Häufig sind LED-Treiberschaltung als Abwärtswandler aufgebaut, die als einfache Stromquelle in Anwendungen implementiert wird, in denen die Spannung über den LED-Ketten kleiner als die Eingangsspannung ist. Durch eine veränderte Beschaltung des Treiberbausteins mit externen Komponenten lässt sich die Topologie von der Aufwärtswandler- in die Abwärtswandler-Betriebsart ändern. Damit lassen sich auch LED-Ketten betreiben, deren Betriebsspannung größer als die verfügbare Eingangsspannung ist.
Obwohl es viele verschiedene Aufwärtswandlerschaltungen gibt, ermöglicht diese Topologie, dass ein einziger Abwärtswandlerbaustein sowohl Abwärts- als auch Aufwärtswandlerfunktionen unterstützt und somit die Zahl der erforderlichen Bauteile sowie die Gesamtkosten reduziert. Da die Verwendung des Abwärtswandler-ICs für den Aufwärtswandlerbetrieb eine größere, nicht akzeptable Schwankung des LED-Stromes mit verursachen könnte, lässt sich die Schaltung mit einem zusätzlichen Regelkreis erweitern und damit der Strom bei Bedarf regeln.
Eckdaten
Die beiden Abwärtswandler-ICs MAX168-22 und -32 von Maxim Integrated arbeiten mit bis zu 2 MHz und können High-Brightness-Leuchtdioden (HB-LED) versorgen. Mit einem integrierten MOSFET und einer Highside-Strommessungen lässt sich der Baustein durch einfache Bestückungsänderung als Aufwärtswandler betreiben. In beiden Betriebsfällen kann der nachgeschaltete Shunt-Regler MAX8515 die Regelung des LED-Stromes verbessern.
Treiber-ICs für High-Brightness-LEDs
Die Abwärtswandler MAX16822/32 von Maxim Integrated sind 2-MHz-LED-Treiber für High-Brightness-Leuchtdioden (HB-LED), welche einen Leistungs-MOSFET und eine Highside-Strommessung integriert haben (Bild 1). Beide Wandlertypen arbeiten an Eingangsspannungen zwischen 6,5 und 65 V und unterscheiden sich lediglich im Ausgangsstrom, der MAX16822 liefert 500 mA, der MAX16832 leistet 1 A.
In der Beschaltung sorgt derMesswiderstand Rsense für einen konstanten Strom durch die LED-Kette. Für Ströme unterhalb des Sollwerts schaltet der MOSFET im MAX16832 ein und lädt die Speicherdrossel L1, während der Strom im Leistungspfad stetig ansteigt. Bei Überschreitung des Sollwertes schaltet er wieder ab, wobei der Strom über die Diode D1 weiter fließt und dabei wieder abnimmt.
Mit entsprechender Hysterese ergibt sich ein selbstoszillierendes System, das einen sägezahnförmigen LED-Strom erzeugt (Bild 2). Der Kondensator C3 in Bild 1 wirkt als Puffer, sodass durch die LEDs quasi ein Gleichstrom fließt. Dieses Schaltungsprinzip bezeichnet man als Highside-Aufwärtswandlertopologie.
Vom Abwärts- zum Aufwärtswandler
Ein Abwärtswandler lässt sich nur einsetzen, wenn die Spannung über den LEDs niedriger als die Eingangsspannung ist. Bei zu geringer Eingangsspannung hingegen, ist ein Aufwärtswandler erforderlich. Aufwärtswandler arbeiten üblicherweise mit einem Lowside-MOSFET. Durch Neuanordnung von D1, C3 und der LEDs lässt sich die Highside-Abwärtswandlertopologie auf einfache Weise in einen Aufwärtswandler wandeln (Bild 3). Die Stromregelung funktionert dabei im Prinzip wie beim Abwärtswandler.
Der Unterschied ist aber, dass durch die Umplatzierung von D1, C3 und LEDs anstatt des LED-Stromes der Ladestrom von L1 geregelt wird. Bild 4 zeigt den Verlauf der Ein- und Ausgangsströme. Der LED-Strom ist eine durch C3 gefilterte Variante des Ausgangsstromes. Im Ergebnis hängt der LED-Strom nicht nur vom geregelten Eingangsstrom (IIN) ab, sondern auch von der Eingangsspannung (VIN), der Ausgangsspannung (VLED) und vom Wirkungsgrad (η) des Wandlers:
- ILED = ( η · VIN · IIN ) / VLED
MAX8515 als nachgeschalteter Stromregler
Falls die sich daraus ergebende Abweichung des LED-Stromes nicht akzeptabel ist, lässt sich der Aufbau mit einer zusätzlichen Schaltung, basierend auf dem MAX8515 (ein 0,6-V-Shunt-Regler mit großem Eingangsspannungsbereich für isolierte DC/DC-Wandler) zum Regeln des LED-Stromes erweitern (Bild 5).
Der MAX8515 verhält sich wie ein Fehlerverstärker und vergleicht die Rückkopplungsspannung VFB mit einer internen Referenzspannung von 0,6 V.
VFB ist direkt proportional zum LED-Strom:
- VFB = R2 · ILED
Da der Ausgang des Verstärkers am Pin TEMP_I zwar Strom aufnehmen, aber keinen Strom abgegeben kann, liefert der Pin TEMP_I selbst einen kleinen Konstantstrom.
Den Unterschied zwischen beiden Strömen gleicht der Kondensator C2 aus. Falls der MAX8515 mehr Strom aufnimmt als der Pin TEMP_I liefert, sinkt die Spannung. Umgekehrt gilt das Gleiche. Der Sollwert des Eingangsstromes IIN ist proportional zu dieser Spannung (Bild 6). Wenn VFB kleiner ist als die Referenzspannung von 0,6 V, fließt deshalb kein Strom in den Baustein und die Spannung am Pin TEMP_I steigt. Dies wiederum erhöht die Eingangsleistung und somit den LED-Strom sowie VFB. Falls VFB größer ist als die Referenz, sinkt die Spannung am Pin TEMP_I, um den LED-Strom zu reduzieren.
LED-Stromregelkreis minimiert Abweichungen
Die folgenden Parameter und Eigenschaften gelten für den Regelkreis des LED-Stromes (Bild 7). Die Referenzspannung des MAX8515 von 0,6 V dient als Eingangsspannung des Regelkreises. VFB ist die Ausgangsspannung. Diese ist direkt proportional zum LED-Strom, wobei gilt: ILED = VFB/R2.
G1 ist die Verstärkung des MAX8515 und des Widerstands R2. Zu beachten ist, dass die Verstärkung des MAX8515 aufgrund der invertierten Arbeitsweise des NPN-Transistors eigentlich negativ ist; dies wird durch das Wechseln des Plus- und Minus-Zeichens am Addierer ausgeglichen. Der Kondensator C2 dient als Integrator. Mit G2 ist der Verstärker zwischen der Spannung an TEMP_I und der Rückkopplungsspannung bezeichnet. Der Regelkreis regelt VFB auf 0,6 V:
- ILED = 0,6 V / R2
Um die Aufwärtswandlerschaltung korrekt zu konfigurieren, sollten Entwickler den Messwiderstand RSENSE so wählen, dass der maximale Eingangsstrom etwas höher ist als notwendig. In diesem Fall reduziert der Regelkreis den Eingangsstrom, um den richtigen LED-Strom zu erhalten. Der Wert von RSENSE lässt sich wie folgt abschätzen:
- RSENSE < ( η · VIN · 200 mV ) / (ILED · VLED)
Für den zusätzlichen Messwiderstand R2 gilt:
- R2 = 0,6 V ILED
Überspannungsschutz erforderlich
Beim Ausfall einer LED in Form eines Kurzschlusses verringert sich die Spannung an der LED-Kette und damit die Ausgangsspannung des Treibers. Weil die Schaltung jedoch über RSENSE stromgeregelt arbeitet, funktionieren die übrigen LEDs ohne Beeinträchtigung weiter. Wird eine LED jedoch durch einen Fehler hochohmig und unterbricht den Laststromkreis, arbeitet der LED-Treiber im Leerlauf, wodurch der Ausgangskondensator C3 auf eine zu hohe Spannung weit über dem Betriebsspannungsbereich der Schaltung aufgeladen wird, was zu Bauteilschäden und Schaltungsausfall führen kann.
Hier kann die Grundschaltung um einige zusätzliche Bauteile erweitert werden, um sie vor solchen Situationen zu schützen (Bild 8). Sobald die Gate-Spannung an Q2 ihren Einschaltschwellenwert erreicht, bringt Q2 den Pin DIM am Wandler MAX16832 auf ein niedrigeres Potenzial. Dies verhindert automatisch, dass der Wandler schaltet. In diesem Fall wird die Ausgangsspannung langsam abfallen bis Q2 abgeschaltet ist. Dieser Ablauf wiederholt sich, sodass sich die Ausgangsspannung um den Überspannungsschwellenwert bewegt – dieser wurde so gewählt, dass er sich im Betriebsbereich des Wandlers befindet.
Dimensionierung der Bauteile
Bei der Verifizierung und Bewertung der Gesamtleistung der Ab- und Aufwärtswandler helfen Testschaltungen – eine Schaltung mit, die andere ohne die zusätzliche LED-Stromregelung. Beide Schaltungen sind so ausgelegt, dass sie an einem 12-V-Eingang acht LEDs (VLED ≈ 24 V) mit 200 mA betreiben werden. Der Wirkungsgrad beträgt etwa 95 %.
Bei einer Ausgangsleistung von
Pout = 24 V · 200 mA = 4,8 W
ist eine Eingangsleistung von
4,8 W / 0,95 ≈ 5,05 W
erforderlich.
Mit einer 12-V-Spannungsversorgung sollte der Eingangsstrom
IIN = 5,05 W / 12 V ≈ 421 mA
betragen, was einen Messwiderstand
RSENSE = 200 mV / 421 mA = 470 mΩ
erfordert. Zur Regelung des LED-Stromes in der Schaltung muss
R2 = 600 mV / 200 mA = 3Ω
sein. Um die Eingangsspannung auf 8 V zu verringern, sollte der Messwiderstand folgende Bedingung erfüllen:
RSENSE < ( 0.95 · 8 V · 200 mV ) / (200 mA · 24 V) ≈ 317 mΩ
Gewählt wird ein Wert von 300 mΩ.
Zur Demonstration des Mehrwerts der LED-Stromregelung ist in Bild 9 der LED-Strom für beide Schaltungen über einen Eingangsspannungsbereich von 8 V bis 16 V aufgezeichnet. Erkennbar ist, dass bei der Schaltung ohne LED-Stromregelung der LED-Strom seinen Zielwert von 200 mA nur erreicht, wenn die Eingangsspannung bei ihrem Nominalwert von 12 V liegt. Für andere Werte verläuft der Strom linear mit der Eingangsspannung. Bei geregelter Eingangsspannung kann die Abweichung VIN sehr klein sein und zu einer vertretbaren LED-Stromschwankung führen.
LED-Stromregelung für konstanten Strom
Ein Vergleich der Ergebnisse macht deutlich, dass die Schaltung mit LED-Stromregelung diesen Effekt nicht zeigt – allerdings weist sie einen konstanten Strom über den gesamten Eingangsspannungsbereich auf. Der zusätzliche Regelkreis zeigt seinen Vorteil deutlich beim Regeln des LED-Stromes über den gesamten Eingangsspannungsbereich gemäß der Zielwertvorgabe. Nur bei 8 V liegt er etwas darunter. Vermutlich war der Wirkungsgrad aufgrund von Verlusten in R2 ein wenig niedriger als die geschätzten 95 %. Eine Messung zeigte, dass der Eingangsstrom bei VIN = 8 V den Maximalwert erreichte. Eine einfache Lösung wäre, RSENSE auf 270 mΩ zu verringern.
Ein anderes Leistungsmerkmal der LED-Treiberschaltung des Abwärtswandlers ist die systembedingte Stabilität des Regelkreises, da es keine Rückkopplung gibt. Mit einem zusätzlichen Regelkreis entsteht eine Rückkopplung, was zu einer Instabilität führen könnte. Ein Bode-Diagramm zur Darstellung der Stabilität des Regelkreises macht deutlich, dass die Schaltung einen Phasenrand von etwa 47° aufweist – dies ist für einen stabilen Betrieb ausreichend (Bild 10).
Fons Janssen
(hb/jwa)