Auf zwei konstruktive Tage rundum Smart-Factory hat Asys zu sich nach Dornstadt eingeladen. Klaus Mang, Geschäftsführer und Gründer von Asys, ließ in seiner Eröffnungsrede seiner Begeisterung freien Lauf ob des regen Zuspruchs der Teilnehmer: Über 400 Kunden und Partner folgten der Einladung zum Hauptstandort, um live zu erleben, wie Asys sich „Elektronikfertigung 4.0“ vorstellt.
Die fast schon charmante Ableitung von der vierten industriellen Revolution hat seinen Grund: „Wir haben ein sehr breites Produktspektrum innerhalb und auch außerhalb der Elektronikfertigung. Dadurch haben wir sehr viele Wirkungsbereiche, in denen wir tätig sind“, erläutert er. Diese im Sinne einer funktionierenden Smart Factory darzustellen, ist denn auch gelungen: Auf über 1.000 m² Ausstellungsfläche wurden neue und zukunftsfähige Automatisierungslösungen und Technologien vorgestellt, Meinungen ausgetauscht und über die Produktion von morgen angeregt diskutiert.
„Smart Factory“ heißt die Mission, die sich Asys auf die Fahnen geschrieben hat. Doch Mission und Vision liegen nahe beieinander, merkt Mang weiter an: „Wir laden zum Gedankenaustausch ein, da viele Ansichten, Meinungen und Vorstellungen über die Zukunft lassen uns neue Perspektiven gewinnen lassen, die zur besten Lösung führen.“ Wie sich also Kundenideen und die eigene strategische Ausrichtung bündeln lassen, kommentiert er so: „Wie bei jeder wichtigen Mission steht am Anfang eine Idee, und wir versuchen aus dieser Idee ein Produkt zu generieren, das uns, aber vor allem unsere Kunden, voranbringt.“
Smart-Factory-Konzepte für die Fabrik der Zukunft
Wie sieht eine vernetzte Produktion mit mitdenkenden Maschinen aus? Die Fertigung von Morgen ist flexibel, wandelbar und ganzheitlich vernetzt: Zweifelsohne ist Smart Factory ein wesentlicher Bestandteil von Industrie 4.0. Mit der linienübergreifenden Software Pulse bekommt Industrie 4.0 ein Gesicht, vereint doch diese Lösung unterschiedliche Hersteller entlang der elektronischen Baugruppenfertigung. Geht es nach Asys, dann wird dieses „Industrie 4.0-Device“ die Elektronikfertigung nachhaltig revolutionieren. Dank Smartwatch oder Roboter lassen sich zuverlässig komplexe Produktionsabläufe verknüpfen, so dass der Bediener bei seinen Aufgaben unterstützt wird.
Dabei arbeitet das Unternehmen an Partnerschaftskonzepten, damit der User mit nur einer Software jegliche Maschinen unterschiedlicher Hersteller überwachen kann. Unter dem Dach einer Pulse-Community sind bereits namhafte Unternehmen wie Fuji Machine, Kolb Cleaning Technology, Rehm Thermal Systems und Viscom vertreten.
Das Konzept von Asys hinsichtlich einer Smart Factory beschränkte sich nicht nur darauf, die linienübergreifende Software Pulse anschaulich zu präsentieren. Smart Factory à la Asys erlaubt vor allem eine hohe Flexibilität: Komplexe Prozesse wie Markieren, Drucken, Bestücken und Nutzentrennen werden voneinander separiert und so zu einzelnen Insellösungen. Verbindendes Element sind autonome Transportroboter, die eine selbstorganisierte Materiallogistik ermöglichen: Der Vego-Dynamic-Linienbelader sendet über Pulse ein Signal an einen mobilen Roboter und fordert diesen auf, das leere Magazin zu ersetzen. Der Roboter navigiert autonom durch die Fertigung, dockt schließlich an das Beladesystem an und tauscht das leere Magazin durch ein volles. Auf dem Areal waren denn auch drei Transportroboter im Sinne einer fließenden Elektronikfertigung unterwegs und versorgten sie Stationen kontinuierlich mit Material.
Als Publikumsmagnet diente ein kollaborativer Roboter, der an einem Handarbeitsplatz komplett vollautomatisiert seine Arbeit verrichtete. Ausgestellt war der Nextage genannte Roboter von Hitachi High-Technologies. Praktikabler Einsatz eines solchen kollaborativen Roboters ist es, den Menschen von monotonen Aufgaben befreien und sicher zu unterstützen. Sein inhärent sicheres Design sogt dafür, dass er anhält oder bei Berührung stehen bleibt beziehungsweise sich von der Berührung weg bewegt. Dadurch gibt es keine Barrieren oder Hindernisse bei der Zusammenarbeit mit dem Menschen, womit keine Schutzeinrichtung nötig ist. Die Faszination für die prall mit komplexer Elektronik und mit zig Freiheitsgraden ausgerüsteten intelligenten Mechanismus war denn auch groß.
Auf der nächsten Seite werfen wir einen Blick auf die vorgestellten Produkthighlights.
Produkthighlights vorgestellt
Für das Unternehmen sind die alle zwei Jahre im November stattfindenden Technologietage ein wichtiger Meilenstein. „Innovation ist ein wesentlicher Motor unseres Erfolgs. Wir sind offen für Neues, handeln schnell und entschlossen“, erklärt Werner Kreibl, ebenfalls Geschäftsführer und Gründer von Asys, der sich mit Asys durchaus in der Lage sieht, „eine Vorreiterrolle in Sachen Industrie 4.0 einzunehmen“. Dieses Ziel wolle man sich durch mutige Lösungen in großen Schritten zu nähern. „Unser Anspruch ist das Optimieren und Automatisieren von Produktionseinrichtungen im Bereich Elektronikfertigung, Solar und Life Science. Durch das breite Portfolio ermöglichen sich Synergien, die unsere Kompetenzen erweitern und Produkte veredeln“, erläutert er.
Wie das gelingt zeigten die vielen Neuerungen an den Anlagen. Im besonderem Fokus stand die Drucktechnik: So wurde im Verbund mit Ekra das Reel-to-Reel-Verfahren gezeigt. Diese Lösung ist die Produktion von Produktion von flexiblen Schaltungsträgern oder LED-Beleuchtungselementen konzipiert. Parallel dazu wurde Drucklösung Multistep demonstriert, die eine Verarbeitung von übergroßen Leiterplatten in einer schrittweisen Bedruckung ermöglicht.
Dadurch lassen sich Stretching-Effekte im Gesamtlayout signifikant reduzieren. Die Drucklösung ist eine neue Methode zur hochgenauen Bedruckung von Boards mit einer Länge von bis zu 1,50 m. Darüber hinaus stellte Asys eine clevere Option fürs Drucken vor, die den Smartwatch-Markt erobern soll: Mit Optilign ist es möglich, bereits vereinzelte, sehr kleine Leiterplatten ohne Stretch und Toleranzen in einem einzigen Vorgang hochgenau zu bedrucken.
Gezeigt wurde auch das Lasermarkiersystem Insignum 4000, das mit einer leistungsfähigen Wendestation und einem präzisen Achssystem aufwartet. Dadurch ließ sich die Wendezeit der Leiterplatte um bis zu 50 Prozent reduzieren, während die Markiergenauigkeit von 150 μm auf 100 μm @ 5 Sigma gesteigert wurde. Schnelle Reaktionszeiten weist der Trockenlagerschrank Considus auf, der eine relative Feuchte unter 3 Prozent in weniger als einer Minute nach Türöffnung erreicht.
Parallel dazu die neue Trayhandlinganlage mit integriertem H-Portal Pario 1000 vorgestellt, die einen großen Arbeitsraum abdeckt und jede Position im Tray dadurch präzise erreichen kann. Zusammen mit einer Laseranlage und einem Warenträgersystem automatisiert die Maschine den Beschriftungsprozess.
Die Sortierung von 4000 Solarzellen in 72 Klassen pro Stunde ermöglicht der Highspeed-Sorter, der die erfolgreiche Metallisierungslinie „Alignus 2.0“ neuerdings komplett macht. Zukünftig lassen sich außerdem die Metallisierungslinien via Tablet und Smartwatch überwachen.
Eintauchen in die 3D Welt
Ein weiterer Besuchermagnet war das Eintauchen in eine virtuelle 3D-Welt. Über eine Cardboard-Brille konnte das Innenleben einer komplexen Montagelinie in einer 360-Grad-Animation live nachempfunden werden. Prozesse innerhalb der Maschine ließen sich direkt beobachten. Anschließend hatten die Teilnehmer die Gelegenheit, die Montagelinie live und in realer Dimension zu betrachten.
Die Verknüpfung der realen mit der digitalen Welt realisierte Asys direkt und erstmalig an einem Divisio-Nutzentrennsystem: Mittels einer smarten Augmented-Reality-Brille wurden virtuelle Informationen mit der realen Welt verbunden. Das revolutioniert die Servicetätigkeit, spart Zeit und sorgt für minimierte Stillstandzeiten.
Auf der nächsten Seite geht es um jede Vorträge, die die Industrie 4.0 adressierten.
An Industrie 4.0 adressierte Vorträge
Ganz im Sinne von Industrie 4.0 waren auch die vielen Vorträge, die neue Chancen für die Elektronikproduktion aufzeigten und das künftige Zusammenspiel von Mensch und Maschine erläuterten. Wie Unternehmen von digitalen Technologien profitieren können und bei ihrer Zielgruppe sichtbar werden, beschrieb der Keynote-Speaker Steve Pscheid am zweiten Tag in seinem mitreißenden Vortrag über „Digital Disruption“. Keynote-Speaker am ersten Tag war Rabih A. Karim. Der Experte begeistert im Bildungsinstitut für Erste Hilfe und Gesundheitspädagogik, Proapollo, täglich viele Menschen und motiviert sie in Notfallsituationen beherzt einzugreifen und Leben zu retten. Er wies den Weg, wie man unter enormem Stress einen kühlen Kopf bewahren kann, frei nach dem Motto „Reden ist Silber und Retten ist Gold“.
Insgesamt fünf Fachvorträge krönten die Veranstaltung. Am ersten Tag bildete Thomas Zettner, Head of Frontend Technologies von Continental, den Auftakt. Er beschrieb wie ein gutes Miteinander zwischen Maschine und Mensch möglich wird: Selbstfahrende Autos und smarte Fabriken stünden im Fokus des öffentlichen Interesses, wobei bei beiden Entwicklungen gerne der Mensch als Leidtragender beschrieben werde. „Digitalisierung ist jedoch kein Selbstzweck“, argumentiert er und merkt weiter an: „Dank der Weiterentwicklung ganzer Branchen und ihrer Wertschöpfungsketten fördert sie maßgeblich den Wohlstand der Gesellschaft.“
Welche Chancen sich für die Elektronikfertigung mit Industrie 4.0 ergeben, erläuterte Thomas Mückl, Director Electronics Technology von Zollner Elektronik. „Vielen Unternehmen in der Elektronikfertigung ist es noch nicht bewusst, ob und wie sie von Industrie 4.0 profitieren können“, unterstreicht er. Gesucht seien Lösungen, die schon jetzt mit vorhandenen MES-Systemen und aktuellen Maschinen umsetzbar wären, betont er: „Bei Produkten mit intelligenten Funktionen erschließen sich ungeahnte Möglichkeiten in der Produktionssteuerung sowie im -ablauf.
So sorgen zum Beispiel Leiterplatten mit integrierter Intelligenz für schnellere und einfachere Prozessabläufe.“ Die Vortragsreihe am ersten Tag beendete Florian Ritter, Manager Business & Product Portfolio Development von Asys. Er stellte das ausgestellte Smart-Factory-Konzept vor und bekräftigte das Tagungsmotto: „Mit unserer Neugier, neue Wege zu gehen und dem Mut unsere Überzeugung zu leben, möchten wir Meilensteine setzen in der Elektronikproduktion von morgen.“
Nach der Keynote am zweiten Tag startete Katrin Fricke, Operations Director von Diehl Controls. Voll automatisch, hocheffizient und dennoch flexibel – mit diesen Eigenschaften überzeugte die Fertigung von Diehl Controls in Wangen die Jury des Benchmark-Wettbewerbs „Die Fabrik des Jahres“. Auf der Grundlage von Digitalisierung und Vernetzung erzielt das Unternehmen ein zuvor unerreichtes Niveau bei Stückzahlen und Qualität. Ein hoher Automatisierungsgrad, intelligente Messung und kontinuierliche Verbesserung der Produktionsprozesse stehen dabei im Fokus.
Thorsten Walter, Group Director Production Electronics & Motors von Wilo SE, erläuterte, dass das Unternehmen der weltweit der erste Pumpenhersteller sei, der ein Smart-Home-fähiges Produktportfolio anbieten kann. Nun plant das Unternehmen ein neues Werk in Dortmund mit optimierter Just-in-Time-Fertigung, das nach der Wilo-Regel 5+1 aufgebaut ist. Die Lagerbestände werden auf ein Minimum reduziert und die gesamten Abläufe vom Vertrieb, Fertigung bis hin zu Lieferanten miteinander vernetzt.
Sprühende Innovationskraft
Die im zweijährigen Turnus stattfindenden Technologietage sind eine Wissensplattform für beide Seiten. Für Asys bietet sie eine gute Gelegenheit, direktes Kundenfeedback zu bekommen. Für die Fachbesucher stellt sich die Fachtagung als Trendbarometer dar: Schließlich gilt es, die Herausforderungen der Zukunft zeitig zu erkennen und mit Maschinenkonzepten und Technologien zu antworten, die den steigenden Ansprüchen an Genauigkeit, Präzision und Prozessstabilität gerecht werden.