Herr Hauser, welche Auswirkungen hatte die Pandemie auf Kontron und die Projekte mit Ihren Kunden?
Norbert Hauser: Je nach Branche sind die Auswirkungen der Pandemie auf die verschiedenen Kunden-Projekte sehr unterschiedlich. Die S&T Gruppe, zu der Kontron gehört, ist mit über 3000 Kunden in verschiedensten Märkten in mehr als 30 Ländern diversifiziert. So konnten beispielsweise die Zuwächse in der Medizintechnik die Rückgänge im Luftfahrtbereich mehr als ausgleichen. Insgesamt sind wir aus dem Jahr 2020 gestärkt hervorgegangen. Die Digitalisierung wurde in vielen Bereichen durch die COVID-19-Pandemie beschleunigt und benötigt innovative Technologien. Mit verschiedenen europäischen Produktionsstandorten u.a. in Deutschland und Österreich konnten wir zudem stets eine durchgängige Verfügbarkeit gewährleisten. Insgesamt konnte die S&T Gruppe im Krisenjahr 2020 ein nachhaltiges Wachstum erzielen mit einer Umsatzsteigerung um 12 Prozent auf 1254,8 Millionen Euro und das EBITDA erhöhte sich überproportional um 16 Prozent auf 130 Millionen Euro. Für 2021 plant die Gruppe einen Umsatzanstieg auf mindestens 1400 Millionen Euro und ein EBITDA von mindestens 140 Millionen Euro.
Wie lassen sich die aktuellen Megatrends – 5G, KI, IIoT etc. – in praxistaugliche Lösungen umsetzen?
Norbert Hauser: Aktuell arbeiten wir mit Partnern an unterschiedlichen Pilotprojekten, bei denen wir die Praxistauglichkeit von Kombinationen dieser Trends, z.B. IIoT über 5G, erproben. Unser Bereich Telecom ist hier auch im Bereich private 5G-Netze sehr aktiv. Diese Technologie findet vor allem Anwendung bei der drahtlosen Vernetzung von Produktionsstandorten. Auf diesem Weg werden wir dann ebenso Themen wie z.B. KI projektspezifisch mit integrieren.
Wie lösen Sie die Komplexität und stellen sich den Herausforderungen der digitalen Transformation?
Norbert Hauser: Ein ganzeinheitlicher Ansatz wie mit unserem SUSiEtec-Toolset ist aus Sicht von Kontron der Schlüssel zum Erfolg. Durch die Kombination von Hardware, Software und Expertise aus einer Hand können wir die Komplexität bewältigen und individuelle Lösungen schaffen, die auch in bestehende Infrastrukturen und Architekturen integriert werden können.
Wie lässt sich die Digitalisierung weiter vorantreiben?
Norbert Hauser: Ein Kernaspekt ist die Verringerung der Komplexität. Viele Aspekte der Digitalisierung sind langwierig und vielschichtig. Mit dem SUSiEtec-Ansatz setzen wir hier genau an und schaffen Lösungen.
Wie unterstützen Sie insbesondere mittelständische Unternehmen bei der Umsetzung durchgängiger KI-Lösungen und der Umsetzung von Lösungen im Ökosystem des jeweiligen Unternehmens?
Norbert Hauser: Mit der EquipmentCloud bieten wir gerade mittelständischen Maschinen- und Anlagenbauern eine fertige und skalierbare Lösung an, welche Aspekte wie digitale Transformation und KI, aber auch die Schaffung digitaler Geschäftsmodelle unterstützt. Dabei integrieren wir unsere Lösungen natürlich in die bestehende Infrastruktur.
Viele Kunden sehen inzwischen die Notwendigkeit für die Digitalisierung.
Sind Ihre Kunden schon bereit, Digitalisierung komplett in ihren Unternehmen aufzunehmen, insbesondere mittelständische Unternehmen?
Norbert Hauser: Viele Kunden sehen inzwischen die Notwendigkeit für die Digitalisierung. Eines der Hauptprobleme für die Umsetzung in den Unternehmen sind oft die fehlenden personellen Ressourcen. Entsprechend versanden Initiativen im Tagesgeschäft und die angestrebten Veränderungen können nicht zeitnah umgesetzt werden, sodass die Wettbewerbsfähigkeit möglicherweise gefährdet wird.
Wie hilft SUSiEtec den Entwicklern beim Implementieren von KI-Anwendungen? Welche Auswirkungen hat COM-HPC auf KI-Prozesse?
Norbert Hauser: Unser SUSiEtec-Toolset bietet Entwicklern eine solide Funktionsbasis und eine moderne Entwicklungsumgebung, die es ermöglichen, innerhalb kurzer Projektlaufzeiten Projekte umzusetzen. Natürlich unterstützt unser Team auch bei der Implementierung und Inbetriebnahme, falls dies vom Kunden gewünscht ist.
COM-HPC ermöglicht es dabei, auch rechen- und datenintensive KI-Prozesse bei zeitkritischen Anwendungen vor Ort über leistungsfähige Edge Clients und Server mit entsprechender Rechenleistung und den erforderlichen Speichergrößen und Bandbreiten ablaufen zu lassen.
Anwendungen im Bereich IoT, IIoT und Industrie 4.0 werden immer komplexer. Wie lässt sich ein umfassender Sicherheitsschutz für Embedded-Geräte über den gesamten Lebenszyklus umsetzen/gewährleisten?
Norbert Hauser: Kontron entwickelt alle wesentlichen Systemkomponenten selbst und kann dadurch ein stabiles Life-Cycle- Management bieten - eine absolute Grundvoraussetzung. Bekanntwerdende Sicherheitslücken, z.B. im BIOS, können gezielt behoben und unter Einhaltung der jeweils vereinbarten Veränderungsprozesse ausgerollt werden.
Den zweiten Teil des Interviews mit Norbert Hauser können Sie nächste Woche auf unserer Homepage lesen.