Es ist klar, dass es umweltverträgliche, leistungsstarke und zuverlässige sowie nachhaltige Systeme nicht zum Nulltarif gibt. Deshalb rücken jetzt physische Medieninfrastruktur und der Gesamtlebenszyklen der Netzwerke in den Mittelpunkt – als Investition um geschäftliche Ziele zu erreichen. Einen Trend stellt dabei das wachsende Interesse an vorkonfektionierten, strukturierten Verkabelungssystemen dar. Glasfaser- und Kupferkabelsysteme werden werksseitig gebündelt und vorkonfektioniert, wodurch die Notwendigkeit der Konfektionierung vor Ort entfällt. Diese Kabel eignen sich für Netzwerkinstallationen, die der Anwender vorab mit großer Sorgfalt und unter Berücksichtigung aktueller und künftiger Anforderungen plant.

Rechenzentren und datenintensive Unternehmen sind Umgebungen für hochperformante, vorkonfektionierte Verkabelungssysteme.

Rechenzentren und datenintensive Unternehmen sind Umgebungen für hochperformante, vorkonfektionierte Verkabelungssysteme. Belden

Ressourcen schätzen und schützen

In Rechenzentren und Unternehmen findet scheinbar ein Sinneswandel im Hinblick auf die Rolle des Netzwerks statt – der Fokus liegt jetzt auf einem längeren Lebenszyklus der physischen Schicht des Netzwerks. Am Anfang stehen dabei die Planung und die Implementierung seiner Infrastruktur. Bei traditionellen Verkabelungsprojekten liefert die Installationsfirma – nach dem Festlegen und Genehmigen einer Netzwerktopologie – in der Regel riesige Kabelmengen an, die man dann am Benutzerstandort installiert und konfektioniert; die Implementierung kann mehrere Tage, Wochen oder sogar Monate dauern.

Bei einem Neubau eines Gebäudes muss die Installationsfirma auf die Pläne und Fristen verschiedener Auftragnehmer wie Elektroinstallation, Klimatisierung Rücksicht nehmen, was oftmals zu Verzögerungen führen kann. Bei Nachrüstprojekten muss die Installationsfirma ihre Arbeiten so planen, dass sie den laufenden Betrieb nicht stört und sie die Netzwerkperformance nicht beeinträchtigt. Auch das kann mit Einschränkungen bei den Arbeitszeiten verbunden sein. Und am Ende des Implementierungsprojekts bleibt normalerweise ein Berg von Restkabeln, Verpackungsmüll und anderen Abfällen übrig.

Bei einem vorkonfektionierten System ist im Vorfeld eine ausgedehntere Planung erforderlich. Zudem muss eine umfassendere Analyse durchgeführt werden, um die konkreten Kabel- und Anschlussrouten in den Kabelschächten und innerhalb der Schränke zu bestimmen. Anhand dieser Analyse wird die benötigte Kabellänge in verschiedenen Bereichen einschließlich einer Längenzugabe für ein angemessenes Kabelspiel ermittelt. Wenn der Installationsplan ausgearbeitet und genehmigt ist, fertigt der Anbieter die Verkabelungs- und Anschlusskomponenten des Systems im Werk. Vor der Auslieferung durchlaufen die Komponenten einen Test, um sicherzustellen, dass sie die geltenden Branchenstandards einhalten.

Das vorkonfektionierte, Kategorie-6-konforme Belden 3600-System besteht aus zwei Kernkomponenten: den Konfektionierungen und den modularen RJ45-Kupplungen.

Das vorkonfektionierte, Kategorie-6-konforme Belden 3600-System besteht aus zwei Kernkomponenten: den Konfektionierungen und den modularen RJ45-Kupplungen. Belden

Nach ihrer Auslieferung dienen vorkonfektionierte Systeme wie Bausteine. Der Installateur kann anhand des detaillierten Plans das gesamte System relativ schnell am Benutzerstandort zusammenbauen und konfektionieren – ohne Spezialwerkzeuge und ohne Feldkonfektionierung. Deshalb bezeichnen die Hersteller diese Systeme als Plug & Play-Lösungen. Es fällt nur eine minimale Abfallmenge an. Zu den signifikanten Vorteilen zählen hauptsächlich kürzere Installationszeit, niedrigere Arbeitskosten, geringerer Materialverbrauch, reduzierte Abfallmenge, geringerer Platzbedarf, Energieeinsparungen sowie die höhere Netzwerkperformance und Qualität. Durch die Modularität des Rechenzentrumdesigns sind vorkonfektionierte Kabel in verschiedenen Bereichen eines Rechenzentrums beim Umgestalten des Netzwerks wiederverwendbar.

Es ergeben sich auch Vorteile im Hinblick auf den Lebenszyklus. Das betrifft die laufende Wartung, das Kabelmanagement, die Koordinierung von Upgrades sowie die Möglichkeit, Änderungen schnell und flexibel umzusetzen. Dadurch lässt sich ein System beispielsweise an Netzwerkwachstum und geschäftlichen Entscheidungen anpassen. Die Erfahrung hat gezeigt, dass die Entscheider bei Rechenzentren, datenintensiven Unternehmen und andere Spezialorganisationen auf vorkonfektionierte, strukturierte Verkabelungssysteme für die Unterstützung ihrer geschäftskritischen Netzwerke setzen. Vorkonfektionierte Systeme eigenen sich für folgende Szenarien:

  • Rechenzentren und SANs (Storage Area Networks), in denen eine hohe Dichte bei begrenztem Platzangebot erforderlich ist,
  • traditionelle Unternehmens-LANs (Local Area Networks), bei denen es auf hohe Bandbreite, schnelle Installation und minimale Ausfallzeiten ankommt,
  • spezielle Daten- und Sprachnetzwerke, wie auf dem Handelsparkett, in Kongresshallen oder in Call-Centern, wo Störungen des Netzwerks- oder Geschäftsbetriebs nicht tolerierbar sind,
  • im Neubau von Bürogebäuden, bei dem kurze Installationszeiten gefordert sind, oder vorhandene Standorte, an denen Upgrades schnell und bei minimalen Ausfallzeiten erfolgen müssen,
  • beim Wiederherstellen nach Katastrophen; temporäre Kommunikationseinrichtungen müssen sich implementieren und nach der vollständigen Wiederherstellung wieder entfernen lassen.

Amortisation der Kosten

Einer der Faktoren, der für Unternehmen und Rechenzentren bei allen Investitionsentscheidungen eine wichtige Rolle spielt, ist die Total Cost of Ownership (TCO) über den gesamten Lebenszyklus des Programms oder Projekts. Der TCO betrachtet, hinsichtlich des Lebenszyklus der IT-Netzwerkinfrastruktur, die Anfangsinvestitionen, den Zeitaufwand, die Installationskosten, die laufenden Wartungs- und Managementausgaben sowie die erwartete Servicelebensdauer des Systems und/oder der Komponenten.

Für den gesamten Lebenszyklus bieten vorkonfektionierte Verkabelungssysteme Vorteile:

  • weniger Zeitaufwand und Kosten für die Installation,
  • im Vergleich zu traditionellen Systemen lässt sich bei einem vorkonfektionierten System der Materialbedarf um 50 Prozent oder mehr senken.
  • Aufgrund werksseitiger Tests und Validieren der Komponenten ist die Performance und Zuverlässigkeit des Netzwerks gewährleistet.
  • Manche vorkonfektionierten Kabellösungen verwenden eine geflochtene Ummantelung und Zugösen für erhöhten Schutz beim Ziehen und Durchführen der Konfektionierungen durch Überkopfträgersysteme, Doppelböden, Schranköffnungen und Kabelmanagementvorrichtungen. Damit lassen sich mechanische Integrität sicherstellen und mechanische Belastungen bei der Installation minimieren.
  • Viele große Hersteller bieten verlängerte Garantiefristen für vorkonfektionierte Systeme; dadurch lassen sich Zeit- und Kostenaufwand für Zertifizierungen und Tests reduzieren.
  • Modulare Komponenten sind wiederverwendbar. Bei Umzügen, Erweiterungen oder Änderungen der Infrastruktur kann man sie für andere Zwecke nutzen.
  • Vorkonfektionierte Installationen sind präziser geplant und bieten daher ein übersichtlicheres und aufgeräumteres Erscheinungsbild. Darüber hinaus beschleunigt und vereinfacht sich das Kabelmanagement, die Wartung und die Fehlerbehebung.

Wichtig ist, dass das Produkt alle Branchenstandards für die strukturierte Verkabelung und/oder die Rechenzentrumsverkabelung erfüllt und mit konventionellen feldkonfektionierten Komponenten kompatibel ist. Die vorkonfektionierten Komponenten dürfen die Gesamtperformance des Kanals – also aller Kabel und Anschlüsse – nicht beeinträchtigen. Das trifft insbesondere auf Installationen zu, die mehr als zwei Anschlüsse umfassen oder dann, wenn die  Kabelwege sehr kurz sind. Wichtig ist, dass sich alle Komponenten für die angegebene Performancekategorie eignen.

In der Verkabelungsinstallation in Toronto, Kanada, verlaufen die vorkonfektionierten Kabel durch eine Unterflur-Kabeltrasse; eine geflochtene Ummantelung und Zugösen erhöhen die Sicherheit.

In der Verkabelungsinstallation in Toronto, Kanada, verlaufen die vorkonfektionierten Kabel durch eine Unterflur-Kabeltrasse; eine geflochtene Ummantelung und Zugösen erhöhen die Sicherheit.Belden

Da sich die Rechenumgebungen und die geschäftlichen Anforderungen der einzelnen Unternehmen stark voneinander unterscheiden, können die Vorteile von vorkonfektionierten Systemen aber nicht immer die Investitionen wettmachen. Vorkonfektionierte Verkabelungslösungen eignen sich für Rechenzentren, in denen die Kabelführungswege klar definiert sind und in denen es auf einfache Installation, zuverlässige Netzwerke sowie effizientes Verwalten ankommt. Feldkonfektionierte kupfer- und glasfaserbasierte Verkabelungs- und Connectivity-Systeme sind im Allgemeinen kostengünstiger. Jedoch rangieren die Installationskosten höher, da ein hoher Zeit- und Arbeitsaufwand anfällt.

Vor dem Implementieren eines vorkonfektionierten Verkabelungssystems sollte eine Kosten-/Nutzenanalyse stattfinden, bei der der Betreiber auch die Vorteile für die Umwelt und die Nachhaltigkeitsaspekte betrachten sollte.

Auf einen Blick

Vorkonfektionierte Verkabelungssysteme stellen ein umweltfreundlicheres Konzept für den Aufbau unternehmenskritischer Technologienetzwerke dar. Aus wirtschaftlicher Sicht betrachtet, dienen sie als langfristige Investition.

Benoit Chevarie

ist Product Line Manager bei Belden in Venlo. Er ist gelernter Maschinenbauingenieur und besitzt über 20 Jahre Erfahrung in der Telekommunikationsbranche.

(rao)

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