In der immer „smarter“ werdenden Welt der Automatisierungstechnik gibt es kaum noch Komponenten, die nicht mit anderen Komponenten in irgendeiner Form kommunizieren. Den für den jeweiligen Fall am besten geeigneten industriellen Kommunikationsstandard zu kennen, zu verstehen und mit seinen aktuellen Versionen auf dem neuesten Stand zu bleiben, ist jedoch für Komponentenhersteller oft eine Aufgabe, die ihre Kompetenz übersteigt. Ihr Fokus liegt üblicherweise in einem anderen Bereich. Netzwerkkommunikation ins Produkt zu integrieren ist für sie lediglich Mittel zum Zweck. Angesichts dieser Erkenntnis wird meist entschieden, auf einen Spezialisten zurückzugreifen, wenn es um das Thema Kommunikation geht.
Das passende Gerät für jeden Einsatz
Der Anbieter von industriellen Kommunikationslösungen HMS bietet beispielsweise eine breite Standardpalette mit Lösungen für unterschiedliche Feldbusse und Industrial Ethernet-Protokolle. Allerdings entwickelt das Unternehmen auch individuelle OEM-Lösungen. Diese sind zum Beispiel dann notwendig, wenn es feste Kundenvorgaben wie eigene Protokolle oder bestimmte Einbausituationen gibt. Dann unterstützt HMS bei der Lösungsfindung, übernimmt je nach Bedarf Hardware- und Software-Entwicklung und fertigt abschließend die passende Lösung in Serie.
In der Regel rechnen sich individuelle Lösungen, die eine Hardware-Entwicklung beinhalten, ab einer Stückzahl von 500 pro Jahr. Wenn die angepassten Entwicklungen aber auf vorhandene Plattformen aufsetzen, können auch kleinere Stückzahlen wirtschaftlich sein. Markus Demaria, R&D Director bei HMS, erläutert: „Im Zuge von IIoT werden immer mehr individuelle Edge-Lösungen gefragt. Hier geht es dann im Wesentlichen um Software-Entwicklungen, die im Gegensatz zu Hardwareänderungen mit deutlich weniger Aufwand zu realisieren sind und daher auch für kleinere Stückzahlen wirtschaftlich umgesetzt werden können.“
Individuelle Gateways
Kommunikation wird in vielen Bereichen benötigt. Entsprechend breit gefächert sind die Anwendungen, die die Spezialisten im Kundenauftrag realisiert haben, wie die folgenden Beispiele zeigen:
Gateway für einen Schwingungssensor: Zum Beispiel wurde ein individuelles Gateway für einen Schwingungssensor entwickelt. Normalerweise kommuniziert der Sensor über TCP/IP mit einer PC-Anwendung. Das Gateway adaptiert dieses vorhandene Interface und setzt wichtige Daten auf Profibus um.
Gateway für Ethercat mit Safety-Funktionen: In einem Projekt von Artthea, bei dem im Theater Kulissen verfahren werden, erhielt eine Sicherheitssteuerung das passende Kommunikationsgateway für Ethercat mit Safety-Funktionen, um den hohen Sicherheitsansprüchen gerecht zu werden.
Gateway für SBUS an Powerlink: Aber nicht nur Standard-Kommunikationsbusse werden unterstützt. Für SEW hat HMS zum Beispiel ein Gateway entwickelt, mit dem sich bis zu acht Antriebe über den SEW-eigenen SBUS an Powerlink anschließen lassen. Damit eignen sich auch B&R-Steuerungen für die Antriebe. Einige Zeit nach der Entwicklung des Gateways hat SEW eine Erweiterung beauftragt, um eine höhere Verfügbarkeit zu gewährleisten. Daraufhin hat HMS das Gateway entsprechend weiterentwickelt.
Gateway für optischen Bus auf EtherNet/IP: Rockwell Automation benötigte für seine Safety-Relais-Linie ein Gateway, um einen proprietären optischen Bus auf EtherNet/IP umzusetzen. Das Projekt reichte von der gemeinsamen Spezifikation über die Implementierung bis zur Serienproduktion. Dabei wurde auf Basis des Standardmoduls für EtherNet/IP das passende Gateway entwickelt. Die Verwendung des Standardmoduls als Basis hat den Vorteil, dass alle Weiterentwicklungen der Feldbus-Firmware im Standardbereich direkt in der kundenspezifischen Lösung eingesetzt werden können.
Cloudkommunikation und Fernwartung
Daten über Profinet und Interbus in die Cloud: In einem anderen Projekt geht es darum, die Möglichkeit zu schaffen, bei industriellen Netzwerken, im konkreten Fall Profinet und Interbus, passiv mitzuhören und die Daten an eine Cloud weiterzugeben. Der Clou: die bestehende Anlage muss nicht geändert werden. Damit eignet sich diese Lösung auch für Retrofits.
Fernwartung per eWON: Viele Anwendungen fordern zusätzlich zur üblichen Buskommunikation vor Ort eine Fernwartung. Auch in diesem Bereich wurden verschiedene Anwendungen realisiert. Hier sind die Kommunikationsexperten mit ihren eWON-Produkten ebenfalls schnell in der Lage, die passenden Lösungen zu entwickeln.
Ein zukünftig interessanter Use Case sind zudem mobile Anwendungen, wie Service-Roboter. Hier ist CAN bzw. CAN-FD der Kommunikationsbus der Wahl. Die Bandbreite an Anwendungen, bei denen die Kommunikationsexperten Kunden hilfreich unterstützen können, ist also groß. Demaria resümiert: „Wir entwickeln die Produkte nicht einfach nur, sondern produzieren sie auch und betreuen sie bis zur Einstellung ihrer Produktionen.“
Embedded world 2019: Halle 1, Stand 550
Stefan Ruhmkorf
(ml)