ERP-System unterstützt bei digitalen Geschäftsmodellen

(Bild: sompong_tom-iStock)

Reine Automation reicht also nicht aus – vielmehr braucht Digitalisierung für eine erfolgreiche Zukunft erheblich mehr direkte Interaktion mit dem Markt. IIoT sowie ein intelligentes ERP ermöglichen hier disruptive Business-Optionen auch für industrielle Unternehmen.

erfolgreiche datenbasierte Geschäftsmodelle finden außerhalb der Fabrik statt

Out-of-the-box - erfolgreiche datenbasierte Geschäftsmodelle finden außerhalb der Fabrik statt. Noch nutzen wenige Industrieunternehmen die Potenziale, die Industrie 4.0 eigentlich zu bieten hat. iStock/elenabs

Die weltweit zunehmende Dominanz der Plattform-Ökonomie ist unübersehbar. Unternehmen müssen sich schnell entscheiden – und in Sachen Plattform die Weichen stellen. Wer wollen sie in Zukunft sein: Disruptor – oder Disruptierter? eGo Life – das in Aachen seit 2019 in Serie gebaute Elektroauto, nutzt die Blockchain: In der digitalen Fahrzeugakte werden Daten von Zulieferern mit Prozess- und Produktdaten aus der Produktion, Daten aus der Werkstatt sowie Nutzungsdaten zusammengebracht. Für Konsumenten, Hersteller und Service-Partner werden Daten wie z. B. Besuche beim Service-Partner ebenfalls mittels Blockchain-Technologie gespeichert und effizient zur Verfügung gestellt. Hier trifft modernste Automobil-Fertigung auf Service-Mehrwert für Konsumenten – ein Paradebeispiel für erfolgreiche Digitalisierung im Rahmen von Industrie 4.0. Allerdings ist das in Deutschlands Fläche leider die Ausnahme statt die Regel.

Digitalisierung muss die Fabriktore verlassen

In der produzierenden Industrie Deutschlands lässt sich durch die Nutzung von Industrie 4.0 noch keine signifikante Steigerung des Bruttoinlandsproduktes, BIP, feststellen – sagen die Zahlen. Die Prognosen bis 2020 sehen laut Statista mit einem Zuwachs von 0,9 % in 2019 oder 1,7 % für 2020 nicht besser aus (DIW-Prognose zur Entwicklung des BIP in Deutschland bis 2020). Der volkswirtschaftliche Nutzen von Industrie 4. 0 bleibt damit bisher aus – und fällt unter die Schwelle der Bedeutsamkeit. Der Grund: Der Schwerpunkt der Digitalisierung in Europa ist fabrikzentriert. Stand heute machen Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus noch 98 % ihres Umsatzes mit dem Vertrieb von Produkten und Services. Die eigentlichen Potenziale von Industrie 4.0 und Industrieller IoT-Kommunikation – kurz: IIoT – liegen aber außerhalb der Werkshallen. Denn echte IIoT-Projekte sind für Kunden spürbar und erwirtschaften Mehrerlöse.

Die wenigen hier erfolgreichen Unternehmen bieten allesamt digitale Geschäftsmodelle mit digitalen Produkten und meist auf digitalen Plattformen. Sie sind 100 % kundenorientiert und nutzen digitale Business-Ökosysteme. Die Entwicklung solcher digitalen Geschäftsmodelle ist in der Industrie jedoch noch nicht Standard. In Branchen wie Automotive oder dem Maschinen- und Anlagenbau sind digitale Disruptionen dabei am wenigsten weit vorgedrungen. Elektronik & Hightech sowie der Großhandel stehen schon besser da.

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ERP ist nicht gleich ERP. ProAlpha hat sich auf ERP-Systeme für mittelständische Unternehmen in Fertigung und Handel spezialisiert. Die Integration von vor- und nachgelagerte Systemen von Geschäftspartnern, Kunden, Lieferanten oder Behörden in das ERP öffnet es für neue Geschäftsmodelle. ProAlpha

Die meisten erfolgreichen disruptiven Geschäftsmodelle finden sich jedoch in anderen Branchen und haben diese nachhaltig verändert. Dort verstehen es die meist neuen Akteure besser, sich exklusiven Zugang zum Kunden über die verschiedenen digitalen Kanäle zu verschaffen. Die wertschöpfende Plattform steht dabei direkt zwischen Kunde und Anbieter. Sie macht ein markttaugliches Angebot an kundenspezifischen Produkt- und Service-Anpassungen möglich – als Folge der strategischen Feedback-Kommunikation. Datengetriebene Plattform-Ökosysteme wickeln Ströme von Leistungen, Geld und Daten ab. Mit ihrem direkten Kontakt zum Kunden haben sie so eine kaum zu überschätzende Bedeutung erlangt, ihre Weltwirtschaft-Werte schießen geradezu durch die Decke.

Die Plattformen von Festo und Homag

Ein solches Plattform-Business für neue digitale Geschäftsmodelle betreibt etwa Festo, ein Anbieter von  Automatisierungstechnik. Über sein Core-Business hinaus bietet das Unternehmen weiteren Mehrwert: als Datenlieferant durch „offene“ Produkte, ausgestattet mit Sensorik und Basis-Kommunikation. Als IoT-Enabler stellt Festo vorverarbeitete Daten bereit. Und als Digital-Service-Provider bekommen Kunden direkt vollwertige Dienste über eine Plattform angeboten. Die Vermittlung und Abrechnung digitaler Services bildet das Geschäftsmodell.

Gemeinsam mit dem DFKI forscht Proalpha im Bereich KI

Gemeinsam mit dem DFKI (Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz) forscht Proalpha im Bereich KI. Zielsetzung des gemeinsamen Projektes ist es, „Use Cases“ in ERP Applikationen zu definieren und zu evaluieren, mit welchen Werkzeugen man diese umsetzen kann. ProAlpha

Ein weiteres Beispiel liefert der Maschinenbauer Homag. Der Player aus der Holzindustrie integriert die Leistungen seiner Technologie- und Business-Partner auf seiner digitalen Plattform „tapio“. Dort ist das Angebot an Produktionsmaschinen, Material und Werkzeugen laut Homag auf tausende Produkte angewachsen. Über die IoT-Plattform läuft außerdem die direkte Kundenkommunikation, sie integriert digitale Produkte sowie Apps ebenso wie Marketing-Instrumente oder digitale Services. Auch Bosch, BMW oder Volkswagen sind in puncto Plattform bereits gestartet. Durch Austausch und Interaktion schaffen solche B2B-Plattformen als technologiebasierte Geschäftsmodelle Mehrwerte und orchestrieren Ökosysteme zum Vorteil der Kunden.

Was sollten Unternehmen der Industrie jetzt tun? Ausgangsbasis eines Plattform-Erfolgs bildet die Smart Factory mit optimierten digitalisierten Wertschöpfungsketten. Hier integriert ein hochleistungsfähiges ERP die dafür nötigen Daten über einen „digitalen Zwilling“. Darunter wird ein virtuelles Abbild verstanden, das alle relevanten Daten aus Produktion, Entwicklung sowie angrenzenden Bereichen beinhaltet – für eine echtzeitfähige Auswertungsbasis. Eine horizontale und vertikal vernetzte Smart Factory liefert so erst die Voraussetzungen für die weitere, disruptive Digitalisierung.

Agilität und Geschwindigkeit

Die intensive Nutzung von Daten macht Unternehmen agiler und schneller. In traditionellen Unternehmen entstehen oft Zeit- und damit Wertverluste durch Verzögerungen in jeder einzelnen Phase, die sich an ein Ereignis anschließt: bei Erzeugung von Daten, Analyse der Daten, Einleitung von Maßnahmen sowie dem Eintreffen von deren Wirksamkeit.

Anders in datengetriebenen Industrie 4.0-Unternehmen: Für Zeiteinsparungen und damit Werterhöhungen lassen sich für jede dieser Phasen die Treiber konkret benennen und einsetzen: So bieten System-Integration und Real-Time-Optionen kurze bis nicht vorhandene Datenlatenzen. Big Data-Analysen, Maschinelles Lernen und Künstliche Intelligenz helfen, Zeitvorteile bei der Problem-Analyse zu realisieren. Automatisierte Entscheidungssysteme dämmen Entscheidungsverzögerungen ein. Darüber hinaus minimieren vertikale sowie horizontale Prozess- und Systemintegration und physikalisch-virtuell integrierte Systeme die Anwendungslatenz bis zur Wirksamkeit neuer Maßnahmen.

Disruptive Geschäftsmodelle entwickeln

Das Nebeneinander von Bewährtem und Neuem hilft, disruptive Geschäftsideen zu entwickeln. Eine „Kill the Company“-Unit im Unternehmen kann wertvolle Denkanstöße dazu liefern. iStock/ipoba

„Welche neuen Geschäftsmodelle kann ich meinen Kunden überhaupt anbieten?“ Auf diese Frage müssen Unternehmen eine Antwort finden, um digitale Produkte, Services und Plattform in einem neuen Geschäftsmodell zusammenzubringen. Neben den Daten aus der Smart Factory benötigen sie dafür die Daten aus der Digitalisierung des Produkt- und Service-Angebots. Dann müssen sich Unternehmen entscheiden: Will ich selbst Plattformanbieter werden oder eine oder mehrere Plattformen bedienen? Und wie werden meine Produkte und Services überhaupt plattformkompatibel? Erst dann lässt sich die Digitalisierung über den Rand der Fabrik hinaustragen.

Entscheidend ist dabei in Zukunft das Angebot von Produktivitätssteigerungen in Ökosystemen – statt eines simplen Betreiber-Modells. Würth und Rolls-Royce, Claas oder Boge sind heute bereits positive Beispiele für ein solches Angebot.

Intelligentes ERP für den Erfolg

Grundlage für alle datengetriebenen Geschäftsmodelle sind verfügbare Daten. Intelligente ERP-Systeme helfen, diese Grundlage zu schaffen, indem sie Daten in der „lernenden Fabrik“ (sich selbstoptimierende, lernende Produktionssysteme) aus KI-gesteuerten Entitäten zusammenführen. Diese Systeme wachsen und verlangen kontinuierliche Optimierungen, damit sich Prozesse und Produkte verändern können. Die ERP-Systeme integrieren Daten aus unterschiedlichsten Quellen: aus selbststeuernden, selbstoptimierenden Prozessen und digitalen Assistenten, aus der RPA – der Robot Process Automation –, umfangreichen KI-gestützten Business Analytics sowie aus intelligenten, selbststeuernden und durchgängigen N-to-N-Prozessen. Sie sammeln Daten, um Machine Learning und Deep Learning innerhalb und außerhalb des Unternehmens zu nutzen. Sie integrieren auch neue Technologien – aus Robotik, Virtual Reality, Process Mining oder via Blockchain.

Bauteil-Suche vereinfachen

EMS-Fertiger sehen sich täglich mit einem riesigen Spektrum an BOM-Formaten (Kunden-Stücklisten) konfrontiert. Pflege und Recherche sind fehleranfällig und zeitaufwändig. Die Software BOM Connector vereinfacht das Laden, Vorbereiten, Bereinigen, Formatieren, Überprüfen und Vergleichen von Stücklistendaten. Die Schnittstelle zum ERP verkürzt die Suche nach passenden Bauteilen.

Für Unternehmen aus der Industrie bleibt in Richtung Plattform und neuer digitaler Geschäftsmodelle nicht viel Zeit für weiteren Aufschub. Disruption funktioniert in jeder Branche. Und mit jedem Budget – allerdings nicht in jeder Kultur. Die besten Aussichten auf Erfolg verspricht die Strategie, eine stabilisierende Balance zwischen Veränderungen und Vertrautem zu schaffen: Transformation verläuft parallel zum Bewährten. Gleichzeitig hilft ein unternehmenseigener Think Tank, Disruption voranzutreiben – als „Kill the Company“-Unit. Dafür müssen Unternehmen alle bestehenden Produkte und Dienstleistungen auf ihre künftige Berechtigung hinterfragen. Und sie müssen sich auf die Frage konzentrieren: Was ist das wirkliche Problem meines Kunden?

Klein anfangen

Wie Vernetzung und Datennutzung umgesetzt werden können, zeigt Pro Alpha exemplarisch auf der Productronica mit dem an das ERP angebundenen BOM Connector. Als BOM bezeichnet man in der Elektronikfertigung Kunden-Stücklisten, deren Pflege fehleranfällig und mit hohem Zeitaufwand verbunden ist. Über eine direkte Anbindung des BOM Connectors über das ERP an verschiedene interne Datenquellen und die gesamte Supply Chain wird die Objektsuche vereinfacht und die Recherche nach Bauteilen verschiedener Spezifikationen wesentlich weniger zeitaufwendig. Ergebnis: der manuelle Pflegeaufwand sinkt und der Angebotsprozess wird deutlich beschleunigt. Somit optimiert das ERP-System die Abläufe und schafft Freiräume, die sich für Neues nutzen lassen.

Das ERP-System Pro Alpha verknüpft in der Elektronikindustrie die Prozesse aller Unternehmensbereiche, abgestimmt auf Auftrags-, Varianten- und Serienfertiger. So werden etwa Elektrostücklisten und CAD-Modelle zentral abgelegt, Chargen- und Seriennummern sind somit lückenlos rückverfolgbar.

Productronica 2019:  Halle B2, Stand 241

Michael Finkler,

Geschäftsführer bei proALPHA

(mrc)

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