Das Zauberwort heißt Molehill und steht für eine von Adobe entwickelte Technik, mit der es möglich ist, komplexe 3D-Objekte prozessorentlastend auf einer Webseite in Flash darzustellen. Für den Browser gibt es dafür den Flash Player 11. Dabei wird das 3D-Objekt in tausende von Dreiecken, in so genannte Triangles, unterteilt und bei jeder Veränderung neu berechnet. Dank Molehill lässt sich diese Berechnung anstatt nur auf der CPU des Computers auch auf der GPU der Grafikkarte ausführen. Was vor der Molehill-Technik und damit vor der Version 11 des Adobe Flash Players nur mit Objekten von mehreren tausend Dreiecken möglich war, kann jetzt auf Objekte mit mehreren hunderttausend Dreiecken angewandt werden.
In diesem Zusammenhang sind Objekte unter anderem 3D-Modelle, die mit einem 3D-Modellierungsprogramm wie Blender oder Autodesk 3Ds Max erstellt und in eine entsprechende Datei exportiert werden. Diese Datei wird dann in Actionscript implementiert.
Basis für die Darstellung in 3D in Flash sind so genannte 3D-Frameworks, wie Away3d, Alternativa 3D, Flare 3D, Sophie 3D oder Yoghurt 3D, die der Anwender als Erweiterung des Adobe Flash Players verstehen kann und die in Actionscript programmiert werden. Dabei kommen Lichteffekte und verschiedene Arten von Kameras zum Einsatz. Die Oberflächen der 3D-Objekte können mit entsprechenden Texturen versehen werden, so dass neben der räumlichen Darstellung auch deren Aussehen realistisch wirkt.
Nur die Phantasie ist die Grenze
Im Unterschied zu herkömmlichen 2D-Webseiten steht in der 3D-Version neben der Höhe und Breite auch die Tiefe zur Verfügung. Inhalte können damit vielseitiger und übersichtlicher angeordnet werden. Was zuerst hauptsächlich für 3D-Spiele gedacht war, lässt sich mit ein bisschen Phantasie auch auf industrielle Inhalte anwenden.
Unter der Bezeichnung eyestee hat Dipl.-Ing. Edgar Kaestner die Internetseite neu definiert. Die bisherigen Menüs werden durch Anwendungen abgelöst. Jede Anwendung lässt sich aus den anderen Anwendungen heraus starten. Es können beliebig viele Anwendungen ergänzt werden, ohne dass der Überblick verloren geht. Das lästige Blättern von unübersichtlichen Seiten gehört der Vergangenheit an. Die Internetseite wird zu einer Szene mit Kamera, Perspektive und Licht. Objekte lassen sich drehen, von allen Seiten betrachten und gegebenenfalls interaktiv bedienen. Objekte können als 3D-Modelle, 3D-Bilder oder 3D-Videos in der Szene platziert werden.
3D-Modelle sind dreidimensionale Körper, bestehend aus so genannten Maschen und Knoten. Wie beim normalen Stricken werden die Maschen aneinandergehängt und durch Auseinander- oder Zusammenziehen zu dem gewünschten Objekt geformt. Die entstandenen Flächen bilden die Oberfläche des Körpers. Sie können durch Farbe und Struktur im Aussehen beliebig verändert werden. Ein 3D-Bild entsteht durch Abfotografieren dieses Objekts aus einer bestimmten Perspektive.
Ein 3D-Video entsteht, indem eine programmierte Bewegung von 3D-Modell, Kamera und Licht in einem Film festgehalten wird. Zur Verstärkung des Eindrucks kann hier auch Musik eingesetzt werden.
Während bei einem 3D-Video die Bewegung von Kamera, Licht und Objekt vor der Verfilmung festgelegt werden muss, steht ein 3D-Modell auf der Webseite für Interaktion und Animation zur Verfügung. Der Betrachter kann also mit dem 3D-Modell auf einer Webseite auf verschiedenste Art interagieren, je nachdem, was der Programmierer beziehungsweise der Kunde wünscht. Hier ist also eine Erweiterung und Änderung jeder Zeit möglich.
Wie bei jeder normalen Kamera lassen sich auch bei der Kamera für die Webseite Brennweite, Fokus, FOV und Entfernung einstellen. Selbstverständlich kann sie bewegt, gedreht und für einen Streifzug eingesetzt werden. Der Führung durch ein Gebäude, der Bedienung von mobilen Eingabegeräten oder dem Flug über ein Motherboard steht also nichts mehr im Weg.
3D-Webseiten in der Praxis
3D-Webseiten lassen sich demnach in drei Ebenen unterteilen: Zum einen gibt es die 3D-Bilder. Sie entstehen von einem zuvor angefertigten 3D-Modell und dienen als realistisches Anschauungsmaterial von Produkten und Entwicklungen in Form eines Fotos. Ist nicht das Modell an sich, sondern die Funktion die Hauptsache, kann die zweite Ebene, das 3D-Video, herangezogen werden. Hier erscheint das Ganze mit allen Details im Hochglanzformat. In der dritten Ebene spielt die Interaktion mit dem Betrachter die Hauptrolle. Das 3D-Modell wird direkt in die Webseite implementiert und mit beliebiger Interaktion versehen.
Ein Hersteller von Hauptplatinen beispielsweise könnte die einzelnen Bestandteile eines Boards als 3D-Modell interaktiv auf seiner Webseite präsentieren (Bild 1). Das Motherboard ließe sich drehen, so dass die einzelnen Komponenten beim Anklicken beschrieben und deren Funktion gezeigt werden.
Der Entwickler von Gehäusen könnte seine neueste Errungenschaft auf einer Webseite präsentieren (Bild 2). Interessenten hätten die Möglichkeit, das Gehäuse zu öffnen und mit einem Klick in seine Bestandteile zerlegen zu lassen. Das Gehäuse ließe sich außerdem von allen Seiten und Winkeln betrachten.
Entwicklungen von modernen CPUs ließen sich bis ins kleinste Detail als 3D-Video darstellen. Die Kamera könnte bis ins tiefste Innere vordringen und die ablaufenden Prozesse festhalten. Internetpräsenz im Medienzeitalter ist wichtiger denn je: Online-sein ist heute Alltag. Mit den modernen Werkzeugen der 3D-Technik gibt es für die Internetpräsenz das passende Outfit, um sich von den anderen abzugrenzen. Entwicklungen und Produkte können anschaulich und realitätsnah dargestellt und gegebenenfalls interaktiv gestaltet werden.
Auf der Webseite www.eyestee.com befinden sich neben 3D-Bildern aus den Bereichen Architektur, Automobil und Elektronik unter anderem auch ein Video zum Thema IT und einen Smart Roadster mit integriertem Abstandspilot, den Sie interaktiv lenken und fahren können.
Dipl.-Ing. Edgar Kaestner
(jj)