Bis zu 80 Prozent der Informationen verarbeitet der Mensch visuell. Gerade an ESD-Arbeitsplätzen werden aufgrund der Filigranität der Teile besonders anspruchsvolle Sehaufgaben durchgeführt. Die Wahl der Beleuchtung hat aus diesem Grund wesentlichen Einfluss auf die adäquate Informationsverarbeitung. Die Beleuchtung unterstützt nicht nur die visuelle Wahrnehmung und damit auch die Informationsvermittlung, sondern zeichnet sich auch durch psychisch-emotionale und physiologisch-biologische Wirkungen aus. Am Arbeitsplatz ist die Beleuchtung insbesondere Teil der ergonomischen Richtlinien. Sie beeinflusst dabei nicht nur das persönliche Wohlbefinden und die Gesundheit, sondern wirkt sich auch positiv auf die Motivation und auf die Arbeitsleistung aus. Neben Sicherheitsanforderungen im Sinne des Arbeitsschutzes ist die Beleuchtung am Arbeitsplatz auch an ergonomischen Grundsätzen orientiert.
In ESD-Schutzzonen jedoch gelten besondere Anforderungen für arbeitsplatzbezogene Beleuchtungslösungen. Denn das Tückische an ESD ist, dass die durch sie verursachten Schäden nicht unmittelbar sichtbar werden und dass der Verursacher sie oftmals gar nicht bemerkt. Wohl aber die durch die fortschreitenden Miniaturisierungsbestrebungen immer kleiner werdenden Bauteile und Komponenten. Die Abstände zwischen den Strukturen im Bauteil betragen heute schon weniger als 25 nm. Damit einhergehend werden die Teile stetig empfindlicher. Elektronische Bauteile sind bereits durch die Entladung von Spannungen ab etwa 100 V gefährdet – ein Bereich, der vom Menschen nicht wahrnehmbar ist. ESD ist somit ein sehr ernstes Problem der Elektronikbranche.
Dadurch entstandene Schäden sind nur sehr aufwändig zu ermitteln – meistens handelt es sich verdeckte Schäden: So kann Elektronik durch ESD unbemerkt vorbeschädigt werden, funktioniert damit zunächst ganz normal und fällt erst später – teilweise nach Monaten – beim Kunden aus. Das verursacht nicht nur unzufriedene Kunden, sondern auch hohe Qualitäts- und Reparaturkosten. Im schlimmsten Fall entstehen sogar Gewährleistungsansprüche und Produkthaftungsschäden. Elektrostatische Ladungen entstehen, wenn isolierende Materialien aneinander gerieben werden. Dies geschieht beispielsweise beim Laufen über Teppichböden mit Kunststoffschuhen, Arbeiten an einer Werkbank oder Verpacken von Leiterplatten. In all diesen Situationen können Spannungen bis zu 35.000 V entstehen. Doch Schäden sind vermeidbar, wenn alle gebotenen Schutzmaßnahmen genutzt werden. Dazu gehört die ESD-gerechte Ausstattung von Arbeitsplätzen etwa mit ESD-sicheren Stühlen und Tischen, aber auch anderen Elementen, die unmittelbar am Arbeitsplatz platziert sind, wie der Beleuchtung.
Arbeitsplatzbezogene Beleuchtungslösung
Eine unkritische Deckenbeleuchtung reicht heute nicht mehr aus, denn je anspruchsvoller Sehaufgabe und Tätigkeit, desto höher sollte die Beleuchtungsstärke ausfallen. Dies lässt sich am besten mit einer arbeitsplatzbezogenen Beleuchtungslösung bewerkstelligen. Denn gutes Licht steigert die Produktivität, erhöht die Sicherheit, unterstützt die Gesundheit und reduziert Energiekosten. Erst bei einer angemessenen Beleuchtung kann das menschliche Auge die Informationen optimal verarbeiten. Die Produktivität am Arbeitsplatz lässt sich mit guter Beleuchtung um bis zu 40 Prozent steigern. Zudem senkt Licht die Fehler- und Ausschussquoten. Wer mehr sieht, macht bis zu 50 Prozent weniger Fehler. Licht verhindert außerdem ein vorzeitiges Ermüden, denn es reduziert die Produktion des Schlafhormons Melatonin. So lassen sich mit gutem Licht bessere Arbeitsergebnisse erzielen, was sich besonders bei der Schichtarbeit bemerkbar macht. Mehr Licht sorgt darüber hinaus für weniger Arbeitsunfälle und senkt das Verletzungsrisiko. Laut der Berufsgenossenschaft ereignen sich zweidrittel aller Unfälle bei niedrigen Beleuchtungsstärken von weniger als 500 Lx. Auch die Lichtqualität spielt dabei eine wichtige Rolle.
Außerdem wirkt eine gute Beleuchtung den Alterserscheinungen entgegen. Mit zunehmendem Alter steigt der Lichtbedarf, weil die Augenmedien die Durchlässigkeit verlieren. Blendung und Spiegelung sollten am Arbeitsplatz grundsätzlich verhindert werden. Auch die Blendungsempfindlichkeit nimmt mit steigendem Alter zu. Individuell einstellbares Licht macht Arbeitstätige jeden Alters produktiver, weil es dann den persönlichen Bedarfen am besten entspricht. Denn jeder Mitarbeiter hat einen anderen Lichtbedarf, der vom Alter, von der Tätigkeit und den Sehfähigkeiten abhängig ist. Eine bedarfsbezogene Beleuchtung spart darüber hinaus Energie und vermeidet Verschwendung, indem nur dort mit hohen Lichtstärken beleuchtet wird, wo es tatsächlich erforderlich ist.
Anforderungen an eine ESD-gerechte Beleuchtung
Von einer aufgeladenen Leuchte kann es zu einer schlagartigen Entladung auf die Elektronikkomponente durch Berührung oder lediglich Annäherung kommen. Dies ist insbesondere bei der Arbeit mit Lupen- und Gestängeleuchten, die besonders nah an den Elektronikkomponenten platziert sind, relevant. Doch selbst bei der Arbeit mit Systemleuchten, die in der Nähe von Ablageflächen mit einem Abstand von weniger als 30 cm positioniert sind, ist der ESD-Schutz wichtig. Denn bei diesem Abstand können die Leuchten Elektronikkomponenten durch so genannte Influenz aufladen. Diese entladen sich dann schlagartig, sobald sie beispielsweise mit einer Lötkolbenspitze in Berührung kommen.
Leuchten sind keine Kontrollelemente gemäß den Tabellen 2 und 3 der ESD-Norm DIN EN 61340-5-1:Teil 5-1. Für solche besonderen Kontrollelemente werden jedoch eigene Regeln zur Qualifizierung und Überprüfung definiert. Grundsätzlich sollten jegliche Isolatoren, also nicht ableitfähige Komponenten, vom ESD-gerechten Arbeitsplatz entfernt werden. Dazu zählen auch nicht-ESD-sichere Leuchten, weil sie große elektrische Ladungen tragen können. Denn Elemente wie Lupen, Gehäuse oder Blenden bestehen oft aus nicht leitenden Materialien. ESD-sichere Leuchten hingegen sind an keiner Stelle über 100 V aufladbar.
ESD-Leuchten sorgen für Sicherheit
Der Leuchtenhersteller Waldmann unterstützt ESD-Koordinatoren in den Betrieben hinsichtlich dieser Problematik. Der Hersteller bietet mit seinen neuartigen ESD-gerechten LED-Arbeitsplatzleuchten ein in diesem Umfang bislang einmaliges Leuchtenprogramm für ESD-Schutzzonen. Mit der Lupenleuchte Tevisio, der Gestänge- und Unterbauleuchte Taneo und der Systemleuchte Tameto, die sich abgependelt oder seitlich montiert einsetzen lässt, wurden die hohen Qualitätsstandards hinsichtlich ESD verwirklicht. So ist beispielsweise die Glaslupe der Tevisio-Leuchte beidseitig ableitend beschichtet. Auch sämtliche Blenden sind ableitend beschichtet, Metallgehäuse sind ableitend lackiert, genauso wie Kunststoffgehäuseteile, falls sie nicht bereits aus ableitfähigem Kunststoff bestehen.
Darüber hinaus sind alle ESD-Leuchten von Waldmann durch ein unabhängiges Institut geprüft. Der Prüfbericht wird dem Kunden gemeinsam mit den Leuchten ausgeliefert. Der Nachweis enthält auch das Prüfverfahren und die Grenzwerte. Die Leuchten sind mit dem EPA-Label gekennzeichnet. Das unterstützt den ESD-Koordinator bei der Erstellung seines ESD-Kontrollprogramms und bei Audits zum ESD-Schutzmanagement.
Sichere Arbeitsplatzbeleuchtung
In Deutschland werden die Mindestvorschriften in puncto Sicherheit und Gesundheitsschutz an Bildschirmarbeitsplätzen (EG-Richtlinie 90/270/EWG) durch die Bildschirmarbeitsverordnung (BildscharbV) umgesetzt. Darüber hinaus sind wichtige Punkte zur Arbeitsplatzbeleuchtung in der Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV) geregelt. Zu den wichtigsten Kriterien, welche die Arbeitsplatzbeleuchtung beeinflussen, gehört die jeweilige Arbeits- bzw. Sehaufgabe. Die entscheidet über die Wahl der Leuchtmittel.
(mrc)