Damit das Badevergnügen auch wirklich Gesundheit und Wohlbefinden fördert, muss das Wasser in Spaßbad, Wellness-Oase oder Hotelpool nicht nur auf die richtige Temperatur gebracht werden, auch unerwünschte Substanzen – vom Haar bis zum Harnstoff – müssen raus. Die Verfahren, die hier angewendet werden, sind in allen Bädern vergleichbar: Alles, was über einen speziellen Rand in die umlaufende Rinne schwappt, sammelt sich in einem Ausgleichsbehälter unter dem Becken. Dadurch wird die optimale Füllhöhe erreicht – gleich, wie viele Menschen sich gerade im Becken befinden. Von hier aus läuft das Wasser durch unterschiedliche Filterschichten, um unerwünschte Stoffe auszuschleusen. Damit der pH-Wert immer um einen neutralen, hautverträglichen Wert von 7,0 pendelt, wird er regelmäßig gemessen und bei Bedarf Säure oder Lauge hinzugegeben. Ähnliches gilt für den Chlorgehalt, damit sich keine Keime ausbreiten. So aufbereitet, fließt das Wasser dann zurück ins Becken.
Technik und Anordnung von Pumpen und Düsen wird genau berechnet. Schließlich darf im Becken kein toter, undurchströmter Winkel übrig bleiben, in dem die Wasserqualität leiden würde. Vor der Inbetriebnahme jeden Bades kommt ein Färbetest zum Einsatz, bei dem zuströmendes Wasser im Technikraum eingefärbt wird. Innerhalb einer definierten Zeit muss sich dann das ganze Becken färben. Bleiben Bereiche farblos, muss nachgebessert werden. Klingt kompliziert – ist es auch. Deshalb gibt es Spezialisten, die sich mit Schwimmbadtechnik, den dazu gehörigen Pumpen und Steuerungen beschäftigen.
Die nötige Steuerungstechnik mit Schnittstellen wie ISO on TCP, MPI oder Profibus wird beispielsweise von dem Unternehmen Autech Tesla projektiert und in Betrieb genommen. „Wir planen und projektieren europaweit und bauen auch die Schaltschränke selbst“, erklärt Frank Weiß, Geschäftsführer am Hauptsitz des Unternehmens im fränkischen Wertheim. Zusammen mit zehn Spezialisten erstellt er Komplettlösungen für MSR-Projekte. Auch eine eigene Visualisierungslösung, AT Suite, gehört zum Portfolio. „Je komplexer die Projekte, desto wichtiger ist die Schnittstelle zum Nutzer“, sagt Weiß. Er setzt lieber auf eine eigene Visualisierung, statt Produkte von der Stange zu kaufen. Zudem stattet Autech Tesla alle Anlagen mit einer Fernwartunsgmöglichkeit aus. „So können wir sofort die Anlagendaten überblicken, auf die Suche nach Fehlerquellen gehen oder auch Softwareupdates schnell und ohne großen Aufwand durchführen“. Letzteres kommt vor, wenn innerhalb der Bäder etwas geändert wird und beispielsweise neue Pumpen oder Ventile dazu kommen.
Für die Fehlerbehebung ist die Fernwartung so gut wie unverzichtbar: „Wir hatten schon den Fall, dass der pH-Wert nicht in den Griff zu bekommen war. Man rief uns an, wir schauten in die Anlagendaten und stellten schließlich fest, dass man im Bad den falschen Kanister an die Anlage angeschlossen hatte“, erzählt Weiß. Das Problem war innerhalb weniger Minuten lokalisiert und behoben – wäre ein Techniker zum Kunden gefahren, hätte das Bad in der Zwischenzeit schließen müssen.
Daten auf jedem Endgerät
Partner für die Fernwartung bei Autech Tesla ist der Mittelständler Wachendorff Prozesstechnik. Je nach Anwendungsfall verwenden Weiß und seine Kollegen unterschiedliche Ewon-VPN-Fernwartungsrouter. Häufig kommt die Serie Ewon Flexy zum Einsatz: Sie ermöglicht es, Daten der angeschlossenen Steuerungstechnik mithilfe des M2Web-Dienstes von Talk2M auf jedem beliebigem Endgerät mit Web-Browser zu visualisieren. Über eine API des Datendienstes M2U von Talk2M stehen die Daten einer Smartphone-App zur Verfügung. Der Fernwartungsrouter steuert ebenso eine im Schwimmbad befindliche Großanzeige. Dazu realisierten die Unternehmen mithilfe von Scripting-Funktionen eine Umsetzung von Daten zwischen den Protokollen der Steuerungstechnik und dem TCP/IP-basierten Protokoll der Anzeige. Über die Visualisierung ‚AT Suite‘, die auf einem Panel-PC in der Anlage läuft, können auch der Bademeister von zuhause, die betreibenden Stadtwerke in der Leitwarte oder der Gebäudemanager in seinem Büro jederzeit in die Anlagendaten einsehen. Daneben sendet das integrierte Alarm-Managementsystem Störmeldungen als E-Mail oder SMS auf das Mobiltelefon. Auch Zusatzdienste sind möglich: etwa das regelmäßige Versenden der Verbrauchsmengen für Strom oder Gas. Befindet sich ein Schwimmbad noch im Bau nutzt Autech Tesla vor allem die High-Speed-Mobilfunkversion, die autark arbeitet und keine kabelgebundene Internetverbindung vor Ort benötigt. So kann der Monteur alles einrichten, auch wenn die datentechnische Infrastruktur vor Ort noch gar nicht fertig ist.
Für die Handhabung im laufenden Betrieb sorgt das Online-Serviceportal Talk2M, über das – in Verbindung mit den Ewon-Routern – der Zugriff auf verschiedene Bäder erfolgt. Mithilfe von Talk2M lassen sich IT-Sicherheitsstandards und Verschlüsselungstechnik in Form von VPN- und HTTPS-Technologie sowie ein zentrales Benutzer- und Gerätemanagement integrieren. Hierbei sind auf keiner Seite Änderungen der Sicherheitseinstellungen des IT-Netzwerks erforderlich, denn die Kommunikation erfolgt nur über ausgehende Verbindungen, meist sowieso freigegebene Standardports. Zu weiteren Sicherheitsmechanismen zählen zum Beispiel ein Schlüsselschalter oder die Zwei-Faktor-Authentifizierung. Der Router baut auf Anforderung eine sichere VPN-Verbindung zum Server auf und passiert so Firewall und Proxyserver. Am anderen Ende stellt der authentifizierte Benutzer eine sichere VPN-Verbindung zum Server her. Der Server ist also die Vermittlungsstelle zwischen den zwei VPN-Tunneln. „Lizenzgebühren fallen für diesen Service nicht an – damit ist Wachendorff Prozesstechnik mit seiner Fernwartungslösung konkurrenzlos“, freut sich Weiß. Inzwischen betreut er etwa 300 Anlagen europaweit rund um die Uhr über die Ewon-Fernwartungsrouter sowie das Online-Service-Portal.
Aussteller SPS IPC Drives 2016: Halle 7, Stand 151
Helmut Halmburger
(mns)