Das im idyllischen Weinanbaugebiet gelegene Saint Philbert de Bouaine ist nicht nur Hochburg der Muscadet genannten Weißweine der Rebsorte Melon de Bourgogne. Die französische Gemeinde ist Hauptsitz des 1973 gegründeten Elektronikfertigungs-Dienstleisters Tronico – ein Spezialist für Design und Integration anspruchsvoller elektronischer Systeme. Mit hohem Anspruch: Die Lösungen funktionieren nicht nur punktuell, sondern über den gesamten Lebenszyklus. Neben dem EMS-Kerngeschäft hat sich das französische Unternehmen als Original Design Manufacturer (ODM) für die Entwicklung führender elektronischer Systeme etabliert. Seit geraumer Zeit setzt Tronico auf die Unterstützung von Systemlieferant Ersa.
Tiefergehendes Verständnis für F&E
Hier am Hauptsitz Saint Philbert de Bouaine, nur knapp 30 km entfernt von Nantes, arbeiten insgesamt 450 Mitarbeiter. Allein 50 sind in der Entwicklung anzutreffen, einer Abteilung, die in vielen Unternehmen gern auch einfach als „R&D“ bezeichnet wird und als Innovationstreiber nicht selten den Erfolg einer Unternehmung mitbegründet: Research and Development, Forschung und Entwicklung. Weitere zehn Tronico-Entwickler sitzen im gut 800 km entfernten Grenoble. Gemeinsam entwickelt das 60-köpfige Team elektronische Produkte, die unter härtesten Einsatzbedingungen zuverlässig funktionieren müssen, und integriert Baugruppen gemäß Kundenspezifikationen in Branchen wie Biotechnologie und Medizintechnik, Industrie und Transport.
Ebenso treibt Tronico die Entwicklung eigener Produkte voran, etwa im Bereich Umwandlung von Energien oder „Battery Management Systems“ in eingebetteten und stationären Systemen (Transport und Mobilität). Schwerpunkte der Tronico-Aktivitäten sind die Luft- und Raumfahrttechnik, militärische Verteidigung sowie das weite Feld der Energie, etwa Öl und Gas, alternative Energien, Sonnen- und Windenergie, Geothermie sowie Brennstoffenergie. An einem zweiten Produktionsstandort im marokkanischen Tanger beschäftigt Tronico weitere 250 Mitarbeiter. Das Nordamerika-Business wird von Niederlassungen in Montreal und Seattle aus betreut. So ist das französische Unternehmen strategisch erdenweit gut aufgestellt.
Zum Tronico-Service gehören weitere Dienstleistungen, wie zum Beispiel „Maintien en Condition Opérationelle“, kurz MCO, beziehungsweise kontinuierliche Einsatzbereitschaft. Ebenso die Verwaltung von Abkündigungen, wenn also Bauteile ausgewechselt oder eine neue Elektronik mit aktuellen Bauteilen entwickelt werden soll. Obsoleszenz-Management und die sichere Lagerung von Bauteilen oder bestückten Leiterplatten, Benutzung von Stickstoffschränken sowie Dauerlagerung gehen dabei Hand-in-Hand. Auch ein Labor für die technische Ausführung von Bauteilen ist verfügbar, in dem die Echtheit und Funktionalität von Bauteilen geprüft wird – was weit über die technischen Eigenschaften hinausgeht.
Tronico in Zahlen
- gegründet: 1973,
Umsatz 2015: 64 Mio. Euro - Produktionsstandorte: Saint Philbert de Bouaine (in der Nähe von Nantes), Tanger (Marokko)
- Mehr als 100 aktive Kunden – vom Start-up bis zum internationalen Player
- Branchen: Energie (Öl/Gas, alternative Energien, Geothermie, Brennstoffenergie), Medizintechnik, militärische Verteidigung, Raumfahrt
- über 700 Mitarbeiter
- Teil der Alcen-Unternehmensgruppe
Hohe Prozesssicherheit mit Selektivlötanlage
Wie kam es dazu, dass Tronico seit 2015 auf das Selektivlöten setzt – eine Technologie, die bis dahin nicht im Unternehmen zum Einsatz kam? Frédéric Gaboriau, Tronico-Prozessmanager für Wellenlöten und Lackierung und seit dem Jahr 2000 im Unternehmen, erstellte ein Lastenheft, das die Anforderungen für die Maschine und das Produkt definierte. Es ging dabei um zwei Maschinen, eine war für den Hauptsitz in Saint Philbert de Bouaine gedacht, eine für den reinen Produktionsstandort Tanger in Marokko.
Sechs potenzielle Lieferanten wurden kontaktiert, drei zum Test mit Platinen vor Ort eingeladen. Am Ende ging der Zuschlag an die Selektivlötanlage Ecoselect 1 von Ersa. „Auf der Selektivlötanlage werden Doppelreflowplatinen verarbeitet, die man nicht auf der Wellenlötanlage fertigen kann – und es ging darum, das manuelle Löten zu vermeiden“, begründet Frédéric Gaboriau das Benchmarking. Mit der Investition verbunden war auch die Absicht, die Wiederholbarkeit von Prozess und Automatisierung hinsichtlich Fluxen, Vorheizen und Löten sicherstellen zu können. Also eine stets wiederkehrende Top-Qualität im Rahmen eines stabilen Prozesses, unabhängig vom Bediener, stets wiederhol- und rückverfolgbar. Gaboriau fährt fort: „Wichtig waren für uns auch die schnelle Programmierung und dass alle Prozessparameter für jeden Einzelpunkt einstellbar sind. All das leistet die Ecoselect 1 – sie ist zur zuverlässigen Konstante bei Tronico geworden, die neue Projekte und Kunden erzeugt.“
Pluspunkt: Systemlieferant Ersa weltweit im Einsatz
Die Entscheidung für Ersa fiel aber nicht nur auf Basis dieser einen Maschine – entscheidend war ein ganzes Bündel an Faktoren: Neben der leistungsstarken Technologie war es auch ein ebensolcher Service, der den Kunden weltweit in jede Produktionsstätte begleitet. Darüber hinaus gaben auch innovative Technologien wie die elektromagnetische Lotpumpe für eine konstante Durchflussrate, die vollflächige Vorheizung oder die Verwendung benetzbarer Düsen, was auch bei komplexen Baugruppen für große Flexibilität sorgt, sowie das intelligente Doppeltiegelsystem zur Verarbeitung zweier unterschiedlicher Lotlegierungen den Zuschlag.
Das Tronico-Team steht zu seiner Entscheidung für den Systemlieferanten Ersa, der gern auch mal zu ungewöhnlichen Mitteln greift: Im Jahr 2015 brach ein Ersa-Team von Wertheim am Main zur Roadshow nach Frankreich auf und machte dabei auch Station in Saint Philbert de Bouaine – im Gepäck ein umfangreiches Technologieseminar mit vielen Informationen und Live-Demos. So entstand ein lebendiger Dialog, in dem Tronico und Ersa unter anderem auch die Möglichkeiten anderer Löt-Technologien ausloteten – mit schon fast greifbaren Ergebnissen. Es sieht ganz danach aus, als ob hier eine weitere deutsch-französische Partnerschaft aktiv ausgebaut wird. Bonne chance oder viel Glück!
Ersa in Frankreich
Die Niederlassung in Chevigny Saint Sauveur (bei Dijon) unterstützt den französischen Markt mit sechs Mitarbeitern. Remy Lutz betreut als Ersa Sales Manager den Kunden Tronico.
(mrc)