Das Jahr 1992 war zweifelslos ereignisreich: Nicht nur, dass mit Unterschrift der Außen- und Finanzminister der Mitgliedstaaten im Maastrichter Vertrag die Europäische Union endgültig Realität wurde, Euro-Disneyland nahe Paris seine Pforten öffnete, Henry Maske sich zum Box-Weltmeister im Halbschwergewicht boxte, der einstige DDR-Staatschefs Erich Honecker auf dem Berliner Flughafen verhaftet und Bill Clinton zum 42. Präsidenten der USA gewählt wurde. 1992 war die Geburtsstunde von Asys. Und das ist bemerkenswert, denn wie aus dem Nichts haben die Firmengründer Werner Kreibl und Klaus Mang mit flexiblem Unternehmergeist und unkonventionellen Ideen ein erfolgreiches Unternehmen aufgebaut.
Automatisierer: Offen für Neues
Unternehmen werden durch Ideen für neue Produkte geschaffen. Davon waren beide Entrepreneure überzeugt. In den Anfängen waren die Themen Handling und Automatisierung sehr sondermaschinenlastig. Die Grundidee: ein komplettes Produktspektrum anzubieten, das – gesteuert durch einen Mikroprozessor – sämtliche Bereiche als Module abdeckt. Offensichtlich hatten die Gründer mit ihrer Geschäftsidee einen Trend vorausgesehen: „Mit konsequent durchdachten Handhabungsmodulen konnten wir uns zumindest in Europa sehr schnell als Partner bei dieser notwendigen Automatisierung etablieren“, erinnert sich Klaus Mang. Und bereits in den 1890er Jahren wusste man bei Asys auch mit den richtigen Partnern international Fuß zu fassen, merkt Werner Kreibl an: „Zusammen mit Siemens Siplace haben wir damals unter dem Motto ‚Total Solutions‘ Linienkomplettlösungen angeboten. Siemens Siplace war für uns ein wichtiger strategischer Partner, mit dem uns der Weg nach Amerika und Asien recht leicht gefallen ist.“ Heute vertrauen Kunden wie Siemens oder Continental Frankfurt dem Unternehmen und seinen Produkten. Pro Monat liefert Asys rund 500 Maschinen aus. 70 Prozent des Umsatzes generiert der Maschinenbauer über den Export. Von der Unternehmenszentrale in Dornstadt werden die Aktivitäten auf fünf Kontinenten gesteuert.
Über gezielte Akquisitionen wie etwa Ekra im Jahr 2005 oder 2009 Botest Systems und zuletzt Super Dry Totech Anfang Mai 2017 hat Asys seine Geschäftsfelder sukzessive erweitert. Heute liegen die Schwerpunkte in den Bereichen Elektronik, Solarindustrie und Life Science. Nicht zuletzt aufgrund der wachsenden Bedeutung so genannter Smart-Technologien wird auch die Entwicklung von Software immer wichtiger für Asys. Mit seiner linienübergreifenden Softwareplattform Pulse hat Asys nicht nur einen unternehmerischen Meilenstein gesetzt, sondern auch in der Elektronikfertigung weltweit. Wandlungsfähigkeit, Ressourceneffizienz und Ergonomie – das soll die künftige intelligente Fabrik der Zukunft zuwege bringen und dabei für einen fließenden Produktionsprozess sorgen. Praktischerweise erfolgt die Interaktion bei Pulse über mobile Geräte wie Tablet oder Smartwatch.
Dabei geht es vor allem darum, kontinuierlich die Fertigungsprozesse zu optimieren – etwa wie bei der Idee, das Mobile Device an Handlingmodulen einzusetzen. Weltweite wirtschaftliche Tendenzen werden genauso aufgegriffen wie absehbare Trends in der Elektronikfertigung. Um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können ist Innovationskraft gefragt, weiß man bei Asys. Daher hat der Maschinenbauer gemeinsam mit ASM Assembly Systems den De-Facto-Standard „The Hermes Standard“ aus der Taufe gehoben, um eine stringente und zuverlässige Kommunikation zwischen allen Maschinen einer SMT-Bestücklinie zu ermöglichen.
Messehighlight: Material Logistics
Das Ziel von Asys im Bereich Material Logistics ist es, den kompletten Materialfluss in einer modernen Elektronikfertigung zu automatisieren. Dafür haben die Automatisierungsexperten ein modular erweiterbares Logistikkonzept entwickelt das aus drei Hauptkomponenten besteht: Zentrales Bauteillager, Automated Guided Vehicles (AGV) und Materialbahnhöfe. Alle Komponenten kommunizieren über Pulse miteinander und geben die jeweiligen Aufträge weiter. Als zentrales Bauteillager wird der Dry Tower eingesetzt. In bis zu 6 m Höhe ist es möglich, Bauteile chaotisch in Schubladen zu lagern. Die Anlage ist so konstruiert und programmiert, dass Bauteilrollen volumenoptimiert einlagert werden können. Dabei ist es möglich, mehrere Rollen gestapelt in einer Schublade unterzubringen.
Messehighlight: Operator Support
Um den Operator bestmöglich zu unterstützen stellt Asys zwei neue Lösungen vor. Erstmalig wird der flexible Coboter UR10 in Kombination mit einem Divisio-Nutzentrenner präsentiert. Im Falle eines Produktionsengpasses können manuelle Handlingaufgaben, wie das Entladen, an den digitalen Kollegen abgegeben werden. So kann bedarfsorientiert und flexibel reagiert werden.
Auf der Productronica werden Coboter und Nutzentrennsystem von einem AGV mit Material versorgt. Die zweite Lösung ist eine Option für das 3D-Printingsystem Hycon XH3D. Dank des automatischen Siebwechsels ist es möglich, Bedienfehler zu minimieren und Rüstzeiten erheblich zu reduzieren. Ein weiterer positiver Effekt ist der Schutz der Druckraum-Atmosphäre, da die Haube nicht geöffnet werden muss.
Messehighlight: Production Management
Mit unterschiedlichen Software-Tools unterstützt Asys auch den „Production Manager“, indem ihm produktionsrelevante Informationen zur Verfügung gestellt werden. Beispielsweise sind Statistik und Performance-Auswertungen eine wertvolle Grundlage für Produktionsentscheidungen. Sie helfen dabei Bottlenecks zu identifizieren, Fehler zu vermeiden und zu informieren, ob der Zieldurchsatz erreicht wird. Weiterhin optimiert Asys die Arbeitsvorbereitung mit der „Alert-Manager“ App. Dank dieser Anwendung kann der Verantwortliche eingehende Maschinenmeldungen für den Operator neu priorisieren und umbenennen.
Um einen reibungslosen Produktionsablauf zu fördern, stellt Asys die auf Simplex basierende App „Insignum Offline-Programming“ vor. Mit diesem Feature kann der Operator nun Programme für Lasermarkiersysteme anlegen ohne die Produktion zu unterbrechen. Die Software „Production-Pool“ wiederum vernetzt alle Anlagen innerhalb einer Fertigung miteinander. Damit stehen die neu angelegten Programme allen eingebundenen Laseranlagen zur Verfügung.
Messehighlight: intelligent factory
Mobile Assistenzsysteme, smarte Softwareprodukte und autonome Transportroboter ergänzen nun das Produktportfolio. Um die unterschiedlichen Anwendungszwecke dieser neuen Produkte zu beschreiben, hat Asys während der productronica 2017 User-Szenarien definiert. Dabei wird zwischen den Bereichen „Material Logistics“, „Operator Support“ und „Production Management“ unterschieden. Unter dem Motto „More than Standard“ werden zudem die vielen Sonder- und Kundenlösungen präsentiert, die im Verbund der Asys Group entwickelt werden.
Messehighight: More than Standard
Mit der innovativen Erweiterung Multistep lassen sich extrem lange Leiterplatten in einzelnen Teilschritten präzise und schnell bedrucken. Aufgrund der kleineren Verarbeitungsfläche können Leiterplattentoleranzen erfolgreich kompensiert werden. Der Druckversatz wird dadurch merklich reduziert, sodass 01005 Komponenten sicher verarbeiten werden können. Im Produktbereich Inventus erweitert das Unternehmen das Leistungsspektrum um Sonderanlagen, vor allem in der Montageautomatisierung. Ausgehend vom Kundenprodukt, Automatisierungsgrad und Taktzeit werden unter anderem schlüsselfertige Montageanlagen und -linien entwickelt. Dabei werden Technologien wie Fügen, Schrauben, Schweißen, Pressen und vieles mehr integriert. Auf der Productronica stellt Asys eine Zelle vor, die Teil einer schlüsselfertigen Optics-Montagelinie ist.
Auf der gesamten Linie werden Kameras für den Einsatz in Autos produziert. Die ausgestellte Anlage übernimmt dabei die automatische Flachbandkabel-Montage. Integriert sind eine mehrfache optische Inspektion sowie ein robotergestützter Fügen-Prozess.
Productronica 2017: Halle A3, Stand 277