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Der Weltraum ist eine Herausforderung für die Elektronik in Satelliten und Raumfahrtsysteme, insbesondere aufgrund der intensiven Strahlungsumgebung. Wir werfen ein Blick auf die Möglichkeiten, die sich bieten, um die empfindlichen Schaltkreise zu schützen und beantworten weitere Fragen rund um das Thema. (Bild: AdobeStock – anttoniart)

Dass Elektronik für unser (fast) aller Leben unverzichtbar ist, daran wird kaum jemand rütteln wollen. Vieles davon erfahren wir aus erster Hand, beim Smartphone sogar sprichwörtlich. Natürlich stecken auch Computer, hilfreiche Gadgets und mittlerweile Autos voller Elektronik. Doch auch weit über unseren Köpfen spielt Elektronik eine tragende Rolle: Ohne Satelliten gäbe es keinen Telefon- oder Fernseh-Empfang, an Navigationssysteme wie GPS wäre ohne die Helfer im Weltall nicht zu denken und Elon Musks Starlink Satellitennetzwerk versorgt unter anderem Teile der Ukraine mit Internet. Auch die Erdbeobachtung und zwar nicht nur fürs Wetter, sondern auch in Sachen Umwelt gehört zu den Aufgaben.

Dabei war der Weltraummarkt für Elektronik lange großen Verteidigungsunternehmen und nationalen Regierungen vorbehalten. Sie waren dazu berechtigt, eine Unternehmung über die Grenzen ihrer terrestrischen Heimat hinaus zu betreiben. Mit dem kommerziell getriebenen Paradigmenwandel nimmt auch die Entwicklung von Bauelementen und Systemen für den Weltraumeinsatz zu.

Doch im Weltraum herrschen (deutlich) andere Bedingungen als auf der Erde. Beispielsweise ist die im Weltall allgegenwärtige kosmische Strahlung nicht nur für Organismen schädlich, sondern kann auch die Elektronik beeinflussen. Während auf der Erde das Erdmagnetfeld diese Strahlung fast komplett abschirmt, benötigt die Raumfahrt, etwa für Missionen wie dem James Webb Teleskop, widerstandsfähigere Bordelektronik. Hinzu kommt natürlich der Fakt, dass ein Austausch von defekten Bauteilen im Orbit nur schwer, wenn nicht gar unmöglich ist. Ein Satz, der diesem Umstand Rechnung trägt, stammt aus dem Spielfilm Apollo 13: "Failure Is Not an Option – Versagen ist keine Option." Laut dem damaligen Leiter der Mission Control Eugene Francis „Gene“ Kranz, ist er zwar in dieser Form nie gefallen. Aber er gefiel ihm so gut, dass er das Buch um seine Erinnerungen an die dramatische Ereignisse so genannt hat.

In unserer großen Übersicht beschäftigen wir uns mit den Besonderheiten des Weltalls und beantworten Fragen rund um die speziellen Anforderungen an die Elektronik. Im Laufe der Zeit, wird der Beitrag immer wieder erweitert.

Für alle, die sich für ein spezielles Thema interessieren, haben wir ein Inhaltsverzeichnis erstellt. Viel Spaß beim Stöbern!

Welche Arten von Strahlung gibt es im Weltraum?

Die Weltraumstrahlung besteht fast ausschließlich aus Teilchen, darunter Elektronen, Protonen und energiereiche Schwerionen. Die meisten stammen vom Sonnenwind oder von Sonneneruptionen und sind in der Natur anisotrop (richtungsabhängig). Je nachdem in welcher Richtung die Messung erfolgt, liefern sie unterschiedliche Werte. Von diesem Teilchenfluss überlagert sind hochenergetische Protonen und Schwerionen, die sich allerdings isotrop (in allen Richtungen einheitlich) verhalten und daher bei Messung in verschiedenen Richtungen den gleichen Wert ergeben. Das Erdmagnetfeld schließt die moderaten Energieteilchen (Elektronen und Protonen) in den Van-Allen-Gürteln ein. Je nach Umlaufbahn eines Satelliten können die Gürtel den größten Teil der ionisierenden Strahlung verursachen.

Wie hoch ist die Strahlenbelastung der Elektronik im Weltraum?

Die Strahlenbelastung, die die Bordelektronik ausgesetzt ist, hängt von der Umlaufbahn, der das Raumfahrzeug folgt, der Dauer der Mission, dem Grad der Abschirmung und der Anzahl und Stärke von Sonneneruptionen oder Koronaler Massenauswurf (coronal mass ejections (CMEs)), die möglicherweise die während der Mission auftreten. Dieses „Weltraumwetter“ und insbesondere der Teilchenfluss sind daher stark variabel und somit kaum voraussagbar. Das Erdmagnetfeld hat zudem je nach Missionsorbit eine unterschiedliche Wirkung auf die Abschirmung der Weltraumstrahlung, abhängig von der Umlaufbahn der Mission.

Satellit über der Erde neben dem Schriftzug Fokusthema Weltraumtechnik von produktion.de
(Bild: dimazel – Adobe Stock)

Der Weltraum, unendliche Weiten. Und unendliche Möglichkeiten. Das All hat vor allem für die Forschung Potenzial, aber auch Grundlagen für die Entwicklung neuer Technologien können dort gelegt werden. Daher werden die Raumfahrt und andere Weltraum-Technologien immer wichtiger. Was sich in dem Bereich gerade bewegt und worin die Chancen für die Industrie liegen, erfahren Sie bei den Kollegen von Produktion.de.

Welche Schäden verursacht die Strahlung an der Elektronik im Weltall?

Wie interagieren diese Teilchen also mit den Materialien, die in elektronischen Bauteilen zum Einsatz kommen? Sonnenelektronen und Protonen sind sehr häufig und verursachen Ionisierung in Materialien.  In einem vereinfachten Modell erzeugen niedrig und mäßig energiegeladene Teilchen Elektronen-Loch-Paare in den thermischen Oxiden, die in den integrierten Schaltungen (ICs) zum Einsatz kommen. Die Elektronenbeweglichkeit in diesen Oxiden ist sehr hoch und jedes angelegte elektrische Feld treibt die Elektronen in kürzester Zeit aus dem Oxid. Die Beweglichkeit der Defektelektronen (Löcher) ist deutlich geringer, sodass ein viel größerer Teil von diesen eingeschlossen bleibt. Zusammengefasst ergibt diese asymmetrische Dynamik eine positive Volumenladung der dielektrischen Schichten und eine Schädigung der bipolaren und MOS-Schaltkreise. Am Ende kann dies zu Betriebsstörungen über schwere physikalische Schäden an den Bauteilen bis hin zu katastrophalen Missionsausfällen führen. Bei heutigen Systemen treten sehr häufig Speicherfehler (sogenannte „Soft Errors“) auf. Diese führen dazu, dass ein Bit umkippt (Bitflip) und infolgedessen ein anderer Betriebszustand des Halbleiters initiiert wird. Problematisch dabei ist, dass je höher die Halbleiter-Komponenten integriert sind, umso weniger Möglichkeiten gibt es, einen Bitfehler zu kompensieren.

Was ist die ionisierende Gesamtdosis (Total ionizing dose (TID))?

Die ionisierende Gesamtdosis (TID) ist die absorbierte Dosis in einem bestimmten Material, die aus der Energie-Deposition von ionisierender Strahlung resultiert. Die TID  ist gleich der pro Masseneinheit des Mediums deponierten Energie, die in Joule pro Kilogramm gemessen und durch die entsprechende SI-Einheit Gray [Gy] dargestellt werden kann (1 Gy = 1 J/kg). In Datenblättern findet man oft die veraltete CGS-Einheit rad. Dabei entspricht 1 rad 0,01 Gy.

Die Energiedosis hängt nicht nur von der einfallenden Strahlung, sondern auch von dem absorbierenden Material ab, so dass die Energiedosis als Funktion des Zielmaterials angegeben werden – z. B. Gy bzw. rad (SiO2). In der modernen Elektronik führt die TID in isolierenden Materialien zu einer kumulativen parametrischen Degradation, die zu Funktionsausfällen führen kann. Diese Parameterverschiebungen können Schwellenspannungsverschiebungen, erhöhte Leckagen im Aus-Zustand, parasitäre Leckagepfade, Berschlechterung der Mobilität und Veränderungen im Rekombinationsverhalten, die sowohl MOS- als auch bipolare Bauelemente betreffen. In der Weltraumumgebung ist die TID in erster Linie das Ergebnis der Exposition gegenüber Protonen und Elektronen über einen längeren Zeitraum ausgesetzt sind, und zwar sowohl durch eingefangene Strahlung als auch durch solare Teilchenereignisse.

Der Autor: Dr. Martin Large

Martin Large
(Bild: Hüthig)

Aus dem Schoß einer Lehrerfamilie entsprungen (Vater, Großvater, Bruder und Onkel), war es Martin Large schon immer ein Anliegen, Wissen an andere aufzubereiten und zu vermitteln. Ob in der Schule oder im (Biologie)-Studium, er versuchte immer, seine Mitmenschen mitzunehmen und ihr Leben angenehmer zu gestalten. Diese Leidenschaft kann er nun als Redakteur ausleben. Zudem kümmert er sich um die Themen SEO und alles was dazu gehört bei all-electronics.de.

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In Einzelereignis-Effekten (single-event effects (SEEs)) werden mikroelektronische Bauteile durch einzelne ionisierende Teilchen beschädigt. Entsteht ein Elektron-Loch-Paar durch ein aufprallendes energetisches Teilchen, kann das die elektrischen Eigenschaften einer elektronischen Schaltung verändern. Single event upsets (SEU) werden insbesondere durch schwere Ionen der primären kosmischen Strahlung oder durch sekundäre Teilchen in der Atmosphäre verursacht. Dies kann zu falschen Befehlen in Bordcomputern führen, während latch-ups anomale Zustände von elektronischen Bauteilen sind, welche nicht mehr auf Eingabesignale reagieren. Die schlimmsten Fälle von SEEs sind burn outs, also eine permanente und irreversible Zerstörung des Schaltkreises durch ionisierende Teilchenstrahlung. Eine erhöhte Schadenanfälligkeit wird durch die Miniaturisierung von elektronischen Bauteilen herbeigeführt, wo ein einziges geladenes Teilchen in einem Baustein genügend Energie deponieren kann, so dass es zu einem SEE kommen kann.

Doch nicht nur Ionen können der Elektronik im Weltraum schaden, auch Elektronen stellen eine gewisse Gefahr da. Werden diese im Material vollständig gestoppt, kann dieser einer Entladung führen, die Instrumente und Sensoren stören kann oder zur Erosion von Material führen.

Schematische Darstellung eines in Sperrrichtung vorgespannten n+/p-Halbleiterübergangs, der von einem einfallenden Ion getroffen wird
Schematische Darstellung eines in Sperrrichtung vorgespannten n+/p-Halbleiterübergangs, der von einem einfallenden Ion getroffen wird (Bild: NASA)

Was sind zufällige zerstörerische Einzelereignisse (Destructive Single Event Effects (DSEE))? (engl.)

Wie wird die Auswirkung von Weltraumstrahlung auf Elektronik getestet?

Um die Auswirkungen der Strahlung auf elektronische Bauteile zu testen, braucht es Strahlungstests, welche die Teilchenumgebungen nachbilden. Elektronen- und Protonentests sind jedoch aufwendig und teuer, sodass die Raumfahrtindustrie in der Vergangenheit Gammastrahlen für Tests am Boden eingesetzt hat. Es handelt sich hierbei jedoch lediglich um eine Simulation, die helfen soll, die Bauteilreaktion auf geladene Teilchen vorherzusagen.

Als Reaktion auf vermehrte Nachfrage führte beispielsweise Renesas ein Qualitätsprogramm zur Sicherung der Strahlungsfestigkeit für LDR (Low Dose Rate) ein. Die Tester führen Wafer-to-Wafer-Abnahmetests bei Bestrahlungseinheiten mit niedriger und hoher Dosisleistung in den Produktionsstätten vor Ort durch. Dieses Programm ist seit 2012 im Einsatz und stößt laut Unternehmen auf breite Akzeptanz.

Die Tests der Intersil-EH-Komponenten erfolgen mit niedriger Dosisleistung (biased/unbiased) bis 500 Gy(Si). Sie durchlaufen parallel dazu einen High-Dose-Rate-Test (HDR, nur biased) bis zu den im jeweiligen Datenblatt spezifizierten Werten. Die 500-Gy(Si)-Spezifikation mit niedriger Dosisleistung konnte sich in der Industrie durchsetzen, wobei auch eine 750-Gy(Si)-Spezifikation üblich ist. Bei 0,0001 Gy(Si)/s dauert der 500-Gy(Si)-Bestrahlungstest relativ überschaubare zehn Wochen.

Strahlungstests der ESA für den Weltraum

Die scheinbare Leere des Weltraums ist in Wirklichkeit überschwemmt von hochenergetischer Teilchenstrahlung, die auf empfindliche Satellitenkomponenten ebenso schädliche Auswirkungen haben kann wie auf lebendes Gewebe. Die Bedrohung für Raumfahrzeuge ist je nach ihrer Umlaufbahn sehr unterschiedlich. Ali Zadeh, Leiter der ESA-Abteilung für die Bewertung von Komponenten im Weltraum und Strahlungseffekte, erklärt, wie elektrische, elektronische und elektromechanische Komponenten (EEE) - die grundlegenden Bausteine jeder Weltraummission - auf ihre Eignung für den Weltraum in dieser rauen Umgebung getestet werden. Das technische Zentrum ESTEC der Agentur in Noordwijk, Niederlande, beherbergt eine Kobalt-60-Bestrahlungsanlage für hochwirksame Gammastrahlungstests, die durch ein Netz von externen europäischen Teilchenbeschleunigern für Elektronen-, Protonen- und Schwerionenstrahlentests ergänzt wird.

Weltraum-Anforderungen: Wie wird Elektronik fit für den Orbit?

Um Zeit, Kosten und Risiken bei der Entwicklung raumfahrttauglicher Systeme zu verringern, können Entwickler mit COTS-Bauelementen (Commercial-Off-The-Shelf) beginnen, die später durch ihre weltraumqualifizierten Versionen ersetzt werden. Dies sind strahlungstolerante äquivalente Bauelemente, untergebracht in Kunststoff- oder Keramikgehäusen mit der gleichen Pinbelegung. Außerdem treiben New-Space-Entwicklungen die Entwicklung von Elektronik für den Weltraumeinsatz voran. Die Anforderungen sind hoch: klein, leicht und vor allem strahlungsfest müssen die integrated circuit (ICs, integrierter Schaltkreis), ein. ICs für den kommerziellen Markt in Weltraum-qualifizierte Produkte zu überführen ist jedoch sehr komplex und zeitaufwendig. Dabei darf nicht vergessen werden, dass ein mikroelektronisches Produkt nur so strahlungstolerant ist, wie die schwächste Komponente auf dem Chip.

Um ein Beispiel herauszupicken: Taktgeber wie Quarzoszillatoren sollen neben der Bereitstellung stabiler Frequenzreferenzen auch wenig Strom im kleinstmöglichen Gehäuse verbrauchen. Das sind hohe Anforderungen, die sich vor allem mit dem temperaturgesteuerten Quarzoszillator (Oven Controlled Crystal Oscillator, OCXO) erfüllen lassen. Der Miniatur-Quarzoszillator unter Vakuum (Evacuated Miniature Crystal Oscillator, EMXO) bietet dagegen die gleiche oder sogar eine bessere Leistung und Robustheit bei halber Größe, geringerem Stromverbrauch und weiteren Vorteilen.  

Ein weiteres Beispiel ist der strahlungstolerante Mehrkernprozessor LS1046-Space, der für die anspruchsvollen Anwendungsbedingungen im Weltraum entwickelt, wobei er dennoch mit Geschwindigkeiten von bis zu 1,8 GHz betrieben werden kann. Er hat sich zur Standardlösung für die Verarbeitung an Bord von Satelliten entwickelt.    

Auch gehen Forscher neue Wege, um Elektronik weltraumfest zu machen: Wissenschaftler arbeiten an Computerchips, die nicht nur auf dem Halbleiter Silizium basieren, sondern Nanoröhrchen aus Kohlenstoff als elektronische Bauteile integrieren. Laut den Ergebnissen sind arbeiten diese Chips nicht energiesparend und sind widerstandsfähiger gegen kosmische Strahlung.

Am Ende des Tages ist der Schutz der Elektronik auch eine Kostenfrage: Will ich auf Nummer sicher gehen und wähle den bestmöglichen Schutz – insofern die Grenzen beim Gewicht oder der Größe das zulassen – oder toleriere ich Schäden aufgrund einer ungenügenden Absicherung, spare dafür aber Geld.

Elektronik für den Weltraum und die Ewigkeit: FEMtech-Interview mit Katharina Dobes

Was muss man beachten, wenn man Elektronik für Weltraumsatelliten herstellt? Katharina Dobes arbeitet als Material- und Prozessingenieurin für die Fertigung von Space Elektronik bei von Ruag Space und sorgt dafür, dass elektronische Bauteile unter extremsten Bedingungen jahrelang zuverlässig funktionieren. Im Interview von 2016 erzählt sie von der Arbeit an der Rosetta-Mission und dem ExoMars Rover der Europäische Weltraumorganisation (ESA) und natürlich darüber, was sie am Weltraum so fasziniert.

Welche Rolle spielt das Gehäuse für Elektronik im Weltall?

Ein weiterer Faktor, der die Entwicklung von Produkten beflügelt, ist die Gehäusetechnik. Die Möglichkeit der Abschirmung funktioniert primär gegen Partikel wie beispielsweise Mikrometeoriten und Protonenstrahlung. Gegen die allgegenwärtige Gamma-Strahlung gibt es leider bisher keine Möglichkeit, außer die Verwendung von dickem Material. Das steht jedoch im Widerspruch zu dem Ansatz, möglichst leichtgewichtige Systeme in den Orbit zu schicken.

Viele Bauelemente verlangen zudem nach einer speziellen Gehäusetechnologie, um ihre Leistungsfähigkeit zu verbessern. In einigen Fällen wird die Überführung eines kommerziellen in ein für den Welttraumeinsatz geeignetes Bauelement undurchführbar, wenn seine Funktionsfähigkeit direkt mit dem bestehenden, nicht hermetisch dichten Gehäuse zusammenhängt. Probleme entstehen hier vor allem über zusätzliche parasitäre Effekte, die die Entwicklung eines komplett neuen, hermetisch dichten Gehäuses erfordern. Die kann außerdem eine kostenintensive Neuentwicklung des Post-Package-Trim oder die Beschaffung neuer, komplexer Testsysteme und Handler nach sich ziehen.

Was noch im Weltraum wichtig ist: Schutz vor Temperatur

Neben der kosmischen Strahlung gibt es einen weiteren Faktor, welcher der Elektronik zusetzt: die Temperaturunterschiede reichen von nahe dem absoluten Nullpunkt bis zu extremen Plus-Temperaturen. Dies kommt daher, dass beispielweise ein Satellit über den Tagesverlauf eine sonnenzugewandte und eine sonnenabgewandte Seite hat. Im Innenbereich kann es auf der sonnenzugewandten Seite bis zu hunderte von Grad Celsius heiß werden, während auf der anderen Seite Minusgrade nahe 0 K herrschen – noch extremer, wenn es sich um sonnennahe Missionen handelt. Wärmeleitender Bestandteile helfen dabei diese Extreme auszugleichen. Zudem ist ein vielversprechender Ansatz ist die monolithische Integration. Alles, was man an Halbleitern und Bauteilen dichter zusammenbringen kann, hilft beim Austarieren der Temperaturen.

Was sind Plastic Encapsulated Modules?

Kunststoffgekapselte Mikroschaltungen (Plastic Encapsulated Modules (PEMs)) sind gegossene, vergossene oder beschichtete Halbleiterchips oder hybride ICs, bei denen die Verkapselung oder der Überzug dem Chip, dem Leadframe und/oder den Signalbahnen, den Zwischenverbindungen und den Sperrschichten des Bauelements steht. Kunststoffgekapselte Mikroschaltungen gewinnen an Akzeptanz gegenüber traditionellen keramischen Bauteilen in der Avionik, Telekommunikation und in der Raumfahrt aufgrund ihrer Vorteile in Bezug auf Größe, Gewicht, Kosten, Verfügbarkeit, Leistung und den neuesten Stand der Technik. Bei Raumfahrtanwendungen fördern wirtschaftliche Erwägungen die Verwendung von Kunststoffteilen als Mittel zur Kostenreduzierung und zur Verkürzung der Entwicklungszeiten. Da es bei Kunststoff keinen inneren Hohlraum gibt und alle inneren Teile durch starres Kunststoffmaterial gestützt werden, kann man eine bessere Leistung unter Schock- und Vibrationsbedingungen. Außerdem können sich im Inneren keine Partikel von Lot, Drähten, Dichtungsglas usw. verschieben. Auch die Probleme des internen Durchhängens der Drähte, die zu einem Kurzschluss der Drähte untereinander oder mit dem Rand des Siliziumchips führen können, werden vermieden.

Gibt es eine Alternative zu strahlungsfesten Komponenten?

Neben per se strahlungsfesten Komponenten gibt es auch die Möglichkeit, strahlungstolerante Kunststoff-ICs in oberflächenmontierbaren Kunststoffgehäusen mit kleinem Formfaktor, deren Anschlüsse typischerweise mit Nickel/Palladium/Gold-Silber-Anschlüssen (Ni/Pd/Au-Ag) beschichtet sind. Darüber hinaus handelt es sich bei den verwendeten Leadframes um aufgeraute uPPF-Leadframes, die das Risiko einer De-Laminierung verringern. Die strahlungstoleranten Bauelemente nutzen Bonddrähte aus Gold anstelle von Kupfer. Zum Einsatz kommen diese strahlungstolerante Kunststoff-ICs vor allen in kleinen Satelliten im Low-Earth Orbit (LEO) – unterhalb des Van-Allen-Strahlungsgürtels, der die meisten zerstörerischen Teilchen aufweist.

Welche Halbleiter kommen bei der Stromversorgung von Satelliten zum Einsatz?

Der New-Space-Ansatz sichert Redundanz auf der Systemebene mit zahlreichen Satelliten ab. Das heißt, fällt ein Satellit aus, können viele andere seinen Platz einnehmen. Die erwartete Lebensdauer von Kleinsatelliten im LEO beträgt etwa drei bis fünf Jahre und liegt damit deutlich unter den Anforderungen der geostationären Umlaufbahn (GEO) von zehn bis 20 Jahren. Dies ermöglicht es Herstellern auch, Technologien wie Galliumnitrid (GaN) zu nutzen. Deren Einsatz kam bisher in der Leistungselektronik nur langsam voran, da es hierfür bisher keine Treiber gab. GaN-FETs haben mehrere Funktionsmerkmale, die sie für Satellitenstromversorgungen attraktiv machen, zum Beispiel inhärente Strahlungstoleranz, keine parasitäre p-n-Diode, schnelles Schaltverhalten, höhere Effizienz des Stromversorgungssystems und geringere Gesamtgröße.

Wie läuft die Datenprotokollierung im Weltraum?

Die weltweite Nachfrage nach Satelliten in niedriger Erdumlaufbahn steigt rasant. Gründe hierfür sind unterschiedliche Anforderungen wie ein schneller und erschwinglicher Internetzugang sowie für Bilddaten schnellere Wiederholungsraten mit einer höheren Auflösung. Die Satellitennutzlastsysteme, die Kommunikations- oder Bildgebungsfunktionen ausführen, werden immer ausgefeilter und leistungsfähiger und erfordern die Erfassung immer größerer Mengen von Telemetriedaten, um den sicheren und zuverlässigen Betrieb des Satelliten zu gewährleisten. Dafür sorgen mehrere große Boards, die viel Strom verbrauchen und Wärme erzeugen sowie eine Vielzahl diskreter Bauelemente zur Überwachung der Nutzlast.

Aktuelle Lösungen für die Erfassung von Telemetriedaten in Satellitenanwendungen, basierend auf strahlungsgehärteten, RISC-V-basierten ICs, vereinfachen die Datenerfassung und entlasten den Hauptprozessor. Gleichzeitig reduziert ein hoher Integrationsgrad der Mixed-Signal-Funktionen die Gesamtgröße und das Gewicht des Telemetrie-Protokollierungssubsystems, während sich gleichzeitig die Zuverlässigkeit erhöht. Damit sind drei kritische Anforderungen heutiger Satellitensysteme erfüllt.

Cybersicherheit im Weltraum

Natürlich müssen Systeme im Weltall auch gegen ganz irdische Gefahren, wie dem Angriff von außen geschützt werden. Thales Alenia Space setzt beispielsweise das Echtzeit-Betriebssystem von Sysgo in den Telekommunikationssatelliten Space Inspire ein. Das System nutzt Multicore-Prozessoren zum gleichzeitigen Ausführen von Anwendungen in einer cybergesicherten MILS-Umgebung.

Wo Strahlenschutz von Elektronik noch wichtig ist

In der Elektronik gibt es neben der Strahlungsumgebung im Weltraum, die außerhalb der schützenden Abschirmung der Erdatmosphäre liegt, noch zwei weitere. Da ist zum einen natürliche terrestrische Strahlungsumgebung, in der die meisten elektronischen Anwendungen arbeiten, und die speziellen künstlichen Strahlungsumgebungen, die in einigen medizinischen, industriellen und militärischen Anwendungen anzutreffen sind.

Wie sieht es mit Machine Learning im Weltraum aus?

Über die Vorzüge und Möglichkeiten von Machine Learning bzw. Künstlicher Intelligenz auf der Erde wurde viel geschrieben. Aber wie sieht es damit im Weltraum aus? Beispielsweise hat Xilinx hat einen FPGA in 20-nm-Prozesstechnik, das für den Einsatz in Satelliten- und Raumfahrt-Applikationen durch seine volle Strahlungsfestigkeit geeignet ist. Das 20 nm Radiation Tolerant (RT) Kintex Ultrascale FPGA XQRKU060 kann im Orbit unbegrenzt rekonfiguriert werden und ermöglicht außerdem Machine Learning im Weltraum.

Karsten Becker von PT Scientists über die Auswirkungen von Strahlung auf die Elektronik im Weltall

Wie werden Leiterplatten für die Raumfahrt gefertigt?

Die Anforderungen an die Raumfahrttechnik sind aus nachvollziehbaren Gründen von jeher hoch – strahlungsbedingt muss sich jedes einzelne Bauteil eines Satelliten unter Weltraumbedingungen über Jahre hinweg behaupten. Konsequenterweise werden sämtliche Komponenten ausgiebig am Boden getestet, wo Ausfälle mit wenigen hundert oder 1.000 EUR zu Buche schlagen, aber auch mit vergleichsweise einfachen Mitteln zu beheben sind. Anders im All, wo es bei Problemen unmittelbar zu immensen Kostenexplosionen kommt – bei vergleichsweise geringen Einflussmöglichkeiten. Daher gilt für die Produktion einschließlich der Elektronikfertigung absolute Null-Fehler-Quote. Das reicht hinunter zum kleinsten Schalter und Stecker und gilt natürlich auch für jede einzelne Leiterplatte. Selbst der kleinste Produktionsfehler kann fatale Folgen haben und ist deshalb unter allen Umständen zu vermeiden. Ein Beispiel aus der Elektronikfertigung ist der Einsatz einer Selektivlötanlage mit einer Infrarotkamera, die während des Lötens registriert, wo die Energie hinfließt und feststellt, wie stark die Bauteile thermisch belastet werden.

Wie Treiber-Decoder Subsysteme von Satelliten verkleinern

Um die Größe und das Fluggewicht von Satelliten trotz zunehmenden Funktionsumfanges in Grenzen zu halten, ist ein Verkleinern der Steuerungselektronik sinnvoll. Renesas ermöglicht beispielsweise Satellitenherstellern mit dem strahlungsfesten 32-Kanal-Treiber ISL72813SEH, die Größe des Befehls- und Telemetrie-Subsystems um bis zu 50 % zu reduzieren. Das spart Gewicht, Kosten und Energieverbrauch ein und ermöglicht größere Satellitennutzlasten.

Welche Agenturen, Verbände und Ministerien sind Partner der Raumfahrt in Deutschland?

Neben den oben genannten Unternehmen, gibt es natürlich auch weitere Institutionen in Deutschland, die Raumfahrtaktivitäten unterstützen. Beispielsweise fördert das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie die deutschen Raumfahrtaktivitäten auf nationaler und europäischer Ebene. Dazu gehören nationale Projekte, die deutschen Beiträge zur Europäischen Weltraumorganisation ESA sowie der Bereich "Raumfahrtforschung und -technologie" des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Die Forschungs- und Entwicklungsarbeiten des DLR in Luftfahrt, Raumfahrt, Energie, Verkehr und Sicherheit sind in nationale und internationale Kooperationen eingebunden. Darüber hinaus ist das DLR im Auftrag der Bundesregierung für die Planung und Umsetzung der deutschen Raumfahrtaktivitäten zuständig. Zudem sind im DLR zwei Projektträger zur Forschungsförderung angesiedelt. Das DLR erforscht Erde und Sonnensystem, es stellt Wissen für den Erhalt der Umwelt zur Verfügung und entwickelt umweltverträgliche Technologien für Energieversorgung, Mobilität, Kommunikation und Sicherheit. Sein Portfolio reicht dabei von der Grundlagenforschung bis zur Entwicklung von Produkten für morgen. Zudem betreibt das DLR Großforschungsanlagen für eigene Projekte und als Dienstleister für Partner in der Wirtschaft. Darüber hinaus fördert es den wissenschaftlichen Nachwuchs, berät die Politik und ist eine treibende Kraft in den Regionen seiner 16 Standorte.

Bundesverband der deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI)

Zu den primären Aufgaben des BDLI gehören die Kommunikation mit politischen Institutionen, Behörden, Verbänden und ausländischen Vertretungen in Deutschland sowie verschiedenste Mitglieder-Serviceleistungen im In- und Ausland.  Dabei repräsentiert der BDLI eine strategisch wichtige High-Tech-Branche, in der Deutschland und Europa eine global führende Rolle einnehmen. Mit über 230 Mitgliedern vertritt der BDLI die Interessen einer Branche, die sich durch internationale Technologieführerschaft und weltweiten Erfolg auszeichnet. Die deutsche Luft-und Raumfahrtindustrie ist nicht nur Lebensader und Impulsgeber der Wirtschaft, sondern auch wichtiger Arbeitgeber für überwiegend hochqualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: Mit 106.800 direkt Beschäftigten bündelt sie nahezu alle strategischen Schlüsseltechnologien des 21. Jahrhunderts und generiert ein jährliches Umsatzvolumen von gegenwärtig 34,7 Milliarden Euro. Der Verband ist darüber hinaus Markeninhaber der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung ILA in Berlin.

Der BDLI ist offiziell beim Deutschen Bundestag akkreditiert. Er ist Mitglied des europäischen Dachverbandes AeroSpace and Defence Industries Association of Europe (ASD) und des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI).

Deutsche Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt (DGLR) - Lilienthal - Oberth

Die Deutsche Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt - Lilienthal - Oberth ist die älteste Institution in der Bundesrepublik Deutschland, die allen Bürgern, die sich beruflich oder privat mit Luft- und Raumfahrt beschäftigen, ein gemeinsames Dach und ein fachübergreifendes Aktions- und Informationsforum bietet.

Die DGLR steht für Forschung, Wissenschaft und Technik der Luft- und Raumfahrt. Mit ihren mehr als 3000 Mitgliedern aus allen mit dieser Branche verbundenen Berufs- und Ausbildungssparten, ist die DGLR die einzige Vereinigung in Deutschland, die in sämtlichen Fach- und Arbeitsbereichen der Luft- und Raumfahrt vertreten ist - von der Industrie bis zum Ministerium, von der Lehre bis zur Forschung.

Die DGLR wirkt als Bindeglied und Kommunikationsstrang zwischen den einzelnen Disziplinen und fördert den nationalen und internationalen Erfahrungsaustausch zwischen Industriefirmen, Behörden, Forschungsinstituten und Universitäten.

EUMETSAT

EUMETSAT ist die Europäische Organisation für die Nutzung meteorologischer Satelliten und hat ihren Hauptsitz in Darmstadt. Zur Beobachtung des Wetters, des Klimas und der Umwelt betreibt EUMETSAT ein System von meteorologischen Satelliten sowie die dazu kompatible Bodeninfrastruktur. EUMETSAT ist eine intergouvernementale Organisation, die zur Zeit aus 30 Mitgliedsländern besteht und im Jahre 1986 gegründet wurde.

Die ESA war die bedeutendste Triebkraft zur Gründung einer eigenständigen Organisation, nachdem ihre Expertise in den 1970er Jahren bei der Entwicklung des ersten Meteosat-Wettersatelliten gefragt war. Ab 1987 wurde das Meteosat-Programm von EUMETSAT selbst beaufsichtigt. EUMETSAT arbeitet weiterhin eng mit der ESA zusammen.

Das höchste Gremium der Organisation ist ein Rat aus Vertretern der nationalen Wetterdienste, entsendet durch die Mitgliedsländer. EUMETSAT wird durch die Mitgliedsländer anteilig finanziert, jeweils proportional zu ihrem Bruttonationaleinkommen.

Parlamentsgruppe Luft- und Raumfahrt im Deutschen Bundestag (PGLR)

Die Parlamentsgruppe Luft- und Raumfahrt ist eine fraktionsübergreifende Vereinigung von Bundestagsabgeordneten, die seit 1984 besteht. Die Gruppe ist ein Diskussions- und Meinungsforum für alle Abgeordneten, die sich für die Belange der Luft- und Raumfahrt interessieren und engagieren. Sie will über aktuelle Entwicklungen und Themen informieren und die parlamentarischen Aktivitäten in diesem Bereich bündeln. Intensiv tauscht sie sich dafür mit Vertretern aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung aus. Darüber hinaus bestehen enge Kontakte zu Abgeordneten anderer europäischer Parlamente.

Welche Forschungseinrichtungen für Raumfahrt gibt es in Deutschland?

Max-Planck-Gesellschaft

Die Max-Planck-Gesellschaft ist Deutschlands erfolgreichste Forschungsorganisation – seit ihrer Gründung 1948 finden sich alleine 18 Nobelpreisträger in den Reihen ihrer Wissenschaftler. Die derzeit 83 Max-Planck-Institute und Einrichtungen betreiben Grundlagenforschung in den Natur-, Bio-, Geistes- und Sozialwissenschaften im Dienste der Allgemeinheit. Darunter gibt es Max-Planck-Institute mit Schwerpunkt im Raumfahrtbereich, die hier im Folgenden aufgelistet sind.

Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung

Im Mittelpunkt der wissenschaftlichen Arbeiten am Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung (MPS) in München steht unsere direkte kosmische Heimat: das Sonnensystem mit seinen Planeten und Monden, mit seinen Kometen und Asteroiden und natürlich mit der Sonne. Ziel der Wissenschaftler ist es nicht nur, die Vorgänge im Sonnensystem in theoretischen Modellen zu beschreiben und am Computer zu simulieren. Zusammen mit den Ingenieuren entwickeln und bauen die Forscher zudem wissenschaftliche Instrumente, die diese Körper aus dem Weltall untersuchen. Zu diesem Zweck ist das Institut an zahlreichen Missionen internationaler Weltraumagenturen wie etwa NASA und ESA beteiligt.

Max-Planck-Institut für Astronomie

Wie entstehen Sterne und Planeten? Welche Eigenschaften haben Planeten, die andere Sterne umkreisen als die Sonne? Wie entstehen die Galaxien, und wie haben sich ihre Eigenschaften über die kosmische Geschichte hinweg verändert? Mit diesen Fragen beschäftigen sich die Wissenschaftler und Ingenieure am Max-Planck-Institut für Astronomie (MPIA) in Heidelberg. Das MPIA wurde 1967 gegründet und ist eines von rund 80 Instituten der Max-Planck-Gesellschaft, Deutschlands größter Organisation für Grundlagenforschung. Das MPIA hat rund 290 Mitarbeiter. Drei Viertel davon sind im wissenschaftlich-technischen Bereich beschäftigt. Zu jeder Zeit sind am Institut zahlreiche Nachwuchs- und Gastwissenschaftler aus dem In- und Ausland tätig.

Max-Planck-Institut für Astrophysik

Das Max-Planck-Institut für Astrophysik (MPA) (ebenfalls in München) ist eines von ca. 80 eigenständigen Forschungsinstituten der Max-Planck Gesellschaft. Zu den Forschungsthemen am MPA gehören u.a. Sternentwicklung und die Struktur von Sternen, Akkretionsphänomene, Kern- und Teilchenastrophysik, Supernovaphysik, astrophysikalische Anwendungen der Hydrodynamik, Hochenergieastrophysik, Strahlungsprozesse, Struktur, Entstehung und Entwicklung von Galaxien, Gravitationslinsen, die großräumige Struktur des Universums, Physik des frühen Universums und Kosmologie.

Max-Planck-Institut für Chemie (Otto-Hahn-Institut)

Die aktuelle Forschung am Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz zielt auf ein integrales Verständnis der chemischen Prozesse im Erdsystem, insbesondere in der Atmosphäre und Biosphäre. Untersucht werden vielfältige Wechselwirkungen zwischen Luft, Wasser, Boden, Leben und Klima im Verlauf der Erdgeschichte bis zum heutigen durch Menschen geprägten Zeitalter, dem Anthropozän.

Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik (Albert-Einstein-Institut)

Am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik in Potsdam erforschen Wissenschaftler das gesamte Spektrum der Allgemeinen Relativitätstheorie und darüber hinaus: von den riesigen Dimensionen des Kosmos bis hin zu den unvorstellbar winzigen Abmessungen der Strings.

Wer stellt in Deutschland Komponenten für den Weltraum her?

Zahlreiche Organisationen, Firmen, Körperschaften, Institutionen und Personen beschäftigen sich in Deutschland auf verschiedenen Ebenen mit Weltraumforschung, der Durchführung von Raumfahrtaktivitäten sowie ihrer Vermittlung an die Öffentlichkeit. Hier gibt es einen Auszug von Unternehmen, die als Partner der Raumfahrt fungieren.

Airbus Defence and Space

Airbus Defence and Space ist eine Division der Airbus Group, die aufgrund ihrer Produkpalette zu den internationalen Top-10 Anbietern für Verteidigung und Weltraum zählt. Die Division ist das führende Verteidigungs- und Raumfahrtunternehmen Europas, das zweitgrößte Raumfahrtunternehmen der Welt und unter den zehn größten Verteidigungsunternehmen weltweit. An den spektakulären Bildern des neuen Weltraum Teleskops James Webb hat Airbus auch einen Anteil, denn diese wurden mit einem Near Infrared Spectrograph (NIRSpec) und dem Mittel-InfraRot-Instruments (MIRI) aufgenommen. NIRSpec wird von Industriekonsortien unter der Leitung von Airbus Defence and Space für die Europäische Weltraumorganisation (ESA) entwickelt und gebaut, während MIRI von einem Konsortium aus national finanzierten europäischen Instituten (dem europäischen MIRI-Konsortium) entwickelt und gebaut wird, für das Airbus Defence and Space Systemtechnik und Managementunterstützung liefert.

Hensoldt Optronics (früher Zeiss)

Früher gab es bei Zeiss in Oberkochen ebenfalls Aktivitäten im Bereich der Raumfahrt. Die Verbindung zur Raumfahrt bestand bei Zeiss schon lange: Nach einer der ersten Missionen, auf der ein Astronaut eine handelsübliche Kamera mitführte, erkannte man die Bedeutung der Fotografie im Weltraum. Dies führte zu einer Kooperation der NASA mit Zeiss zur Entwicklung von Kameraobjektiven, die speziell für den Weltraum und seine extremen Bedingungen konzipiert waren. Auch im neuen Weltraumteleskops James Webb steckt etwas von Zeiss, denn das Unternehmen war an der Entwicklung des Mittel-InfraRot-Instruments (MIRI) beteiligt.,

Heute wird am Standort die Weltraum-Technik an dem Standort von Hensoldt Optronics verkauft. Sowohl das Team, welches MIRI entwickelt hatte, als auch viele neuere Aktivitäten wie die letztlich erfolgte Zulieferung optischer Komponenten zum METimage-Instrument sind jetzt in Oberkochen. Dazu kommt die Bereitstellung von Langstrecken-LaserCom Terminals (LCT, TLA-70) – gedacht für die internationale Raumstation, Durchführung von Studien zu neuen Infrarot-Teleskopen und vielen anderen Themen, oder die Betreuung der Fertigung von Spiegeln für OptSat.

Jena Optronik

Die Jena-Optronik ist ein Raumfahrtunternehmen mit Fokus auf kommerzielle und institutionelle Programme in folgenden Anwendungsfeldern:

  • Lageregelungssensoren für Satelliten und Sonden
  • Instrumente zur Erdbeobachtung und Erkundung des Weltalls
  • Software & Datenverarbeitung

Aktuell ist Jena Optronik in der Raumsonde Hera mit einem Kamerasystem vertreten. Die Raumsonde Hera der Europäischen Raumfahrtagentur ESA soll zusammen mit ihrem Pendant, der NASA-Sonde „DART“ (Abkürzung für Double Asteroid Redirection Test, Doppel-Asteroiden Umleitungs-Test), die Auswirkungen eines Aufpralls auf einen Asteroiden untersuchen, um aus diesem Experiment Methodik und Technologie zum Umlenken solcher Gesteinsbrocken im All abzuleiten.

MT Aerospace

MT Aerospace ist ein Unternehmen in der Luft- und Raumfahrtbranche und lieferte u.a. wesentliche Komponenten für Raumfahrzeuge, Satelliten, Radioteleskopanlagen sowie die europäische Trägerrakete Ariane-5. Damit ist das Unternehmen indirekt an James Webb beteiligt, brachte eine Ariane-5 das Teleskop ins All.

OHB System

Die OHB System AG ist eines der drei führenden Raumfahrtunternehmen Europas. Als Systemanbieter gehört die AG zum börsennotierten Hochtechnologiekonzern OHB SE, in dem rund 2 000 Fach- und Führungskräfte an zentralen europäischen Raumfahrtprogrammen arbeiten. OHB ist im Rahmen unterschiedlicher Vorhaben eng in Exploration und Space Science eingebunden und dabei sowohl als Zulieferer als auch als Hauptauftragnehmer tätig. Dieser Bereich umfasst Missionen zu Planetenwissenschaften, Grundlagenphysik und Astrophysik, aber auch Missionen zur Nutzung von extraterrestrischen Ressourcen. Hinzu kommen Technologiedemonstrationsmissionen, die für die angegebenen Bereiche relevant sind. Derzeit arbeitet OHB System beispielsweise an der zweiteiligen ExoMars-Mission, einer Flaggschiff-Mission des ESA-Aurora-Programms in Kooperation mit der russischen Raumfahrtagentur. Diese Mission befasst sich mit der wissenschaftlichen Untersuchung des Mars aus dem Orbit und auf der Oberfläche mit dem Ziel, nach Leben auf dem Mars zu suchen.

Telespazio Vega Deutschland

Telespazio Vega Deutschland ist ein Consulting-, Technologie- sowie Engineering Services Unternehmen, das aus der Verschmelzung von Telespazio Deutschland mit Vega Space Anfang September 2012 entstanden ist. Die fast 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind Experten in einer großen Bandbreite an Systems & Operations Engineering sowie ICT-Disziplinen und entwickeln bodensegmentbasierte, softwareintensive Systeme zur Steuerung, Planung und Datenverarbeitung und auch für Simulation und Training. Nach der Entwicklung solcher komplexen Systeme kann das Unternehmen den Betrieb übernehmen und ausführen.

Telespazio VEGA Deutschland GmbH ist ein Tochterunternehmen der Telespazio S.p.A. (ein Leonardo/Thales Unternehmen), welche mit ihrem Netzwerk bestehend aus vier Raumfahrtzentren, 25 Betriebsstandorten und 2500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern weltweit einer der führenden Zulieferer von Satellitendienstleistungen ist.

Tesat-Spacecom (Tesat)

Bei Tesat-Spacecom (Tesat) entwickeln, fertigen und vertreiben rund 1200 Mitarbeiter in Backnang, bei Stuttgart, Systeme und Geräte für die Telekommunikation via Satellit. Das Produktspektrum umfasst hochzuverlässige Geräte wie Wanderfeldröhrenverstärker, Multiplexer, Schalter, Modulatoren und optische Terminals, die ebenso wie komplette Systeme an alle führenden Satellitenhersteller weltweit geliefert werden. Damit bietet Tesat die Kommunikationstechnik, die notwendig ist, um Fernsehsignale über die Antennen eines Satelliten in Haushalte abzustrahlen. Mehr als die Hälfte aller Telekommunikations-Satelliten im Orbit haben Tesat-Geräte an Bord.

Mit dem Fokus auf kommerzielle Raumfahrtprogramme und der Beteiligung an militärischen und institutionellen Programmen erwirtschaftete Tesat 2014 einen Umsatz von rund 338 Millionen Euro. Bis heute wurden fast 700 Raumfahrtprojekte durchgeführt.

Neben den oben genannten Unternehmen, gibt es noch weitere, die ihren Teil zur Raumfahrt beitragen. So hat die NASA beispielsweise eine Liste der Unternehmen veröffentlicht, die an der James-Webb-Mission beteiligt sind. Diese überschneidet sich zum Teil mit der der ESA.

ArianeGroup

Die ArianeGroup liefert wie der Name schon sagt die Ariane Rakete, die das JWST ins All befördert hat. Die Gruppe ist das führende Unternehmen auf dem Gebiet des Raumtransports im Dienste institutioneller wie kommerzieller Kunden. Es entwickelt Lösungen im Bereich Startsysteme für zivile und militärische Anwendungen für institutionelle, kommerzielle und industrielle Partner.

HTG Hyperschall-Technologie Göttingen

Die HTG Hyperschall-Technologie Göttingen wurde 1989 in Göttingen als Forschungs- und Dienstleistungsunternehmen gegründet. Es fokussiert sich in den experimentellen und theoretischen Arbeitsschwerpunkten vor allem auf die Bereiche Satellitenaerodynamik und Wiedereintrittsanalysen. Dafür entwickelte HTG Methoden für die Orbital- und Wiedereintrittssimulation.

IABG

Das IABG Raumfahrtzentrum betreibt die nationalen Raumfahrt-Testzentren in Ottobrunn bei München. Die IABG bietet technische Tests und Analysen auf dem neuesten Stand der Technik, beispielsweise eine Testkampagne am NIRSpec Instrument für das JWST. Sie bietet maßgeschneiderte Unterstützung für Kunden aus Wirtschaft, Industrie und Forschung.

Phytron-Elektronik

Mehr als 30 Jahre Erfahrung und mehr als 500 Motoren im Weltall. Das sind die Referenzen von Phytron-Elektronik. Durch den ausschließlichen Einsatz ECSS qualifizierter Materialien und ein optimiertes Design vereinbaren Weltraum qualifizierte Antriebe von Phytron die hohen Anforderungen für den Einsatz im Ultrahochvakuum mit optimiertem Gewicht, geringer magnetischer Abstrahlung, Präzision und Robustheit. An Bord des James-Webb-Teleskops ist beispielweisen ein Phytron Getriebeschrittmotor, der speziell für kryogene Anwendungen entwickelt wurde.

Collins Aerospace

Collins Aerospace ist seit über 50 Jahren im Bereich Entwicklung und Herstellung von Rechnern und Systemen in Deutschland tätig. Unser Firmensitz in Heidelberg verfügt über die Kernkompetenzen: Avionik-Systeme für die Luftfahrt, Bordelektronik für Landfahrzeuge und Produkte für die Raumfahrt. Es gehört zu den weltweit führenden Unternehmen in der Satelliten-Stabilisierungsräder-Technologie.

W. L. Gore & Associates

Der Phoenix Mars Lander, die Internationale Raumstation ISS und Hunderte von Anwendungen für Satelliten und die Raumfahrt: Gore Produkte haben seit den frühen 1960er-Jahren zuverlässige, erprobte und bewährte Lösungen für die anspruchsvollsten Raumfahrtmissionen geliefert. Erstmalig hat das Unternehmen 1962 unser Verständnis von Materialien und wie sie mit unterschiedlichen Umgebungen interagieren beim Start des ersten US-amerikanischen Fernsehsatelliten eingebracht. Die Kabel von Gore haben die Live-Übertragung beim transatlantischen Fernsehen mit ermöglicht. Gore SpaceWire Cables haben den Test bei Anwendungen wie der Internationalen Raumstation ISS und dem James-Webb-Weltraumteleskop bestanden.

Neben den Partner-Unternehmen der ESA und NASA gibt es noch weitere Unternehmen in Deutschland, die Spacetec liefern.

Rocket Factory Augsburg

Die Rocket Factory Augsburg (RFA) wurde 2018 mit der Vision gegründet, Daten aus dem Weltraum zu ermöglichen, um unsere Erde besser zu verstehen und zu schützen. Zu diesem Zweck möchte RFA den Zugang zum Weltraum demokratisieren und die Startkosten in der Raumfahrtindustrie senken. Das Ziel des Unternehmens ist es, wöchentlich Satelliten in niedrige Erdumlaufbahnen zu bringen.

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