Geeignet Schutzkleidung schützt vor Viren und Keimen. Pixabay

Geeignete Schutzkleidung kann vor Keimen und Viren wie SARS-CoV-2 schützen. (Bild: Pixabay)

Durch die Corona-Pandemie sind eine Reihe neuer Verhaltensregeln und Hygienemaßnahmen im Alltag und Berufsleben notwendig geworden. Das gilt natürlich auch für die Elektronikfertigung. Kaum wurde vor einiger Zeit das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes (MNS) empfohlen oder teilweise sogar Pflicht, tauchten auch schon die ersten ESD-fähigen (electrostatic discharge) Modelle auf. „Die sind Unsinn“, urteilt Marco Petrick, Technical Account Manager des Systemlieferanten Wetec. „Ein solcher Mund-Nasen-Schutz wäre nur dann sinnvoll, wenn der Werker mit seinem Gesicht das Werkstück berührt oder ihm zumindest sehr nahekommt.“ Wohlgemerkt, ein MNS hilft natürlich auch in der Elektronikfertigung beim Pandemieschutz, in der Regel sind medizinische OP-Masken vom Typ IIR oder hochwertige Stoffmasken dafür aber völlig ausreichend. ESD-Schutz ist an dieser Stelle nicht nötig.

ESD gleich Pandemieschutz

Insbesondere in elektrostatisch geschützten Bereichen (EPA = Electrostatic Protected Area) ergibt sich schon durch die vorgeschriebene Schutzkleidung, zum Beispiel Kittel, Schuhe und Handschuhe, automatisch ein zusätzlicher Schutz vor der Übertragung von Viren und Keimen. Hinzu kommt, dass diese Bereiche zuweilen mit einem eigenen Belüftungssystem ausgestattet sind, das zumindest einen stetigen Luftaustausch sicherstellt. Durch die Größe der meisten Arbeitstische wurde auch vor Corona schon der Abstand zwischen den Mitarbeitern in vielen Fertigungen recht gut eingehalten oder er lässt sich ohne großen Aufwand herstellen.

Ein weiterer interessanter Faktor beim Pandemieschutz in der Elektronikfertigung ist die Lötrauchabsaugung. In großen geschlossenen Lötanlagen ist sie in der Regel integriert und automatisiert, sodass die Umgebung nicht unmittelbar davon profitiert. Dort, wo per Hand gelötet wird, kommen jedoch meistens lokale Lötrauchabsaugungen zum Einsatz. Eine hochwertige Lötrauchabsauganlage verfügt über drei Filter: einen Feinstaubfilter (Klasse F7, nach EN 779), einen Partikelfilter (Klasse H13, nach EN 1822) sowie einen Gasfilter aus Aktivkohle und gegebenenfalls weiteren Zusätzen.

Viele Faktoren beeinflussen eine saubere Luft

Solche Anlagen filtern natürlich nicht nur den Lötrauch, sondern die gesamte Umgebungsluft, also auch die Atemluft des Werkers. Wie gut das Filterergebnis ist, hängt von zahlreichen Faktoren ab. Einer der wichtigsten ist die Leistung der Lötrauchabsaugung, die zwischen etwa 50 und bis zu 3.000 m³ pro Stunde liegen kann. Damit die gesamte Luft in einem Raum zuverlässig gefiltert wird, muss die Luftwechselrate pro Stunde dem Sechsfachen des Volumens entsprechen. In einem 50 m² großen Raum muss eine Filteranlage folglich eine Leistung von mindestens 300 m³ pro Stunde haben. Sind mehrere Filteranlagen in einem Raum aktiv, wird dadurch die Filterleistung begünstigt, weil die Luft gleich an mehreren Stellen gereinigt wird.

Lötrauchabsaugung

Eine Lötrauchabsaugung kann zum Schutz vor der Verbreitung von Coronaviren in der Elektronikfertigung beitragen. Wetec GmbH & Co. KG

Experten gehen derzeit davon aus, dass Filter der Klasse H13 wirksam dabei helfen, Corona-Viren aus der Luft abzuscheiden. Normalerweise sind Viren zu klein für diese Filter, da die Corona-Viren aber in Aerosolen in der Luft transportiert werden, kann ein H13-Filter sie fast vollständig aus der Luft abscheiden. Wer mit seiner Lötrauchabsaugung einen noch wirksameren Schutz vor SARS-CoV-2 erreichen möchte, muss diese mit einem Filter der Klasse H14 ausstatten. „Einige Hersteller bieten solche Filter serienmäßig an, andere nur auf Nachfrage“, berichtet Marco Petrick. Der Austausch selbst ist in der Regel technisch problemlos möglich und verursacht keine nennenswerten Mehrkosten, weil die Filter ohnehin regelmäßig gewechselt werden müssen. Die Bezeichnung „HEPA“ (High Efficiency-Particulate Air) ist übrigens kein Qualitätskriterium für Filter, weil sie nicht geschützt ist und auch bei minderwertigen Produkten verwendet werden kann.

Professionelle Konfiguration für optimale Ergebnisse

Unabhängig von der Klasse des Filters gibt es noch einige andere wichtige Faktoren für die Wirksamkeit einer Lötrauchabsaugung: der Abstand der Ansaugdüse zur Quelle der kontaminierten Luft, die Größe der Düse, die Ansaugleistung und einige mehr. Auch das Alter und die Verschmutzung der Filter spielen eine wichtige Rolle, wobei moderne Lötrauchabsaugungen einen anstehenden Filterwechsel selbstständig anzeigen. Um ein optimales Ergebnis zu erzielen, ist es deshalb wichtig, die Filteranlage ideal auf den Einsatzzweck abzustimmen, sie richtig zu justieren und regelmäßig zu warten. „Wer noch keine Erfahrung in diesem Bereich hat, sollte sich von einem Fachmann vor Ort beraten lassen“, sagt Marco Petrick.

Es liege nahe, dass eine Lötrauchabsaugung auch die Atemluft von Werkern ansauge und reinige und damit zum Pandemieschutz bei SARS-CoV-2 beitrage, bestätigte ein Experte des Instituts für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA) auf Anfrage des Elektronikmagazins a:lot von Wetec. Allerdings lasse sich dies derzeit nicht wissenschaftlich belegen, da entsprechende Studien weder vorlägen noch in Arbeit seien. Dies gilt übrigens auch noch für die meisten Belüftungs- und Luftreinhaltungssysteme.

Wolfgang Schulz, Gründer und Geschäftsführer des Systemlieferanten Wetec

Wolfgang Schulz, Gründer und Geschäftsführer des Systemlieferanten Wetec, setzt sich für den Schutz der Gesundheit der Mitarbeiter in der Elektronikfertigung ein. Wetec GmbH & Co. KG

Lötrauchabsaugung anmachen schadet nie, auslassen immer

Die beste Konfiguration nützt aber nur dann etwas, wenn die Lötrauchabsaugung überhaupt eingeschaltet wird. „Unsere Außendienstmitarbeiter berichten immer wieder, dass die Geräte insbesondere in kleineren Betrieben nicht oder nur selten genutzt werden“, berichtet Wolfgang Schulz, Geschäftsführer von Wetec. Die genannten Gründe dafür sind vielfältig, oftmals sind es das mangelnde Bewusstsein für die Bedeutung der Maßnahme, vermeintlich fehlende Zeit, die verursachten Geräusche oder der entstehende Luftzug. Das ist schon unter normalen Produktionsbedingungen fahrlässig, weil es die Gesundheit schädigt. Unter Corona-Bedingungen wird überdies eine zusätzliche Chance zum Pandemie-Schutz vertan. „Wem der Schutz der eigenen Gesundheit nicht Grund genug ist, die Lötrauchabsaugung einzuschalten, sollte sie nun wenigstens zum Schutz seiner Kollegen anmachen“, rät Marco Petrick.

der Systemlieferant

Wetec ist ein großes Handelsunternehmen für C-Teile in der Elektronikfertigung, mit Sitz in Remscheid. Als Systemlieferant greift das Unternehmen auf etwa 100.000 Produkte zurück, die innerhalb kürzester Zeit geliefert werden können. Bereits 2008 wurde ein Qualitätsmanagementsystem eingeführt, das den hohen Anforderungen der DIN EN ISO 9001:2000 gerecht wird. Außerdem erfüllt das Unternehmen die strengen Kriterien des Bundesamtes für Wehrtechnik und Beschaffung. Das Sicherheits- und Kühllager sowie eine hochwertige Logistikkette sorgen dafür, dass auch sensible Produkte stets sachgerecht gelagert und transportiert werden.

 

Petra Gottwald, nach Unterlagen von Wetec

Chefredakteurin Productronic

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