Das Steering Committee für die Field Level Communication repräsentiert einen globalen Marktanteil bei Automatisierungskomponenten, dem sich kein anderer Anbieter mit einem System entgegenstellen dürfte. Mit Siemens, Rockwell, Mitsubishi, Beckhoff, Bosch Rexroth, ABB und B&R im Rücken, wird der Standardisierungsansatz durchschlagene Wirkung entfalten.

Mitsubishi, Rockwell und Siemens arbeiten unter dem Dach der OPC Foundation an einer Lösung für die Field Level Communication auf Basis von TSN. Den politischen Willen unterstreicht die Erweiterung des OPC-Vorstands: Takayuki Tsuzuki, General Manager, FA Systems Div., Mitsubishi Electric; Rainer Brehm, Vice President of Automation Products and Systems, Siemens; und Paul Brooks, Business Development Manager IOT, Rockwell; Stefan Hoppe, President & executive Director der OPC Foundation (vlnr). (Bild: OPC Foundation)

OPC UA soll bis 2019 den Status eines weltweit anerkannten Standards des industriellen Internet der Dinge IIoT erlangen.“ Das war der Plan der OPC Foundation aus dem Jahr 2014. Ein Update zum aktuellen Status gab Stefan Hoppe auf einer Pressekonferenz auf der Messe: Das Ziel ist in greifbare Nähe gerückt. „OPC UA ist heute das Gravitationszentrum, wenn es um den sicheren, standardisierten Informationsaustausch vom Sensor bis in die Cloud geht.“ Als Indiz gelten die jüngsten Zugänge bei den Mitgliedern, darunter Chiphersteller wie Intel und NXP aber auch Danfoss, Balluff, Atlas Copco Airpower und Entrust Datacard.

Markanter sind jedoch die Veränderungen im Vorstand der OPC Foundation: Mit ABB (Dr. Bernhard Eschermann, CTO Division Prozessautomation), Schneider Electric (Fabrice Jadot, CTO Schneider Electric Industry Business) und Rockwell Automation (Dr. Jürgen Weinhofer, Vice President control architecture and technology) verstärken drei Schwergewichte der Automatisierung das Lenkungs-Gremium – nicht ohne Grund. Zur Erinnerung: ABB ist die Konzernmutter des Automatisierungsanbieters B&R, der sich in der Shaper-Gruppe für OPC UA over TSN stark macht. Rockwell Automation ist erst seit April 2018 bei den Shapern und nach dem zwischenzeitlichen Ausscheiden inzwischen auch wieder OPC-Mitglied.

OPC UA erobert mit TSN die Feldebene

Die Aufstockung des Vorstands unterstreicht das Comittment und den Willen der drei Unternehmen, gemeinsam mit Siemens, Mitsubishi und vielen anderen eine Lösung für die Kommunikation in der Feldebene zu erarbeiten.

Insgesamt 21 führende Automatisierer wollen OPC UA unter dem Dach der OPC Foundation in die Feldgeräteebene bringen. Ziel ist, die OPC UA-Technologie mit seinen Informationsmodellen, Semantik und integrierter Security mit dem Kommunikations-Know-How der Hersteller in der Feldebene zu kombinieren.

„Alle Beteiligten haben sich darauf geeinigt“, so OPC-Vorstandsmitglied Matthias Damm auf der Pressekonferenz, „die Federführung von IEC und IEEE bei der TSN-Definition, zum Beispiel der TSN-IA-Profile, anzuerkennen und Doppelstandardisierungen zu unterlassen.“ Dies ist notwendig, um in Zukunft über eine einzige TSN-Netzwerktechnologie verschiedene Protokolle fahren zu können. „Die neue Initiative ist ein wichtiger Schritt für die Integration von OPC UA in Feldgeräte“, so Damm. Das komplettiert die Vision der OPC Foundation, einen durchgängigen Standard anzubieten, der vom Sensor bis zur Cloud genutzt wird. Wenn dabei die Übertragung mit deterministischer Echtzeit erfolgen soll, wird in Zukunft optional TSN eingeschaltet und somit OPC UA over TSN transportiert.

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Das Steering Committee für die Field Level Communication repräsentiert einen globalen Marktanteil bei Automatisierungskomponenten, dem sich kein anderer Anbieter mit einem ­System entgegenstellen dürfte. Mit Siemens, Rockwell, Mitsubishi, Beckhoff, Bosch Rexroth, ABB und B&R im Rücken, wird der Standardisierungsansatz durchschlagene Wirkung entfalten. OPC Foundation

Seit dem Aufruf zur Mitarbeit an dem Projekt Anfang November haben sich in den drei Wochen bis zur SPS IPC Drives 21 Unternehmen angeschlossen, um die Aktivitäten zu koordinieren. Noch im Dezember soll ein Treffen den Start der eigentlichen Arbeitsgruppen für die Themen IO, Motion, Safety sowie System Redundanz vorbereiten. Die Mitarbeit in den technischen Gremien, die im Januar starten, oder der Zugang zu deren Protokollen und Ergebnissen sind für alle OPC-Mitglieder kostenlos. „Jedes OPC-Mitglied kann seine Expertise in die Arbeitsgruppen einbringen“, so Hoppe.

Interessantes Detail: Auf der SPS IPC Drives gab die PNO bereits bekannt, dass die Joint Working Group zwischen Profinet International und OPC Foundation die erste Version ihrer Spezifikation ‚Profisafe over OPC UA‘ erarbeitet hat. Ein Part scheint also bereits weit fortgeschritten zu sein.

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Radius der Field Level Communications: OPC UA kann durchgängig in der Feldebene eingesetzt werden, muss aber nicht. Maschinen oder Anlagenteile mit einer legacy Kommunikationslösung, etwa Profinet, können ebenso mittels Administration Shells eingebunden werden. OPC Foundation

United Nations: Companion Specs von VDMA und AIM

Andreas Faath, VDMA, belegte eindrucksvoll die rasant gestiegene Anzahl von Aktivitäten: Aktuell befassen sich 31 Fachverbände – 2017 waren es gerademal 11 – mit dem Thema OPC UA und dem Ziel, eine Companion Spezifikation zu erstellen. „Die Ergebnisse der Gruppe Machine Vision ist bereits als internationaler G3-Standard anerkannt“, so Faath. International wird der VDMA als zentrale Anlaufstelle für die Companion Spec im Bereich Manufacturing gesehen“, berichtete Hoppe und freute sich über gemeinsam durchgeführte Seminare in China, Indien und demnächst auch in Japan und USA: „Der Nutzen acht Roboter verschiedener Hersteller in wenigen Minuten mit dem gleichen Interface sicher und standardisiert an SAP oder Microsoft Azure anzubinden, ist einfach zu verstehen“, so Faath.

Nach Siemens und Harting im Jahr 2017 bieten nun auch Balluff, Leuze, Turck und Sick ihre ID-Reader mit OPC UA for AutoID-Schnittstelle an. Unter der Mitarbeit von 23 Firmen wurde inzwischen auch OPC UA for IO-Link freigegeben. Darüber lassen sich IO-Link Geräte innerhalb und außerhalb der Automatisierungspyramide standardisiert anbinden. Gewichtige Unterstützung erfährt seit der SPS IPC Drives auch der OPC UA Client for IEC61131-3: Siemens hat das Interface für die S7-1500-Steuerungen implementiert. „Das Interface geht auf meine Initiative aus dem Jahr 2006 zurück“, erinnert sich Hoppe nicht ohne Stolz. Aber es zeigt auch, wie lange solch eine Technologie mitunter braucht, bis sie auch große Anbieter unterstützen. „Das wird bei der Field Level Communication nicht so lange dauern“, ist Hoppe überzeugt.

Microsoft launcht gleich zwei neue Cloud-basierte Produkte für OPC UA: Einen digitalen Zwilling (OPC Twin) und eine Security-Verwaltungs-Lösung (OPC Vault). Und im Mai 2019 wird die OPC Foundation zusammen mit der AIDA, eine Initiative von Audi, BMW, Daimler, Porsche und VW, einen OPC UA Day Automotive in Wolfsburg veranstalten.

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Die Field Level Communications im Kontext der internationalen Normungsaktivitäten rund um TSN. OPC Foundation

„All diese Aktivitäten zeigen – die OPC Foundation ist die United Nations der Automatisierung und des IIoT“, hob Hoppe zum Schluss die Bedeutung der Organisation hervor. „In der OPC Foundation treffen sich alle Automatisierungshersteller auf neutralem Boden, um gemeinsam Standardisierung zu betreiben.“

(sk)

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