Herr Kasenbacher, wie laufen die Geschäfte im Bereich Automotive?

Peter Kasenbacher: Bekanntermaßen ist das Automotive-Geschäft eher langfristiger angelegt und hat andererseits auch zyklische Züge. Betrachtet man außerdem noch die Währungsturbulenzen und ihre aktuellen Auswirkungen auf die Wirtschaft, so können wir mit dem jüngsten leichten Anziehen des Automotive-Geschäftes zufrieden sein. Die Tatsache dass wir sowohl Funktionstester anbieten als auch Standalone- und Modular-Messgeräte im Programm haben, also für die Entwicklungs- bis hin zu den Produktionstest-Bereichen liefern, balanciert unser Geschäft etwas aus.

Peter Kasenbacher: Wir beabsichtigen, unsere Führungsrolle im  Automotive-Test zu stärken, indem wir  spezielle Lösungen entwickeln und unser  Lösungsportfolio erweitern.

Peter Kasenbacher: Wir beabsichtigen, unsere Führungsrolle im Automotive-Test zu stärken, indem wir spezielle Lösungen entwickeln und unser Lösungsportfolio erweitern.Agilent Technologies

Welche Schwerpunkte setzt Agilent im Automotive-Bereich für die nächsten Jahre?

Die Messtechnik-Anforderungen um die Bereiche Hybridfahrzeuge, Elektrofahrzeuge und Plug-In-Hybride wächst und bildet auch für uns einen Investitionsschwerpunkt. Wir beabsichtigen, unsere Kompetenz im Automotive-Test weiter zu stärken, indem wir spezielle Lösungen unter anderem für die oben genannten Applikationsbereiche entwickeln und damit unser Lösungsportfolio erweitern.

Welche Aktivitäten hat Agilent im Bereich Powertrain?

Neben unserer allgemeinen Messtechnik bieten wir für den Powertrain auch komplette Produktions-Testsysteme an. Die aktuelle Herausforderung beim komplexen Powertrain ist die zunehmende Zahl an Sensoren, was wiederum den ECU-

Test komplizierter macht und gleichzeitig die Notwendigkeit für Parallel-Tests mit sich bringt. Verschiedene Agilent-Divisions kooperieren untereinander, um verschiedene Aspekte beim Powertrain applikationstechnisch abzudecken. Auf unseren speziellen Automotive-Webseiten www.agilent.com/find/automotive bieten wir zum Beispiel auch zu diesem Thema verschiedene Applikationsschriften an.

Welche Bedeutung hat die Elektromobilität beziehungsweise die Hybridisierung des Antriebsstrangs für Agilent?

Kürzliche Studien von Roland Berger Strategy Consultants und IDTech Ex sehen im Bereich von EV/PHEV/HEV eine jährliche Wachstumsrate von 20 Prozent. Der Markt für Lithiumbatterien im Fahrzeug wächst 12 Prozent. Aber auch der allgemeine Trend, dass mehr High-End-Elektronik hinein in den Massenmarkt Automobil vordringt, die Modulintegration, neue Sicherheitsanforderungen sowie das daraus entstehende Wachstum dieser Märkte und Technologien sind wichtig für Agilent. Kürzlich haben wir beispielsweise ein Testsystem auf PXI-Basis auf den Markt gebracht, das speziell auf Sicherheitssystem-, BCM- und Powertrain-Messungen abgestimmt ist. Derzeit sind führende Hersteller gerade damit beschäftigt, dieses Equipment für deren zukünftige Teststrategien zu evaluieren.

Peter Kasenbacher: Agilent gehört zu den Pionieren  beim Thema Flexray-Applikationslösungen für Oszilloskope.

Peter Kasenbacher: Agilent gehört zu den Pionieren beim Thema Flexray-Applikationslösungen für Oszilloskope.Agilent Technologies

Was tut sich bei Agilent in punkto CAN-Messtechnik?

Agilent hat erst kürzlich auf Basis der InfiniiVision 3000 X-Serie die erste Oszilloskoplösung vorgestellt, die CAN-Augendiagramme mit einem Pass/Fail-Maskentest kombiniert. Das Oszilloskop nutzt dabei einen einzigartigen Taktrückgewinnungs-Algorithmus, der die Synchronisation und Re-Synchronisation des differenziellen CAN-Busses emuliert. Das Augendiagramm zeigt dabei sowohl Worst-Case-Amplitudenvariationen aller Frames von allen Nodes an als auch das Worst-Case-Timing. Letzteres ist typischerweise dominiert durch Laufzeitverzögerungen im Netzwerk. Nähere Informationen zu dieser Innovation haben wir in einer über unsere Website verfügbaren Applikationsschrift  zum Thema CAN-Augendiagramm zusammengestellt.

Welche Aktivitäten hat Agilent rund um Flexray?

Agilent gehört zu den Pionieren beim Thema Flexray-Applikationslösungen für Oszilloskope. Die aktuelle Flexray-Applikationsoption für unsere preisgünstige InfiniiVision-Serie bietet einige Unterscheidungsmerkmale und Vorteile gegenüber anderen Lösungen dieser Preisklasse. Zunächst sei hier die extrem hohe Signalaktualisierungsrate der Geräte von einer Million Aktualisierungen pro Sekunde genannt. Sie erhöht die Wahrscheinlichkeit dramatisch, dass die Ingenieure mit dem Oszilloskop auch im Standardbetrieb sogenannte Glitches, also sporadische und zufällige Ereignisse, schnell erfassen.

Außerdem haben die InfiniiVision-Oszilloskope von Agilent sowohl einen hardware-basierenden Flexray-Signal-Trigger als auch Decodierer.

Dies bewirkt, dass die Signalform-Erfassungsrate des Oszilloskops nicht durch die eingeschaltete Decodierung gedrosselt wird und praktisch weiterhin in Realtime erfolgen kann. Sonst wird die Decodierung ja häufig rein per Software-Postprocessing realisiert Und schließlich ist Agilent aktuell der einzige Anbieter einer Test-Software für die“Flexray Physical Layer Conformance“. Damit können bis zu 33 individuelle Input-Receiver- und Output-Transmitter-Tests mit Pass/Fail-Vergleichen gegen die Flexray-Spezifikationen durchgeführt werden – und zwar inklusive Test-Reportgenerator.

 

Mit Oszilloskopen der Baureihe InfiniiVision X: Maskentest von CAN-Augendiagrammen

Eines der neusten Produkte von Agilent Technologies ist das nach Angaben von Peter Kasenbacher „branchenweit erste Oszilloskop, das die Fähigkeit besitzt, Maskentests am differenziellen seriellen CAN-Bus durchzuführen“.

„Mit der neuen Möglichkeit, Maskentests von Augendiagrammen am CAN-Bus mit den Oszilloskopen der Baureihe 3000 X von Agilent durchzuführen, sind die Ingenieure jetzt in der Lage, eine kombinierte Messung der Signalintegrität ihrer CAN-Busse in einer leicht durchführbaren Messung zu erledigen“, betont Peter Kasenbacher.
Der Maskentest von Augendiagrammen bei CAN-Signalen erfasst zufällig ein beliebiges differentielles Bit jedes CAN-Frames und vergleicht es mit einer Overlay genannte Vergleichsmaske. Hierbei kommt ein einzigartiger Algorithmus zur Takt-Rückgewinnung zum Einsatz, der den Worst-Case bei der Synchronisation, Resynchronisation und beim Sampling des CAN-Trans­ceivers auf der Hardware-Seite emuliert. Das Ergebnis ist eine einzelne Messung, die einen Einblick gibt, wie die Gesamt-Signalintegrität der physikalischen Schicht von CAN aussieht. Mit diesem Verfahren lassen sich das Worst-Case-Timing sowie die Worst-Case-Abweichungen der vertikalen Amplitude erkennen. Die überlagerten Bits werden dann kontinuierlich mit einem Sechs-Punkte-Polygon verglichen, das die Pass/Fail-Begrenzungen der physikalischen Ebene innerhalb der CAN-Spezifikationen wiedergibt.

Alfred Vollmer

, Redakteur der AUTOMOBIL-ELEKTRONIK, führte das Interview

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