicht. Yaskawa wird weiterhin den S7-Markt bedienen und die aktuellen S7-kompatiblen Systeme entsprechend des technologischen Fortschritts ausbauen. Die PLCnext-Generation mit Programmierung nach IEC 61131 und modernen Programmiersprachen, mit integrierter Safety sowie Security bildet in Zukunft eine zweite Säule im Yaskawa Produkt-Programm.

Welche Vorteile zieht Yaskawa aus der Kooperation?

Armin Schlenk: Ziel ist es für beide Firmen, ein offenes und zukunftssicheres Ökosystem für die industrielle Automatisierung anzubieten.

Und was übernimmt Phoenix aus ihrem Technologiebaukasten?

Armin Schlenk: Yaskawa und Phoenix Contact gehen eine Technologiepartnerschaft ein. Der Austausch von spezifischen Technologien und Know-how erfolgt im Rahmen dieser Partnerschaft nach Bedarf entsprechend der jeweiligen Produktstrategien.

Kommentar: Technologie-Austausch bleibt keine Einbahnstraße

Gemeinsames Ziel von Phoenix Contact und Yaskawa ist es, ein offenes und zukunftssicheres Eco-System für die industrielle Automatisierung anzubieten. In diesem Zuge hat Phoenix Contact seine IEC 61131-3-basierte Laufzeitumgebung PLCnext an Yaskawa lizensiert und stimmt künftigen gemeinsamen Weiterentwicklungen zu. Yaskawa will die PLCnext Technology dazu nutzen, das eigene Angebot an Maschinensteuerungen weiter auszubauen und fortzuentwickeln. So steht es in der Pressemitteilung vom September. Mittelfristig wird man bei Yaskawa beziehungsweise ehemals Vipa mit Sicherheit keine zwei Technologie-Plattformen pflegen. Dazu ist auf Dauer der finanzielle und personelle Aufwand einfach zu groß, mithin: zu teuer. Die S7-kompatiblen Steuerungsfamilien, die noch aus der Übernahme von Vipa stammen, dürften daher eher im Rahmen einer Modellpflege weiterentwickelt werden.

Aus Phoenix-Sicht stärkt und erweitert Yaskawa als globales Schwergewicht im Bereich Robotik und Antriebstechnik das Eco-System von PLCnext. Mit der Kombination aus offener Steuerungstechnik, modularer Engineering-Software und Online-Community ermöglicht diese Lösung eine einfache Adaption an wechselnde Anforderungen sowie eine effiziente Nutzung von bestehenden und neuen Software-Anwendungen. Künftig kommt nun noch eine umfangreiche Palette an Roboter- und Motion Control-Lösungen in Hard- und Software dazu. Diese Komponenten werden nicht nur den digitalen Marktplatz PLCnext bereichern, sondern auch das Lösungsangebot von Phoenix Contact.

Kommentar von Stefan Kuppinger, Chefredakteur IEE

Stefan Kuppinger

Chefredakteur IEE

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