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Dass die konjunkturelle Entwicklung im Maschinenbau auch weiterhin positiv ist, davon sind Daniel Müller vom VDMA (l.) und Volker Pape von Viscom überzeugt. (Bild: VDMA)

Daniel Müller von der Fachabteilung Productronic des Fachverbands VDMA Electronics, Micro and Nano Technologies hatte positive Nachrichten zum Messeauftakt der SMT Hybrid Packaging 2018 im Gepäck: „Die deutschen Hersteller für Elektronikproduktionsmittel erwarten für das laufende Jahr ein Umsatzplus von 7,9 Prozent. Damit setzt sich der Trend der vergangenen fünf Jahre fort.“ In diesem Zeitraum hätten die befragten Hersteller von Komponenten, Maschinen und Anlagen für die Elektronikproduktion durchschnittlich ein Umsatzplus von rund 7 Prozent pro Jahr gemeldet, berichtet er weiter.

Worauf diese Branchenzuversicht fußt, erläutert Thilo Brückner, Geschäftsführer des Fachverbandes Electronics, Micro and Nano Technologies: „Ein Drittel der Geschäfte wird direkt in Asien getätigt. Deutschland und Europa folgen mit je einem Viertel des Umsatzanteils auf den nächsten Plätzen. Damit nahm die Bedeutung Asiens nach zuletzt schwächeren Zahlen wieder zu.“ Mit einem Plus von 26,3 Prozent bestätige sich laut Volker Pape, Aufsichtsratsmitglied von Viscom, dass „Deutschland nach wie vor einen sehr starken Inlandsmarkt“ aufweise: „Das heißt ja auch, dass in Deutschland noch viel produziert wird.“ Ein weiterer Grund hierfür ist auch in den zunehmenden Bemühungen Chinas zu finden, eine eigene Halbleiterindustrie aufzubauen. „Man darf sich von den nunmehr einstelligen Wachstumsraten in China nicht täuschen lassen: Auch im einstelligen Bereich ist das Wachstum noch imposant und es wird auch weiterhin in Produktionsmittel investiert und im Landesinneren neue Fabs gebaut. Das wird noch viele Jahre so sein“, bekräftigt Pape.

Hingegen macht man bei Viscom derzeit die Erfahrung, dass der amerikanische Markt durch die politische Situation schwächelt. So war beispielsweise Mexiko ein sehr großer Zielmarkt, da sich sehr viele deutsche OEMs und Automobilzulieferer dort mit Werken niedergelassen haben. „Wir merken momentan etwas Zurückhaltung. Investitionen werden zwar weiterhin geplant, allerdings langsamer und vorsichtiger als bislang“, berichtet Pape.

Maschinenbauer schauen verhalten optimistisch voraus

Dass die Zeiger im Halbleitermarkt seit Jahren nach oben zeigen, davon profitiert der deutsche Maschinenbau nachhaltig. „Die fortschreitende Digitalisierung und Vernetzung und die dafür benötigten elektronischen Bauteile wie Sensoren bleiben Impulsgeber für ein erfolgreiches Geschäft. Auch die Automobilbranche hat einen beständig hohen Bedarf an Elektronikbauteilen“, erklärt Volker Pape mit Blick auf den explodierenden Speicher-IC-Markt. Speicherbausteine haben längst auch in der Unterhaltungsbranche – vor allem aber in Smartphones – Einzug gehalten.

Dennoch gibt es auch Teilbereiche in der Elektronikbranche, die das positive Gesamtbild etwas trüben. So schwächelte der Markt für Smartphones zum Jahresende 2017. „Prinzipiell unterliegt die Elektronikbranche und damit auch der Elektronikmaschinenbau einem Zyklus. Die seit vier bis fünf Jahren andauernde positive Entwicklung widerspricht derzeit diesem Zyklus. Deshalb muss man schauen, ob die gute wirtschaftliche Lage in den nächsten Jahren weiterhin anhält“, sieht Pape die Zukunft verhalten optimistisch. Erstmals wurde in Q4/2017 ein Rückgang an verkauften Smartphones ermittelt, berichtet Daniel Müller vom VDMA. Gingen im Jahresvergleich Q4/2016 weltweit noch 432 Mio. Smartphones über den Ladentisch, so reduzierte sich die Zahl in Q/2017 auf 408 Mio. Stück. Für Q1/2018 beziffert der VDMA die Anzahl der verkauften Smartphones auf 384 Mio. Stück. „Das schlägt sich auch in den Planungen der Maschinenbauer für dieses und voraussichtlich nächstes Jahr nieder“, resümiert Müller, ohne nicht doch noch optimistisch zu sein: „Alle Vorhersagen liegen im positiven Bereich und es ist auch für die nächsten Jahre so zu sehen, dass wir eine positive Entwicklung haben werden.“

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Gesamter deutscher Maschinenbau-Auftragseingang: Die Zeiger stehen auch weiterhin auf Wachstum. VDMA

Einen Lichtblick sieht Pape im Automobilbereich: „Wir als Viscom sind ganz froh darüber, dass unsere Stärke nach wie vor im Automobilbereich steckt, der auch in Zukunft ein langfristiges Wachstum verspricht.“ Immer mehr Elektronik, Steuergeräte, Sensoren/Aktoren und im Zuge der fortschreitenden Elektromobilität auch vermehrt Leistungselektronik wandern in die Autos der nächsten Generationen. „Für den Elektronikmarkt ist das eine Entwicklung, die besser gar nicht sein kann.“ Dennoch liegen die Umsatzerwartungen der Firmen für 2019 bei einem Plus von 5,9 Prozent etwas niedriger als noch in diesem Jahr.

 

Auf der nächsten Seite stehen unter anderem die Exportaktivitäten des Maschinenbaus im Vordergrund.

Effizienz als Wettbewerbsfaktor

Die derzeitige gute wirtschaftliche Lage spiegelt sich auch in der Personalsituation der Firmen wieder. Knapp zwei Drittel der Firmen fahren derzeit Überstunden und werden dies auch in naher Zukunft tun. Dementsprechend wollen auch fast die Hälfte aller befragten Firmen ihr Personal aufstocken. Vor welchen Herausforderungen Unternehmen stehen, erläutert Volker Pape: „Es ist sehr schwierig, Entwicklern zu vermitteln, wie anspruchsvoll es sein kann, Anlagen und Systeme individuell an die Kundenbedürfnisse zu adaptieren. Aber genauso schwierig ist es, qualifizierte gewerbliche Facharbeiter zu bekommen.“ Viscom engagiert sich in vielfältiger Weise wie etwa dem Sponsoring eines Fußballvereins auf Bundesliganiveau, um sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren.

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Die VDMA-Statistik des gesamten deutschen Maschinenbaus zeigt, dass die Branchenzuversicht auch weiterhin bestehen bleibt. VDMA

Um weiter global konkurrenzfähig zu bleiben, wollen 88 Prozent der Firmen mittelfristig in den Bereichen Produktion, Logistik und Personal effizienter werden. Auch bei Viscom hat man die Zeichen erkannt und erste Versuche für eine getaktete Fließfertigung unternommen. „Wir hoffen, damit unsere Produktion deutlich effizienter gestalten können“, erläutert Pape auch mit Blick auf den Fachkräftemangel: „Wir erleben derzeit, dass wir längere Lieferzeiten für unsere Produkte haben, weil uns Fachkräfte fehlen.“ Aber auch der auf dem internationalen Parkett tobende Wettbewerb und der damit einhergehende Preiskampf beflügelt die Effizienzsteigerung in der Produktion, ist sich Pape sicher, der auf die gestiegenen Löhne und höheren Automatisierungsgrad in der chinesischen und asiatischen Produktion verweist. „Durch den stetig steigenden Qualitätsdruck müssen Elektronikfertiger in China und Asien technologisch anspruchsvolle Produktionsmittel einsetzen. Das kommt unseren hiesigen Maschinen- und Anlagenbauern zugute.“ Langfristig gesehen setzen rund 97 Prozent der beim VDMA gemeldeten Mitgliedsunternehmen auf die Erforschung neuer Lösungen und die Weiterentwicklung des bestehenden Portfolios.

Maschinenbau erhöht das Exporttempo

Trotz der vermehrt aufziehenden dunklen Konjunkturwolken am Horizont bleiben die Ausfuhren der deutschen Maschinenbauer auf Wachstumskurs, berichtet der VDMA. Das zeigt sich in der guten Exportbilanz des laufenden Jahres: In den ersten vier Monaten konnten die Maschinenbauer ihre Ausfuhren im Vergleich zum Vorjahr um nominal 4,4 Prozent auf 56,1 Mrd. Euro steigern.

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Der Trend der letzten fünf Jahre setzt sich fort: Die deutschen Hersteller erwarten für 2018 ein Umsatzplus von 7,9 Prozent. VDMA

Die stärksten Wachstumsschübe bei den Exporten verbuchte der Maschinenbau wieder aus den USA und aus China. Die Lieferungen in die USA profitieren von der guten Investitionsgüterkonjunktur und legten somit um 7,5 Prozent zu. Positive Effekte, die auf die Möglichkeit der Sofortabschreibung zurückgehen, sind in diesen Zahlen noch nicht enthalten, da die Steuerreform erst im Dezember vergangenen Jahres verabschiedet wurde.

Im China-Geschäft wurde ein Plus von 16,4 Prozent erzielt. Hier wird der Zuwachs im Vergleich zu den Wachstumsraten im vergangenen Jahr (22,6 Prozent) allmählich kleiner. Dies war erwartet, da die chinesische Regierung sich wieder verstärkt den Restrukturierungsmaßnahmen widmen muss. Das schwächt die Nachfrage und kostet Wachstum. „Dennoch können die Exporte nach China weiter steigen, da die Volksrepublik mit ihrer Initiative „Made in China 2025“ einen wachsenden Bedarf an qualitativ hochwertigen Maschinen aus Deutschland hat“, erläutert VDMA-Konjunkturexperte Olaf Wortmann.

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Unangefochten an der Spitze ist Asien. Mit je einem Viertel des Umsatzanteils folgen Deutschland und Europa. VDMA

Die Lieferungen in die Partnerländer der Europäischen Union übertrafen ihr Vorjahresniveau zwar nur um 1,7 Prozent, diese Zahlen haben allerdings nur vorläufigen Charakter. Sie werden in den nächsten Monaten noch stark nach oben revidiert. Nach einer solchen Korrektur wird sich das Wachstum hier ebenfalls deutlich stärker zeigen. Die Exporte ins Vereinigte Königreich (minus 2,2 Prozent) und in die Türkei (minus 3,5 Prozent) waren erwartungsgemäß rückläufig.

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Nachfrage erstmalig unter Vorjahresniveau: Der schwächelnde Absatz bei Smartphones macht sich auch auf dem hiesigen Maschinenbaumarkt bemerkbar. VDMA

Kleiner Wermutstropfen am Rande: Im ersten Quartal 2018 hatte das Wachstum nur 3,0 Prozent erreicht, heißt es im Bericht vom VDMA. Das lag allein an einem mageren Ergebnis im März (minus 2,7 Prozent), denn der März hatte zwei Arbeitstage weniger als der Vorjahresmonat. „Im April kam der erwartete Ausgleich, denn dieser Monat hatte zwei Arbeitstage mehr als im Vorjahr. Das führte zu einem starken Plus im April von 8,6 Prozent“, betont Wortmann. Die Einfuhr von Maschinen und Anlagen nach Deutschland wuchs im Zeitraum Januar bis April 2018 – vor allem wechselkursbedingt – lediglich um 1,5 Prozent auf 23,7 Mrd. Euro.

Marisa Robles

Chefredakteurin Productronic

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