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"Standard-Browser in einem Web-Panel zu nutzen hat durchaus seine Tücken und seinen Preis." Florian Raupach, Produktmanager Panel-PC bei Wachendorff. (Bild: Wachendorff)

Herr Raupach, was treibt einen Panel-Hersteller, der sich eher über die Hardware-Features differenziert, einen eigenen Webbrowser aufzusetzen?

Florian Raupach: Die Anwender und deren Bedarf an einer sehr einfachen, kostengünstigen Visualisierung von Maschinendaten und KPI – Stichwort Dashboards. Effiziente Lösungen dafür gibt es nur sehr wenige. Unser Ziel war es, eine robuste, langlebige und qualitativ hochwertige Hardware-Basis mit einem Browser auszustatten, der die Anforderungen ohne viel Schnick-Schnack erfüllt. Das Ergebnis ist ein kompaktes Web-Panel mit HTML5-Browser.

Woran kränkeln denn die Standard-Browser?

Florian Raupach: Zunächst am zu großen Funktionsumfang für rein industrielle Anwendungen. Typische Optionen wie Favoriten, Lesezeichen, Ad-Blocker, E-Mail-Zugriff, Banking-Zugriff können in den meisten Applikationen in der Industrie entfallen. Die Bedienung unserer Geräte ist durch die Reduktion auf das tatsächlich Notwendige wesentlich einfacher und strukturierter.

Zusätzlich besteht anfangs immer ein Konfigurationsaufwand. Beispielsweise muss bei einem Standard-Browser immer der Kiosk-Mode eingerichtet und aktiviert sein. Dies erfordert teils zusätzliche Add-Ins oder die Anpassung spezifischer Programmparameter. Diese Schritte fallen bei unserem Browser weg: Das Web-Panel startet und ruft automatisch die voreingestellte Zieladresse des Web-Servers der Steuerung auf – fertig! Und für die Parametrierung von Zieladresse und Vollbild-Darstellung gibt es eine Konfigurationsseite. Auch darf der Ausstieg aus der Visualisierung bei einem Bedienpanel nicht ohne weiteres möglich sein. Diese Aspekte haben wir bei unserem Browser berücksichtigt. Und da wir auf zusätzliche Funktionen verzichten, bedarf es naturgemäß weniger Rechenleistung.

Aber es heißt doch immer, Rechenleistung stehe immer genügend zur Verfügung

Florian Raupach: Sicher, aber diese Rechenleistung muss immer auch bezahlt werden. Gerade für die einfache Anzeige von Maschinendaten auf einem Dashboard wären die Kosten für einen hoch-performanten Prozessor aber unverhältnismäßig hoch. Ziel muss sein, eine auf die laufende Anwendung optimale Rechenleistung zu günstigen Preisen bereitzustellen. Zusätzlich gilt es immer auch die Wärmeentwicklung zu beachten. Mit der Prozessorleistung ergeben sich zusätzliche Anforderungen an das Gerät: Die Wärmeabgabe steigt und muss beim Gerätedesign berücksichtigt werden, in der Regel durch größere Lüftungsschlitze oder Kühlkörper. Dies erhöht wiederum den Platzbedarf oder geht zu Lasten der Schutzart.

Und Ihr Browser eliminiert diese Probleme?

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Die Web-Panel der ARMPAC-Serie werden mit einem spezifischen, auf die industriellen Belange ausgelegten HTML5-Browser ausgeliefert. Wachendorff

Florian Raupach: Der Browser kann und macht exakt nur das, was man für eine einfache Anwendung braucht. Er ist vorinstalliert und startet automatisch im Vollbildmodus. Angezeigt werden die gewünschte Visualisierung oder die Maschinendaten via Dashboard.

Auf welchen Basis-Browser greifen Sie bei Ihrer Entwicklung zurück?

Florian Raupach: Auf eine Eigenentwicklung von Wachendorff Prozesstechnik, die eigens auf unsere Hardware angepasst wurde. Dabei handelt es sich nicht um eine Open-Source-Lösung. Als Betriebssystem kommt Android zur Anwendung. Da wir nur das nötigste verwenden, gibt es keine Ressourcen-Engpässe.

Auf welchen Geräten/Prozessoren kommt der Browser zum Einsatz?

Florian Raupach: Wir nutzen den Browser bei den Web-Panel der ARM-PAC-Serie. Herzstück dieser Geräte ist der Freescale i.MX6 Dual Lite Prozessor. Die Panel sind in den Display-Größen 7“, 10,1“ und 12,1“ wahlweise mit projiziert kapazitiven oder resistiven Touch ausgestattet.

Ist der Browser auch auf ältere Geräte/Firmware implementierbar?

Florian Raupach: Unsere Web-Panel werden direkt mit dem vorinstallierten Wachendorff-Browser ausgeliefert. Hierdurch entfallen die Aufwände für Installation und Inbetriebnahme erheblich – das ist ja der Sinn der Sache. Ältere Geräte können nicht mit dem Browser nachgerüstet werden, da die Anpassung an deren Betriebssysteme zu hoch wäre.

Und die Web-Panel kommen aus ihrem eigenen Haus?

Florian Raupach: In einem intensiven Auswahlverfahren haben wir uns für einen langjährigen taiwanesischen Partner aus dem Segment Industrielle Computertechnik entschieden. Der fertigt die Web-Panel exakt nach unseren Vorstellungen und Vorgaben für uns – exklusiv und unter höchsten Fertigungsstandards. Umfangreiche Tests im Rahmen der Produktfreigabe sichern dabei unseren hohen Anspruch an die von uns vertriebenen Automatisierungskomponenten. Im Zuge dieser Tests und Produktaufnahme in unser Portfolio entsteht auch die deutsche Dokumentation (Betriebsanleitung, Datenblätter, etc.)

Das Interview führte IEE-Chefredakteur Stefan Kuppinger

SPS IPC Drives 2018: Halle 7, Stand 151

(sk)

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