

Bei Gesenkbiegepressen arbeitet der Bediener sehr häufig dicht an der Biegelinie – bei entsprechend hohem Gefährungspotenzial.Fiessler
Gesenkbiegepressen sind per se gefährlich, da der Bediener sehr häufig dicht an der Biegelinie arbeiten muss. Speziell bei kleinen Werkstücken kommt hinzu, dass Hilfsmaßnahmen wie Auflagen nicht genutzt werden können. Die Konsequenz: Der Bediener muss während des gesamten Biegevorgangs das Werkstück führen und befindet sich somit mit Hand und Finger sehr dicht an der Biegelinie – eine der Hauptgefahrenstellen an Gesenkbiegepressen.
Um Verletzungen zu verhindern, hat die Firma Fiessler Elektronik aus Esslingen das Abkantpressensicherheitssystem (Akas) entwickelt. Dieses auf Laserstahlen basierende Sicherheitssystem erlaubt ein enges Arbeiten an der Gefahrenstelle bei gleichzeitigem Schutz von Händen und Fingern, entsprechend der EN 12622:2009 (Sicherheit von Werkzeugmaschinen – hydraulische Gesenkbiegepressen). Damit während des Biegevorgangs Hände und Finger so wenig wie möglich durch die Bewegung des Bauteils gefährdet sind, schreibt die Norm maximal 10 mm/s als sichere Biegegeschwindigkeit vor. Zusätzlich ist bei den Pressen pro Bediener ein Sicherheits-Fußpedal mit drei Positionen nach dem Todmannprinzip vorgeschrieben.
Das System besteht aus einem Sende- und Empfängermodul. Beide sind seitlich an der Oberwange der Maschine montiert und bilden ein dem Oberwerkzeug vorlaufendes dreidimensionales Schutzfeld. Dieses Schutzfeld wird kurz vor dem Schließen der Presse schrittweise durch ausblenden der einzelnen Empfangselemente reduziert (Blanking) bis ein Eindringen in den Gefahrenbereich mit Hand oder Finger nicht mehr möglich ist. Gleichzeitig verhindert dieses selektive Abschalten des Schutzfelds ein Stoppen der Abwärtsbewegung durch das Werkstück. Somit bietet diese Sicherheitseinrichtung einen dynamischen Schutz während der Schließbewegung der Presse.

Das Sicherheitssystem von Fiessler wird bei großen Gesenkbiegepressen schon seit Jahren eingesetzt.Fiessler
Kleine Pressen brauchen kompakte Safety-Lösung
Bei großen Gesenkbiegepressen mit Arbeitslängen von 1,5 bis 12 m kommt dieses Sicherheitssystem schon seit Jahren zum Einsatz. Kompakte Gesenkbiegepressen mit Arbeitslängen von maximal 1.200 mm ließen sich damit an sich ebenfalls absichern. Allerdings harmoniert die größere Bauform der Safety-Lichtgitter nicht mit den kleineren Maschinen. Hier sind kompakte Systeme gefragt, wie das speziell für solche Kleingesenkbiegepressen entwickelte Sicherheitssystem Akas LCII V. Mit seinen Abmessungen von 260 mm mal 47 mm mal 96 mm baut die Lösung um rund 75 % kleiner als der große Bruder Akas II beziehungsweise Akas III. Aufgrund einer speziellen Optik bauen sowohl Empfänger als auch Sender nur gering rechts und links neben dem Oberwerkzeug auf – knapp 50 m anstatt wie bisher mindestens 200 mm. Das wiederum bedeutet einen nennenswerten Platzgewinn. Die Kompaktheit der Gesenkbiegepresse bleibt somit erhalten.
Gesenkbiegepressen mit einer Balkenlänge von bis zu 1.300 mm können mit diesem dreidimensionalen Laserschutzfeld unterhalb des Oberwerkzeugs überwacht werden. Auch beim Kanten von kleinen Teilen oder reflektierenden Materialien wie Edelstahlbleche sind Hände und Finger geschützt.
Safety-SPS übernimmt den Rest
Die weiteren Sicherheitsfunktionen übernimmt die Safety-SPS FPSC. Neben dem sicheren Auslösen des Stoppbefehls der Schließbewegung, überwacht die Steuerung auch die Gefahr-bringenden Antriebe mittels EDM (external device monitoring) sowie Not-Halt-Einrichtungen wie Hydraulikventile, die im Notfall die Abwärtsbewegung der Presse stoppen. Entsprechend der Norm kontrolliert die Safety-SPS die Schleichgang-Geschwindigkeit sowie die Endschalter der Seitentüren, des Not-Aus, das Fußpedal und die Rückraumabsicherung (mechanisch oder optoelektronisch). Zusätzlich kontrolliert dieses System den Nachlaufweg. Optional sind Funktion wie die Roboterbedienung möglich.

Die Sicherheitslichtschranken bauen um rund 75 % kleiner als die Vorgängerversionen und können Arbeitslängen bis 1.300 mm überwachen.Fiessler
In dieser Kombination kann zum Beispiel ein Mitarbeiter in der Tagschicht die Presse bedienen. In der Nachtschicht kommt dann ein Roboter zum Einsatz. Für beide Situationen gelten natürlich andere sicherheitstechnische Anforderungen. Im Normalbetrieb durch einen Bediener liegt ein Schwerpunkt der Sicherheit auf dem Schutz der Finger oder Hände. Dies stellt das mitfahrende Sicherheitssystem sicher. Im Roboterbetrieb müssen Personen sowohl vor der Pressenbewegung als vor den Bewegungen des Roboters geschützt werden. Dies erfolgt in der Regel durch eine Einzäunung mithilfe von Sicherheitslichtgittern oder durch einen mechanischen Zaun. Beides ist dann mit in die Sicherheitstechnik einzubinden. Optional gibt es die Safety-SPS auch für die Überwachung servomotorischer Gesenkbiegepressen. Bei solchen elektrischen Pressen ist die sichere Geschwindigkeitsüberwachung der Antriebe notwendig.
Götz Fiessler
(sk)