Mit AutoLinQ ins Internet (Grafik: Continental)

Mit AutoLinQ ins Internet (Grafik: Continental)

Gemeinsam mit der Deutschen Telekom bereitet der Autozulieferer Continental jetzt auf Basis des Kommunikationsnetzwerks AutoLinQ die Bühne für ein offenes, flexibles und zukunftssicheres Infotainment-Konzept. Mit ihm können Fahrzeuge über eine Mobilfunkverbindung überall und jederzeit mit dem Handy, dem heimischen Computer- und Entertainmentsystem, Online-Datenbanken und vielfältigsten internetbasierten Mehrwertdiensten im Stil der „Apps“ moderner Handys vernetzt werden. Ein erstes Demofahrzeug samt voll funktionsfähiger Infrastruktur präsentieren Continental und Deutsche Telekom gemeinsam auf der CeBIT 2010 in Hannover.

Das Internet ist in den letzten Jahren zum alles bestimmenden Informations-, Kommunikations- und Unterhaltungsmedium geworden. Im Büro, daheim und sogar beim Spaziergang sind immer mehr Menschen „online“, nur im Auto hat sich der mobile Webzugang bislang nicht durchgesetzt. „Es fehlt an der Benutzerfreundlichkeit, wenn man mit Tempo 160 auf der Autobahn unterwegs ist“, erklärt Ralf Lenninger, Leiter der Strategie- und Entwicklungsabteilung der Division Interior bei Continental. „Es fehlt an innovativen und für Autofahrer maßgeschneiderten Inhalten. Und es fehlte an einem tragfähigen Konzept, mit dem Technologie, Infrastruktur und die Inhalte integriert bereitgestellt werden können, doch diesen diversen Problemen hat Continental den Kampf angesagt.“

Das Unternehmen präsentiert auf der CeBIT „eine zukunftsweisende Lösung, die alle bisherigen Nachteile automobiler Internetanwendungen auf einmal ausräumt“, so Ralf Lenninger. Für eine intuitive und ablenkungsfreie Bedienung auch bei hohen Geschwindigkeiten sorgt das „Simplify your Drive“-Konzept, das Continental bereits 2009 vorgestellt und zur CeBIT entsprechend erweitert hat. Attraktive Inhalte und eine Vielzahl zusätzlicher Funktionen vom automatischen Lied-Erkenner bis zum Fußballportal werden mit Hilfe von einzelnen Applikationen ermöglicht.

Für die reibungslose Kommunikation zwischen Fahrzeug und Servern, die Bereitstellung zahlreicher Inhalte sowie eine tragfähige Infrastruktur ist die Deutschen Telekom zuständig. „Gemeinsam sind die beiden Partner die einzigen Anbieter, die ein solches System aus einem Guss bieten und so für die problemlose Integration in künftige Fahrzeuge sorgen können“, führt Lenninger weiter aus. „Damit läuten wir ein völlig neues Zeitalter für Information, Kommunikation und Unterhaltung im Auto ein. Das ist – übertragen von der automobilen Welt auf die Welt der Kommunikation – wie der Wechsel vom Wählscheiben-Telefon zum modernen Smartphone.“

Car View

Im Auto erlebt der Fahrer den so genannten „Car View“, mit dem Continental ihm personalisierte Internet-Inhalte und Applikationen „sicher, schnell und selbst bei hohen Geschwindigkeiten bedienerfreundlich“ präsentiert. E-Mails oder Kurznachrichten liest AutoLinQ auf Wunsch einfach vor, Musiktitel, die gerade im Radio laufen, lassen sich mit einer speziellen Applikation auf einen Klick identifizieren und mit einem weiteren Klick auf die im Multimedia-System eingebaute Festplatte herunter laden. Außerdem steuert der Kooperationspartner Deutsche Telekom zum Beispiel das Online-Telefonbuch bei, aus dem heraus einzelne Teilnehmer direkt angerufen oder deren Anschrift als Navigationsziel übernommen werden können.

Mobile View

Durch die komplette Vernetzung profitiert der Autobesitzer von diesem System aber auch, wenn er nicht am Steuer sitzt – zum Beispiel über sein Mobiltelefon, denn mit dem „Mobile View“ erfährt der Besitzer jederzeit und überall den Fahrzeugstatus sowie den aktuellen Standort. Ob die Türen verriegelt sind und das Licht ausgeschaltet sowie sind die Fenster geschlossen sind lässt sich genauso auf dem Display ablesen wie der aktuelle Standort. So lässt sich beispielsweise rechtzeitig vor einem Regenschauer vom Golfplatz aus das Schiebedach schließen. Weitere Funktionen lassen sich jederzeit ergänzen. So kann sich Continental den „Mobile View“ im Hinblick auf alternative Antriebstechnologien auch für das für den Fahrer sichtbare Lade- und Energiemanagement von Elektrofahrzeugen vorstellen.

Home View

Einen noch engeren Draht zum Auto bietet der „Home View“. Für ihn übermittelt Continental in Echtzeit Daten aus dem Fahrzeug an den heimischen Computer und umgekehrt. So können nicht nur Datenbanken mit Adressen, Musiktiteln, daheim programmierten Navigationsrouten oder das elektronische Fahrtenbuch synchronisiert werden. Über die relevanten Schnittstellen der Bordelektronik lässt sich zum Beispiel auch ein detaillierter Report über den Fahrzeugstatus abrufen. Reifendruck, Ölqualität oder der Ladezustand der Batterie sind damit auf einen Mausklick auch am Schreibtisch sichtbar oder für die Werkstatt verfügbar.

Partner View

Als „Tor zur Zukunft“ sieht Continental den „Partner View“, denn zentrales Element ist der AutoLinQ-Marketplace, auf dem Continental und die Deutsche Telekom oder andere Anbieter zertifizierte Zusatzprogramme zum unkomplizierten Download bereitstellen können. Die Möglichkeiten sind ähnlich vielfältig, wie man sie vom Mobiltelefon kennt, und reichen vom Kundendienstmanagement über individualisierte Nachrichten oder Unterhaltungsprogramme, Büro- oder Conciergedienste, Werbe- oder Zielgruppenservices, Restaurantempfehlungen, Tankstellenfinder bis hin zum speziellen App für Fußballfans, das Continental für das Demo-Fahrzeug auf der CeBIT programmiert hat. Mit einem Fingerdruck herunter geladen und in wenigen Sekunden installiert, kann der Fahrer damit sein ganz persönliches Programm zur Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika organisieren. Das App erinnert an die Spieltermine der ausgewählten Lieblingsmannschaft, sorgt für die Radio- oder TV-Übertragung ins Fahrzeug oder stellt die Aufzeichnung auf dem heimischen Entertain-Receiver der Deutschen Telekom sicher.

Die Basis

Continental schafft den Rahmen und stellt mit Partnern wie der Deutschen Telekom die Grundausstattung sicher. Analog zu modernen Mobiltelefonen schafft das Unternehmen mit dem AutoLinQ-Marketplace die Plattform, auf der Drittanbieter mit dem Entwicklungstool Android eigene Applikationen bereitstellen können. Dafür wird Continental der Entwickler-Community noch in diesem Jahr ein Software-Development-Kit bieten. Mit den Systempartnern und den Fahrzeugherstellern stellt Continental über eine speziell entwickelte Zertifizierung sowie eine strenge Designrichtlinie den sicheren und reibungslosen Betrieb im Auto sicher.

Technisch nutzt das System SoC-Lösungen, die anders als im Heimcomputer oder dem Handy auch den harten Anforderungen der Automobilindustrie genügen. Darauf läuft neben den bereits bekannten Infotainment-Funktionen des Fahrzeugs ein Linux-Betriebssystem, das den Einsatz von Android und Javascripten ermöglicht. Für die Serienproduktion bereitet Continental ein frei skalierbares System vor, in dem je nach Markt und Modell Navigation, Telefonie, Radio und Musik sowie die AutoLinQ-Applikationen laufen. Dieser Ansatz ermöglicht besonders hohe Stückzahlen und damit auch Preise, die solche Lösungen für alle Fahrzeugsegmente attraktiv machen.

T-Systems, die Großkundensparte der Deutschen Telekom, kombiniert Informations- und Kommunikationstechnik hierfür so, dass Internet und Miniprogramme auch während der Fahrt zur Verfügung stehen. In diese Lösung sind auch neueste Ergebnisse der T-Labs eingeflossen, der zentralen Forschungs- und Entwicklungseinrichtung der Deutschen Telekom.

Continental betont, dass dies nach Einschätzung von Branchenbeobachtern „ein entscheidender Schritt in die richtige Richtung“ ist. Marktbeobachter wie Thilo Koslowski, Vice President und Automotive Practice Leader bei Gartner Inc., gehen laut Conti davon aus, dass solche Funktionen vom elitären Spielzeug für Hightech-Fanatiker zum Massenphänomen werden: „Bereits in fünf Jahren wird die Vernetzung ihrer Fahrzeuge und der Zugriff auf aktuell relevante Informationen für die Mehrheit der Verbraucher genau so wichtig sein, wie die Sicherheit oder der niedrige Kraftstoffverbrauch.“ (av)

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