Auf dem Markt gibt es heute eine Reihe von PDM-Systemen, die sich aus drei unterschiedlichen Richtungen entwickelt haben. Einige kommen aus dem Bereich Dokumentenmanagement und versuchen, mit konstruktionsspezifischen Erweiterungen die Anforderungen der technischen Bereiche abzudecken. Andere stammen aus der ERP-Ecke (Enterprise Ressource Planing) und versuchen, durch entsprechende Ergänzungen die Produktentwicklungsdaten in der betriebswirtschaftlichen Software mit zu verwalten. Die am häufigsten eingesetzten PDM-Systeme kommen jedoch aus der Umgebung der CAD-Entwicklung. Die Entwickler dieser Systeme sind mit den Anforderungen der Produktentwicklung, den Besonderheiten der Produktdaten und den Abläufen in der Entwicklungsabteilung am besten vertraut. PDM-Systeme ermöglichen Arbeitsgruppen aus der Produktentwicklung eine Integration in die CAD-Umgebung und Bedienkomfort.
Ein Vorteil für CAD-Konstrukteure, die PDM-Systeme nutzen, entsteht durch das schnellere Auffinden von Konstruktionsunterlagen und durch die verstärkte Standardisierung. Denn Entwickler verwenden einen großen Teil ihrer Zeit auf Recherchen im Vorfeld einer Konstruktion, um bereits vorhandene Komponenten oder Baugruppen zu finden. Ein PDM-System vereinfacht die Suche und erkennt alle Dateien, die zu einer Konstruktion gehören. Ein PDM-System erleichtert so das Wiederverwenden vorhandener Bauteile und spart im günstigsten Fall den gesamten Aufwand für die Neukonstruktion und so einen großen Teil der Fertigungskosten obendrein. Auf diese Weise hilft PDM Teile zu standardisieren und die Vielfalt zu verringern. Erfahrungen zeigen, dass durch PDM die Wiederverwendung vorhandener Teile um bis zu 50 % steigen kann.
Zusätzlich zur Komponentensuche unterstützt PDM auch die Variantenkonstruktion. Wenn beispielsweise ein Anwender eine bereits bestehende Konstruktion als Ausgangspunkt für den Bau einer ähnlichen neuen Maschine benutzen möchte, sorgt die Copy-Design-Funktion dafür, dass die bestehende Konstruktion kopiert, mit einem neuen Namen versehen und alle wiederverwendeten Komponenten aus der alten in die neue Konstruktion kopiert werden. Dies kann dann als Ausgangspunkt für die Konstruktion der neuen Maschine dienen, ohne die bestehende Konstruktion zu verändern.
Jede Version ist genau definiert
Zu den häufig vorkommenden Fragen in der CAD-Konstruktion gehört auch die nach der korrekten Version. Welche Version ist die aktuelle? Welche Version haben wir vor drei Wochen an den Kunden geschickt? An welcher Version arbeitet gerade jemand? Welche Bauteile und Baugruppen gehören zu dieser Konstruktion? Alle diese Fragen kann ein PDM-System beantworten. Es zeigt den Verlauf der Konstruktion mit allen Versionen. Die aktuelle ist dabei eindeutig zu erkennen. So ist praktisch ausgeschlossen, dass jemand versehentlich an einer alten Version weiterarbeitet. Vorgängerversionen bleiben zusätzlich erhalten und es ist jederzeit möglich, auf sie zurückzugreifen. Das ist besonders nützlich, wenn sich eine Konstruktionsidee als Sackgasse erwiesen hat und der Konstrukteur zu einer früheren Version zurückkehren muss.
Änderungen dokumentieren
Da Zeichnungen oft viele externe Referenzen oder Blöcke enthalten und 3D-Baugruppen in der Regel aus vielen Unterbaugruppen und Einzelteilen bestehen, ist der Windows Explorer keine gute Hilfe, wenn Konstrukteure in diesen komplexen Strukturen den Überblick behalten wollen. Hier kann ein PDM-System die notwendige Übersicht herstellen. Es kennt alle relevanten Baugruppen und Bauteile und führt sozusagen Buch darüber, welche Versionen der Einzelteile zu welcher Version einer Baugruppe gehören – ganz automatisch.
Dies ist hilfreich, wenn es um die Frage nach den Konsequenzen geht, wenn in einer Baugruppe ein Teil geändert werden soll. Denn oft ist es nicht klar, ob das Bauteil auch in anderen Baugruppen oder Produkten verbaut wurde. Das PDM-System kann diese Frage auf Knopfdruck klären. Es stellt in einem Verwendungsnachweis die Beziehungen der Bauteile und Baugruppen transparent dar und liefert die Grundlage für die Entscheidung, ob eine Änderung möglich ist oder ob sie eventuell Probleme an anderen Stellen verursacht. Dieses Wissen kann schwerwiegende Fehler vermeiden und hilft, Geld zu sparen.
Verantwortlichkeiten geklärt
In einem Konstruktionsteam arbeiten meist mehrere Kollegen mit unterschiedlichen Verantwortungs- und Zuständigkeitsbereichen an einem Projekt, manchmal auch an unterschiedlichen Standorten, über Ländergrenzen oder Zeitzonen hinweg. Ein PDM-System hilft die verschiedenen Teams zu koordinieren und sorgt dafür, dass ausschließlich autorisierte Nutzer Zugang zu den Daten haben und nur diese etwas ändern können. Da das System alle Änderungen dokumentiert, ist jederzeit ersichtlich, wer was geändert hat. Der Freigabeprozess wird ebenfalls dokumentiert, wodurch leicht nachvollziehbar ist, wer die einzelnen Konstruktionen wann freigeben hat.
Entwicklungszyklen beschleunigen
Der wichtigste Vorteil eines PDM-Systems besteht wohl in der Beschleunigung von Entwicklungszyklen. Beim Wettrennen um Kunden und Aufträge ist Schnelligkeit Trumpf. Das PDM-System hilft nicht nur, eine alte Konstruktion schneller wiederzufinden, es unterstützt auch die automatisierte Überwachung der Abläufe und Änderungen. Fertigung und Einkauf erhalten verlässlichere Daten, Fehlerquellen werden beseitigt. Damit hat das Unternehmen eine genauere Kalkulationsbasis für Angebote, kann schneller und günstiger kalkulieren und hat bessere Chancen, den Auftrag zu gewinnen. Viele Unternehmen mussten außerdem in den letzten Jahren ihre Projektzeiten stark verkürzen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Neben der 3D-Konstruktion war für sie oft PDM der Schlüssel dazu, die Time-to-Market zu verringern. PDM beseitigt manuellen Aufwand und ermöglicht das einfachere und schnellere Bearbeiten von kundenspezifischen Varianten. Die Automatisierung der Abläufe in der Konstruktion und in den angrenzenden Bereichen hilft außerdem dabei, Fehler zu vermeiden, teure Nacharbeit einzusparen und zeitaufwendige Abstimmungen zu verringern. Auch der Teileverwendungsnachweis erspart kostspielige Fehler. Insgesamt berichten erfahrene PDM-Anwender von einem Qualitätsgewinn in der Konstruktion und in der gesamten Organisation.
Eine skalierbare PDM-Lösung
Mit der Versionsverwaltung, der Sperrung von in Arbeit befindlichen Dateien, der Referenzierung der Baugruppenhierarchie und dem Teileverwendungsnachweis stellt Autodesk Vault den Anwendern die Grundfunktionen für das Datenmanagement zur Verfügung. Diese Basissoftware ist ohne Aufpreis in AutoCAD, AutoCAD Mechanical und Autodesk Product Design Suite enthalten. Außerdem unterstützt die Software eine effiziente Suche und eine intelligente Dateiverwaltung, mit der sich beispielsweise Konstruktionen mit allen dazugehörenden Dateien kopieren lassen. Die PDM-Software ist eine skalierbare Lösung. Weitergehende Funktionen wie Änderungs- und Freigabeverwaltung, Projektverwaltung, standortübergreifende Replikation und die Integration in ERP-Systeme decken Vault Workgroup, Vault Collaboration und Vault Professional ab.
Wolfgang Lynen
(mf)