Der Standort ist mit Comic-Figuren verziert

Als ausgeprägter Marvel-Fan hat Stefan Wildmoser den Standort mit Comic-Figuren als Graffitis an den Wänden anbringen lassen und auch den Schriftzug Wildmoser im Graffiti-Style verewigt. (Bild: Ersa/Romy Schmieg)

Im Jahr 1991 als reines Entwicklungshaus gestartet, ging Wildmoser Electronic gut 25 Jahre später mit dem Einstieg in die EMS-Fertigung konsequent den nächsten Schritt in der Unternehmensentwicklung. „Wir sind heute ein Entwicklungshaus, das auch fertigen kann, wenn der Kunde das möchte“, beschreibt Firmengründer und Inhaber Stefan Wildmoser sein Unternehmen. Mit Anfang 20 wagte er vor 28 Jahren den Schritt in die Selbstständigkeit und führt heute ein Unternehmen mit 50 Mitarbeitern.

Über erste Projekte und Beratertätigkeit für den Automobilzulieferer Webasto machte sich Wildmoser einen Namen in der Branche. Bis heute arbeitet der Mittelständler zu 90 Prozent für den Automobilsektor, für den man die Serien-Elektronik und Software für Produkte im Komfort- oder Fahrerassistenzbereich, Motorsteuerungen oder Beleuchtungssysteme entwickelt. Diese Produkte werden in großen Stückzahlen von 20.000 bis hin zu 1 Mio. gefertigt und sind weltweit in Fahrzeugen internationaler Marken und Premiumhersteller verbaut.

Großer Teamgeist als Erfolgsbasis

Basis des Erfolgs ist der große Teamgeist bei Wildmoser Electronic. „Ohne funktionierendes Team läuft nichts, und ohne meine Mannschaft bin auch ich nichts“, stellt Stefan Wildmoser klar. Über 40 Prozent der Belegschaft ist seit mehr als zehn Jahren im Unternehmen. Auch Wildmosers Mitstreiter aus den Anfangstagen sind nach wie vor mit an Bord. Und so läuft es bei Wildmoser ein bisschen wie bei den drei Musketieren: einer für alle und alle für einen.

Ersa 02_Versaflow 4-55_Hulk

Die Selektivlötanlage Versaflow 4/55 mit dem Versaflex-Doppellötmodul von Ersa steht im besonderen Schutz der Marvel-Actionfigur Hulk. Ersa/Romy Schmieg

Nur so meistert das Wildmoser-Team die größte Herausforderung: die straffen Zeitpläne der Kunden. Hier sind die Vorteile des kleinen Mittelständlers mit flachen Hierarchien, schnellen Entscheidungen und kurzen Wegen von unschätzbarem Wert. „Wir sind extrem schnell und können ein Entwicklungsprojekt bei Bedarf auch in der Hälfte der eigentlich veranschlagten Projektzeit erfolgreich umsetzen. Dadurch sind unsere Aufträge immer wieder mal Feuerwehreinsätze, wenn ein Start of Production beim Kunden gefährdet ist“, bekräftigt Wildmoser stolz.

Vom Prototypen zur Serienfertigung

In Bezug auf das Leistungsspektrum zielt die Wildmoser-Philosophie darauf ab, das Unternehmen stets mit den Services zu vervollständigen, die Kunden und Wildmoser gleichermaßen voranbringen. Dazu gehört, das erforderliche Equipment und Know-how im Haus zu haben und aus einer Hand anzubieten. Ein Beispiel dafür sind zwei hauseigene EMV-Kammern zur Prüfung der elektromagnetischen Verträglichkeit. Dadurch wurde man unabhängig von externen Dienstleistern – und sparte Zeit und Kosten, wovon nicht nur die Kunden profitieren. Ein anderes Beispiel aus dem Jahr 2005: der Aufbau der Prototypenfertigung. Anfänglich waren es ein bis drei Prototypen, die zunächst von Hand aufgebaut wurden. Die Nachfrage wuchs – und bei Wildmoser der Frust bei der Suche nach Lieferanten, die bereit waren, Kleinstserien von fünf bis 15 Stück zu fertigen. Somit fiel die Entscheidung für eine eigene Prototypenfertigung mit Bestückungsautomaten, Schablonendrucker, Lötanlagen, 3D-Drucker, Flying-Probe-System und AOI.

Über die Prototypenfertigung kam im Jahr 2017 schließlich der Einstieg in die Serienfertigung. Ein Kunde kam auf Wildmoser Electronic mit dem Wunsch zu, die Fertigung seines Produkts, für dessen Entwicklung man bereits verantwortlich zeichnete, zu übernehmen. Stefan Wildmoser zögerte zunächst, doch schließlich änderte er seine Meinung. „Die Herausforderung besteht darin, ein Unternehmen wie Wildmoser Electronic weiterlaufen zu lassen. Der Einstieg in die Serienfertigung war die eigentlich logische Weiterentwicklung vom Entwickler-Team hin zum Full-Service-Unternehmen, wobei unser Schwerpunkt weiterhin auf der Entwicklung mit daran gekoppelter Fertigung liegen wird. Wir sehen uns nicht als reinen EMS-Anbieter“, erklärt Stefan Wildmoser.

Ersa 03_Versaflex_M2_A9

Optimierte Bewegungsabläufe und Zykluszeiten erreicht das Versaflex-Doppellötmodul dank der unabhängig voneinander verfahrbaren Achsen. Ersa/Romy Schmieg

Selektivlöt-Technologie vom Marktführer

Mittlerweile stehen vier SMT-Fertigungslinien in den Geschäftsräumen. Bei den Lötverfahren hat man sich auf Dampfphase und Selektivlöten festgelegt. Letzteres hatte sich bei der Produktion eines Kundenauftrags, einem Steuergerät mit zwei 64-poligen Steckern, zum Flaschenhals in der Serienfertigung entwickelt. Von diesem Steuergerät fertigt Wildmoser derzeit 120.000 Stück pro Jahr. Die Taktzeiten für eine Baugruppe waren mit einer Minute deutlich zu lange und es wurde keine zufriedenstellende Lötqualität erreicht. Man hatte große Probleme mit Lötbrücken und fehlenden Lötstellen. Eine Lösung musste her.

Anfang 2018 folgte eine erste Kontaktaufnahme mit dem Systemlieferanten Ersa. Mit 3000 installierten Selektivlötmaschinen sieht sich Ersa als weltweiter Marktführer in diesem Sektor. Bei einem Besuch des zuständigen Area Sales Managers von Ersa vor Ort in Puchheim bei München, besprachen Firmeninhaber Stefan Wildmoser und Michael Trapp, zuständig für die Produktion, das Maschinenprojekt. Das bisherige Setup mit Einzelbaugruppen in einem Lötrahmen sollte beibehalten werden. Daher wurde von Ersa für dieses Projekt zunächst die Ecoselect 4 mit y-variablem Doppellötmodul für die Parallelverarbeitung der beiden Baugruppen vorgesehen. Die Besonderheit dieser Anlage: Sie lässt sich bei Bedarf mit wenigen Handgriffen und überschaubarem Investitionsvolumen zu einer vollwertigen Versaflow 4/55 ausbauen. Zudem laufen beide Systeme auf derselben Softwareplattform, sodass sich der Bediener nach dem Umbau nicht in eine neue Maschinensteuerung einarbeiten muss. Selbst die nachträgliche Erweiterung mit einem zweiten oder dritten Lötmodul wäre problemlos möglich. Durchweg interessante Leistungsmerkmale für eine durchdachte Selektivlötbasis im Hause Wildmoser. Sollte später eine Erhöhung der Fertigungskapazität erforderlich werden, wäre man mit einem Maschinenausbau sehr schnell wieder produktionsbereit.

Ersa 05_Wildmoser-Birl

Stefan Wildmoser, Inhaber Wildmoser Electronic (l.), und sein Produktionsleiter Michael Trapp (r.) mit Mark Birl, Area Sales Manager von Ersa. Ersa/Romy Schmieg

Finales Produktdesign führt zu Versaflow 4/55 mit Versaflex

Ende 2018 wurde bei Wildmoser das finale Produktdesign des Steuergeräts verabschiedet. In der Produktionslinie sollte ein Direktboardhandling mit Be- und Entladestationen genutzt werden. Anstelle von Einzelplatinen trat nun ein Nutzen, in dem sich zwei Leiterplatten spiegelverkehrt gegenüberlagen. Dies zog auch Änderungen für die Selektivlötanlage nach sich. Eine parallele Bearbeitung der beiden Baugruppen mit y-variablem Doppellötmodul funktionierte nicht mehr. Der erforderliche Mindestabstand von 85 mm zwischen beiden Lötdüsen wurde mit jetzt 70 mm deutlich unterschritten, sodass eine x-variable Ausrichtung erforderlich gewesen wäre. Eine Option, die für die Eoselect 4 allerdings nicht verfügbar ist.

Ersa 06_Wildmoser-Fertigung

Passt alles? Die passende Selektivlötanlage für die speziellen Anforderungen von Wildmoser zu finden, gelang mit Versaflow. Stefan Wildmoser (l.) und Mark Birl klären Prozessfragen. Ersa/Romy Schmieg

Vertrieb und Applikation von Ersa machten sich daher in Abstimmung mit Wildmoser Electronic auf die Suche nach einer passenden Alternative. Tests mit einer Wildmoser-Platine im Applikations-Center von Ersa in der Firmenzentrale in Wertheim zeigten: Mit dem Versaflex-Doppellötmodul der Versaflow 4/55 lassen sich die beiden Einzelbaugruppen weiterhin im Leiterplattennutzen parallel verarbeiten. Da die Löttiegel hier auf zwei unabhängigen Achsen installiert sind, ist es möglich, die x-Ausrichtung des Lötmoduls zu bewältigen. Zudem brachte das System den gleichen Durchsatz wie die ursprünglich geplanten zwei Ecoselect-4-Anlagen.

Ersa 07_Wildmoser_Eingang

1991 ging Wildmoser Electronic als reines Entwicklungshaus an den Start und hat sich gut 25 Jahre später auch als EMS-Anbieter etabliert. Ersa/Romy Schmieg

Versaflow 4/55: Senkung der Taktzeit auf 20 s

Nachdem auch die kaufmännischen Punkte geregelt waren, steht nun seit Juli 2019 eine Versaflow 4/55 mit einem Versaflex-Lötmodul in der Fertigung der Puchheimer Elektronikschmiede. Der Mitarbeiter, der bisher mit der Beschickung der bestehenden Anlage und anschließender Nacharbeit beschäftigt war, muss lediglich alle 10 min die entsprechenden Magazine nachfüllen und kann dadurch zwischenzeitlich andere Aufgaben übernehmen. Die von Wildmoser geforderte Halbierung der Taktzeit wird problemlos unterboten: Nachdem die ersten Serien des Steuergerätes produziert wurden, liegt die Taktzeit nun bei 20 s pro Nutzenleiterplatte gegenüber 60 s für die Einzelbaugruppe auf der bisherigen Selektivlinie. In den nächsten Monaten wird ein Roboter in die Selektivlinie integriert, der das Bestücken der Stecker auf die elektronischen Baugruppen übernimmt und die Linieneffizienz weiter steigern wird.

Taktzeiten im Fokus

Mit technologisch umfassenden Leistungsmerkmalen und modularem Design erfüllt Ersa mit seinen Selektivlötanlagen höchste Ansprüche an Flexibilität und Durchsatz. Bei Wildmoser konnte insbesondere die Selektivlötanlage Versaflow 4/55 mit dem Versaflex-Doppellötmodul überzeugen, ließen sich doch mit dieser Kombi die Taktzeiten auf unter 20 s trimmen. Das Entwicklungshaus Wildmoser Electronic mit einem Jahresumsatz von über 6 Mio. Euro bietet dank hauseigener Qualifikation, EMV, eigenem Prototypenbau und eigener Serienfertigung alle entscheidenden Schritte aus einer Hand an und schafft so einen besonders zeit- und kosteneffizienten Entwicklungsprozess.

Die Geschäftspartner Wildmoser Electronic und Ersa schätzen, dass der EMS-Bereich bei Wildmoser weiter anwachsen wird – bei einem dünner werdenden Mittelfeld der Elektronikfertiger. Kleine Fertiger mit ein bis zwei Linien sind nicht imstande, die Anforderungen der Automotive-Branche zu erfüllen, ist sich Wildmoser sicher, der zudem berichtet, dass große Elektronikfertiger Losgrößen größer 30.000 oder 40.000 Stück benötigen, um ihre SMT-Linien auslasten zu können, weshalb er argumentiert: „Das Mittelfeld mit Serien von 15.000 bis 50.000 Stück ist der Bereich, in dem wir uns bewegen werden. Wir haben eine echte eigene Entwicklung, EMV und Prototypenbau. Durch unsere langjährige Arbeit in der Automobilbranche können wir zudem höchste Qualitätsansprüche erfüllen. Ich freu mich einfach drauf, was kommt.“ Für Stefan Wildmoser steht zudem fest: „Mit Ersa haben wir den passenden Partner an der Seite, der uns ausgezeichnet unterstützt – mit hervorragendem Equipment, ausgezeichneter Prozessberatung und sehr gutem Service.“

Mark Birl

Area Sales Manager von Ersa

(mrc)

Sie möchten gerne weiterlesen?

Unternehmen

ERSA GmbH

Leonhard-Karl-Str. 24
97877 Wertheim
Germany