Rigol Technologies Europe-Chef  Wolfgang Bartels zieht eine erste Bilanz.

Rigol Technologies Europe-Chef Wolfgang Bartels zieht eine erste Bilanz.Rigol Technologies

elektronik industrie: Rigol im europäischen Markt. Wie ist es angelaufen in Europa?

Wolfgang Bartels: Rigol hat in Europa nicht komplett neu gestartet. Wir hatten und haben nach wie vor Distributoren. Das heißt, ein gewisses Niveau und ein gewisser Bekanntheitsgrad ist bereits vorhanden. Aber ich muss sagen, allein durch die Eröffnung des Büros und die bereits veröffentlichten Presseinformationen, ist die Anfrage stark gestiegen. Man merkt es natürlich an den Umsätzen, wir sind jedenfalls positiv überrascht. Rigol wird in Europa weiter investieren und das ist für den Standort Europa sehr positiv.

elektronik industrie: War der Start in Europa gleichmäßig gut?

Wolfgang Bartels: Rigol ist in Deutschland überproportional gut gestartet. Aber auch ganz Europa liegt über den Zielen.

Deutschland ist für Rigol ein wesentlicher Markt. Die Stoßrichtung geht zunächst in die Bereiche Forschung und Universitäten, um potenzielle Kunden zu überzeugen. Aus diesem Grund hat Rigol das für Europa zuständige Büro hier in Deutschland eröffnet. Weitere Märkte, die angegangen werden, sind natürlich auch der Industrie- und Automobilbereich. Auch dort haben wir, gemeinsam mit unseren Partnern, positive Signale empfangen. Nicht nur bei Oszilloskopen und Multimetern, sondern auch im Spektrumanalysatorbereich, Stichwort keylessentry. So können auch Spektrumanalysatoren für 1058 € netto ihren Einsatz in der Produktion finden. Das sind für uns Türöffner für gewisse Märkte. Rigol hat ganz klar den Fokus auf Universalmesstechnik. Und wir wollen durch Qualität überzeugen, wir wollen nicht „der billige Asiate“ sein.

elektronik industrie: Wie ist Rigol entstanden?

Wolfgang Bartels: Rigol wurde 1998 von drei jungen Studenten gegründet, alle drei sind noch in der Zentrale der Firma in Peking aktiv. Der eine betreut die analytischen Messgeräte, der zweite ist in der Entwicklung der Messgeräte, der dritte in der Administration. In der Nähe von Shanghai wird derzeit ein zweites Werk gebaut. Die Qualität der Produkte war in den ersten Jahren noch nicht optimal. Dann aber nahm Rigol auch so genannte ODM-Verträge an, also Entwickeln und Fertigen für andere Unternehmen, da muss man Qualität liefern und ISO-zertifiziert sein. Das Unternehmen hat dadurch eine Menge gelernt. Aus persönlicher Augenscheinnahme kann ich sagen, es entspricht alles europäischen Verhältnissen. Vor drei Jahren kam dann als nächstes der Schritt nach USA mit einer eigenen Niederlassung. Rigol hat auch dort entsprechend Feedback bekommen und gute Ergebnisse erzielt. Vor rund einem Jahr dann der Sprung nach Europa, nicht zuletzt, weil Rigol mit den europäischen Standards bestens vertraut ist. Heute hat Rigol weltweit rund 400 Mitarbeiter, davon sind alleine etwa 100 in Peking ansässige Entwicklungsingenieure. Also eine große Kapazität, um Neuentwicklungen durchführen zu können und in regelmäßigen Abständen mit erweiterten und neuen innovativen Produkten auf den Markt kommen.

Die Oszilloskope der Rigol-Familien DS2000 sind in 2-Kanal-Varianten für 70 MHz, 100 MHz und 200 MHz erhältlich.

Die Oszilloskope der Rigol-Familien DS2000 sind in 2-Kanal-Varianten für 70 MHz, 100 MHz und 200 MHz erhältlich.Rigol Technologies

Das erste Quartal dieses Jahres hat es gezeigt: Wir bieten neue Generatoren, Oszilloskope und den Spektrumanalysator an. Jetzt kommt die 2000er Oszilloskop-Serie und es geht mit einer faszinierenden Roadmap weiter. Wir bieten Oszilloskope für 268 € an, mit 50 MHz Bandbreite, zwei Kanälen, FFT und drei Jahren Garantie. Da bleibt „nichts mehr hängen“, das wissen alle, aber es ist ein strategisches Marketingprodukt. Die Rücklauf-Quote liegt hier unter einem Prozent. Auf dieser Basis sind es bei dem Preis-Leistungsverhältnis die neuen Produkte wie die 4000er Oszilloskop-Serie und der Spektrumanalysator, die sehr erfolgreich gestartet sind. Nicht zu vergessen die zweikanaligen 60-MHz Arb-Generatoren mit integriertem 200-MHz-Universalzähler für 650 € − da kann man beim Kauf eigentlich nichts falsch machen. Viele Kunden testen zunächst die Geräte und sagen dann: o.k., überzeugt mich, kann ich nehmen. Das ist so etwa die Vorgehensweise wie wir als Anbieter die Kunden überzeugen können, durch Qualität.

elektronik industrie: Wie ist Europa für Rigol definiert?

Wolfgang Bartels: Im Moment ist es tatsächlich das Gebiet Europa, aber die Tendenz geht zu EMEA. Europa heißt, auf jeden Fall inklusive Russland und es kommt noch Israel dazu und die Türkei. Für mich ist Schwerpunkt Europa: Deutschland, Österreich, Schweiz, Frankreich, UK, Schweden, Italien, Spanien. Die „osteuropäischen“ Länder werden noch direkt von einem Kollegen in Peking betreut, der aber in naher Zukunft nach Europa kommen und Osteuropa von hier aus betreuen wird.

Wir sind gerade dabei, die ersten Handbücher für die neuen Messgeräte ins Deutsche zu übersetzen, wobei die DS1000 Scope-Serie bereits neben dem Englischen über ein integriertes GUI in deutscher, französischer und spanischer Sprache verfügt.

Wir führen in Puchheim ein Zwischenlager. Wobei ab Hamburg zum Teil schon Geräte palettenweise direkt an die Distributoren gehen. Kleinere Länder und kleinere Distributoren können sich natürlich nicht sofort hochpreisige Geräte auf Lager legen. Sie werden von uns über Puchheim zwei-, fünf-, zehnstückweise bedient. Es ist wichtig für uns, dass wir schnelle Verfügbarkeit haben und dieses auch unseren Distributoren anbieten.

Es kristallisiert sich heraus, dass es Distributoren gibt, die einen sehr guten Webshop für lowcost Produkte installiert haben und die Produkte in Massen verkaufen. Auf der anderen Seite gibt es für uns immer wichtiger werdende Distributoren, die ein etwas anderes Vertriebskonzept haben, natürlich auch einen Shop, aber zusätzlich Messeauftritte, Seminare geben, direkt zum Kunden fahren und ein Gerät präsentieren können. Deshalb auch die Eröffnung der europäischen Rigol-Niederlassung, dass die Distributoren direkt auf unsere Applikationsmannschaft zurückgreifen können. Natürlich bekommen wir direkte Anfragen, diese werden direkt an die Distributoren weitergeben.

elektronikindustrie: Wie ist der Status Ihres Distributorennetzes?

Wolfgang Bartels: Ich denke, es wird immer mal wieder Anpassungen geben, aber das Grundgerüst steht. Das sind zu 80 % die, die auch vorher schon für Rigol tätig waren. In Deutschland sind autorisierte Distributoren u.a. Batronix in Schwentinental und Meilhaus Elektronik in Puchheim. Meilhaus ist, neben einigen anderen in Europa, mit Sicherheit jemand im Sinne der neuen Strategie mit mid- und high-range-Produkten. Ein 1-GHz-Scope DS6000 kann man nicht einfach über einen Webshop verkaufen. Da fragt der Kunde schon mal nach, ob er das Gerät vorher sehen kann. In Österreich haben wir Rekirsch Elektronik, Wien, in der Schweiz die Maxdata (Schweiz) AG, Baar. In UK ist als Distributor die Firma Amplicon in Brighton zu den bestehenden, wie Telonic und MCS, hinzugekommen. In Frankreich ist es die Firma OVIO mit einigen Partnern die Rigol entsprechend vertreten. Man könnte jetzt alle aufzählen, aber diese Liste ist im Internet zu finden.

elektronik industrie: Rigol ist seit langem im LXI-Konsortium und das einzige asiatische Unternehmen, das LXI-Compliance-Test anbietet. Wie schätzen Sie die LXI-Schnittstelle ein?

Wolfgang Bartels: Die LXI-Schnittstelle ist für die Zukunft ganz wichtig. Nicht unbedingt im Laborbereich, da lässt sich auch mit USB einiges machen, aber im professionellen Bereich in der Fertigungstechnik bei Automotive und Industrial. Überall dort, wo hohe Datenübertragungsraten zwischen den Geräten gefordert sind. So besitzt zum Beispiel der Rigol-Spektrumanalysator, wenn er in der Fertigung eingesetzt werden soll, eine LXI-Schnittstelle. Für uns ist LXI nicht nur Hardware, sondern es geht auch Richtung Web-Interface, Bedienung und portable Software-Unterstützung. Wir sind dabei, dies alles zu integrieren. Es wird auch Produkte geben, wo es zwingend notwendig ist, so etwas anzubieten. Schon heute unterstützen die 4000er Scope-Serie LXI, die 2000er Scopes sind ebenfalls mit einem LAN-Anschluss ausgerüstet.

elektronikindustrie: Ist modulare PC-gestützte Messtechnik ein Thema?

Wolfgang Bartels: Im Moment hat Einschub-Messtechnik keine Priorität bei Rigol. Wir verfügen bereits heute über eine Multimeter/Scanner-Kombinationen. Aber auch da muss man einfach einem gewissen LXI- und Softwarestandard folgen, sonst kann man im ATE-Bereich nicht mithalten.

elektronikindustrie: Wie sind die Trends bei Rigol-Messgeräten?

Wolfgang Bartels: Höchstwahrscheinlich wird es bei Rigol in die höheren Frequenzen gehen, beispielsweise bei Oszilloskopen. In den Geräten sind Standard-Bauelemente, auch FPGAs und Module im Einsatz, ASICs derzeit aber nicht. So gibt es zum Beispiel in den DS2000-Oszilloskopen rauscharme Eingangs-Module, die 500 µV pro Division ermöglichen, wo bisher 1 oder 2 mV pro Division üblich sind.

Was Kombigeräte angeht, ist für Europa zunächst einmal die Mixed-Signal-Funktion ganz wichtig. Da bietet Rigol im Moment zwei Geräte an, das Oszilloskop 1000D mit 100 und 50 MHz Bandbreite mit digitalen Eingängen. Hier wünsche ich mir ein MSO in der DS4000-Klasse, da wir hier im Augenblick keine Zuwächse verzeichnen, eher Umsatz verlieren. Zusätzliche Funktionen in Oszilloskopen wie beispielsweise Generatoren oder Spektrumanalysatoren sehe ich mittelfristig bei Rigol nicht. Rigol bietet ja bereits einen zweikanaligen Arb-Generator bis 20 MHz für 310 Euro an, den man extern triggern kann, ihn zusätzlich zu integrieren macht also wenig Sinn.

Die Arb-Generatoren der 5000er-Serie haben alle digitale Ausgänge, um Bitmuster parallel ausgeben zu können 16 Bit und das High-end-Gerät 32 Bit.

Wesentliche serielle Busanalyse-Anfragen kommen aus dem Bereichen Universitäten und Ausbildung, die wollen für ihre Schüler und Studenten genau diese Kombination haben. Dies ist auch die Zielgruppe, wo wir in Europa die Möglichkeit sehen, relativ schnell Fuß zu fassen. Es ist um ein Vielfaches schwerer in einen Betrieb rein zu kommen, der seit Jahrzehnten bei etablierten Herstellern kauft.

Für die Protokollanalyse bieten wir auch CAN- und Flexray-Decodierung an. Bemerkenswert ebenfalls die Speichertiefe der 4000er- und 6000er-Geräte. Wir können dort so etwa 140 Mio. Punkte ablegen (Best in Class!). Wichtig für komplexere Signale mit größeren Datenmengen. Die arbiträren Generatoren, speziell die 5000er-Serie, haben einen großen Speicher von bis zu 128 MByte.

(jj)

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Rigol Technologies EU GmbH

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