Der globale Handelsschiffbau boomt. Mit 3.600 abgelieferten Schiffen, die zusammengenommen ein Bauvolumen von über 51 Millionen CGT (Compensated gross ton, zu Deutsch, gewichtete Bruttoraumzahl) haben, konnten die Werften das Niveau aus dem Vorjahr annähernd halten. Von dieser Entwicklung profitierten insbesondere die Weltmarktführer China und Südkorea. Sie konnten ihre Auslieferungen im Vergleich zum letzten Jahr um 5 beziehungsweise 7 % steigern. Damit erreichten sie einen Marktanteil von 39 beziehungsweise 31 %. Das sind Dimensionen, die weit ab von denen der deutschen Schiffsbauer liegen: Diese haben insgesamt einen Marktanteil von unter 1 % und befinden sich damit weltweit auf dem neunten Rang. 31 Seeschiffe lieferten sie 2011 aus – weniger als halb so viele wie noch im Jahr zuvor und hunderte weniger als die chinesische und koreanische Konkurrenz. Besser geht es der deutschen Zulieferindustrie: Im letzten Jahr erzielten die 400 Unternehmen mit ihren rund 70.000 Beschäftigen 12 Milliarden Euro Umsatz. Damit ist dieser Industriezweig weltweit führend. Dabei zahlt sich die Ausrichtung der Zulieferbetriebe auf das Auslandsgeschäft aus. Denn Dreiviertel der produzierten Güter kauften ausländische Schiffsbauer. Die Auftragsbücher füllen sich überdies zunehmend mit Bestellungen aus dem Offshore-Segment. 403 neue Spezialschiffe liefen im letzten Jahr weltweit aus. Laut den Angaben der britischen Schifffahrtsanalysten von Clarksons befanden sich Ende 2011 weltweit weitere 993 Offshore-Schiffe in Auftragsbüchern. Davon gingen 352 Aufträge 2011 neu ein. Und die Zeichen stehen gut: Die steigenden Rohstoffpreise sowie die Tatsache, dass sich alle großen, bisher unerschlossenen Öl- und Gasreservoirs auf dem Meer befinden, sorgen für ein stetiges Wachstum des Offshore-Bereichs – und damit natürlich auch der deutschen Zulieferindustrie.
Das himmlische Kind
Auch die deutsche Windindustrie ist gut im Geschäft. Zwar entspricht die Leistung der landesweit neuinstallierten Windräder im Jahr 2011 mit gut 2.000 MW nur rund einem Zwanzigstel der weltweit installierten Leistung. Dennoch ist es auch hier die Zulieferindustrie, die global punkten kann. Vor allem elektrotechnische Komponenten wie Steuerungstechnik, Fertigungsmaschinen oder Präzisionswerkzeuge müssen nicht nur die Länder und Regionen mit dem größten Zubau an Windenergie, nämlich China, Nordamerika und Europa, importieren – häufig aus Deutschland, das damit seine führende Stellung behaupten kann.
Der Offshore-Bereich dagegen steckt in Deutschland noch in den Anfängen. 2011 nahmen Windräder vor der Küste mit einer Gesamtleistung von 108 MW ihre Arbeit auf. Bis Ende dieses Jahres sollen es zusätzliche 2.000 MW sein. Laut der Analyse des VDMA-Fachverbands Power Systems könnten bis zum Jahr 2030 25.000 MW allein offshore installiert sein. Allerdings bleibt hier zu bedenken, dass Offshore-Anlagen im Unterschied zu Windrädern an Land mit größeren Investitionen und Risiken verbunden sind. Dennoch werden sie in den nächsten Jahren nach Einschätzung der Arbeitsgemeinschaft Windenergie-Zulieferindustrie innerhalb des VDMA zu einer wesentlichen Säule der Windindustrie wachsen. Dazu passt die Prognose des Fachbereichs Power Systems, die die EU-weit installierte Windenergiekapazitäten bis zum Jahr 2020 bei 195.000 MW und bis 2030 bei 280.000 MW sieht. Der Anteil der offshore erzeugten Energie wächst dabei: Bis zum Jahr 2020 beträgt dieser mit geschätzten 40.000 MW rund 20 %. Mit der für das Jahr 2030 vor der Küste produzierten Windenergie von angenommenen 110.000 MW wächst der Anteil auf knapp 40 %. Und angesichts zwangsläufig zur Neige gehender, für die Windenergieproduktion geeigneter Flächen an Land, wird sich der Offshore-Anteil in den darauf folgenden Jahren weiter erhöhen. In Anbetracht der prognostizierten EU-weiten Ausgaben für Windkraft allgemein von 500 Milliarden Euro in den nächsten zwanzig Jahren segelt die Offshore-Industrie in Richtung goldene Zukunft.
Messe im Detail
SMM
Zum 25. Mal findet die ‚Shipbuilding, Machinery & Marine Technology International Trade Fair Hamburg‘, kurz SMM, statt. Die Veranstalter erwarten auf 90.000 m² Ausstellungsfläche über 50.000 Besucher aus 60 Ländern, die sich bei rund 2.000 Ausstellern informieren. Begleitend zur Messe sind auch in diesem Jahr Konferenzen und Kongresse fester Bestandteil der SMM: Beispielsweise gehört zum zweiten Mal der ‚Global Maritime Environmental Congress‘ zum Programm. Darin diskutieren Vertreter aus Wirtschaft und Politik über maritimen Umweltschutz und die Chancen, die umweltbewusstes Handeln auch für die Industrie bietet. Ebenfalls erneut dabei ist der ‚SMM Offshore Dialogue‘. Am 6. September treffen sich in diesem Rahmen rund 500 Experten, um sich über die Themen ‚Offshore Oil and Gas‘ sowie ‚Offshore Wind‘ auszutauschen. Neben den Besonderheiten der Förderung von Öl und Gas in großen Tiefen wird es dort auch um die Frage gehen, welche Chancen, aber auch Risiken die Erkundung von Öl- und Gasfeldern bergen. In Sachen Windenergie steht vor allem die Situation der Windenergie-Industrie in Deutschland im Mittelpunkt. Unter anderem die noch zu lösenden Probleme in den Bereichen Netzanbindung, ungeklärte Haftungsfragen beim Netzausbau sowie -betrieb und Investitionsunsicherheiten werden in diesem Rahmen thematisiert.
(dl)
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