Im Zeitalter der LED – in welchen Einsatzfällen brauchen Anwender überhaupt noch Glühlampen?
Udo Will, Patlite: Vor allem kleinere Hersteller von Signaltechnik verwenden noch Glühbirnen als kostengünstige Variante. LED-Leuchten verbrauchen allerdings über 90 % weniger Energie, langfristig gesehen sind sie also kostengünstiger und natürlich viel umweltfreundlicher.
Volker Matthies, Pfannenberg: Die optische Signaltechnologie muss verschiedene Applikationen in den drei Bereichen Informieren, Warnen und Alarmieren abdecken, in denen unterschiedliche Anforderungen, wie verschiedene Leuchtbilder, an die Produkte gestellt werden. Während die positiven Eigenschaften der LED-Technik in dem Bereich Informieren zu nahezu 100 % zum Tragen kommen, steht für den Bereich Alarmieren die gute Wahrnehmbarkeit im Vordergrund, um dem Betrachter die Dringlichkeit der Alarmierung zu vermitteln. Hier sollte auf Geräte gesetzt werden, die auf Xenon-Technologie basieren.
Peter Michel, Schneider Electric: In Europa spielt die Glühlampentechnik nur eine untergeordnete Rolle. Schneider Electric setzt bei Warn-, Befehls- und Signalgeräten fast nur auf LEDs. Glühbirnen liefern wir nur noch als Ersatzteile aus. Sie spielen aber in Schwellenländern wie Indien noch eine wichtige Rolle. Denn dort besitzen Unternehmen vorwiegend veraltete Anlageninfrastrukturen, die für die LED-Technologie noch nicht ausgereift sind.
Armin Vogelsang, Werma: Leistungsstarke LEDs können tatsächlich in vielen Anwendungsfeldern die konventionellen Leuchtmittel ersetzen und durch ihre Langlebigkeit und geringe Stromaufnahme Vorteile bieten. Viele unserer Neuentwicklungen sind deshalb ausschließlich in LED-Technik ausgeführt. Dennoch haben Halogenlampen und Xenon-Blitzröhren als Leuchtmittel mit hoher Lichtstärke bei gleichzeitig gutem Preis-Leistungs-Verhältnis noch immer ihre Daseinsberechtigung.
Wofür eignet sich die Kombination von akustischen und optischen am besten?
Udo Will, Patlite: Um sicherzustellen, dass die Information auf jeden Fall zeitnah wahrgenommen wird, selbst wenn der Anlagenverantwortliche das Lichtsignal übersehen sollte. Ein gutes Beispiel für optisch-akustische Signalkombination findet man im Alltag: Wenn ein vor der Ampel wartender Autofahrer bei Grün nicht reagiert, wird er spätestens dann losfahren, wenn die anderen Fahrer anfangen zu hupen!
Volker Matthies, Pfannenberg: Für die Bereiche Alarmierung und Warnung ist in der Regel das akustische Signal als das Primäre anzusehen. Dieses kann/muss in verschiedenen Anwendungen durch ein optisches Signal ergänzt werden, wie es in vielen Normen für Maschinensicherheit gefordert wird. Eine optische/akustische Alarmierung wird zum Beispiel immer dort eingesetzt, wo der sogenannte Störschallpegel, also der Umgebungsgeräuschpegel, bereits sehr hoch ist und die sichere Wahrnehmung des Signals nicht immer gegeben ist. Ein weiteres Einsatzgebiet von Kombinationsgeräten sind Arbeitsplätze, an denen das Tragen eines Gehörschutzes vorgeschrieben ist. Hier müssen definitiv beide Alarmierungsarten angewendet werden, damit die Erkennung gewährleistet ist. Dort, wo die Gefährdungsbeseitigung einige Zeit in Anspruch nimmt, warnen Kombigeräte mit beiden Signalisierungsarten solange parallel, bis die verantwortliche Person das akustische Signal quittiert.
Peter Michel, Schneider Electric: Typischer Anwendungsbereich für die Kombination von optischen und akustischen Signalgeräten sind Maschinenhallen. Durch die hohe Umgebungslautstärke werden rein akustische Alarme nur schwer wahrgenommen. Daher ergänzen optische Geräte wie Blitze oder Blinklichter die akustischen Signale. So ist immer erkennbar, wenn sich der Status einer Maschine verändert.
Armin Vogelsang, Werma: Besonders bei automatisierter Fertigung werden häufig große Anlagen von wenigen Personen betreut. Das führt dazu, dass die optischen Signale nicht immer im Blickfeld des Maschinenbedieners liegen. Hier alarmiert dann das zusätzliche akustische Signal. Umgekehrt kann ein akustisches Warnsignal in Bereichen mit hoher Umgebungslautstärke untergehen. Hier greift dann die zusätzliche optische Alarmierung.
Inwiefern ist Manipulationsschutz bei Ihnen ein Thema?
Udo Will, Patlite: Viele unserer Signaltürme besitzen eine Zentralschraube, die unerlaubte Zugriffe erschwert und schnell nachweisbar macht. Unsere netzwerkfähigen Geräte können per Passwort geschützt werden.
Volker Matthies, Pfannenberg: Bei Schallgebern, bei denen über ein internes Potenziometer die Lautstärke reduziert werden kann, kann Manipulation nicht von außen erkannt werden. Aus diesem Grunde bietet Pfannenberg einen sogenannten Plombierstopfen, der einfach in die Verschlusselemente des Schallgebers gedrückt wird. Damit wird zwar nicht komplett verhindert, dass Unbefugte das Gerät öffnen, aber es ist definitiv von außen ersichtlich, dass es geöffnet wurde, da die Plombe nicht zerstörungsfrei entnommen werden kann.
Peter Michel, Schneider Electric: Manipulationsschutz bedeutet, dass alle Warn- und Signalgeräte an der Anlage unzugänglich angebracht werden. Für uns als Komponentenlieferant ist das kein Thema, denn im Endeffekt entscheidet der Maschinenhersteller bei der Anlagenkonzeption, wie Warn- und Signalgeräte sicher installiert werden. Zudem sind Anwendungen mit unabdingbarem Manipulationsschutz sehr spezialisiert. Dazu zählen beispielsweise Durchgangskontrollen im öffentlichen Bereich wie in U-Bahnhöfen. Daher sind wir hier als industrieller Lösungsanbieter nicht aktiv.
Armin Vogelsang, Werma: Manipulationsschutz ist vor allem in Anwendungen in der Gebäudetechnik und in Bereichen mit Publikumsverkehr ein wichtiges Thema. Werma bietet deshalb eine Reihe von Signalgeräten an, die sich nicht ohne Werkzeug öffnen oder demontieren lassen. Gleichzeitig sind etliche Leuchten schlagfest bis zu 20 J und somit auch ohne zusätzlichen Schutzkorb robust.
Wie stellen Sie sicher, dass ein defektes Signalgerät direkt erkannt wird?
Udo Will, Patlite: Bei den meisten Produkten können mögliche Defekte durch Überwachung der Stromaufnahme festgestellt werden. Darüber hinaus bietet Patlite im Bereich Personensicherheit Leuchten mit sicherem Ausgang, zum Beispiel Muting-Leuchten für Sicherheitslichtgitter.
Volker Matthies, Pfannenberg: Um ein fehlerhaftes Signalgerät zu erkennen, bietet Pfannenberg dem Geräte, die neben dem Funktionskanal über einen Diagnosekanal verfügen. Der Ausgang des Diagnosekanals, üblicherweise ein potenzialfreier Schaltkontakt, kann in die übergeordnete Steuerung eingelesen werden, die entsprechende weitere Schritte und Maßnahmen einleiten kann. In der Maschinen- und Anlagentechnik kann das Ergebnis einer Risikobeurteilungen auch mit sich bringen, dass Signalgeräte als sicherheitsgerichtete Einrichtungen zu sehen sind und gemäß der funktionalen Sicherheit in den sogenannten Safety-Loops einzubinden sind. Dazu werden Geräte benötigt, die gemäß Safety Integrity Level oder Performance Level Anforderungen entwickelt und zertifiziert wurden.
Peter Michel, Schneider Electric: Über eine Muting-Funktion können Anwender feststellen, ob ein Signalgerät defekt ist. Hier gelten die gleichen Voraussetzungen wie beim Manipulationsschutz: Muting-Funktionen werden auch nur bei spezialisierten Anwendungen wie Röntgenapparaturen verwendet. Das heißt, hier reden wir von einem kleinen Markt, der für uns als industrieller Anbieter nicht relevant ist.
Armin Vogelsang, Werma: Durch den Einsatz der wartungsfreien LED-Technik und der damit verbundenen hohen Lebensdauer, ist eine Überwachung der Leuchten nur Ausnahmefällen notwendig. Für den Einsatz in sicherheitsrelevanten Anwendungen bieten wir eine Reihe von Leuchten mit integrierter Überwachungselektronik an, die nach der Sicherheitsnorm EN ISO 13849-1 zertifiziert sind. Sollte ein Fehler auftreten, wird dieser zuverlässig erkannt und rückgemeldet.
Die durchgängige, einfache Verbindung hoch zur Leitebene wird für die Prozessoptimierung immer wichtiger. Inwiefern spielen auch Signalgeräte dabei eine Rolle und wie wird die Verbindung hergestellt?
Udo Will, Patlite: Patlite befasst sich schon seit langem mit diesem Thema und hat in seinem Sortiment mehrere Produkte, die mittels RS232, Ethernet, USB oder Wlan Maschineninformationen an die Prozessvisualisierung weiterleiten. Des Weiteren bieten wir seit über zwei Jahren für unsere Standard-Signalleuchten optional einen Transmitter als Aufsatz-Modul an. Dies ist eine kostengünstige Lösung, um einen bestehenden Maschinenpark nachträglich per Wlan zu vernetzen und die Maschinenverfügbarkeit zu visualisieren.
Volker Matthies, Pfannenberg: Signalgeräte sind das Sprachrohr der Maschine oder Anlage und damit in erster Linie ein Mensch-Maschinen-Interface. Sie agieren als Aktuator der Maschine oder der Leitebene und nicht als Sensor. Damit werden sie von der Steuerungsebene aktiviert, eine Rückmeldung der Aktivierung des Signalgerätes zur Leitebene ist bei zeitgemäßen Anlagen nicht notwendig. Im Gegensatz zu Sensoren können sie der Leitebene keine zusätzlichen Informationen zur Verfügung stellen. Die Rückmeldung zur Leitebene ist nur dann sinnvoll wenn es zum Beispiel um die Funktionsüberwachung der Geräte geht.
Peter Michel, Schneider Electric: Die Verbindung von Signalgeräten mit der Leitebene erfolgt über ein Bus-System. Wir haben derartige Lösungen schon kundenspezifisch realisiert und besitzen das nötige Know-how, bieten aber Signalgeräte mit Bus-Anbindung noch nicht als Serienprodukt an. Die Gründe liegen auf der Hand: Signalgeräte mit Bus-Anbindung haben sich im industriellen Bereich noch nicht etabliert. Zudem gibt es viele unterschiedliche Bus-Systeme und die Branche hat sich noch nicht auf einen einheitlichen Standard geeinigt.
Armin Vogelsang, Werma: Seit einiger Zeit bieten wir mit ‚Werma WIN‘ unseren Kunden die Möglichkeit, nicht nur unterschiedliche Maschinenzustände anzuzeigen, sondern diese auch zentral auf einem PC darzustellen und auszuwerten. Hierzu werden in die Signalsäule Kombisign Funksender integriert, die dann drahtlos den Maschinenzustand an den PC übertragen. In der WIN Software kann der Anwender sich dann die unterschiedlichen Maschinenzustände anzeigen lassen und Auswertungen über ein frei definierbares Zeitfenster durchführen. Dies hilft dabei, Prozesse zu optimieren, Maschinenstillstand zu minimieren und letztendlich die Produktivität zu steigern. WIN eignet sich durch seine Einfachheit und die Montage mit wenigen Handgriffen auch zur Integration in bestehenden Anlagen.
(mf)