Es gab Zeiten, da war das Finanzmodell eines gewinnbringenden Geschäfts mit vernetzten Geräten vergleichsweise einfach: Die Kosten für Herstellung, Vertrieb und Versand pro Einheit mussten unter dem Verkaufspreis liegen. Natürlich hatten die Hersteller der Produkte immer zusätzliche Kosten nach dem Verkauf, zum Beispiel für Garantie, Support und die übliche gesetzliche Haftung. Heute, wo Geräte vernetzt und IoT-Geräte sind, stehen die Hersteller vor einer neuen Art von Kosten, die durch die Konnektivität ihrer Produkte entstehen und über die gesamte Lebensdauer anfallen. Diese Konnektivität kann die Gewinnrechnung komplizierter machen.
Für Entwickler von Embedded-Geräten mag dies auf den ersten Blick eher wie ein Buchhaltungsproblem und nicht wie ein technisches Problem aussehen. Und deshalb ist es während der Produktentwicklung allzu einfach, die gründliche Analyse aller Quellen für Konnektivitäts-Kosten, die dem Hersteller über die Lebensdauer seines Produkts im Einsatz entstehen, zu vergessen.
Zusätzliche Kosten
Sobald ein Hersteller sein Produkt mit „intelligent“, „vernetzt“ oder „IoT“ bewirbt, erwartet der Käufer, dass es das Versprechen der Vernetzung erfüllt. Für den OEM entstehen dadurch zusätzliche Kosten:
- Onboarding: Die meisten Verbraucher sind technisch nicht versiert. Hersteller intelligenter Hausgeräte machen die Erfahrung, dass durchschnittlich nur 20 Prozent der Käufer von Geräten, die sich mit dem Internet verbinden können, tatsächlich versuchen, diese Verbindung herzustellen. Und nur der Hälfte davon gelingt es, die Verbindung über längere Zeit aufrechtzuerhalten. In dem Maß, wie Cloud-Dienste zum integralen Bestandteil des Betriebs von Geräten werden, wird die Akzeptanz für diesen ineffektiven Prozess des Onboardings abnehmen. OEM müssen mit einer steigenden Belastung durch Fernsupport rechnen, um den Anwendern zu helfen, ihre Geräte online zu bringen.
- Technischer Support während der ganzen Lebensdauer: Die Erwartung des Anwenders, dass der Gerätehersteller dabei hilft, das Gerät online zu halten, erstreckt sich über die gesamte Lebensdauer des Produkts. Der Helpdesk ist nicht nur für das Onboarding da – er sollte im Betriebsbudget eines IoT-Geräteherstellers ein ebenso permanenter Posten sein, wie die IT-Abteilung eines Großunternehmens, das seinen Mitarbeitern einen Helpdesk zu ihrer Unterstützung beim Einsatz von PCs und anderer vom Unternehmen gestellter Technologie anbietet.
- Sicherheits- und Feature-Updates: Die PC- und Smartphone-Modelle bei der Wartung vernetzter Geräte haben die Erwartung entstehen lassen, dass der Originalhersteller dafür verantwortlich bleibt, das Gerät vor Schadsoftware, Hacking und anderen Bedrohungen zu schützen. Außerdem sind die Geräte in einer vernetzten Welt zu aktualisieren, um die Kompatibilität zu weiterentwickelten Ökosystemen und Plattformen aufrechtzuerhalten. Die Kosten für die Entwicklung und Verbreitung dieser Updates zu den vernetzten Geräten gehen ebenfalls zu Lasten des OEM.
Diese drei Arten von Kosten fallen für die gesamte Lebensdauer des Geräts im Einsatz an. Kritisch für die Finanzplanung des Herstellers ist, dass diese Kosten zu Beginn entstehen: Es gibt erhebliche Einrichtungskosten für ein Rechenzentrum, das Personal für den Helpdesk und die Schulung des Support- und IT-Personals, das den Kunden bei Onboarding, Fehlersuche, Aktualisierung der Anwendungssoftware und dem Management der OTA-Sicherheits- und sonstigen Updates hilft.
Wahl der richtigen Technologie
Wichtig ist die technische Entscheidung bei der Wahl der Technologie für die Konnektivität. Wenn die Ausgaben während der Lebensdauer die Gefahr bergen, die Profitabilität eines Produkts zu untergraben, ist es sinnvoll, die während der Lebensdauer wiederholt auftretenden Kosten so niedrig wie möglich zu halten. Und daraus folgt, dass die OEM möglichst Konnektivitätsoptionen, zum Beispiel das Mobilfunknetz, meiden sollten, bei denen immer wieder Verbindungs- und Datenkosten, anfallen.
Wenn eine Verbindung zum WLAN des Endanwenders technisch möglich ist, ist sie aus kaufmännischer Sicht zu bevorzugen. Es gibt keine Anschlussgebühr und keine Kosten für den Download und Upload von Daten, da diese bereits durch den Vertrag des Endanwenders mit dem Betreiber des Breitbandnetzes abgedeckt sind.
Kosten über- oder unterschätzen
OEM, die Mobilfunkverbindungen nutzen, tun dies in der Annahme, dass die laufenden Kosten – der monatliche Datenplan – vernachlässigbar sein werden, da sie davon ausgehen, dass die Datenmenge eines IoT-Geräts beim Download und Upload minimal ist. Weitere Trends in den Ökosystemen vernetzter Geräte bringen diese Annahme jedoch zu Fall. Die Erfahrung mit herkömmlichen Computergeräten wie PCs legt nahe, dass Größe und Häufigkeit von Sicherheitsupdates und Patches für IoT-Produkte ständig zunehmen werden.
Dadurch wird es unmöglich, die durchschnittlichen monatlichen Ausgaben für den Download von Daten über die Lebensdauer des Endprodukts vorherzusagen. Dem Vermarkter des Produkts, der den Preis des Geräts festlegen soll, bleibt damit nur die Möglichkeit, die Kosten zu überschätzen und das Produkt damit unnötig teuer zu machen oder sie zu unterschätzen und so den Gewinn zu gefährden.
In jedem Fall ist das Provisioning per Mobilfunk nicht der einzige Weg, die Probleme der Verbraucher beim Onboarding in ein IoT-Netzwerk anzugehen. Innovativen Geräteherstellern ist es gelungen, die Inbetriebnahme per WLAN verbraucherfreundlich zu gestalten, indem sie zum Beispiel eine zusätzliche Verbindung per Bluetooth Low Energy dazu nutzen, die Anmeldedaten für das Netzwerk aus einer vertrauenswürdigen Quelle wie einem Smartphone zu übernehmen.
Fazit
Diese Diskussion hat den schwierigen Balanceakt beleuchtet, den die Gerätehersteller beim Übergang zu einer vernetzten Zukunft vollbringen müssen. Die beste Chance haben die Hersteller dann, wenn sie ihre laufenden Kosten so niedrig wie möglich halten. Hierzu können sie zum Beispiel immer wieder auftretende Konnektivitäts-Kosten vermeiden, indem sie das vorhandene WLAN des Anwenders nutzen. Auf die Leistung und Qualität der WLAN-Komponenten zu achten, zahlt sich heute mehr aus als je zuvor, denn es sorgt dafür, dass IoT-Geräte ständig online bleiben und der Produktsupport des Herstellers vom Anwender seltener in Anspruch genommen wird.
Erik Wood
(na)