„Wir haben uns auf dem Markt umgeschaut und festgestellt, dass es eine Vielzahl von Systemen gibt, die in Frage kommen könnten, haben uns dann aber recht schnell auf fünf Systeme konzentriert. Viele Geräte schieden allein wegen der bei uns zu inspizierenden Boardgröße aus, andere wegen der erforderlichen Taktzeiten“, bemerkt Robert Schmid, Systemboard-Prüftechnikverantwortlicher bei der Fujitsu Technology Solutions GmbH (FTS) in Augsburg.
„Wir haben schließlich durchwegs voll verkettete Linien, in denen alle Systeme dem Linientakt folgen müssen“, fügt Dr. Wolfgang Stark, FTS Leiter Engineering Systemboard in Augsburg hinzu. „Die modernen Kamerasysteme sind leistungsfähiger, schneller und günstiger als noch vor ein paar Jahren. Deshalb sehen wir heute die Einsetzbarkeit für unsere Linien gegeben“.
Schließlich muss man bei Fujitsu in Augsburg mehr denn je mit spitzem Stift rechnen, um sich als einer der letzten Motherboardhersteller in Europa gegenüber der globalen Konkurrenz behaupten zu können. „Für uns sind die Kosten ein wichtiger Faktor. Wir müssen genau fokussieren, an welcher Stelle wir investieren, damit höchste Qualität auf der einen, aber auch höchste Rentabilität auf der anderen Seite herauskommt“, so Stark. „Boardentwicklung und Fertigung behalten in Augsburg ihre Existenzberechtigung nur dann, wenn wir uns permanent weiterentwickeln und dem globalen Wettbewerb stellen.“
„Neben den logistischen Vorteilen sind auch die kurzen Wege zur Entwicklung ein Vorteil für diesen Standort. Änderungen sind innerhalb eines Tages möglich. Dem Musterbau kommt insofern eine tragende Rolle zu, weil wir hier sämtliche Boards einer umfassenden AOI-Prüfung unterziehen, was der Entwicklungszeit und somit dem Time-to-Market-Aspekt zu Gute kommt“, erklärt Robert Schmid.
„Das spricht natürlich für ein Bauteilbibliothek-orientiertes AOI-System“, fügt Ronald Block, Geschäftsführer der Prüftechnik Schneider & Koch hinzu. Und weil ständig neue Bauteile hinzukommen, werden diese bereits in der Prototypenphase „geteached“ und auf Tauglichkeit für die Serie getestet.
Die Qual der Wahl
„Wir hatten zunächst Hersteller aus Asien und aus Deutschland in der näheren Auswahl. Unter anderem spielte auch der Support, den uns die Lieferanten bieten konnten eine Rolle“, erläutert Robert Schmid.
„Kann unser Lieferant auf Änderungswünsche – sei es Software oder Hardware – prompt reagieren? Mit Schneider & Koch haben wir diesbezüglich ganz einfach die besten Erfahrungen gemacht. Es gab wenig Diskussionen, wenn es z. B. um eine Modifikation der Stopperposition ging. Solche Dinge scheinen mir bei amerikanischen oder asiatischen Herstellern nicht ohne weiteres so schnell umsetzbar. Wir haben – gerade weil wir in Deutschland eine Serienproduktion fahren – andere Anforderungen, als sie in Asien üblich sind. Bei uns zählen manchmal scheinbar kleinste Kleinigkeiten, die uns aber einen entscheidenden Vorteil bringen.“
„Es ist nicht von ungefähr unser Prinzip, dass wir hier in Augsburg mit Lieferanten arbeiten wollen, die in nächster Nähe greifbar sind“, betont Dr. Wolfgang Stark. „Das sollten Lieferanten sein, die voll auf unsere Bedürfnisse eingehen können und wollen. Wir brauchen einfach zuverlässige Partner“.
„Das ist ja wohl auch einer der Vorteile, die Schneider & Koch seit Jahren im Markt anbietet“, fügt Andreas M. Keiner, Geschäftsführer der Nemotronic und Vertriebspartner von Schneider & Koch. „Wir arbeiten absolut kundenorientiert und können dazu auf umfangreiches Know-how zurückgreifen, wenn es um Detailänderungen an unseren Systemen und Geräten oder an der Software geht – schnell und flexibel.“
„Zudem bieten wir Systemlösungen an, die mittlerweile – damals noch unter dem Logo Rhode & Schwarz – 18 Jahre auf dem Markt präsent sind und ständig weiterentwickelt wurden“, bemerkt Ronald Block. „Insofern und vor allem was das Preis-Leistungsverhältnis angeht können wir in jeder Hinsicht mit der globalen Konkurrenz mehr als mithalten, auch wenn wir nicht die billigsten sind.“
Die Testphase
Nach der Evaluierungsphase erfolgte im Werk Augsburg eine Testfertigung über vier Wochen, so dass man Anfang 2011 zu einer Entscheidung und zur Anschaffung des 1. AOI-Systems kam. „Es war am Ende eine überaus sachliche Entscheidung mit klaren Fakten: Bringt das System die erforderliche Leistung bezüglich Fehlerabdeckung, Taktrate und Prozesstauglichkeit? Wie schnell komme ich zum Prüfprogramm? Wie wird man vom Lieferanten in der Testphase unterstützt? usw.“ so Schmid.
„Es waren durchaus interessante Erfahrungen die wir in dieser Zeit gemacht haben. Letztendlich hat sich eine gute Geschäftsbeziehung mit S & K entwickelt.“ bemerkt Dr. Wolfgang Stark.
Erste Erfahrungen
Mittlerweile ist inzwischen das 3. AOI-System von Schneider & Koch installiert. Probleme gibt es bis heute keine. Dies ist sicherlich auch ein Grund warum dieses AOI von den Mitarbeitern im Engineering aber auch im Shopfloor schnell akzeptiert wurde. Die Programmerstellung bewegt sich von ein paar Stunden bis hin zu 2 Tagen“.
Die Bedienoberfläche ist Windows 7-kompatibel und ansprechend gestaltet“, meint Robert Schmid. Ins Visier kommen Server-Mainboards mit 460 mm x 430 mm mit 4.500 Bauteilen auf einer Seite. Demnächst werden es 7.500 Bauteile auf beidseitig bestückten Boards sein. 0201-Chips gehören mittlerweile zum Alltag wie SMD-ICs mit 0,4 mm Pitch.
Die Taktzeiten liegen zwischen 35 s für PC Motherboards bis hin zu 90 s für Server- und Workstation Motherboards. In diesem Zeitrahmen muss natürlich auch geprüft und repariert werden.
Die Prüfstrategie
„Wir wollen ja nicht einfach nur Fehler herausprüfen, sondern auch einen kurzen Regelkreis zur Prozessoptimierung realisieren“, betont Robert Schmid. Ein Großteil der Fehler kann auch gleich am AOI-Reparaturplatz beseitigt werden – zum Glück, wenn man bedenkt, dass es sich fast durchwegs um auftragsbezogene Losgrößen handelt. Andererseits können wir schnell auf Fehler im SMT-Prozess reagieren. Schließlich wäre es eine schmerzliche Angelegenheit, wenn bei der Größe dieser Boards Fehler zu spät erkannt würden und teuer nachgearbeitet werden müssten. Mittel- und langfristige Auswertungen helfen uns, Auffälligkeiten richtig zu deuten und entsprechende strategische Maßnahmen zu ergreifen“.
(hb)