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Der kleinste Lautsprecher der Welt ist das Ergebnis der Kooperation des Start-ups Usound und des AT&S-Konzerns. (Bild: AT&S/USound)

Als „Exportkaiser“ bezeichnete der österreichische Fachverband der Elektro- und Elektronikindustrie (FEEI) in seinem Jahresbericht 2015 die eigene Branche. Damit verwies die Organistaion auf gleich zwei positive Entwicklungen: Denn einerseits stieg die in diesem Industriezweig traditionell hohe Exportquote auf insgesamt 80 Prozent an, andererseits legte der Export gegenüber dem Vorjahr um 4,1 Prozent zu – auf Dienstleistungen und Produkte im Wert von 15,68 Milliarden Euro. Wichtigster Zielmarkt bleibt trotz der schwachen Wirtschaftsentwicklung die Europäische Union; aber auch der Export in die USA zog an.

Exportkaiser Elektronikindustrie

Generell befindet sich der zweitgrößte Industriezweig des Landes in einer komfortablen Lage. Bis Ende März 2016 wuchs die Zahl der Beschäftigten auf 61.420 Arbeitnehmer an. Der abgesetzte Produktionswert erreichte mit 13,4 Milliarden im Jahr 2015 seinen bisherigen Höchststand, wobei fast alle Sparten Zuwachsraten in der Produktion verzeichneten. Die Hersteller von Generatoren, Transformatoren und Motoren, größte Sparte innerhalb der Branche, legten nach rückläufigen Jahren immerhin um 2,4 Prozent Produktionsvolumen zu. Die Hersteller elektronischer Bauelemente steigerten ihre Produktion gar um 6,3 Prozent.

Die Gesamtbilanz für das Jahr 2016 wird erst Mitte dieses Jahres veröffentlicht. Ende des ersten Quartals 2016 zeigte sich die Branche angesichts des niedrigen Eurokurses und der gesunkenen Energie- und Rohstoffpreise noch optimistisch. Anlass zur Sorge gab jedoch das österreichische Bruttoinlandsprodukt, das 2016 mit 1,5 Prozent Zuwachs zwar deutlich über dem Vorjahr, aber deutlich unter dem EU-Durchschnitt lag. Auch der schwächelnde chinesische Markt wurde kritisch gewertet. Welchen Einfluss die Geschehnisse in den USA auf die Branche zeitigen werden, bleibt abzuwarten.

Fokus auf optische Sensorik

Beim Blick auf einige Fokusunternehmen innerhalb der Branche zeigt sich ein differenziertes Bild. Der Premstättener Sensorikkonzern AMS sieht beispielsweise auf ein herausforderndes Jahr 2016 zurück. So fiel einerseits der Konzernumsatz angesichts des schwachen Marktumfelds im Consumer- und Smartphonemarkt gegenüber dem Vorjahr um 12 Prozent auf 549,9 Millionen Euro. Zugleich fokussierte das Unternehmen, dessen Hauptsitz in der Nähe von Graz liegt, auf optische und bildgebende Sensorik, Umwelt- und Audiosensorik und tätigte in diesem Zusammenhang mehrere Zukäufe.

Der wichtigste davon betrifft wohl den Mikrooptiker Heptagon, der Hochleistungstechnologien für optisches Packaging mit ins AMS-Portfolio bringt. Von der Akquise versprechen sich die Österreicher einen Vorsprung für künftige optische Sensoranwendungen. Das Know-how in der Spektralsensorik für Industrieanwendungen soll laut Unternehmensangaben der Kauf des entsprechend spezialisierten Unternehmens Mazet erweitern, mit dem ebenfalls erworbenen CCMOSS, Anbieter von Gas- und IR-Sensorik, will AMS seine Wertschöpfungskette für integrierte Gassensorik abschließen.

Zu 95 Prozent Leiterplatten

Häusermann fertigt im Jahr 75.000 m² Leiterplatten, darunter auch dreidimensionale Modelle.

Häusermann fertigt im Jahr 75.000 m² Leiterplatten, darunter auch dreidimensionale Modelle. Häusermann

Auf über hundert Jahre Firmengeschichte blickt Häusermann zurück.  Im vergangenen Jahr erwirtschaftete das Garser Unternehmen 95 Prozent seines Umsatzes mit Leiterplatten, fünf Prozent entfielen auf Eingabesysteme. Während die Anzahl der europäischen Leiterplatten-Produktionsstätten über die letzten Jahre 15 hinweg deutlich schrumpfte, konnte Häusermann im selben Zeitraum seinen Umsatz steigern – von 19 Millionen (2000) auf 27,5 Millionen Euro (2015 und 2016).

Erzielt wurde der Umsatz vor allem mit Multilayer-, HDI- und Microvia-Technologien und die HSMtec-Serie, die mit der partiellen Einbringung von großen Kupferschnitten arbeitet. So lassen sich Feinleiterstrukturen mit Hochstromverbindungen und einem Wärmemanagement auf einem Board kombinieren. Auch multidimensionale Strukturen mit bis zu 28 Lagen werden auf diese Weise realisierbar. Aktuell hat sich das Unternehmen der Ökologisierung seiner Fertigung verschrieben, spart beispielsweise mit Wärmerückgewinnung CO2 und Energiekosten ein und verbraucht seit 2013 kein Erdöl mehr.

Ausbau als architektonisches Statement

Stromversorgungsspezialist Recom eröffnete 2016 seinen neuen Firmenhauptsitz im oberösterreichischen Gmunden.

Stromversorgungsspezialist Recom eröffnete 2016 seinen neuen Firmenhauptsitz im oberösterreichischen Gmunden. Recom

Der Stromversorgungsspezialist Recom verfügt über ein umfangreiches Portfolio von Wandlern: DC/DC und AC/DC in allen Leistungsklassen bis 240 Watt, dazu Schaltregler und LED-Treiber. Das einst mittelständische Unternehmen hat mittlerweile mehrere internationale Tochterunternehmen. Im oberösterreichischen Gmunden am Traunsee wollte Recom im März 2016 ein „architektonisches Statement“ setzen. Nach zwei Jahren Bauzeit an der neuen Firmenzentrale wurden auf 3500 m² Büroflächen, Test- und Entwicklungslabors, Besprechungsräume sowie einem Logistikzentrum der Betrieb aufgenommen.

„Die Herausforderung war, den operativen Arbeitsfluss der mehr als 60 Recom-Mitarbeiter in Gleichklang mit den externen Aktivitäten zu setzen, und diese symbiotisch zu nutzen“, erklärt Kreativdirektorin Andrea Bier. So wurden Wünsche von Mitarbeitern in die Gebäudeplanung miteinbezogen. Auch auf eine nachhaltige Gestaltung achtete man: Dank einer Abwärme- und Photovoltaik-Anlage ist Recom bei der Energieversorgung autark.

Vom einfachen Interface zum Echtzeit-Embedded-Linux-Betriebssysten

Das Firmengebäude von Ginzinger Electronics Systems, einem Unternehmen das auf Embedded-Linux-Systeme spezialisiert ist.

Das Firmengebäude von Ginzinger Electronics Systems, einem Unternehmen das auf Embedded-Linux-Systeme spezialisiert ist. Ginzinger

„Einfache Lösungen für komplexe Herausforderungen“ verspricht Ginzinger Electronic Systems aus Weng im Innkreis. Das eigentümergeführte Unternehmen entwickelt und produziert seit über 20 Jahren Embedded-Linux-Systeme und kundenspezifische Anwendungen in Hard- und Software. Das Leistungsspektrum erstreckt sich dabei von der Entwicklung über die Integration und Industrialisierung hin zur Produktion. Einfache Interface-Baugruppen werden ebenso entwickelt wie hochkomplexe Konzepte mit Echtzeit-Embedded-Linux-Betriebssystem. Im modernen Maschinenpark wird mit Surface-Mounting- und Through-Hole-Technology für Unternehmen aus der Heizungsbranche, Medizintechnik oder Leistungselektronik gefertigt.

Für den chinesischen Markt aufgestellt

Melecs ist Österreichs größter Elektronikfertiger.

Melecs ist Österreichs größter Elektronikfertiger. Melecs

Auch Österreichs größter Elektronikfertigungs-Dienstleister Melecs baute 2016 seinen Spielraum aus: Er erweiterte die Produktionsfläche im ungarischen Györ und eröffnete im Frühjahr eine eigene Produktion im chinesischen Wuxi, um den asiatischen Markt in den Bereichen Automotive, Weiße Ware, Lighting, Kommunikation und Industrie zu beliefern. Etwa 200 Mitarbeiter sollen bis Ende des Geschäftsjahres 2017/2018 für den asiatischen Markt einen Umsatz in der Höhe von 70 Millionen Euro generieren.

Für die europäische Produktion zeitigen aber nach wie vor die europäischen Melecs-Werke verantwortlich. Ein Gros der 192 Millionen Euro Jahresumsatz wird schließlich dort erarbeitet. Und auch hier ist der Wachstum anvisiert: Im November 2016 erfolgte der Spatenstich für eine 2,5 Millionen teure Erweiterung des Werks im burgenländischen Siegendorf. Es ist geplant, die Firmenzentrale bis Sommer 2017 um Büro- und Gemeinschaftsflächen von 1000 m² zu erweitern. Mit aktuell 1000 Beschäftigten hat sich die Mitarbeiteranzahl seit der Ausgründung des Unternehmens aus dem Siemens-Konzern im Jahr 2009 verdoppelt.

Impulse durch Start-ups

Dynamisch zeigt sich der Wirtschaftsstandort Österreich auch in der unternehmensübergreifenden Zusammenarbeit. Im Februar machte beispielsweise das Grazer Start-up-Unternehmen Usound von sich reden, das in Zusammenarbeit mit dem Leobener Leiterplatten-Konzern AT&S und mehreren Fraunhofer Instituten den weltweit kleinsten Lautsprecher entwickelte. Das auf Leiterplattentechnologie basierende Produkt ist zugleich der erste Lautsprecher, der auf Grundlage von MEMS (Mikro-Elektro-Mechanical-System) entstand. Als Technologiepartner von Usound steuerte AT&S  Neuentwicklungen bei Materialien, Silizium-Integration und Packaging bei, die die Entwicklung des MEMS-Mikro-Lautsprechers ermöglichten.

Therese Meitinger

Redakteurin bei elektronik industrie.

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