Mit den beiden auf die Supply-Chain fokussierten Tools Valor Information Highway und Valor Warehouse Management meldet sich Mentor Graphics in der Elektronikfertigung zurück. Der Hersteller konzentriert sich auf die Tatsache, dass die Materialien einen Großteil der Herstellungskosten ausmachen. Dementsprechend sollen die beiden Software-Werkzeuge die Effektivität beim Enterprise Resource Planning (ERP) verbessern und die Elektronikfertigung bei der Reduzierung der Materialkosten unterstützen.

Unter diesem Gesichtspunkt, dass eben die Materialien einen Großteil der Herstellungskosten ausmachen, ist die Bestandsgenauigkeit ein wichtiger Aspekt bei der Leiterplattenbestückung, erläutert Michael Ford, Valor Product Marketing von Mentor Graphic: „Dies stellt traditionelles ERP jedoch vor große Herausforderungen, da Unstimmigkeiten beim Warenbestand die Materialbeschaffung und Planung gefährden.“ Aus diesem Grund hat Mentor Graphics eine Supply-Chain-Lösung entwickelt, die ERP/MRP-Systeme in diesem Bereich ergänzt. Zusammen liefern die beiden neuen Produkte Echtzeit-Daten über Materialverbrauch und Ausschuss. Sie erleichtern das vollständige Materialmanagement sowie die Rückverfolgbarkeit über die gesamte Lagerinfrastruktur, Logistik, Lagerplätze und direkten Einsatzstellen. „Zum ersten Mal können Produktionsteams über ein einziges Softwarepaket auf Daten aus allen Bereichen der Fertigung, Supply-Chain, des Qualitätsmanagements, Planung und Produktentwicklung zugreifen“, betont Michael Ford.

Mit ERP-Systemen Prozesse steuern

Der Aufbau klassischer ERP-Systeme besteht aus mehreren Schichten. Die Basis einer ERP-Lösung bildet ein Datenbank-Management-System, das alle wichtigen Informationen aus den verschiedenen Bereichen wie beispielsweise Produktion, Vertrieb und Finanzbuchhaltung vorhält. Eine durchgehende Integration und eine Abkehr von Insellösungen führen zu einem ganzheitlichen ERP-System, in dem Ressourcen unternehmensweit verwaltet und gesteuert werden können. ERP-Systeme verbessern zudem den Kommunikationsfluss im Unternehmen und können im Sinne von E-Collaboration die Zusammenarbeit im Unternehmen effizienter gestalten. Typische Funktionsbereiche einer ERP-Software sind neben der Materialwirtschaft, also der Beschaffung, Lagerhaltung und Disposition, sowohl die Produktion respektive Produktionsplanung und -steuerung als auch die Bedarfsermittlung. ERP-Systeme sind mit dem Finanz- und Rechnungswesen gekoppelt und unterstützen das Controlling. Im ERP-System vernetzt sind sowohl die Personalwirtschaft als auch Forschung und Entwicklung sowie Verkauf und Marketing. Die komplexe Anwendersoftware ermöglicht eine effiziente Stammdatenverwaltung, Produktdatenmanagement und schließlich auch das Dokumentenmanagement.

ERP-Systeme unterscheiden sich hauptsächlich in der fachlichen Ausrichtung (Zielbranche), der Skalierbarkeit auf unterschiedliche Unternehmensgrößen (Anzahl benötigter Benutzer oder Unternehmensstandorte), dem angebotenen Funktionsumfang und den zum Einsatz kommenden Technologien (Datenbanken, Programmiersprachen, Schichtenarchitekturen, unterstützten Betriebssystemen etc.). Eine Adaptionsschicht gestattet es den Anwendern, ihr ERP-System an individuelle Anforderungen anzupassen. Wie tief diese Anpassungen eingreifen und das ERP-System modifizieren, hängt von den einzelnen Lösungen ab. Viele Applikationen bieten den Anwendern eine Reihe vorkonfigurierter Stellschrauben, mit deren Hilfe sich das System parametrisieren lässt. Der Vorteil dieser Parametrisierung liegt darin, dass die hier vorgenommenen Einstellungen am System in aller Regel Release-fähig sind.

Zurzeit lässt sich der Trend beobachten, dass immer mehr Anbieter auf webbasierte Produkte setzen. Hierbei wird beispielsweise die System-Oberfläche in einem Browserfenster dargestellt. Dies bietet unter anderem die Möglichkeit, auch unternehmensexterne Zugriffe auf das eigene System zu realisieren, ohne eine grafische Benutzeroberfläche installieren zu müssen. Somit lassen sich etwa Lieferanten oder Kunden direkt in die Geschäftsprozesse einbeziehen, um beispielsweise Bestellungen aufzugeben oder Lieferungen zu terminieren. Diese Möglichkeiten bedeuten einen wesentlichen Zeit- und damit Kostenvorteil.

Auf dem Information-Highway

„Elektronikfertiger müssen sich schnell auf Kundenanforderungen und Prozessänderungen einstellen können“, nimmt Michael Ford Anlauf. Für ihn ist die größtmögliche Transparenz der Produktionsabläufe und Prozessstabilität die „Grundvoraussetzung zur Erreichung der Effizienzziele“. Die Kontrollmechanismen ermöglichen nicht nur beschleunigte Prozesse und optimierte Services, sondern auch eine höhere abgesicherte Qualität der Produkte und Komponenten: „Das gezielte, systematische und frühzeitige Erkennen von Störgrößen und Schwachstellen reduziert die Fehlerquote signifikant.“ Darauf soll die so genannte Information-Highway-Software abzielen: Sie bietet Echtzeit-Zugriff und detaillierte Informationen aus Lager und Fertigung.

Diese Lösung erfordert keine aufwändige Integration und soll die hohen Kosten kundenspezifischer Anpassungen verschiedener Engineering-Dienstleistungen vermeiden, außerdem komplexe Abhängigkeiten zwischen den Systemen. Benutzer haben eine einzige konsistente Datenquelle, die – sowohl live als auch auf Anforderung – das gesamte integrierte Fertigungsumfeld darstellt, vom Engineering, der Planung, bis zur Ausführung, den Materialien, der Rückverfolgung sowie Informationen über die Qualität. Die vom Valor Information Highway generierten Daten und Berichte liefern Informationen über die Performance und Rückverfolgbarkeit, die kontinuierliche Verbesserungen in allen Bereichen der Elektronikfertigung erlauben, weshalb Ford anmerkt: „So gibt das Werkzeug eine einheitliche Informationsquelle, die mit dem ERP- und MES-Reporting verbunden ist, vollständige Transparenz und Kontrolle über die Fertigung. Der Zugriff auf detaillierte Daten in Echtzeit erlaubt es, einen Fertigungsbetrieb effektiver zu managen und den Kunden genauen Bericht zu erstatten. Dies kann erfolgsentscheidend sein.“

Im Lagerhaus

Das neuartige Valor-Warehouse-Management-Tool stellt eine umfangreiche Lösung zum Materialmanagement dar. Es handelt sich um eine vereinheitlichte Umgebung, die mehrere regionale und überregionale Lagerhallen und Produktionslager umfasst: direkt vom Materialeingang über die Logistik bis zum Lagermanagement. Das Werkzeug enthält automatisierte PDA-basierte Material-Aufgabenzuordnungen wie auch aktuelle konfigurierbare Logistikregeln einschließlich Kanban und der Materiallieferung „Just in Time“. Dies soll eine optimale Leistung und Effizienz bei der Materiallogistik und Lagerorganisation sicherstellen, bekräftigt der Experte: „Das Tool automatisiert die direkte Erfassung der Verbrauchs- und Ausschussdaten wie auch eine vollständige und genaue Bestandsaufnahme der Materialien. Eine unerwartete Materialknappheit und zu hoher Materialbestand lassen sich damit automatisch vermeiden.“

Optimierung der Materialversorgung

Unstimmigkeiten beim Warenbestand gefährden die Materialbeschaffung und Planung in der Elektronikfertigung. Mentor Graphics antwortet auf dieses Problem mit einer Supply-Chain-Lösung: Die beiden Software-Werkzeuge Valor Information Highway und Valor Warehouse Management ergänzen vorhandene ERP-Systeme und sollen für besseres Supply-Chain-Management sorgen. Geht es nach Mentor, dann können Kunden durch diese Tools in den Bereichen NPI, Prozessvorbereitung und Produktionsbetrieb erhebliche Verbesserungen bei den Produktionsabläufen und einen hohen Return on Investment erzielen. Die beiden Produkte sind ab Januar 2014 erhältlich.

Marisa Robles Consée

ist freie Redakteurin Productronic

(mrc)

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