Dr. Volkmar Tanneberger: Aggressiv gerechnet wäre mit den nationalen Subventionen von etwa 8900 Euro pro NEV bei einem Preis von 100 Euro je kWh eine 90-kW-Batterie finanziert.

Dr. Volkmar Tanneberger: "Aggressiv gerechnet wäre mit den nationalen Subventionen von etwa 8900 Euro pro NEV bei einem Preis von 100 Euro je kWh eine 90-kW-Batterie finanziert."
(Bild: Alfred Vollmer)

Dr. Volkmar Tanneberger, Executive VP of Technical Engineering bei SAIC Volkswagen, erläuterte im Überblick, was es für einen europäischen Automobilhersteller bedeutet, auf dem chinesischen Automotive-Markt tätig zu sein.„Es ist vieles anders in China. Aber es ist wichtig für uns alle, dass wir China verstehen, denn es ist immerhin der größte und wichtigste Markt für uns Automobilisten“, meint Dr. Tanneberger.

Er betont, dass China sogar der mit Abstand größte Absatzmarkt sei, denn 2017 wurden dort mit 25,8 Millionen nahezu genau so viele Autos verkauft wurden wie in Deutschland, den USA und Japan zusammen.

Während in Europa ein vorbeifahrender Tesla noch immer für Aufregung und Verwunderung sorgt, seien die NEVs (New Energy Vehicles) in China bereits ein fester Bestandteil des Straßenverkehrs. China setzt dabei gezielt auf Anreizmechanismen für Kunden sowie auf strenge Regulierungen für die Automobilhersteller. Ein NEV – dies kann je nach lokalen Gegebenheiten neben rein elektrischen Fahrzeugen auch Plug-in-Hybride einschließen – kann nationale Subventionen von bis zu 66.000 RMB erhalten, was etwa 8900 Euro entspricht. Aggressiv gerechnet wäre damit bei einem Preis von 100 Euro je kWh mit dieser Summe eine 90-kW-Batterie finanziert. Die Diskussion in Europa, BEVs seien auf Grund der hohen Kosten für die Batterie nicht wettbewerbsfähig, vermeidet China damit komplett.

Dr. Volkmar Tanneberger, SAIC-Volkswagen

Dr. Volkmar Tanneberger, SAIC-Volkswagen: "In China kostet das ­Kennzeichen eines ­Verbrenner-Fahrzeugs
bis zu 12.000 Euro, bei NEVs ist es kostenlos." Matthias Baumgartner

Ein weiterer Kaufanreiz besteht beim Erwerb der amtlichen Kennzeichen, deren Kontingent zur Regulierung des Verkehrsraums stark eingeschränkt ist und mit bis zu 12.000 Euro zu Buche schlägt – nicht so jedoch beim Kauf eines NEVs: hier erhält der Käufer das Kennzeichen sofort und kostenlos. Anders als mit einem Verbrenner darf ein NEV auch sieben Tage die Woche uneingeschränkt fahren, während Verbrenner pro Woche einen Tag Fahrverbot haben. Das grüne Kennzeichen für NEVs gilt in China als Vorzeigeobjekt und Prädikat dafür, dass sich der Käufer für die zukunftsträchtige Technologie entschieden hat. Da für NEVs in China beim Kauf auch keine Mehrwertsteuer anfällt, sprächen hier also ganz rationale, finanzielle Gründe dafür, sich ein Elektrofahrzeug zuzulegen.

Der Hersteller muss sich dabei an strenge Vorgaben halten, damit seine Fahrzeuge subventionierbar bleiben. Seit Anfang 2017 ist die Energiedichte der Batterie (Energiegehalt / Gesamtgewicht) eine wichtige Kennzahl – eingeführt mit einer Vorwarnzeit von lediglich drei Monaten. Hier rächen sich für den Hersteller Konzeptschwächen beim Batteriemodul, wie zum Beispiel schwere Wasserkühlungen oder Batteriedeckel, die nicht im Unterboden des Fahrzeugs integriert sind. Durch die sehr kurzen Abstände zwischen Bekanntgabe und Geltungszeitpunkt für neue Energiedichte-Vorgaben hat der Hersteller einen sehr eingeschränkten Reaktionsspielraum – auch die aktuellen Werte für 2019 sind vermutlich nicht vor Oktober 2018 zu erwarten.

Dr. Nicole Ahner

Redakteurin AUTOMOBIL-ELEKTRONIK

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