Martin Kristof, Geschäftsführer von ADL Embedded Solutions.

Martin Kristof, Geschäftsführer von ADL Embedded Solutions.ADL Embedded Solutions

elektronik industrie: 2012 erfolgte die Namensänderung von Advanced Digital Logic in ADL Embedded Solutions. Was waren die Hintergründe?

Martin Kristof: Die in 2012 durchgeführte Namensänderung visualisiert die Umstellung vom ursprünglichen reinen Board-Level-Vertrieb hin zum Anbieter von schlüsselfertigen Lösungen. Beschränkte ADL sein Lösungs- und Leistungsportfolio zuvor auf PC/104- und 3,5-Zoll-Single-Board-Computer (SBC) sowie auf deren Kühlung, auf Kabel und Arbeitsspeicher, wurden bis heute die Kompetenzen des Unternehmens in puncto Entwicklungsunterstützung, Systemintegration und 3D-CAD-Design mit Solidworks massiv ausgebaut.
ADL Embedded Solutions beantwortet damit die stetig steigende Nachfrage der Kunden nach umfassenden Lösungen in Form von Systemintegrationen und kundenspezifischen IPC-Designs. Diesen Trend hin zu kundenspezifisch passenden Lösungen hat ADL früh erkannt und stellt seinen Kunden als innovativer Partner eine breite modulare Palette an Lösungen zur Verfügung.
Unsere Zielsetzung, welche wir bereits im ersten Jahr der Umstrukturierung erfolgreich erreicht hatten, war: Für unseren Kunden als kompetenter Ansprechpartner alles aus einer Hand anbieten zu können.

Warum Systemgeschäft?

ADL Embedded Solutions richtet sich mit seinen Integrationslösungen an Kunden, die im Standard-IPC-Umfeld (Box PC) nicht die richtige Lösung finden. Die Hautpanforderungen, die an unsere kundenspezifischen IPCs gestellt werden, sind die Unterbringung der aktuellsten Prozessortechnologien (zum Beispiel Intel i7 QuadCore), ein sicherer Betrieb im erweiterten industriellen Temperaturbereich von -40 bis +85 °C, die Umsetzung der Kundenanforderungen auf kleinstem Raum und unter schärfsten Betriebs- und Umgebungsbedingungen (zum Beispiel Schock und Vibration) sowie die Integration von Schnittstellen und Bussystemen nach Kundenvorgabe. Des Weiteren die Langzeitverfügbarkeit (zehn Jahre und mehr als Produktlebenszyklus) der Komponenten und ein nachhaltig skalierbares Design aus modularen Baugruppen. Zusammen mit akkreditierten Testhäusern kann ADL Embedded Solutions die IPC-Systeme nach Kundenwunsch zertifizieren oder die zu erreichenden Zertifizierungen bereits in den Planungs- und Prototypenphasen mit einfließen lassen. Hierdurch beugen wir aufwändigen Wiedervorstellungen bei teuren Zertifizierungs-Prüfungen frühzeitig vor.

Ist ein Grund vielleicht auch die Kundenbindung oder weil Austauschbarkeit durch Wettbewerbsprodukte dadurch schwieriger wird?

Die Hauptgründe warum ADL Embedded Solutions kundenspezifische Systemintegrationen anbietet sind von Projekt zu Projekt verschieden. Viele Kunden haben entweder ein Problem mit einem bestehenden System (zum Beispiel „EOL“ und „Migration“) oder sie beginnen ein komplett neues Design, für das es bislang noch keine passende IPC-Lösung gibt. Durch die hohe individuelle Anpassung der einzelnen Lösungen entsteht eine starke Kundenbindung. Der unmittelbare Nutzen, den die Mehrzahl unserer Kunden durch Sicherheit, Langzeitverfügbarkeit, Migrationspfad und Entlastung der eignen Fertigung und Entwicklung erfahren, ist einer der Hauptfaktoren welcher die vielen zufriedenen ADL-Kunden dazu veranlasst, langjährige positive Geschäftsbeziehungen mit uns auf- und auszubauen.
Wettbewerbsprodukte sind bei genauer Betrachtung meist weit davon entfernt ein gleichwertiger Ersatz für eine individuell zugeschnittene ADL-Lösung zu sein. Kunden, welche solche Austauschversuche durchgeführt haben, sind hierbei herb enttäuscht worden. Nicht selten war ein günstiger Dumping-Preis für eine „in etwa vergleichbare Lösung“ der Anreiz zum Test. Schnell wurde jedoch festgestellt, dass Features auf dem Papier in Realität nicht immer erwartungsgemäß erfüllt wurden. Nicht zuletzt überzeugen die ADL-Embedded-Solutions-Produkte und Lösungen durch ihre hohen Qualitätsstandards (Design und Fertigung „Made in Germany“), was sich durch langjährige Designkompetenz und Auswahl der einzelnen Komponenten bis auf die gesamte MTBF der jeweiligen Lösung positiv auswirkt. Zuverlässigkeit und Betriebssicherheit sind die Resultate.

Welchen Zusatznutzen bieten Sie Ihren Kunden?

Die Palette der durch ADL Embedded Solutions optional angebotenen Zusatzleistungen und Services ist sehr breit gefächert. Die wichtigsten Punkte hierzu sind Klimakammertests von einzelnen Baugruppen bis hin zu schlüsselfertigen IPC-Lösungen, Burn-In-Tests von Boards und Systemen sowie die strukturelle Verbesserung (Ruggedisation) als Option für die einzelnen Baugruppen. Hierzu gehört die Oberflächenbeschichtung mit Schutzlack (Conformal Coating) wie auch die Unterfüllung von kritischen Bauteilen (BGA Underfill) zur Verbesserung der mechanischen/thermischen Belastbarkeit. Des Weiteren die Fertigung/Vormontage nach Kundenwunsch – unsere Kunden erhalten die Baugruppen oder Systeme so vorbereitet, dass eine direkte Montage oder Weiterverarbeitung möglich ist – und individuelle Anpassungen im BIOS (Anpassung von Boot-Bildern bis hin zu kundenspezifischen Einstellungen) sowie PCN/EOL-Management von kritischen Baugruppen und Bauelementen.
Durch die Hardwarefertigung in Deutschland und die dortige Einlagerung der kritischen Bestückungsbauteile kann ADL Embedded Solutions die eigenen CPU-Boards und Peripheriekomponenten bis lange über den offiziellen Verfügbarkeitszeitraum hinaus fertigen. Wir bieten damit eine völlig eigene Langzeit-Roadmap, welche um ein Vielfaches länger ist als bei vergleichbaren Mittbewerbern.

Ein Beispiel dazu: Der Intel-855-Chipsatz und Pentium-M-CPU welche vom Hersteller Intel vor mehr als drei Jahren bereits EOL (End of Life) gingen, werden durch ADL Embedded Solutions noch bis 2016 weiter am Markt als PC/104-Plus- und 3,5-Zoll-SBCs angeboten. Hiervon profitieren alle Kunden, welche die Features des 855er-Chipsatzes und CPU-Kombination dringend benötigen. Eine Migration/Re-Design solcher am Markt bereits langjährig etablierten Lösungen kann damit um zirka fünf weitere Jahre verschoben werden.

Liegt der Fokus rein auf Custom-Systemen?

Wir konzentrieren uns auf Standard-Board-Level- und kundenspezifische Systemintegrationen und wir werden uns auch weiterhin klar darauf fokussieren. Es ist in absehbarer Zeit nicht geplant, Standard-IPC-Lösungen auf den Markt zu bringen. Wir bieten passende Gehäuse für unsere Standard-CPU-Boards zur mechanischen und thermischen Integration an, mit denen sich sehr schnell modulare, robuste IPC-Systeme aufbauen lassen.

Welche Länder beziehungsweise Branchen fragen am meisten nach Systementwicklung?

Hierzu kann keine einfache Antwort gegeben werden. Vorweg müssen wir die beiden Hauptmärkte USA und Europa sowie die beiden Hauptformfaktoren des ADL-Produktportfolios – PC/104- und 3,5-Zoll-SBCs – etwas unterteilen.
PC/104-Prozessoren/Peripherien werden häufiger in den USA eingesetzt. Dadurch ist dort die Anzahl der Nachfrage und Umsetzung der kundenspezifischen Integrationen sehr hoch. Zu den Anwendungen und Märkten zählen Militär, Luft- und Raumfahrt, die Verkehrstechnik sowie Transportation und Automotive.
3,5-Zoll-SBCs sind in Europa wesentlich erfolgreicher und werden dort auch häufiger nachgefragt. Solche Systementwicklungen und Integrationen finden sich hierzulande in Märkten wie industrielle Automation, Mess- und Regeltechnik, Sicherheit- und Überwachung, Medizintechnik sowie Verkehrsleittechnik und Militär.

Wie sieht die allgemeine Unternehmensstrategie aus?

Ganz allgemein finden sich die Lösungen von ADL in Bereichen, in denen sicherer Betrieb in rauer Umgebung erforderlich ist. Solche Märkte und Anwendungen, welche qualitative und robuste Hardware mit aktuellster Prozessortechnologie benötigen, sind und bleiben die Hauptausrichtung für den Einsatz des ADL-Embedded-Solutions-Produktportfolios. Zusätzlich richten wir uns mit unserem Support und Know-how auch an solche Kunden, welche vielleicht nicht die benötigten Ressourcen zur Entwicklung im eigenen Haus, aber dennoch Bedarf an IPC-Boards und gegebenenfalls Systemlösungen haben.

Wodurch hebt sich ADL Embedded Solutions von der Konkurrenz ab?

ADL Embedded Solutions bietet Design und Produktion „Made in Germany“, höchste Fertigungsqualität bis IPC-A-610 Class III, neuste Prozessor- und Bustechnologien (Intel i7 QuadCore, SATA 6Gb/s, USB3.0 …), eine hohe Fertigungskapazität mit bis zu elf Bestückungslinien und ein breites Portfolio an Standardkühllösungen. Hinzu kommen schnelle Lieferzeiten von Kleinstückzahlen bis hin zu hohem Projektvolumen, schnelle Prototypenentwicklung und schnelle Time-to-Market sowie ein europäisches und US-Vertriebsnetz. Weitere Vorteile sind flexible Anpassungen an Standardprodukte bis hin zum voll kundenspezifischen Design, eigenes BIOS-Entwickler-Team und vieles mehr.

Wo erfolgen die Board- und Systementwicklung?

Alle CPU- und Peripherie-Boards von ADL Embedded Solutions werden vom deutschen Entwicklungs-Team designt und auch in Deutschland gefertigt und bestückt. Die Produkte tragen alle die Herkunftsbezeichnung „Made in Germany“. Einzig das Design der Kühllösungen und Gehäusesysteme erfolgt via Solidworks in unserem US-amerikanischen Hauptquartier ADL Embedded Solutions Inc. in San Diego, Kalifornien.

Die modular konfigurierbaren hoch skalierbaren, IP65-geschützten Gehäusesysteme der ADLMES-8200-Familie.

Die modular konfigurierbaren hoch skalierbaren, IP65-geschützten Gehäusesysteme der ADLMES-8200-Familie.ADL Embedded Solutions

Modular konfigurierbare, IP65-geschützte Gehäusesysteme

Eine beispielhafte Produktneuheit von ADL Embedded Solutions sind die modular konfigurierbaren hoch skalierbaren, IP65-geschützten Gehäusesysteme der ADLMES-8200-Familie. Besonders für Projekte mit hohen Anforderungen an Schock und Vibration oder für den Einsatz im erweiterten Temperaturbereich sind diese Gehäusesysteme gut geeignet. Das modulare Design der Seitenwände ermöglicht die Integration von PC/104-Stacks in unterschiedlichen Höhen oder auch 3,5-Zoll-Computer-Boards und andere intelligente SBCs.

Erhältlich sind drei verschiedene Varianten. Zum einen ADLMES-8200-LP, das Low-Profile-Gehäuse für zwei Baugruppen mit den Abmessungen 8,1 cm x 17,8 cm x 16,8 cm (H x B x T), zweitens ADLMES-8200-P1, das Gehäuse für vier Baugruppen mit den Abmessungen 11,7 cm x 17,8 cm x 16,8 cm und ADLMES-8200-P2, das Gehäuse für sechs Baugruppen und den Maßen 15 cm x 17,8 cm x 16,8 cm. Durch die modulare Architektur dieser Familie, dem hochverfügbaren Lagerbestand, anwenderspezifischer Unterstützung bei Front- und Rückplatten sowie jederzeit verfügbaren High-IP-Anschlussoptionen lassen sich sehr schnell Systeme mit Schutzklassen bis zu IP65 realisieren. Das gerippte Gehäusedesign ermöglicht Konduktionskühlung von der Grundplatte zur Außenwand beziehungsweise eine passive Kühlung über die gerippte Gehäuseoberfläche, die durch gerichteten Luftstrom/Zwangsbelüftung ergänzt werden kann.

Diese Produktfamilie ist nur als Teil eines vollständigen Systems erhältlich und wird vom Solidworks-Ingenieurteam mit 3D-Modellierungs- und Designsupport sowie thermischen Analysen unterstützt. Vollständige Quick-Turn-Lösungen inklusive interner Hardware lassen sich durch das umfangreiche Portfolio an PC/104-SBC-Optionen realisieren. Dieses reicht von Low-Power-Architekturen wie Intels Atom-CPU (Z510/Z530, D525 Pineview und N2600 Cedarview) bis zu Hochleistungsplattformen mit Intel-Core-i7-Quad-Prozessoren der vierten Generation wie den ADLQM87PC. Darüber hinaus werden passende Netzteile sowie ein breites Spektrum an Periphere-Optionen angeboten.

 

Andrea Hackbarth

ist Redakteurin bei elektronik industrie.

(ah)

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